Karin Sagner - Renoir und seine Frauen

  • Welche Ausstrahlung muss ein Mann haben, um so mühelos die Herzen so vieler Frauen zu erobern? Pierre-Auguste Renoir, bisher eher bekannt als Meister des Impressionismus, hatte noch eine weitere Begabung, nämlich die des Verführers. Er liebte die Frauen und sie ihn. In seinen Bildern zeigt er einfache Mädchen vom Land, brave Frauenzimmer und feine Gesellschaftsdamen der Pariser Bourgeoisie. Mit vielen seiner Modelle hatte er Beziehungen, und von fast allen in diesem Buch vorgestellten Musen und Liebhaberinnen sind Fotografien überliefert. Erstmals stellt die Kunsthistorikerin Karin Sagner nun den Gemälden Renoirs die »echten« Frauen gegenüber und erzählt ihre Geschichte. Dabei wird sich herausstellen, dass diese Frauen nicht so naiv und brav waren, wie es sich Renoir in seinen idealen Vorstellungen von Weiblichkeit »ausmalte«. Der Urenkel des großen Meisters, Jacques Renoir, erzählt in seinem Vorwort von den Familiengeschichten, die sich um die Frauen ranken und die sich über Generationen erhalten haben.


    Autorenporträt: Karin Sagner hat Kunstgeschichte und Germanistik in München sowie in Paris studiert und über Claude Monet promoviert. Zunächst war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München tätig; heute arbeitet sie als freie Autorin und Kuratorin. Über ihr Spezialgebiet, die französische und deutsche Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, hat sie mehrere Bücher publiziert, 2011 erschien ihr Buch »Schöne Frauen« im Elisabeth Sandmann Verlag. Zuletzt kuratierte sie die Ausstellung »Pierre-Auguste Renoir. Wie Seide gemalt« in den Kunstsammlungen Chemnitz.


    Ein wunderschönes Buch, sowohl in der Ausstattung als auch vom Inhalt her. Es ist nicht sonderlich überraschend für mich, dass Renoir ein "Schwerenöter" war, allerdings in diesem Ausmass hätte ich das denn doch nicht angenommen. Das Buch ist nicht ganz billig, aber in diesem Fall halte ich den Preis für gerechtfertigt, da es unheimlich vielseitig illustriert ist. Es werden Fotos, Gemälde und Details von Gemälden zu den verschiedenen Modellen gezeigt und das ganze in einem lockeren und leichten Layout. Der Text der Autorin ist interessant und auch nicht zu lang. Ich hätte mich vielleicht gern noch länger mit dem einen oder anderen Modell beschäftigt, aber das ist wohl auch nicht der Auftrag dieses Buches, welches einen umfassenden Abriss dieses Themas zeigt. Leider an einem Tag gelesen, aber prächtig amüsiert.
    Von mir volle Punktzahl. 5 Sterne

  • Hallo jannmaat, schön mal wieder etwas von dir zu lesen!
    Und dann hast du gleich so etwas Schönes im Gepäck. Ich mag Renoir sehr und so könnte das Buch sehr gut zu meiner Sammlung passen. Ich werde es mir auf jeden Fall näher ansehen. Der Preis -nunja für einen guten Roman muß man das auch hinblättern, und so ein Buch schaut man sich ja immer wieder an.
    Danke für deine Rezi.
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Es ist nicht sonderlich überraschend für mich, dass Renoir ein "Schwerenöter" war,


    Ja, spätestens seit der Lektüre des Buches von Sue Roe weiß man das. :wink:


    24,95 € - ein normaler Preis für einen Kunstband. Karin Sagner hat großartige Kunstbände herausgebracht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Anders als seine Impressionisten-Kollegen Monet, Pissaro oder Sisley, die vor allem inspiriert wurden vom wechselnden Licht des Tages oder der Jahreszeiten in Landschaften, malte Renoir vor allem Menschen, bevorzugt Frauen (mit und ohne Kinder).

    Er betonte üppige Körper mit ausladenden Hüften, schweren Brüsten und runden Gesichtern; weiblich, dem Mann zu Dienste und mütterlich – so sein Idealbild der Frau.

    (Tröstet es einen weiblichen Renoir-Fan des 21. Jahrhunderts, dass des Malers Ansichten über Geschlechterrollen dem Zeitgeist entsprachen? :-s )


    Nicht umsonst stellt eine versierte Impressionismus-Expertin wie Karin Sagner Fotos der Modelle den Gemälden gegenüber. Man hätte sich eigentlich längst wundern müssen, dass alle gemalten Frauen eine ähnliche Gestalt haben, aber nun weiß man: Renoir malte Frauenfiguren, wie sie ihn betörten, nicht die realen der Frauen. Und er malte weiche, runde Gesichter, auch wenn die Dame in Wirklichkeit ein längliches oder ovales Gesicht besaß. Die eine oder andere Frau war demzufolge mit ihrem Porträt verständlicherweise nicht zufrieden.


    Dass Renoir mit einigen seiner Modelle Techtelmechtel nachgesagt wird, kann heute nur in Einzelfällen verifiziert werden. Erst 2002 wurde bekannt, dass er eine uneheliche Tochter hatte, für die er sorgte, von der allerdings zu seinen Lebzeiten niemand erfuhr (siehe verlinktes Buch). Dies offenbart Jacques Renoir, ein Urenkel, der das Vorwort schrieb.


    Was bleibt, ist die Harmonie der Gemälde, die alltägliche Lebensfreude oder die Ruhe, die die Frauen ausstrahlen. Wer Lust hat, Vergleiche zu ziehen zwischen den „echten“ und den „gemalten“ Frauen, hat mit diesem Buch die beste Gelegenheit.

    Wunderschön zum Immer-wieder-ansehen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)