Sybil Volks - Torstraße 1

  • Klappentext:


    Für die letzte Party des Lebens kann man noch einmal Schlange stehen, auch wenn die Füße
    schmerzen und man offiziell keine Einladung hat für die »Club Opening Night«. Aber irgendwie
    wird Elsa an diesem windigen Frühlingsabend schon in das imposante Gebäude gelangen, das wie
    sie selbst in den vergangenen acht Jahrzehnten etliche Male den Namen gewechselt hat.
    Die meisten Gäste um sie herum verbinden nichts mit seiner Vergangenheit. Doch für Elsa
    steckt das vom Keller bis zum Dach luxussanierte Haus voller persönlicher Erinnerungen: 1929,
    genau am Tag der Eröffnung des ersten Kreditkaufhauses von Berlin, kam sie hier überstürzt auf
    dem Packtisch der Poststelle zur Welt; hier spielte sie als uneheliche Tochter einer jungen
    Verkäuferin tagein, tagaus und bestaunte die Olympiaringe an seiner Fassade; hier musste sie aber
    auch mit ansehen, wie die jüdischen Besitzer die zersplitterten Scheiben der Schaufenster
    wegkehrten, und nach dem Krieg starrte sie schweigend auf das rußgeschwärzte, doch nahezu
    unversehrte Gebäude, auf dem ein riesengroßes rotes Banner mit den Konterfeis von Marx,
    Engels, Lenin und Stalin prangte …
    All dies und noch viel mehr verbindet sie mit diesem Haus, aber auch mit Bernhard, Sohn des
    Zimmermanns Wilhelm Glaser, der zufällig Elsas Geburtshelfer und danach ein verlässlicher
    Freund ihrer Mutter wurde. Bernhard wurde am selben Tag, ja sogar zur selben Stunde geboren
    wie sie und sie bleiben einander ein Leben lang nahe. Auch dann, als eine Mauer Elsa und
    Bernhard trennt.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Autoreninfo:


    Sybil Volks, geboren 1965, lebt in Berlin und arbeitet als freie Redakteurin und Autorin. Sie hat
    zahlreiche Erzählungen und Gedichte veröffentlicht und erhielt ein Literaturstipendium des
    Berliner Senats. Ihr historischer Berlin-Krimi ›Café Größenwahn‹ war nominiert für den
    Sir-Walter-Scott-Preis sowie den Glauser-Preis 2008 als bestes Krimidebüt.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Aufbau/Allgemeines:


    "Torstraße 1" erscheint im November 2012 als Hardcover im dtv-Verlag.
    Die 400 Seiten des Romans beschäftigen sich mit der Geschichte Berlins zwischen dem Ende der
    Zwanziger Jahre des 20.Jahrhunderts bis ins Jahr 2009.
    Das erste und das letzte Kapitel spielen im Jahr 2009 bei der Eröffnung des "Soho House Berlin",
    eines exklusiven Privat-Clubs und Hotels in der Torstraße 1. Dieses Haus blickt auf eine
    wechselvolle Geschichte zurück, während der letzten acht Jahrzehnte diente es unter
    verschiedenen Besitzern unterschiedlichen Zwecken. Eng mit dem Haus ist die Geschichte der
    beiden fiktiven Protagonisten Elsa und Bernhard verbunden, über deren Schicksal in den
    unruhigen Zeiten des Nationalsozialismus, der Nachkriegszeit, der Teilung und
    Wiedervereinigung Deutschlands aus wechselnden Perspektiven berichtet wird.
    In einem informativen Nachwort fasst die Autorin kurz die wichtigsten Stationen des Hauses
    "Torstraße1" zusammen.


    Inhalt:


    1928 eröffnet im Osten Berlins das Kreditkaufhaus Jonass des jüdischen Kaufmanns Heinrich
    Grünberg, in dem sich auch die ärmeren Familien Berlins fast alle Wünsche erfüllen können,
    indem sie ein Viertel des Kaufpreises anzahlen und den Rest in Ratenzahlung begleichen. Bei der
    feierlichen Eröffnung wird die hochschwangere Angestellte Vicky Springer von den Wehen
    überfallen und bringt in der Poststelle des Kaufhauses ihre Tochter Elsa zur Welt. Niemand außer
    ihrer Freundin Elsie weiß, dass der Juniorchef des Kaufhauses, Harry Grünberg, der Vater ihres
    Kindes ist. Bei der Geburt assistiert neben einer alten Frau auch der Zimmermann Wilhelm Glaser,
    der am Bau des Gebäudes beteiligt war und deshalb zur Feier eingeladen ist. Am selben Tag bringt
    seine Frau Martha ihren Sohn Bernhard zur Welt. Die ledige Vicky, deren Beziehung zu ihrem
    jüdischen Liebhaber geheim bleiben muss, findet einen gewissen "Familienanschluss" an die
    Familie Glaser und die beiden gleichaltrigen Kinder wachsen zunächst fast wie Geschwister auf,
    bis sie durch die politischen Ereignisse auseinander gerissen werden, jedoch immer in Kontakt
    bleiben, so gut es unter den Umständen möglich ist. Dem Kaufhaus Jonass steht eine wechselvolle
    Existenz bevor: nach der Enteignung der jüdischen Besitzer und deren Emigration nach Amerika
    bemächtigen sich die Nationalsozialisten des Gebäudes und bringen dort die Leitzentrale ihrer
    Hitlerjugend ("Reichsjugendführung") unter. Nach dem Krieg wird es als "Haus der Einheit" als
    SED-Parteisitz genutzt, ab 1959 beherbergt es außerdem das "Institut für Marxismus-Leninismus".
    Jahre später, nach der Wende, steht es zunächst leer, bis es nach der Rückübertragung an die Erben
    und dem Wiederverkauf zum "Soho House Berlin" wird.
    Diese ganzen Entwicklungen verfolgt der Leser abwechselnd aus der Perspektive Elsas, die in
    Westberlin lebt, und Bernhards, der in der DDR als Journalist für die Zeitung "Neues Deutschland"
    tätig ist und -zumindest zu Beginn - an die propagierten Ideale seines Landes glaubt. Sowohl Elsa
    als auch Bernhard gründen Familien, die im losen und zu DDR-Zeiten heimlichen Kontakt stehen,
    das Leben ihrer Kinder und Enkelkinder steht exemplarisch für die politischen und
    gesellschaftlichen Entwicklungen in den beiden deutschen Staaten.


    Meinung/Bewertung:


    "Torstraße 1 " hat mich von der ersten bis zur letzten Seite komplett gefesselt. Die Kapitel
    erzählen abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren und ihrer Familien, dabei
    liegen zwischen den einzelnen Kapiteln oft mehrere Jahre. Ich hätte es begrüßt, wenn die
    Jahreszahlen in den Kapitelüberschriften angegeben gewesen wären, so muss man den zeitlichen
    Abstand zum vorhergehenden Abschnitt an den geschilderten Ereignissen ablesen. In jedem
    Kapitel wird die Haupthandlung nicht nur geradlinig vorangetrieben, sondern auch die Vorfälle
    aus den "Zwischenzeiten" werden anhand der Rückblicke und Erinnerungen der Romanfiguren für
    den Leser nachvollziehbar. Der Leser muss mit Konzentration bei der Sache bleiben, wird aber
    durch ein faszinierendes Panorama der deutsch-deutschen Geschichte belohnt. Man verfolgt die
    Ereignisse durch die Augen der einfachen Leute, mit denen man sich identifizieren kann. Bei
    älteren Lesern werden sicherlich auch Erinnerungen an die Erzählungen ihrer Eltern und an die
    eigene Jugend geweckt.
    Sehr gut haben mir die Charakterzeichnung der Romanfiguren und ihr Umgang mit Zweifeln und
    Konflikten gefallen, die realistisch wirken.


    Fazit:


    "Torstraße 1" ist ein ebenso unterhaltsamer wie auch informativer/lehrreicher Roman, der Lesern
    mit Interesse für die (deutsch-deutsche) Geschichte des 20.Jahrhunderts ein eindrucksvolles Bild
    der letzten acht Jahrzehnte erschließt und das Gefühl vermittelt, man wäre selbst dabei gewesen.
    Sehr empfehlenswert! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hast du das Buch zufällig bei vorablesen.de gewonnen? Das Erscheinungsdatum ist nämlich erst November 2012? Weil wenn ich mich richtig erinnere, bittet vorablesen.de keine Rezis außerhalb der Homepage online zu stellen, bevor das Buch veröffentlicht wurde... :-k
    Also mir persönlich ist das ja eigentlich egal aber ich weiß nicht, ob du eventuell Ärger bekommen könntest. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass vorablesen.de das überprüft aber ich wollte es mal erwähnen, falls du es noch nicht wusstest :-,

  • Hast du das Buch zufällig bei vorablesen.de gewonnen?


    Ja, aber diesmal war kein entsprechendes Schreiben dabei. Wenn man nicht vorher rezensieren darf, liegt normalerweise ein entsprechender Brief bei. Bei amazon gibt es auch schon Rezis. Wenn eine Sperrfrist vorliegt, wird das Buch üblicherweise auch bei amazon erst zum angekündigten Erscheinungstermin für die Rezensionen freigeschaltet.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Bei amazon steht als Erscheinungsdatum der 1. November. Da das Buch dort aber auch schon gebraucht gehandelt wird muss das schon länger erschienen sein.
    Die älteste Rezi dort ist vom 18. Oktober. Und die/derjenige muss es ja auch erst einmal gelesen haben.

  • Da das Buch dort aber auch schon gebraucht gehandelt wird muss das schon länger erschienen sein.


    Das könnten auchProdukttester gewesen sein, die das Buch eher bekommen haben. Allerdings bezweifle ich, dass man solche Bücher vor dem offiziellen Erscheinungstermin weiterverkaufen darf. Ich richte mich bei meinen Rezis einfach danach, ob im Begleitbrief zu den vorablesen-Büchern eine Sperrfrist vermerkt ist. Damit bin ich bisher immer gut gefahren.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998


  • Ja, aber diesmal war kein entsprechendes Schreiben dabei. Wenn man nicht vorher rezensieren darf, liegt normalerweise ein entsprechender Brief bei. Bei amazon gibt es auch schon Rezis. Wenn eine Sperrfrist vorliegt, wird das Buch üblicherweise auch bei amazon erst zum angekündigten Erscheinungstermin für die Rezensionen freigeschaltet.

    Ich habe das Buch mir heute gekauft , bei Thalia lag es schon zum verkauf bereit . :roll:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Ich habe das Buch mir heute gekauft , bei Thalia lag es schon zum verkauf bereit . :roll:


    Seltsam, bei amazon steht immer noch der 1.November 2012. :-k Aber egal, ich wünsche Dir viel Spaß bei Deiner Tournee durch die neuere deutsche Geschichte.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Inhalt:
    Das Buch beginnt im Jahre 2009, als der Soho House Club in Berlin eröffnet. Im Gebäude der Torstraße 1, welches ehemals das Kaufhaus Jonass war, später dann Sitz der Reichsjugendführung und wieder später Parteisitz der SED und das Institut für Marxismus-Leninismus. Elsa, die im Jahre 1929, in diesem Haus in der Poststation geboren wurde und heute ihren 80. Geburtstag feiert, schmuggelt sich zur Eröffnungsfeier und wartet auf Bernhard, ihren langjährigen Freund, der ebenfalls an diesem Tag seinen Ehrentag hat. Auf verschiedenen Vergangenheitsebenen wird nun das Leben von Vicky, Elsas Mutter und dem Leben von Wilhelm, der unfreiwilliger Geburtshelfer bei Elsas Geburt wird und Bernhards Vater ist, erzählt. Auch Elsas Leben und das von Bernhard spielt im Buch eine Hauptrolle. Die Zeit ihrer Kindheit, als das Kaufhaus noch existiert hat, dann die Zeit des Krieges und schließlich die Zeit der DDR und dem Mauerfall. Abwechselnd wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, aus Ost und West, aus den verschiedenen Zeitepochen bis heute. Die beiden Hauptprotagonisten sind ihr Leben lang befreundet, können jedoch nicht immer engen Kontakt halten, aufgrund der schwierigen Umstände. Aber das Gebäude und der gemeinsame Geburtstag prägt ihre Geschichte so stark, dass sie sich doch nie ganz aus den Augen verlieren.


    Meine Meinung:
    Der Roman wird aus mehreren Perspektiven erzählt, mal geht es hauptsächlich um Vicky, mal um Wilhelm, später dann um Elsa und Bernhard. Immer wieder erfährt man in der „Gegenwart“ aus der „Vergangenheit“. Und hier hatte ich auch oft meine Schwierigkeiten. Ich musste mich schon einige Abschnitte einlesen, um genau zu wissen in welchem Jahr ich mich denn gerade befinde. Was mir nicht so gut gefallen hat, dass durch diese Erzählweise oft wichtige Dinge, wie z.B. eine Hochzeit nur mal so nebenbei erwähnt werden und erst in der Folgehandlung, einige Kapitel später, wieder Bedeutung findet. Man ist sozusagen nicht „live“ dabei, sondern bekommt es nur erzählt. Wenn man hier nicht aufmerksam liest, kann man schon mal das ein oder andere Wichtige überlesen. Das fand ich erst etwas befremdlich und somit habe ich auch etwas länger gebraucht, um zu den Protagonisten emotionalen Zugang zu finden. Viele alltägliche Handlungen, in denen eben wichtige Geschehnisse nebenbei erwähnt wurden, machten für mich das Buch zwischenzeitlich etwas langatmig, da ja häufig nur aus dem Alltag heraus erzählt wird.
    Manches blieb mir etwas zu oberflächlich. Z. B. die Massenvergewaltigungen der Frauen durch die rote Armee in Berlin. Dies war eben auch wieder nur eine „Nebenbeierwähnung“, auf die nicht näher eingegangen wird. Da hätte ich mir manchmal etwas mehr Tiefgang gewünscht.
    Sehr positiv finde ich jedoch die Charakterzeichnungen der verschiedenen Personen. Diese machten das Buch und die Handlung sehr realistisch. Hier wurden Menschen gezeichnet, wie sie wirklich existieren könnten, ohne irgendeine Schwarz-Weiß-Malerei. Jeder hatte seine Ecken und Kanten. Nicht jede menschliche Handlung war immer nachvollziehbar, manchmal hätte ich die Protagonisten am liebsten geschüttelt, aber genauso spielt ja häufig das echte Leben.
    Auch wenn ich jetzt einiges an Kritik geäußert habe, hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich konnte gut in das Berlin der vergangenen Jahrzehnte eintauchen. Habe einiges Neues erfahren, man merkt, dass sich die Autorin eingehend mit der Geschichte und dem Gebäude befasst hat. Die Personen sind mir im Laufe des Romans ans Herz gewachsen und zum Schluss hin konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen.
    Das Cover ist sehr treffend und sehr ansprechend gestaltet.


    Fazit:
    Ein sehr realistisches und interessantes Buch mit liebenswürdigen Charakteren, das sehr gut recherchiert wurde. Eine klare Leseempfehlung für jeden, der sich für die jüngere deutsche Geschichte interessiert. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.


    Liebe Grüße
    Rapunzel

    Wir brauchen Geschichten.
    Wer möchte denn nur ein Leben führen, wenn er das von vielen besuchen kann?
    Sabrina Qunaj - Das Blut der Rebellin

  • Das Buch beginnt 2009 als in der Torstraße 1 das Soho House Berlin eröffnetwird. Elsa, die an diesem Tag 80 Jahre wird, geht auf die Eröffnungsparty und trifft sich dort mit Bernhard. Bernhard hat am gleichen Tag Geburtstag und so feiern die beiden ihren Ehrentag in dem Haus, das sie ein Leben lang begleitet hat.
    1929 kommt Elsa in dem Haus an der Torstraße 1 mit Hilfe von Bernhards Vater zu Welt. Bernhard wird zur selben Stunde geboren. Elsas
    Geburtshaus ist damals das Kaufhaus Jonass, das erste Kreditkaufhaus Berlins. Elsas Vater ist der Sohn der jüdischen Besitzer, Harry Grünberg und ihre Mutter Vicky ist Angestellte in diesem Kaufhaus. Bernhards Vater Wilhelm hat als Zimmermann das Haus in der Torstraße 1 mitgebaut und dabei fast sein Leben gelassen.
    Die Familien von Elsa und Bernhard nähern sich durch die beiden gleichaltrigen Kindern einander an und Elsa und Bernhard werden Freunde.So erleben sie, wie das Kaufhaus Jonass geschlossen wird, die jüdischen Besitzer nach Amerika fliehen und aus dem Kaufhaus die Reichsjugendführung wird. Die Familien erleben den zweiten Weltkrieg und die Zerstörung von Berlin mit. In der Nachkriegszeit, im geteilten
    Berlin, lebt Elsas Familie in Westberlin und Bernhars Familie im Osten der Stadt. Auch in Zeiten der Mauer halten die Familien Kontakt. In der
    Torstaße 1 zieht das Institut für Marxismus- Leninismus ein, welches Bernhard Arbitsplatz wird. 1989 erleben die Familien die Wende und so
    können die beiden Hauptpersonen 2009 in der Torstraße 1 ihren Geburtstag zusammen feiern.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es lässt sich sehr flüssig lesen und ich war die ganze Zeit gespannt wie es mit Elsa und Bernhard weiter
    geht. Wer sich für deutsche Geschichte des 20 Jahrhunderts interessiert, liegt bei diesem Buch richtig. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.
    aus Arabien



  • Das Buch hat mir mäßig gut gefallen. Ehrlich gesagt kam mir die ganze Sache mit der Verbundenheit, die alle Protagonisten zu dem Haus in der Torstraße 1 spüren, ziemlich weit hergeholt vor. Aber gut, das war nun mal der Kern der Geschichte.
    Durch die enormen Zeitsprünge, die unangekündigt passieren, und dadurch, dass oft mitten im Kapitel der Erzähler wechselt, gerät man immer wieder durcheinander. Die vielen Charakter, die auch noch teilweise ähnliche Namen haben (Elsa & Elsie z.B.) machen es einem da nicht leichter. Außerdem erscheinen einem die Charaktere flach, ich persönlich konnte zu keinem von Ihnen eine Sympathie aufbauen, weil alle jeweils nur kurz beschrieben werden, teilweise für mich zu große Teile ihrer Leben einfach weggelassen wurden. Ich glaube, ein paar Seiten mehr hätten das Buch sicher nicht schlechter gemacht. Ich lese aktuell ein ähnliches Buch zu einem ähnlichen Thema, und dort werden die großen Zeitsprünge wenigstens kurz markiert in dem die Jahreszahl obendrüber steht.
    Man konnte irgendwie mit keinem der Protagonisten so richtig mitfiebern und lange Zeit hat mir das Lesen keinen allzu großen Spaß gemacht. Erst auf den letzten 100 Seiten wurde es richtig emotional, sodass ich sogar ein paar Tränchen verdrückt habe.


    Die Idee zu dem Buch war allerdings sehr schön (wenn auch nicht neu), eine Freundschaft zu zeigen, die über Grenzen und Kriege hinweg hält. Eine schöne Vorstellung jedenfalls. Leider gab es für mich zu viele Negativpunkte und es wurde erst auf den letzten ca. 100 Seiten spannend, sodass ich dem Buch nicht mehr als 3 gut gemeinte Sterne geben kann.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe mich nun schon eine ganze Weile, durch dieses Buch gekämpft. Nun ich möchte nicht sagen, das dieses Buch mir überhaupt nicht gefallen hat. Es ist irgendwie "anders" .
    Für mich die bewusst ein Teil der deutsch- deutschen Geschichte mitbekommen hat, ein sehr interressanter Ansatz mal so einen Roman lesen zu können. Allerdings hätte ich erwartet das viel mehr Geschichte in diesen Roman gepackt wird. Da es für mich ja mal sehr interessant gewesen wäre , darüber zu lesen wie es sich im anderen Teil Deutschlands gelebt hat, denn die Geschichte der DDR kenne ich ja.
    Ich war gespannt darauf ob die Autorin, mein Bild der Geschichte der DDR mir so wieder geben konnte, wie ich es erlebt habe. Hier sei gesagt, leider nein, da die Autorin mehr wert auf die Freundschaft zwischen den Familien von Elsa und Bernhard legt, als auf Geschichte. Was ja an sich in einem Roman nicht falsch ist, trotzallen fehlt mir in diesem Buch einiges, schade.
    Nicht destotrotz schaffte es S. Volks das wenige was sie in ihren Roman packte, in meinen Kopf als Bilder der Vergangenheit wieder aufstehen zu lassen.
    Die hier erwähnten Zeitsprünge haben mich leider auch, das eine um das andere Male verwirrt. Vielleicht wäre es angebracht gewesen beider Familien Stammbäume mit in den hinteren Teil des Buches mit einzubinden.
    "Torstr.1" ist für mich somit kein Buch ds man mal eben so zwischen durch bzw. abends im Bett nach einen anstrengenden Arbeitsalltag lesen sollte, eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert es dann doch.
    Alles in allen am Ende ein lesenswertes Buch über eine Freundschaft die über Jahrzehnte sich festigt, eine Freundschaft zwischen Mann und Frau, eine Freundschaft die selbst Mauerbau und andere staatliche Entwicklung trotzt.


    von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Sehr interessant Eure Rezensionen, vielen Dank dafür ! :)
    Auch interessant wie unterschiedlich die Meinungen dazu sind.
    Ich schleiche um dieses Buch schon eine ganze Weile herum. Im Moment ist es mir aber als HC einfach noch zu teuer, warte dann auf die TB-Ausgabe.

  • Syil Volks Gesellschafts- und Geschichtsroman „Torstraße 1“ durfte ich im Rahmen einer Leserunde genießen. Der Roman spielt in Berlin, die Handlung spannt sich über einen Zeitraum von 80 Jahren um das heutige Soho-Haus.


    Heinrich Grünberg eröffnet 1929 das neue Kaufhaus „Jonass“ in der Torstraße 1. Die hochschwangere Vicky arbeitet an diesem Eröffnungstag dort und bringt am Abend heimlich in der Postabteilung des Kaufhauses Tochter Elsa zur Welt. Ein junger Handwerker namens Wilhelm hilft ihr bei der Geburt. Er war zur Eröffnung eingeladen, weil er an dem Hausbau beteiligt war. Wilhelm selbst wird in der gleichen Nacht Vater eines Jungens namens Bernhard. Elsa ist ein uneheliches Kind, sie erfährt erst im Erwachsenenalter, das ihr Vater Harry Grünberg ist, dem Sohn des Kaufhausbesitzers.


    Elsas und Bernhards Familie freunden sich miteinander an und die beiden Kinder wachsen fast wie Geschwister miteinander auf. Der Roman spannt den geschichtlichen Bogen über das Dritte Reich, die Nachkriegszeit, dem geteilten Berlin und der Wiedervereinigung und erzählt die Geschichte der beiden Familien, wie es ihnen in diesen Zeiten ergangen ist und wie die Freundschaft über all die Jahre und durch alle Schicksalsschläge hindurch Bestand behält.


    Sybil Volks hat mit ihrem schönen und gefühlvollen Schreibstil einen wunderbaren Gesellschaftsroman geschrieben. Die Charaktere sind liebevoll und sympathisch, so dass man die einzelnen Personen am Ende fast als Freunde bezeichnen kann, so fühlt man mit und lässt sich von der Geschichte verzaubern. Man kann das Buch fast gar nicht aus der Hand legen.


    Dieses Buch ist für mich eine der Entdeckungen des Jahres 2012 und ich kann es jedem nur sehr ans Herz legen, der sich für Familiengeschichten und historische Romane mit realem Hintergrund interessiert. Absolut empfehlenswert!!!!


    Volle Sternenzahl von mir: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Dieses Buch ist eine Familiensaga, die die Geschichte zweier miteinander befreundeter Familien von 1929 bis in die Gegenwart erzählt. Drehpunkt ist das Haus Torstraße 1 in Berlin, das genau wie die Menschen im Buch eine sehr wechselhafte Geschichte durchlebt.


    Die Eröffnung des Kreditkaufhauses Jonass ist der Geburtstag von Elsa, die im Jonass selber auf die Welt kommt und dem kleinen Bernhard, dessen Vater bei Elsas Geburt ihrer Mutter beisteht. Durch diesen Zufall sind die beiden Familien unentrinnbar miteinander verbunden.


    Die Charaktere der Hauptfiguren sind sehr liebevoll herausgearbeitet und machen eine Entwicklung durch, die nicht zu letzt durch die politischen Wirren der Zeit geprägt ist. Als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, muss Familie Grünberg, die das Jonass besitzt, in die USA auswandern. In dem Haus wird in den folgenden Jahren die Hitlerjugend organisiert. Nach dem Krieg wird es zur Zentrale der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.
    Die Figuren verhalten sich völlig unterschiedlich und werden oft von Zweifeln und Ängsten geplagt. Sie arrangieren sich zum Teil mit dem System, profitieren auch nicht wenig von den Ungeheuerlichkeiten, die sich abspielen. Und doch bleiben sie menschlich, und ihr Handeln nachvollziehbar, weil man durch die Liebe, die sie verbindet, alles in einem etwas anderen Licht steht.


    Das Buch ist in längere Kapitel eingeteilt, die die historisch unterschiedlichen Abschnitte widerspiegeln. In der Haupthandlung, die aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten vorangetrieben wird, sind die Geschehnisse der Zwischenzeiten als Rückblicke eingestreut. Das ist manchmal etwas verwirrend, man merkt aber meist schnell, in welcher Zeit man sich befindet, vorausgesetzt man ist etwas vertraut mit den Meilensteinen der Geschichte.


    Die Ausdrucksweise von Sibyl Volks hat mir sehr zugesagt. Sie verwendet Ausdrücke, die für die entsprechende Zeit passend sind. Es kommt aber nie zu Verständnisschwierigkeiten, weil man die Bedeutung aus dem Kontext erkennen kann. Ein paar Kenntnisse über das Leben in der DDR wären hilfreich gewesen. Da steht es bei mir nicht zum Besten, aber ich habe das Buch dennoch genießen können und ich bin sicher, dass ich bei einer erneuten Lektüre wieder andere Aspekte finden würde, die mir beim ersten Mal entgangen sind.



    Mein Fazit:


    „Torstraße 1“ erzählt einige wichtige Kapitel der innerdeutschen Geschichte aus unterschiedlicher Perspektive. Man erkennt Bedenken und Ängste von ganz normalen Menschen und kann sein Geschichtsbuchwissen durch neue Eindrücke ergänzen.
    Mich hat das Buch richtig gefesselt, da mich immer sehr interessiert, wie ganz normale Menschen diesen Wahnsinn, der sich in relativ wenigen Jahren abgespielt hat, überleben konnten.


    Von mir erhält dieses sehr wichtige Buch seltene :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • Willkommen im Berlin im Jahre 1929. Die hochschwangere Kaufhausangestellte Vicky hilft bei der Eröffnungsfeier des neuen Kreditkaufhauses Jonass. Noch am selben Abend bringt sie in der Poststation des Kaufhauses ihre Tochter Elsa zur Welt. Hilfe bei der Geburt bekommt sie durch eine alte Postangestellte und dem jungen Handwerker Wilhelm Glaser, der am Bau des Kaufhauses Jonass beteiligt war und dessen Frau gerade ebenfalls in den Wehen liegt und ihren Sohn Bernhard zur Welt bringt.
    Durch die Kinder kommen Vicky und die Familie Glaser sich langsam näher. Obwohl Vicky allein erziehend ist, und die Affäre zu dem jüdischen Sohn ihres Arbeitgebers geheim halten muss, finden sie und ihre Tochter durch die Glasers eine Art Familienanschluß. Doch die politische Situation wird immer angespannter und bald stehen die beiden Familien auf unterschiedlichen Seiten. Doch eines verbindet Vicky mit den Glasers durch den Krieg hindurch bis zum Fall der DDR: die Kinder.


    Mit einem schönen und gefühlvollen Schreibstil deckt Sybil Volks eine sehr umfangreiche Zeitspanne ab. Das Buch fängt bei der Machtergreifung der Nazis an und endet schließlich mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Deutschland. Zu Beginn des Buches entsteht der Trugschluß, dass es sich um eine sehr leichte Lektüre handelt. Aber dem ist nicht so. „Torstraße 1“ erfordert durchaus ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration. Zum Dank wird man dann allerdings mit wundervollen Charakteren belohnt, wie sie unterschiedlicher und menschlicher nicht sein können. Die Perspektiven wechseln sich alle paar Seiten ab. Mal haben Wilhelm oder Bernhard das Wort und werden danach von Elsa oder Vicky abgelöst. Zusammen mit der gegenwärtigen Situation, bekommt man sehr viele Erinnerungen und Rückblicke, was sich ansonsten im Leben der beiden Familien ereignet hat.


    Etwas verwirrend sind die Zeitsprünge, mit denen man durch das Buch hüpft. Immerhin sind auf knapp 400 Seiten über 40 Jahre Geschichte versteckt. Hier muss man sich anhand der Informationen orientieren, um herauszufinden, in welcher Zeit man gerade steckt. Konkrete Zeitangaben als Überschrift oder Randnotiz gibt es nicht. An dieser Stelle muss ich aber sagen, dass es sich schlimmer anhört, als es in Wirklichkeit ist. Die zeitliche Neuorientierung erfolgt sehr schnell.


    Obwohl mir das Buch wirklich gut gefallen hat, konnte ich mich mit Elsa nicht so wirklich anfreunden. Witzigerweise ist sie zwar diejenige, die in dem Buch mit die größte Rolle spielt, aber irgendwie auch diejenige, die am wenigsten Farbe abbekommen hat. Mir persönlich fehlte hier irgendwas Greifbares. Irgendwas, wo man sagen konnte: „Ja, das ist Elsa.“
    Es hat mir trotzdem unglaublich viel Spaß gemacht „Torstraße 1“ zu lesen und ich kann es jedem empfehlen, der Familiengeschichten mag und sich ein wenig für deutsch deutsche Geschichte interessiert.

    The message is in the silence
    Whisper words to calm your mind


    We're running out of time
    Can't seem to recognize
    What put us here in the first place
    Counting down the days, beginning of the end
    (In Flames - Sounds Of A Playground Fading)

  • Ich habe das Buch schon seit einer kleinen Zeit durchgelesen. Zum Inhalt haben ja schon sehr viele hier etwas geschrieben, sodass ich darauf jetzt nicht näher eingehen werde.
    Mich hat die Geschichte sehr bedenklich gestimmt. Man lernt so viele nette, verliebte Menschen kennen, die jedoch nie wirklich ihr wahres Glück finden. Besonders die Liebesgeschichte von Bernhard und Elsa. Ich habe das ganze Buch über gehofft, dass es für die Beiden doch noch ein glückliches Ende gibt.
    Zuerst stehen unausgesprochene Worte, dann die Mauer, nach der Mauer die verschiedenen Ehepartner und zum Schluss die vergangene Zeit zwischen ihnen.
    Mir gefällt, dass der Leser durch das ganze Leben der Hauptfiguren geführt wird. Er erlebt eine sehr lange Zeitspanne mit. Bei manchen Büchern fragt man sich ja immer: Wie geht es jetzt mit diesen Personen weiter? Was wird aus ihnen? Die Antworten auf diese Fragen wurden uns in diesem Buch nicht vorenthalten. Auch die Verknüpfung der Geschichte mit dem ehemaligen Kaufhaus hat mir sehr gefallen. Mir gefällt es, wenn eine ausgedachte Geschichte mit einem realen Gegenstand verbunden ist.
    Oft kam ich bei den Zeitsprüngen nicht ganz zurecht, da dieser manchmal mit einem Zeichen angekündigt wurde, manchmal jedoch auch nicht.
    Ich fand dieses Buch gut und gebe ihm somit 4 Sterne.

    „Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist.“
    Elias Canetti



    mein Profil auf LOVELYBOOKS.de

  • [align=justify]Das Cover und der Klappentext haben mich sehr angesprochen und neugierig gemacht und als es dann auch schon ein paar wirklich gute Rezensionen zu diesem Buch gab, habe auch ich mich zum Kauf entschlossen.
    Meine Erwartungen wurden allerdings nicht wirklich erfüllt und ich habe mich mit dem Buch recht schwer getan. Die ständigen Zeitsprünge waren auch für mich schwierig und mit der Zuordnung der Namen habe mich ebenfalls teilweise schwer getan. Ich musste mich beim lesen sehr konzentrieren, was ich als sehr anstrengend empfunden habe.
    Die Story um Bernhard und Elsa hat mir grundsätzlich gut gefallen, trotzdem fehlte mir etwas die Tiefe. Ich hatte nicht das Gefühl, die Personen in dem Buch wirklich kennen zu lernen. Es gab ab und zu mal Abschnitte, bei denen ich dachte, ja, jetzt geht es los, nun tauche ich richtig in das Leben einzelner Personen ein und kaum war es so, kam wieder ein Zeitsprung oder die Geschichte wechselte wieder zu einer anderen Person und schon war ich wieder raus. Ich lese auch gerne Bücher von Judith Lennox, diese werden auch oft über mehrere Generationen erzählt und da habe ich immer das Gefühl, diese Familien richtig zu begleitet und kennen zu lernen. Ich fieber da einfach richtig mit und sie wachsen mir ans Herz (oder manche eben auch nicht :wink: ). Hier tauchen in den Familien des öfteren neue Partner auf und auf einmal gibt es da mehrere Kinder, die kurze Zeit später aber schon wieder ihr eigenes Leben führen. Mir ging das alles zu schnell und auch ich bin der Meinung, ein paar Seiten mehr hätten dem Buch nicht geschadet.
    Die ersten Seiten, als das Jonass eröffnet wurde, haben mich schon gepackt, aber dann wurde das Interesse immer weniger und ich habe mich stellenweise durch das Buch gequält. Bei den ca. letzten 100 Seiten viel mir das Lesen dann wieder leichter.
    Vielleicht habe ich dieses Buch aber auch einfach nur zum falschen Zeitpunkt gelesen und hatte aktuell nicht die nötige Ruhe und Konzentration dafür.
    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Haus in der Torstraße 1 gibt es wirklich. Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts eröffnet als Kreditkaufhaus, wurde es später von der NSDAP und der SED genutzt und schließlich, 80 Jahre später, als exklusiver Club neu eröffnet. Der Roman erzählt neben seiner (fast) realen Geschichte auch die Lebensgeschichten fiktiver Personen. Elsa wurde am Eröffnungstag in der Poststation des Hauses geboren, wer ihr Vater ist, erfährt sie erst viele Jahre später. Zufällig bei ihrer Geburt anwesend ist der Zimmermann Wilhelm, dessen Sohn Bernhard in der selben Stunde geboren wird. Diese Gemeinsamkeiten verbinden die Familien und vor allem Elsa und Bernhard über die Jahrzehnte.


    Es dauerte viele Seiten, bis ich mich mit dem Roman wohl fühlte, zunächst zog es sich doch sehr, ich langweilte mich. Doch irgendwann fingen die Geschichten doch an, mich zu interessieren. Erzählt wird nämlich nicht eine einzelne Geschichte, es sind tatsächlich mehrere, wobei die Geschichte des Hauses eher im Hintergrund abläuft, transportiert wird durch die Geschichten der Protagonisten. Diese laufen nur teilweise parallel, ab einem gewissen Punkt sind sie nur noch marginal verbunden.


    Erzählt wird daher auch aus verschiedenen Perspektiven, zunächst stehen Elsas Mutter Vicky und Bernhards Vater Wilhelm im Mittelpunkt, später Elsa und Bernhard selbst, immerhin wird über einen Zeitraum von 80 Jahren berichtet. Das geschieht allerdings nicht fortlaufend, sondern eher in Momentaufnahmen, dazwischen liegen Zeitsprünge, die der Leser selbst einordnen muss, hin und wieder werden historische Ereignisse, selten Jahreszahlen genannt, als Leser sollte man sich in der (deutschen) Geschichte dieser Zeit schon etwas auskennen. Da die herausgegriffenen Ereignisse für mehrere Protagonisten von Bedeutung sein können, kommt es vor, dass Dinge zunächst aus einer, später aus einer anderen Perspektive betrachtet werden.


    Die Charaktere stehen dadurch sehr im Mittelpunkt – und trotzdem wurde ich mit den meisten nicht richtig warm, nur wenige von ihnen, vor allem Wilhelm, konnten mein Herz erreichen. Das ist sehr schade und sicher mit ein Grund, warum ich relativ schlecht in die Geschichte finden konnte.


    Wer sich gerne auch mit den Hintergründen eines historischen Romans auseinandersetzt, kann hier Einiges zum Recherchieren finden, schon allein die Geschichte des Hauses ist interessant und liefert viel deutsche Geschichte.


    Letztlich habe ich den Roman nicht ungern gelesen, eine Empfehlung fällt mir allerdings schwer. Es gibt viele Romane, die die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts verarbeiten, dieser bietet nicht wirklich Neues. Wer aber gerne über diese Epoche liest, liegt sicher nicht falsch.