Gerdur Kristny: Die letzte Nacht des Jahres / Garðurinn

  • Die Autorin:
    Die isländische Autorin Gerður Kristný wurde 1970 in Reykjavík geboren. Sie studierte Literatur- und Medienwissenschaften und war viele Jahre lang Chefredakteurin des Magazins Mannlíf. Seither arbeitet sie hauptberuflich als freie Schriftstellerin. Ihre Gedichte, Romane und Kinderbücher wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Isländischen Literaturpreis. Einige Werke wurden in isländische Schulbücher aufgenommen. (amazon.de)


    Klappentext:
    Als sich ihr Vater im Trödelladen einen alten Lehnstuhl aussucht, spürt Eyja sofort eine dunkle Kraft von ihm ausgehen. Zusammen mit ihrem neuen freund Sölvi versucht sie, seinem Geheimnis auf die Spur zu kommen...


    Inhalt:
    Als Eyja und ihre Eltern in das neue Haus ziehen, ist das Mädchen erstmal gar nicht begeistert. Zwar ist das Haus durchaus schön, aber dass sie von ihrem Zimmer aus direkt auf einen alten Friedhof schaut, das ist nicht unbedingt das, was Eyja sich vorgestellt hat. Und dass sie nun in eine neue Schule gehen muss, ist auch nicht gerade ein Geschenk, zumal sich schnell herausstellt, dass ihre Freunde aus der alten Schule – vor allem ihr Freund – sich ziemlich schnell von ihr abwenden.
    Doch Eyja steckt das alles noch irgendwie weg, nicht zuletzt deswegen, weil die Mädchen in ihrer neuen Klasse eigentlich ganz nett sind, und außerdem ist da ja auch noch Sölvi, ein Junge, der in der Nachbarschaft wohnt und ziemlich nett zu ihr ist… aber bei ihr zu Hause geht es nicht mit rechten Dingen zu: seitdem ihr Vater öfter in diesem komischen alten Lehnstuhl sitzt, den er beim Antiquitätenhändler gekauft hat, geht es ihm erschreckend schlecht und sein Zustand scheint sich immer weiter zu verschlimmern. Der Stuhl, so kommt es Eyja zumindest vor, hat eine Art Eigenleben – und er ist böse. Doch wer würde ihr diese Geschichte schon glauben? Eyja muss versuchen, das Geheimnis des Stuhls zu ergründen und ihrem Vater zu helfen, auch wenn das bedeutet, dass sie das Risiko eingehen muss, dass andere Leute sie für verrückt halten könnten…


    Meine Meinung:
    Dass aus Island schöne Geistergeschichten kommen, ist ja nichts Neues, und “Die letzte Nacht des Jahres” ist da keine Ausnahme. Ich hätte der Geschichte noch eine ganze Weile folgen können, und es wären durchaus auch noch Sachverhalte da gewesen, über die die Autorin mir noch mehr Informationen hätte geben dürfen.
    Der Roman hat nur 172 Seiten und ist damit schnell gelesen. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass unheimlich viel fehlte – die Charaktere konnte man auch so gut kennenlernen und Eyja ist eine sympathische Erzählerin, die ihre Leser schnell mitnimmt in die Handlung rund um diesen unheimlichen Stuhl. Und auch wenn es bis auf wenige Szenen eigentlich immer nur Andeutungen sind, die sich um das Aussehen und das “Verhalten” des Stuhls handeln – gruselig ist all das trotzdem und ich war froh, dass ich heute genügend Zeit hatte, um die Geschichte auch direkt in eins zu lesen.
    Mit wenigen Worten schafft es die Autorin, dass man sich ins Geschehen hineingezogen fühlt, und dass Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Insbesondere die Krankheit von Eyjas Vater kann man sehr eindrucksvoll mitverfolgen und lange ist unklar, wie dieser Handlungsstrang enden wird.
    Einige Aspekte der Geschichte sind zwar sehr vorhersehbar (zum Beispiel Sölvis Geheimnis, ich denke, die meisten Leser kommen schon beim ersten Eindruck dieser Figur zu den richtigen Schlussfolgerungen), aber das hat bei mir nicht dafür gesorgt, dass mich das Buch weniger unterhalten hätte. Für mich ist “Die letzte Nacht des Jahres” eine tolle winterliche und etwas gruslige Geschichte, die perfekt zu den kurzen Tagen und langen Nächten des Dezembers passt.
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