Anne Tyler - Damals als wir erwachsen waren

  • Klappentext:
    Rebecca Davitch ist 53, Geschäftsfrau in Baltimore, Matriarchin einer Familienclans – und in das falsche Leben hineingeraten. Aber muss das denn alles so bleiben, wie es ist? Rebecca überrascht mit dieser Frage nicht nur ihre Großfamilie, sondern auch sich selbst. (vom Covertext kopiert)


    Zur Autorin:
    Anne Tyler, 1941 in Minneapolis geboren, ist mit ihren mittlerweile 14 Romanen eine der erfolgreichsten Autorinnen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Für ihren Roman Atemübungen wurde sie 1988 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Anne Tyler lebt in Baltimore. (von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Back When We Were Grownups.
    Erstmals erschienen 2001 bei Alfred A. Knopf, New York
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christel Dormagen
    11 Kapitel, diese in Abschnitte unterteilt, auf 320 Seiten
    Erzählt aus der personalen Perspektive von Rebecca Davitch, wobei sie während ihres gegenwärtigen Alltags immer wieder gedanklich in die Vergangenheit abschweift.



    Inhalt:
    Rebecca heiratete Joe Davitch, einen alleinerziehenden Vater dreier Töchter und Chef einer Party-Agentur, die Veranstaltungen im Privathaus der Davitchs anbot. Sie bekommen eine gemeinsame Tochter. Als Joe nach wenigen Jahren tödlich verunglückt, erbt Rebecca das Haus, die Agentur und die Familie. Mit Engagement und Liebe führt sie das Unternehmen weiter, derweil die Familie sich um mehrere Schwiegersöhne, Ex-Schwiegersöhne und Enkel vergrößert.
    Mit 53 Jahren hat sie plötzlich das Gefühl, ein fremdes Leben zu führen, und nicht das, was sie eigentlich gern führen würde. Sie besinnt sich auf den Punkt in ihrer Vergangenheit, an dem das fremde Leben seinen Anfang nahm: Als sie ihren damaligen Verlobten Will Knall auf Fall verließ, um Joe zu heiraten. Um evtl. das „richtige“ Leben wiederzufinden, nimmt sie Kontakt mit Will auf.


    Eigene Meinung / Bewertung:
    „Wie um alles in der Welt bin ich so geworden? Wie? Wie konnte ich nur zu der Person werden, die ich in Wirklichkeit gar nicht bin?“ Ausgehend von diesem Einfall betrachtet Rebecca die Gegenwart ihres Lebens und ihre Vergangenheit. Sie steckt bis zum Hals im Chaos: Das Haus ist baufällig und muss ständig an anderer Stelle saniert werden, Joes fast 100jähriger Onkel wohnt bei ihr, zu jeder Zeit kann eine Tochter mit Anhang aus mehreren Ehen vor der Tür stehen und die Kinder abgeben. Jedes Fest, von Babybegrüßung über Thanksgiving bis zur Hochzeit, wird groß gefeiert. Dazwischen teilt sie ihr Haus mit Fremden, die es für eine Party gebucht haben.


    Anne Tyler tut, was sie am besten kann: Familiengeschichten erzählen. Aber wie viele Autoren, die ausschließlich ein einziges Genre bedienen, recycelt sie einige ihrer Ideen aus früheren Romanen. Die Frau, die sich nach einem neuen Leben sehnt („Kleine Abschiede“), eine Abfolge von Feiern und Partys („Tag der Ankunft“), eine chaotische, vaterlose Familie mit einer starken Mutter („Dinner im Heimweh-Restaurant“).
    Mit der ersten Szene bereits wird der Leser in ein Picknick der Familie geworfen und verläuft sich zwischen den Personen: Wer ist wer? Und wie ist er / sie in diese Familie geraten? Die Töchter unterscheiden sich bis zum Ende nur durch ihre Berufe voneinander; eine spezielle Charakteristik fehlt. – Und welcher Enkel gehört zu welcher Tochter? Und wer oder wo ist sein Vater? –
    Abgesehen von dem Intermezzo mit Will, durch das Rebecca tollpatschig und unbeholfen stolpert, verliert sich der Rest der Handlung in einer Kette von Familientreffen und –feiern, die, weil immer nach dem gleichen Schema, langweilen und ermüden. Abgesehen davon hat Tyler mit Rebecca keine Protagonistin geschaffen, der man gerne oder mit Vergnügen folgt. Mit sich selbst unzufrieden spult sie das Familienprogramm ab, weil sie glaubt, es werde von ihr erwartet. Was sie genau will oder von ihrem „richtigen“ Leben erhofft, wissen weder sie selbst, noch der Leser.


    Fazit:
    Ein typischer Tyler-Familienroman, der jedoch zu ihren schwächeren gehört.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Danke für den Link, @ Karthause.
    Ich habe mir die Beiträge gerade durchgelesen und stelle fest, dass ich mit meinem Eindruck nicht danebenliege, sondern dass es den meisten so ging.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)