Leonie Jockusch - Meeresschatten

  • Als ihre Familie beruflich von Hamburg nach London geht, entscheidet sich Johanna, genannt Jo, zwar für ein Leben in England, aber gegen die Großstadt. Sie kommt in der Küstenstadt Silver Glen bei Freunden der Familie unter. Hierhin fahren sie alle bereits seit vielen Jahren regelmäßig in Urlaub und der kleine Ort ist Jo zu einer zweiten Heimat geworden. Sie geht auf die örtliche Schule und hat dort in Kate und Ellen bereits zwei wirklich gute Freundinnen gefunden. Während eines Badeausflugs entdeckt Jo plötzlich einen jungen Mann, der in unheimlicher Höhe an der unzugänglichen Felsküste klettert. Doch als sie ihn ihren Freundinnen zeigen will, ist er verschwunden. In der Annahme, dass er gefallen ist, macht sich Jo auf die verzweifelte Suche nach ihm, aber wird dabei nicht fündig. Wer ist der geheimnisvolle Mann und wo ist er hin?


    Einige Zeit später sieht sie den mysteriösen Fremden wieder, doch immer noch gibt er sich nicht zu erkennen. Als Jo nicht von der Suche nach ihm ablässt, lauert er ihr auf und warnt sie eindringlich, sich von den Klippen fernzuhalten. Jo ist völlig verwirrt, denn gleichzeitig geschehen weitere unerklärliche Dinge in ihrer Umgebung. Als sie einem davon auf den Grund gehen will und dabei ziemlich weit herausschwimmt, droht sie zu ertrinken und wird im letzten Moment von ihrem mysteriösen Fremden gerettet. Von da an eröffnet sich für Jo eine völlig neue und faszinierende Welt. Verzweifelt versucht sie Geheimnisse zu lüften und Leben zu retten, doch nicht immer ist alles so, wie es scheint. Wird es Jo gelingen? Und was ist mit ihrem Retter, dessen wunderschöne Augen ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen?


    Der im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienene Roman "Meeresschatten" von Leonie Jockusch ist optisch ein echter Hingucker. Der Einband des stabil gebundenen Buches ist wundervoll samtig und fasst sich sehr schön an. Das Cover ziert eine junge Frau, eingerahmt mit dezenten Ornamenten. Die einzelnen Kapitel des Buches werden von Meeresbildern unterbrochen und ein schönes Lesebändchen in genau der richtigen Stärke rundet diesen wahren Augenschmaus ab. Dies ist bereits mein zweites Buch dieses Verlags, das so faszinierend gestaltet ist und ich bin wirklich versucht, die Bücher in den Kultstatus eines Sammelobjekts zu erheben. Hier hat sich jemand unheimlich viel Mühe gegeben bei der optischen Gestaltung und sich meiner Meinung nach dabei selbst übertroffen. Zudem sind die Bücher auch noch sehr hochwertig verarbeitet, so dass man sie - im Gegensatz zu manchen anderen - nicht ungewollt rundliest und so sind sie auch nach Beendigung der Lektüre ein echter Eyecatcher in meinem Bücherregal.


    Doch das Buch ist nicht nur optisch ein absoluter Gewinn, sondern auch vom Leseinhalt. "Meeresschatten" ist das Debüt der Autorin und mir gefällt die Idee, die hinter diesem Roman steckt. Die Protagonistin Jo ist eine sympathische und auch sehr neugierige Heldin. Das Mysterium des plötzlich verschwundenen Fremden in den Klippen lässt sie nicht in Ruhe und muss unbedingt von ihr gelöst werden. Dieser Mann zieht sie förmlich magisch an und das umso mehr, da sie zunächst nie in der Lage scheint, sein Gesicht zu erkennen. Doch auch Drohungen und sogar Einbrüche schrecken sie nicht ab, die Geheimnisse zu klären. Mutig folgt sie anfangs ihre Neugier, später ihrer Hilfsbereitschaft und aufkommenden Liebe. Die Geschichte wird zudem auch aus Jos Sicht erzählt, so dass man Anteil an ihren Emotionen hat und ihre Reaktionen begleiten und nachvollziehen kann. Sehr positiv fand ich auch, dass sie dabei nicht in die doch leider oft typische Daueranhimmelei des Objekts ihrer Begierde verfällt, sondern auch noch von ihrem Verstand Gebrauch macht, was sie angenehm realistisch 'rüberkommen lässt.


    Jos geheimnisvoller Fremder scheint zunächst etwas schwierig und nicht leicht einzuschätzen. Doch im Laufe der Geschichte erkennt man, dass er hierfür hinreichende Gründe hat und kann auch ihn schnell ins Herz schließen. Zudem ist die Liebesgeschichte nur ein Teilaspekt der Handlung und wird von einigen Geheimnissen, die es zu lösen gilt, sehr schön ergänzt. Nicht jeder ist in Silver Glen die Person, die sie vorgibt und so enthält das Buch einige überraschende und spannende Enthüllungen.


    Die Beschreibungen der englischen Küste waren so detailliert, dass man beim Lesen nicht nur feststellen konnte, wie sehr der Autorin diese Landschaft am Herzen liegt, sondern sich auch gleich selbst dorthin gewünscht hat. "Meeresschatten" hat mir, mit seinem anfänglich noch etwas ungewohnt lockeren Schreibstil, sehr gut gefallen und mich dabei nach wenigen Seiten bereits in seinen Bann gezogen. Ich würde mich freuen, wenn es zu dem Roman eine Fortsetzung geben würde.

    "Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt." Arabisches Sprichwort :study::flower:

  • Bei diesem Buch muss ich unbedingt die Aufmachung ansprechen. Ich finde, es ist ein kleines Schmuckstück. Ein samtig anfühlender Einband, liebevoll aber dennoch nicht kitschig gestaltet. Eine junge Frau, die auf das Meer hinausschaut, gibt die Stimmung des Buches perfekt wieder. Die einzelnen Kapitel sind nicht einfach nummeriert, sondern werden benannt und lassen immer in etwa ahnen, worum es gehen wird, ohne dabei zu viel zu verraten. Jedes Kapitel beginnt mit einer ein- oder doppelseitigen dunklen Schwarz-Weiß-Fotografie. De Meeresmotive sind sehr stimmungsvoll. Kompliment an den Verlag.


    Die 17jährige Jo wandert mit ihrer Familie nach England aus. Während ihre Eltern und ihr Bruder in London leben, wohnt Jo in Silver Glen, ein Küstenort, den sie während der langjährigen Urlaube kennen und lieben gelernt hat. Sie fühlt sich schnell zu Hause, besucht natürlich eine Schule und hat einige Freundinnen.
    Sie verbringt viel Zeit am Meer und sieht eines Abends einen unbekannten Jungen, der in großer Höhe an einem Bergfelsen, dem FernHill, klettert und im gleichen Moment schon wieder verschwunden ist. Es wird zu ihrer fixen Idee, diesen jungen Mann, sie nennt ihn „Phantom“, ausfindig zu machen. Obwohl sie ihn immer wieder für kurze Momente sieht, gibt er sich zunächst nicht zu erkennen. Jo bleibt hartnäckig und will unbedingt wissen, was es mit diesem geheimnisvollen Jungen auf sich hat. Welches Geheimnis birgt der Felsen, der FernHill? Als sie fast zu ertrinken droht, wird sie von ihrem „Phantom“ gerettet und es beginnt für Jo der Ausflug in eine neue Welt.


    Meeresschatten ist in diesem Monat mein persönliches kleines Highlight. Die besondere Aufmachung und die wunderschöne Geschichte um Jo und ihr Phantom haben mir einige fesselnde Lesestunden bereitet. Eine junge Lesefreundin hat mir Meeresschatten ausgeliehen und damit genau meinen Geschmack getroffen.


    Die Geschichte ist in der Ich-Form aus der Sicht von Jo geschrieben. Jo war mir von Beginn an sympathisch. Sie wirkt für ihr Alter schon recht erwachsen. Schon Ihre Entscheidung, einen kleinen Küstenort der Großstadt London vorzuziehen, ist schon ein ungewöhnlicher Schritt. Mir gefallen an Jo ihre Hartnäckigkeit und ihr fester Wille. Sie ist wissbegierig und gibt keine Ruhe.


    Das Phantom lasse ich jetzt einfach mal das Phantom sein. :wink:


    Ich bin selbst ein großer Meeresliebhaber. Die mystisch unheimliche, aber auch romantische Atmosphäre kam durch die Beschreibungen und natürlich die Bilder sehr intensiv bei mir an. Ich konnte richtig in die Geschichte versinken.


    Meeresschatten ist ein Einzelroman und endlich mal keine Trilogie. Die Geschichte hätte sicherlich weiteres Potential gehabt, aber so war es für mich genau richtig. Zurzeit sind genug Reihen unterwegs.


    Von mir gibt es eine klare Empfehlung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::thumleft:

  • Meine Meinung:
    Wer auf seine Fantasy-Einlagen nicht verzichten möchte, ist hier goldrichtig. Vergesst Vampire, Werwölfe, Zwerge und Orks - Meeresschatten bietet euch eine nette Abwechslung, die ihr verdient habt.


    Irgendwann ist jeder Drops gelutscht und man sollte sich nach neuen Büchern umsehen, die an Spannung und malerischen Beschreibungen, den klassischen Fantasywesen und Umgebungen in nichts nachsteht. Und wenn ihr mich fragt, hat Meeresschatten einen Schritt in die richtige Richtung getan. Neue Wesen, die mich bezaubert haben und in eine Welt eintauchen ließen, die ich in der Form noch nicht kannte. Eine Leichtigkeit umwob jeden Satz, den ich gelesen habe, sodass ich mich selber in Silver Glen sah. Die Story ist stimmig und hat mich sprachlos und zufrieden zurückgelassen.


    Ich hätte eine Sache, die mir am Anfang nicht an dem Buch gefallen hat und das war Jo. Jo ist für mich ein schwieriger Charakter, der für eine 16-Jährige sehr kindisch herüberkommt - nicht dem Alter entsprechend.
    Nach und nach wurde ich langsam mit ihr warm, aber zu 100% konnte mich die Hauptperson der Geschichte nicht fesseln.
    Ganz anders erging es mir mit den anderen Protagonisten. Jeder von ihnen hatte eine klare Linie, die keiner auch nur einen Moment abgewichen ist. Auch wenn diejenigen nicht viel älter oder jünger waren als Jo, konnten sie doch mit mehr Bodenständigkeit auftrumpfen.


    Die harmonische Gestaltung des Buches ist ein Traum. Es passt hervorragend zur Story und ist der i-Punkt auf dem Ganzen. Eine Karte erleichtert es dem Leser sich in Silver Glen. Die kurzen Kapitel waren mir sehr willkommen und die Meeresbewohner wie der Krebs, Seestern etc. am Anfang jedes Kapitels, taten ihr übriges, um auch mal zu verweilen und mir die Detailverliebtheit anzusehen, die ohne Frage, vorzufinden ist.



    Das Buch bekommt von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne

  • Ich hab das Buch gestern ausgelesen. So schnell hatte ich schon lange kein Buch mehr durch. Fesselnd ist es auf jeden Fall, man möchte unbedingt wissen wie es nun aus geht.


    Trotzdem bekommt das Buch von mir nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne. Habe sogar überlegt es nur mit 3 Sternen zu bewerten da für mich ein paar Sachen nicht stimmig waren. Ich finde das Buch doch recht klischeebeladen muss ich sagen, auch wenn das der Spannung nichts wegnimmt. An einigen Stellen fand ich es vorhersehbar und leider fand ich es manchmal auch überdramatisiert. Trotzdem driftet es nicht ins kitschige ab und auch die meiner Meinung nach überdramatisierten Stellen lesen sich dennoch gut.
    Also richtig gestört haben mich diese Punkte nicht, sie sind mir aber aufgefallen. Man sollte sich überlegen, ob man für so ein Buch grade in der Stimmung ist (das sollte man ja sowieso :geek: )....
    Etwas konstruiert fand ich die ganze Sache mit Colin. Das fand ich insgesamt doch etwas komisch alles...


    Auf jeden Fall liest es sich flüssig, die Kapitel sind super eingeteilt (in einer Leserunde wäre ich wahnsinnig geworden, die Kapitelübergänge sind echt fies, so das man immer weiter lesen muss :lechz: ) und die dunklen Meerbilder vor jedem Kapitel fand ich total schön, sie versetzen einen in die richtige Stimmung.


    Von mir gibts auf jeden Fall ne Leseempfehlung, wenn einem denn die genannten Punkte nichts aus machen...


    Ich würde mich freuen, wenn es zu dem Roman eine Fortsetzung geben würde.

    Darüber würde ich mich auch freuen, zumal das Ende so geschrieben ist, das man da gut einen 2. Teil ansetzen könnte finde ich.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.