Umschlagtext:
Eine verratene Liebe, eine schicksalhafte Entscheidung
Als die Journalistin Leah Hickson auf zwei alte Briefe stößt, kommt sie einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur, das hundert Jahre hinter den Mauern eines englischen Landhauses verborgen lag. Bei ihren Recherchen erfährt sie von dem bewegenden Schicksal einer jungen Frau und entdeckt Hinweise auf einen schrecklichen Verrat. Immer tiefer gerät Leah in den Sog der Vergangenheit – bis sie eine Entscheidung treffen muss, die ihr eigenes Leben von Grund auf verändert.
Handlung:
Die freie Journalistin Leah wird 2011 von ihrem Ex-Freund beauftragt, den Namen von einer hundert Jahre alten Leiche herauszufinden, die er in einem ungewohnt guten Zustand gefunden hat. Als Anhaltspunkt dienen ihr zwei Briefe, die der tote Soldat fest versiegelt bei sich getragen hat. Die Briefe tragen als einzige Anrede nur „Sehr geehrter Herr“, wurden aber in dem Ort „Cold Ash Hold“ von einer H. Canning geschrieben, sodass Leah dort einen geeigneten Punkt zum Ansetzen sieht.
Parallel dazu verläuft die Handlung im Jahr 1911, als Catherine Morley, genannt Cat, frisch aus dem Gefängnis entlassen, eine Stelle als Dienstmädchen im Haus von Hester Canning und ihrem Gatten Albert, dem Pfarrer von Cold Ash Hold, beginnt. Hester ist fest davon überzeugt, mit dieser Anstellung etwas Wohltätiges zu tun, indem sie einem ehemaligen Häftling eine Arbeit anbietet.
Hester ist seit einem Jahr mit ihrem Gatten verheiratet, wobei sie beim besten Willen nicht versteht, warum ihre Ehe noch nicht vollzogen worden ist. Jedwede Annäherung wird von ihrem Gatten abgewiesen, sodass sie ziemlich frustriert ist, ob der Tatsache, dass sie sich auch Kinder wünscht. Zudem hat Albert sich in den Kopf gesetzt, dass er Elementarwesen sehen möchte, weshalb er morgens noch vor dem ersten Sonnenschein zu Spaziergängen aufbricht. Unterstützt wird er nach einiger Zeit von Robin Durrant, einem selbst ernannten Theosophen, der bei ihnen im Haus einzieht, und sich absolut nicht wie ein Gast, sondern eher wie ein Hausherr aufführt. Doch jedweder Einwand gegen ihn wird von Albert abgeschmettert.
Cat lässt sich von Robin nicht blenden, hat aber keine Möglichkeit, sich über ihn auszulassen, da ihre Meinung sowieso nicht zählt. Sie findet Dinge über ihn heraus, die ihn in die Bredouille bringen können, allerdings weiß auch er einiges über sie, was die Hausherren nicht wissen sollen. Folglich ist es ihm möglich, sie für seine Zwecke einzuspannen.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig aber teilweise gewöhnungsbedürftig. Die Parts, die in der Vergangenheit passiert sind, wurden in der Gegenwartsform geschrieben, diejenigen in der Gegenwart wurden jedoch in der Vergangenheitsform verfasst. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart verläuft in geordneten Bahnen, sodass der Leser schon eine gute Vorstellung vom Handlungsablauf bekommt. Dennoch dauert es, bis wirkliche Spannung aufkommt.
Mein Eindruck:
Mir war aufgrund der Geschichte nicht klar, ob ich das Buch nun unter Historischer Roman einordnen soll, oder unter Krimi, denn von beidem hat es etwas. Letztendlich ist es aber kein reiner historischer Roman und dass es ein Krimi ist, merkt man auch erst im späteren Verlauf des Buches.
Der Klappentext vermittelt eher den Eindruck, dass es sich um eine Gegenwartsgeschichte handelt, dabei verläuft der meiste Teil der Geschichte in der Vergangenheit, was mich schon etwas störte. Das Problem daran ist, dass der Leser vollen Einblick in die Handlung von 1911 bekommt – und somit Informationen, die die Journalistin Leah nicht haben wird. Trotzdem soll sie am Ende des Buches den totalen Durchblick haben, was mir ziemlich fragwürdig erscheint. Die eigene Geschichte von Leah gerät in diesem Buch vollkommen ins Hintertreffen und hier darf sich der Leser dann aus den vorgeworfenen Happen sein Bild zusammensetzen. Sicherlich ist es möglich, diese Fragmente zu einem Bild zusammenzufügen, zumal am Ende noch eine Auflösung kommt, dennoch erscheint es mir recht mühsam, über die Länge des Buches den Anschluss zu behalten. Schließlich ist das Buch so voller Rätsel, dass man sich oftmals fragt, was das eine mit dem anderen überhaupt zu tun hat.
Interessant war das Buch trotzdem, da die Geschichte in der Vergangenheit ihren ganz eigenen Charme hat. Hier wäre eine Verknüpfung zur Gegenwart gar nicht nötig gewesen. Das gesamte Buch ist keine leichte Kost, die sich einfach so locker flockig wegliest, folglich ist es nicht für Leser geeignet, die nicht über das nachdenken wollen, was sie lesen. Für alle anderen würde ich es aber schon als lesenswert bezeichnen. Von mir gibt es immerhin noch dreieinhalb Sterne.