Linwood Barclay: Fenster zum Tod

  • Der Autor:
    Linwood Barclay, geboren 1955, stammt aus den USA, lebt aber seit seiner Kindheit in Kanada. Er studierte Englische Literatur an der Trent University in Peterborough, Ontario, und arbeitete bis 2008 als Journalist. Im "Toronto Star", Kanadas größter Tageszeitung, hatte er eine beliebte Kolumne. Sein erster Thriller, "Ohne ein Wort"(2007), war auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Er hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Toronto. (Quelle: Verlagswebsite)


    Klappentext:
    Ein virtuoses Remake von Hitchcocks Klassiker "Das Fenster zum Hof"
    Bei einem virtuellen Spaziergang am Computer durch Manhattan ist Thomas vor Schreck wie gelähmt: Im Fenster eines Hauses ist eine menschliche Gestalt zu erkennen, über deren Kopf eine Plastiktüte zusammengezogen wird.
    Thomas ist fest davon überzeugt, einen Mord beobachtet zu haben. Doch niemand schenkt ihm Glauben - denn er leidet an Schizophrenie. Und am nächsten Tag ist die Aufnahme verschwunden. Hat er sich alles nur eingebildet?
    "Barclays bislang bestes Buch, Hitchcock hätte die Geschichte geliebt. Großartige Unterhaltung - ein Meister der Spannung." - Stephen King


    Allgemeines zum Buch:
    592 Seiten, 75 Kapitel
    Die Erzählperspektive wechselt, was in diesem Thriller für noch mehr Spannung sorgt. Einige Kapitel werden aus der Ich-Perspektive von Ray Kilbridge erzählt, andere in personaler Erzählform von vielen verschiedenen anderen Figuren des Romans.


    Inhalt:
    Nachdem sein Vater Adam bei einem Unfall mit seinem Rasenmähertraktor ums Leben gekommen ist, macht sich Ray Kilbridge auf den Weg nach Promise Falls, um sich dort um alles zu kümmern - nicht zuletzt auch um seinen Bruder Thomas, der bis zum Tod des Vaters mit diesem zusammengewohnt hat. Thomas ist psychisch krank und hat nie für sich selbst sorgen müssen; und würde man Thomas fragen, ob er es nicht versuchen wolle, würde dieser nur antworten, er habe dafür keine Zeit: Thomas bereist mit dem Internetdienst Whirl360° die ganze Welt und geht virtuell durch die Straßen jeder Großstadt. Dies, so glaubt Thomas, tut er für den CIA und den ehemaligen Präsidenten Bill Clinton, der ihn für den Ernstfall braucht: Wenn das Internet eines Tages zusammenbricht, wird Thomas alle Karten im Kopf haben und dem Geheimdienst unentbehrlich sein.
    Ray ist genervt davon, dass er nun mit Thomas auskommen muss, denn sein Bruder macht es ihm nicht gerade leicht. Außerdem merkt Ray schnell, dass zu Hause gar nicht alles in Ordnung war; offenbar hat sein Vater unter irgendeiner jahrealten Geschichte gelitten, die ihn nicht losgelassen hat. Doch was war genau los?
    Und Zeit, dies zu ergründen, bleibt eigentlich nicht, denn Thomas beansprucht Rays Zeit enorm. Eines Tages macht er auf Whirl360° nämlich eine Entdeckung, die ihm keine Ruhe lässt: in einem Fenster ist etwas zu sehen, das so aussieht, als würde gerade ein Mensch mit einer Plastiktüte erstickt. Thomas ist fest davon überzeugt, dass er ein Verbrechen entdeckt hat, und er tut alles, um Ray zu überzeugen, dass dieser nach New York fahren muss um sich zu informieren, was an dieser Geschichte dran ist.
    Die Brüder haben allerdings überhaupt keine Ahnung, auf was sie sich da einlassen. Denn dieser Mord ist politisch hoch brisant und hätte niemals entdeckt werden dürfen...


    Meine Meinung:
    Ich bin hin und weg von "Fenster zum Tod". Diese 592 Seiten haben mich atemlos zurückgelassen - das Buch habe ich in Nullkommanichts verschlungen; es ist zu gut, als dass man es lange aus der Hand legen könnte und gerade die letzten 200 Seiten sind wirklich so rasant, dass man einfach nur noch erfahren will, wie das Buch ausgeht - und Barclay hält immer wieder eine Überraschung und eine unerwartete Wendung nach der anderen bereit, spielt mit der Erwartungshaltung der Leser, nur um dann genau das Gegenteil zu machen.
    Der Handlungsstrang um Ray und Thomas hat mir deswegen besonders gut gefallen, weil Barclay hier nicht nur die Haupthandlung seines Thrillers spannend vorantreibt, sondern auch, weil es ihm hier gelingt, die Beziehung zwischen den beiden Brüdern und auch ihre Verbindung zu dem verstorbenen Vater so glaubwürdig darzustellen. Dass Ray sich so oft überfordert fühlt, weil Thomas' Verhalten oft so fern der Realität ist, kann man sehr gut nachvollziehen - und Barclay gelingt es auch sehr gut, Thomas als Protagonisten auszuarbeiten; trotz seiner psychischen Störung wird Thomas weder wie ein Kind dargestellt, noch ist er ein verkappter Superheld.
    Auch die anderen Figuren habe ich als sehr glaubwürdig und authentisch empfunden; sie sind vielschichtig, nicht immer berechenbar und dadurch interessant. Ray Kilbridge war beim Lesen wirklich mein Favorit; nicht nur, weil man ihn dadurch, dass er zum Teil als Ich-Erzähler auftritt, auch am besten "kennenlernt", sondern auch, weil ich fand, dass gerade er mit so vielen Dingen und Ereignissen klarkommen muss und dass er dabei wirklich über sich hinauswächst - einfach nur, weil er es tun muss, später auch deswegen, weil er sich und seinen Bruder schützen muss.
    "Fenster zum Tod" ist kein 08/15-Thriller. Er spielt mit etwas, das jeder von uns auf Google Streetview entdecken könnte: Was wäre, wenn du dich in eine Straße reinklickst und ein Verbrechen entdeckst? Was würdest du tun? Ich glaube, dass es anfangs gerade diese Frage ist, die die Leser fesseln wird - und schon ist man mitten im Geschehen.
    Die Handlung wird sehr komplex erzählt - immer wieder gibt es Erzähler- und Schauplatzwechsel, die Handlungsstränge spielen anfangs nicht zur selben Zeit, und das alles macht es unglaublich spannend. Denn aus einem "Wie es zu dem Mord kam"-Handlungsstrang wird schnell einer, in dem es darum geht, wie die Täter und Auftraggeber plötzlich fürchten müssen, entdeckt zu werden - und schon ist man wieder bei Thomas und Ray...
    Besonders gut hat mir wirklich gefallen, dass die Kapitel recht kurz sind und oft mit einem Cliffhanger enden, der einen vermuten lässt, wie es weitergehen könnte - und ich lag sehr oft daneben. Schon der Prolog und das erste Kapitel machen dem Leser deutlich, dass in diesem Barclay-Thriller nicht alles immer so ist, wie der Leser sich das denkt. Man weiß es - und trotzdem geht man dem Autor immer wieder auf den Leim. Das hat mich sehr begeistert!


    Fazit:
    Ein superspannendes Thrillerhighlight in diesem Herbst, das für schlaflose Nächte sorgt - weil man weiterlesen muss.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vielen Dank für die Rezi, Strandläuferin.
    Ich bin ja sowieso ein Barclay-Fan und habe bis auf eines bisher alle von ihm gelesen. Das hört sich alles furchtbar spannend an und ich weiß: Dieses Buch muss ich haben! :lechz:

    :study: Matthias Bogner / Kevin Zindler - Die besten Horrorfilme des 21. Jahrhunderts

    :study: SUB: 330

  • Und ein kleines Highlight war für mich (sowas liebe ich einfach), dass es an einer Stelle eine Anspielung auf Barclays ersten Thriller gab. :thumleft:


    Dann wäre es vermutlich sinnvoller, mit den Büchern von Linwood Barclay von vorn zu beginnen? Ich habe bis jetzt noch gar nichts von ihm gelesen, außer "Clouded vision " (Quickread), das ich auf den wenigen Seiten bemerkenswert gut konstruiert fand.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Na toll, eigentlich wollte ich warten ... aber jetzt, da ja ein langes WE vor der Türe steht, hab ich mir es gleich bestellt. Ist ja nicht so als ob noch andere Bücher warten, aber das hört sich einfach sehr gut an!


    Ich bin gespannt!

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.

  • Linwood Barclay ist für mich der neue Harlan Coben (auch wenn Barclay schon lange schreibt :wink: ).
    Ich bedanke mich auch für die Rezi, hatte das Buch auf deutsch Samstag schon in der Hand, muss aber auf die (preiswerte) englische Ausgabe noch eine Weile warten. Freue mich trotzdem schon drauf!

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it is too dark to read."
    - Groucho Marx

  • Dann wäre es vermutlich sinnvoller, mit den Büchern von Linwood Barclay von vorn zu beginnen?

    Nein, das ist nicht notwendig, ich habe auch nicht alle seine Thriller gelesen. Dir entgeht dann eben eine Anspielung, mehr nicht. (Vielleicht ist mir auch eine entgangen. :wink: Aber das nehme ich in Kauf.) Es ist aber kein Ermittlerteam oder so, dessen Reihe fortgesetzt wird. :)

  • Wow, auch ich muss sagen dieses Buch ist endlich mal wieder ein gelungener Thriller, von Anfang bis zum Ende.


    Thomas Kilbride ist seit seiner Kindheit schizophren, er verbringt seine komplette Zeit am PC um virtuell die Straßen auf der ganzen Welt abzulaufen. Irgendwann, wenn es keine Karten mehr auf der Welt gibt, wird er der einzige sein der wirklich jede Strasse in seinem Gedächtnis gespeichert hat und "abrufen" kann. Eine "Macke", würden man sich jetzt denken. Aber Thomas ist sich sicher das es sich irgendwann auszahlen wird. Deshalb schreibt er auch jeden Tag einen Bericht an Bill Clinton.


    Währenddessen versucht sein Bruder Ray, irgendwie alles unter Kontrolle zu bringen, die Beerdigung des Vaters, die komischen Anwandlungen seines Bruder, wie es weitergehen soll.


    Eines Tages sieht Thomas etwas eigenartiges auf Whirl.com. Er ist sich sicher das er gerade einen Mord mit angesehen hat. Ein Kopf über dem eine Plastiktüte gestülpt wird ...
    Thomas setzt alles in Bewegung das sein Bruder Ray ihm glaubt und zusammen mit ihm dieser Spur nachgeht. Ray bleibt skeptisch, zum einen weiss er das sein Bruder nicht "normal" ist, zum anderen hat er weitaus wichtigere Dinge zu erledigen als diesem "Hirngespinnst" nachzugehen. Also was tun? Er begibt sich trotz allem auf die Suche und man befindet sich in mitten, eigentlich 2 Handlungen, zum einen was alles in der Familie Kilbride vorgefallen ist, zum anderen die Geschichte rund um die Person auf Whirl360.
    2 Geschichten die einen ab und an atemlos zurücklassen. Thrillerleser werden evtl das ein oder andere mal wissen wie es evtl. weitergehen wird, trotz allem hat es der Autor geschafft den Spannungsbogen immer gleich oben zu halten. Ein Buch das auf allen Seiten begeistern kann und man oft das Problem hat das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können.


    Der Autor hat es geschafft einen wunderbaren Thriller zu zaubern, der wirklich bis zur letzten Seiten Überraschungen aufweisen kann!


    Ganz klar, Herr Barclay ist ein super Autor, der dies schon oft unter Beweis gestellt hat, aber meiner Meinung nach ist dieses Buch wirklich ein Meisterwerk! Der die volle Punktzahl verdient!

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.

  • Inhalt:
    Thomas leidet an Schizophrenie. Von klein auf faszinieren ihn Städte und Länder. Er kennt jeden Breiten und Längengrad und kann alles aufzeichnen. Seitdem es Whirl360 gibt geht er seiner Obsession am PC nach und besucht dort alle Städte und prägt sich alles ein. Für ihn ist das Arbeit für sein Umfeld ein Spleen. Bei einer seiner Sitzungen am PC entdeckt in einem Fenster einen Menschen dem eine Plastiktüte über den Kopf zusammengezogen wird. Er ist ganz fest der Meinung das dort ein Mord geschieht und teilt das auch seinem Bruder mit, aber ihm wird nicht geglaubt. Am nächsten Tag ist dieses Bild weg und alles sieht normal aus. Hat er sich das nur eingebildet….



    Meine Meinung:
    Fenster zum Tod ist der zweite Thriller von Linwood Barclay von dem ich gehört habe, erscheienen sind schon mehr. Gleichzeitig ist es ein Remake von Hitchcocks Fenster zum Hof. Nur hat in diesem Buch das Internet Einzug erhalten.
    Fenster zum Tod ist mit 589 Seiten ein Buch das sich nicht nur durch den Inhalt auszeichnet. Es ist eine Geschichte bei der man denkt sie sollte so schnell nicht aufhören und das ist hier auch nicht so schnell der Fall.


    Zu Beginn lernt man die Personen kennen die hier eine Rolle spielen.
    Da ist Thomas der schizophrene PC Junkie, der jede Landkarte zeichnen kann und fest davon überzeugt ist für die CIA zu arbeiten.
    Er hat einen Bruder Ray, dieser kommt ach dem Tod des Vaters zu Thomas um die ganzen Erbschaftsangelegenheiten zu klären und kommt doch recht bald an seine Grenzen. Thomas ist eben speziell und Ray muss damit erstmal umgehen können.
    Als dann Thomas den Menschen bei Whirl360 am Fenster entdeckt hält es jeder für ganz harmlos aber Ray musste in Auftrag von Thomas nachprüfen was dort los war. So geraten sie immer tiefer in die Verstrickungen von Leuten die sie gar nicht kennen.
    Parallel dazu liest man von den Personen die diese Verstrickungen verursachen. im Prinzip liest man also nicht nur von dem Ereignis sondern auch wie es entsteht. So ist man bei jedem Gedankengang dabei und kann sich sehr gut reinfühlen.
    Der Autor spielt mit der Neugier des Lesers und greift dabei ein Thema auf was jeder sich vorstellen könnte und der ein oder andere Voyeur auch gewiss gerne selber entdecken würde. Auch wenn ich selber Google Street View noch nie genutzt habe ist es bestimmt aufregend Sachen zu entdecken die eben nicht normal sind und den Blick aus sich ziehen.
    Die Spannung baut sich nur langsam auf aber durch die Fragen die sich beim lesen stellen möchte man natürlich immer weiter lesen. Bis zu dem Punkt wo man das Buch vor Spannung einfach nicht mehr weglegen kann.
    Diese Spannung hält sich bis zum Ende auch wenn es so einige Berg und Tal Fahrten gibt , aber sterbenslangweilig wird es nie.
    Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Es gibt nichts kompliziertes und man kommt gut mit. Nie habe ich überlegen müssen was vor 100 seiten geschehen ist, alles baut aufeinander auf und kommt zu einem schlüssigen Ende. Fragen bleiben nicht offen.
    Dieses Buch ist abgeschlossen und man kann es auch lesen ohne den Vorgänger zu kennen. den werde ich aber ganz bestimmt auch noch lesen.
    Mein Fazit: ein buch das ich sehr empfehlen kann und was man nicht so gerne zur Seite legt. 589 Seiten fliegen nur so dahin

  • Nachdem mir "Weil ich euch liebte" überhaupt nicht gefallen hat, hatte ich eigentlich vor kein weiteres Buch von Linwood Barclay zu lesen.
    Ich glaube mit diesem Buch versuche ich es aber nochmal

    Mir ging es genauso, habe vor kurzem "Weil ich euch liebte" gelesen, was mir nicht so gut gefiel, es war irgendwie langatmig.
    Es war mein erstes Buch von diesem Autor.


    Aber dieser Thriller hat mir sehr gut gefallen (ich habe ihn in Französisch gelesen), sehr spannend und fesselnd. Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern fand ich manchmal sehr rührend. Die verschiedenen Begebenheiten und dadurch entstehenden Verstrickungen fliessen wunderbar ineinander ein und man rauscht von einem Kapitel zum Nächsten. Das Ende fand ich dann doch überraschend. Das Buch bekommt von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆