Ursula Poznanski - Die Verratenen

  • Ich war lange der Überzeugung, Dystopien könnten gar nichts für mich sein. Ich habe dann Justin Cronins "Der Übergang" gelesen und war positiv von diesem Trilogieauftakt überrascht. Bald darauf lockte Frau Poznanski mit "Die Verratenen" - ebenfalls erster Band einer Trilogie. Sollte ich mein Glück wirklich zweimal herausfordern? Lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen und habe es schließlich von @Squirrel zum Geburtstag bekommen. Sowas aber auch. :loool:
    Es war natürlich klar, dass ich das Buch umgehend ausprobieren musste.


    Schon die ersten Seiten sprachen mich an. Ich wurde direkt in die Geschichte geworfen wie ein Nichtschwimmer ins tiefe Wasser und war beeindruckt von der Welt, die Ursula Poznanski erschaffen hat. Alles wirkte steril, eindrucksvoll, durchdacht, mächtig, unpersönlich und dennoch anziehend. So trist und karg die technologische neue Welt, in der "Die Verratenen" spielt, auch ist, so begeistert war ich von ihr. Sie fühlte sich authentisch an und (leider) gar nicht so weit hergeholt. Dass sie darüber hinaus im heutigen Berlin angesiedelt ist, das man selbst kennt und schon oft gesehen hat, machte die Sache für mich noch spannender.


    Doch auch mit ihren Charakteren konnte mich die Autorin wiedermal begeistern. Sie wirkten auf mich keinesfalls flach oder farblos. Im Gegenteil hatte ich den Eindruck, es hier mit sehr tiefgreifenden, gefächerten Figuren zu tun zu haben. Nicht jede Eigenschaft muss explizit an- oder ausgesprochen werden, um existent zu sein.
    Ria, die Protagonistin der Geschichte, ist für mich sehr gelungen. Sie wirkt recht kühl, teilweise sogar forsch und unnahbar. Sieht man genauer hin, lässt sich jedoch weitaus mehr erkennen, als die Oberfläche vorzugeben scheint. Wer das Buch noch lesen möchte, sollte ruhig mal darauf achten. Ich empfand sie jedenfalls als sehr stimmig.
    Sie ist aber nur ein Beispiel für zahlreiche, in meinen Augen eindrucksvolle Charaktere, die Frau Poznanski in diesem Buch verarbeitete. Keine von ihnen war für mich zu viel, störend oder an den Haaren herbeigezogen. Sie alle hatten ihren berechtigten Platz und konnten mich - ob mit großer oder kleiner Rolle - fesseln und begeistern.


    Die Geschichte selbst ist beeindruckend erzählt und hat mich oft froh darüber sein lassen, nicht in Rias Welt zu leben. Die Handlung ist spannend, nicht überladen und weist dennoch keine Längen auf. Zumindest wären mir keine aufgefallen. Somit war "Die Verratenen" für mich sehr kurzweilig und ich habe mich stets auf das Weiterlesen gefreut.


    Was könnte ich also sonst vergeben als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: ? Ich kann diesen Trilogieauftakt zu meinen Jahreshighlights 2014 zählen und bin schon unglaublich gespannt auf die Fortsetzung.


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Das ist toll, Missy, dass dir das Buch sooo gut gefallen hat! Ich fand den zweiten Band sogar noch besser. :thumleft:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Das geht? :shock: Oh, Wahnsinn. Spätestens an Weihnachten wird der zweite Teil wohl bei mir einziehen, denn ich fürchte, länger kann ich nicht warten. 8-[


    Hihi, ja, das geht. Wobei der erste Teil aber auch nicht die volle Punktzahl von mir bekommen hat. Irgendwie waren für mich dann doch ein paar Längen drin. Aber den zweiten Teil fand ich von der ersten bis zur letzten Seite hochgradig spannend. Warte nicht zu lange, liebe Missy. :wink:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Der erste Gedanke, der mich überkam, als ich die Inhaltsangabe dieses Buches gelesen habe, war: "Oh wow. Eine Dystopie. Hatten wir ja noch gar nicht". Was ja witzigerweise vielen hier passiert ist :D Weil ich allerdings ziemlich überzeugt von der Autorin bin und bisher nur gute Bücher von ihr gelesen habe, erhielt diese Reihe eine Chance von mir.


    Als erstes muss man sich natürlich erst einmal in dieser neu geschaffenen und hoch technisierten Welt orientieren. Und da zeichnete sich für mich direkt ein ziemliches Horrorbild, auch wenn es eigentlich erst einmal positiv konnotiert ist: Körperfunktionen werden permanent durch den Salvator am Arm jedes Einzelnen überwacht, Sport und Nahrung werden daran angepasst und der Salvator schickt bei Nicht-Einhalten Nachricht ans Med-Zenter, in das man dann zitiert wird. Generell wird der Körper nicht nur auf einem gesunden, sondern einem optimalen Level gehalten - auch was das Äußere angeht. Operationen, die das Gesicht perfektionieren, sind für die Elite-Leute der Akademie an der Tagesordnung, schließlich sollen sie alle mal hohe politische Posten bekleiden. Gegessen werden eher keine Gerichte, sondern Einheiten an Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten. Der Genuss bleibt auf der Strecke und die Funktionalität steht im Vordergrund.
    Aber gut, es gibt auch einige Vorteile, die sich daraus ableiten lassen: jedem Menschen in der Sphäre wird die bestmögliche medizinische Versorgung zuteil, sodass jeder seine Arbeit Leisten kann. Freiwilligendienste sind dabei ebenso wichtig wie Pflichtaufgaben, Gemeinschaft wird hoch geschätzt.
    Aber es gibt auch Menschen außerhalb dieser privilegierten Welt. Deren Körper gezeichnet sind von der rauen Natur, der sie permanent ausgesetzt sind und die kein solch gepflegtes Erscheinungsbild haben wie die Sphärenbewohner. Diese Menschen werden Prims genannt, weil sie nicht nur primitiv aussehen, sondern sich auch so benehmen.


    Obwohl man als Leser direkt in diese neue Welt hineingeworfen wird, ist man ziemlich schnell drin im alltäglichen Vokabular und versteht, worum es geht. Die anfangs als heile Welt gezeichnete Sphäre, deren idealistische Ausrichtung Ria nie in Zweifel gezogen hat, erhält mit einem Mal immer mehr Risse und diese schwelende Gefahr ist wirklich spannend herausgearbeitet. Rias Leben droht ihr völlig zu entgleiten - und zwar im wörtlichen Sinn, denn sie steht kurz davor, exekutiert zu werden. Überwachung und Kontrolle sind plötzlich nicht mehr dem körperlichen Wohlbefinden untergeordnet, sondern die Salvatoren werden klar dafür benutzt, um die Studenten auszuspionieren. Wie Ria auch wird man als Leser völlig paranoid und rechnet nach jeder Seite damit, dass die sechst Studenten unauffällig aus dem Verkehr gezogen werden. Ganz so einfach klappt das allerdings dann doch nicht.


    Die Figuren sind sehr facettenreich gestaltet und vor allem natürlich Ria bietet eine tolle Identifikationsfläche. Sie ist von den guten Absichten der Sphären absolut überzeugt, kann aber nicht verhindern, dass diese Überzeugung zu bröckeln beginnt, als sie sieht, wie die Lage der Außenwelt in der Realität und fernab der Geschichten in den Sphären ist. Und ihre Beobachtungsgabe und was sie aus noch so kleinen Details eines Gesichtsausdrucks lesen kann, ist wirklich beeindruckend.
    Der Schreibstil ist in für mich immer ein wenig mühsam zu lesendem Präsens geschrieben. Abgesehen davon ist er aber flüssig und vor allem sehr abwechsulungsreich: mal geht alles Schlag auf Schlag und dann wieder zäh von statten, sodass der Schreibstil immer der gerade herrschenden Atmosphäre entspricht.


    Ein wirklich extrem vielversprechender Auftakt einer Reihe - ich freue mich schon sehr auf die Folgebände und vergebe dem ersten Teil :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch heute beendet und es hat mich wirklich sehr begeistert. Seit einigen Wochen begleitet mich eigentlich eine Leseflaute, aber diese Geschichte habe ich endlich mal wieder innerhalb weniger Tage verschlungen. Mir hat schon der Start in die Geschichte sehr gut gefallen - wie man direkt hineingeworfen wird und zusammen mit Ria diese dystopische Welt langsam entdecken muss. Gewagt von der Autorin, da es bei dem ein oder anderen sicher Verwirrung geben kann ohne die expliziten Erklärungen, aber ich fand es so viel besser, als einfach seitenweise das System dieser Welt heruntergerattert zu bekommen. Die Welt mit den Spähren, Prims, usw. ist super ausgedacht und hatte auch trotz des plötzlichen Einstiegs nie Verständnisprobleme. Etwas schade war, dass man von den wirklichen "Herrschern" der Spähren und ihren eigentlichen Absichten nicht richtig viel erfährt, nur immer Andeutungen und Namen. Ich bin schon sehr gespannt, was es damit auf sich hat und hoffe, aus dieser Richtung kommt noch mehr in den nächsten zwei Bänden.


    Ich war realtiv erstaunt als ich hier gelesen habe, dass einige mit Ria so ihre Probleme hatten und sogar Vergleiche mit Bella aus "Twilight" gewzogen wurden. Für mich persönlich war sie überwiegend eine angenehme Hauptfigur, zwar ist sie mir dabei auch nicht so nah gekommen wie manch' andere Figur schon, aber das liegt vermutlich auch einfach am Setting, das nicht wirklich zu seitenweisen Gefühlsoffenbarungen einlädt. Ihren ständigen Zwiespalt, ihre Zweifel, Gedanken und Gefühle konnte ich jedoch prima nachvollziehen. Dass ihre "herausragenden" Eigenschaften Rhetorik und Gefühle lesen sind, gefiel mir ziemlich gut, über so eine Charakterfähigkeit stolpert man doch nicht so häufig in Jugendbüchern. Insgesamt war sie für mich auch keine hunderprozentige Sympathieträgerin, aber auf jeden Fall schön gezeichnet und vor allem mit erkennbaren Stärken und Schwächen. Und genau das mochte ich, dass das Buch keine schwarz-weiß-Malerei zeigt, sondern Figuren, die ebenso interessant wie nervig sind, wo man "gut" oder "böse" nicht immer unterscheiden kann. Ich konnte mich mit keiner Figur richtig identifizieren, aber jedem doch irgendwie was Positives und was Negatives abgewinnen. Als Leser weiß man nur so viel wie die Ich-Erzählerin Ria und von daher ist man wie sie auch im Ungewissen, was nun Wahrheit und was Lüge ist oder wer welche Absichten hat. So bleibt die Geschichte auch die komplette Zeit über spannend, man rätselt irgendwie immer mit und es gab keine Längen für mich, was mir bei Dystopien sonst eigentlich immer passiert. Da merkt man schon ein wenig, dass die Autorin sich auch viel im Thriller/Krimi-Bereich bewegt und es eben gut beherrscht, Dinge zu verschleiern und spannend zu halten. Was für mich tatsächlich ein wenig überflüssig war in der Story war der Anteil von Liebesgeschichte, der zwar verschwindend gering ist, aber selbst das bisschen konnte mich nicht richtig überzeugen. Ria und Aureljos Gefühle füreinander kann man ja kaum verstehen, geschweige denn, dass davon mal an irgendeiner Stelle wirklich was zu spüren wäre. Und dann die Andeutungen auf einen anderen möglichen Kandidaten, die einem förmlich ins Gesicht geworfen werden...Fand ich eher unschön gemacht und hoffe, dass dieser Aspekt in den nächsten Bänden auch nur wenig Raum einnehmen wird.


    Die beklemmende Atmosphäre, das Zusammenspiel der Figuren - Ursula Poznanski hat mich hier richtig überzeugt und mir tatsächlich die erste Dystopie bescherrt, die ich beim lesen einfach nur genial fand. Sonst hatte ich mir allen Büchern aus dem Genre immer erstmal so meine Probleme, hier aber nicht. Definitiv ab jetzt mein Lieblings-Poznanski und ich werde auch heute gleich noch ausschwärmen, um mir den zweiten Teil zu holen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von mir.

  • Nachdem ich bereits die anderen Bücher von Ursula Poznanski gelesen habe, u. a. auch die Jugendbücher, und von jedem einzelnen Buch begeistert war, musste ich natürlich dieses Buch auch lesen. Da das Buch zudem hier hochgelobt wurde, habe ich mich schon sehr auf ein gutes Buch gefreut. Und was soll ich sagen, es konnte mich leider nicht überzeugen. Ich kann nicht sagen, ob ich es einfach zum falschen Zeitpunkt gelesen habe oder woran es sonst lag, aber leider kann ich nicht mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne geben.


    Am Anfang kam ich gut in die Geschichte rein, mir hat der Aufbau der Welt und der Sphäre richtig gut gefallen. Aber nach einiger Zeit wurde mir Ria richtig unsýmpathisch in ihrer Denkweise und in ihrem Handeln. Zudem hat mich die Handlung einfach überhaupt nicht mehr interessiert. Woher dieses Desinteresse kam, kann ich leider selbst nicht genau sagen. Ich empfand keine Spannung beim Lesen und habe das Buch nur noch zur Hand genommen, um es fertig zu bekommen. Sehr schade.

    "Es ist egal, was du bist, hauptsache ist, es macht dich glücklich." (Farin Urlaub)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig." (Ernst R. Hauschka)


  • Oh mann, ich habe einen Fehler gemacht. Nämlich das zweite Buch gelesen, bevor ich einen Eindruck zu Teil 1 geschrieben habe. Ich werde einfach eine ausführlichere Rezi nach Teil 3 (den ich soeben begonnen habe) schreiben, so dass ich nicht Gefahr laufe, hier die Eindrücke zu vermischen. Gerade bei dieser Trilogie finde ich das recht wichtig, weil ich während der Lektüre von Teil 1 eine dunkle Vorahnung hatte, die sich in Teil 2 bestätigte.
    Also, hier nur soviel:
    Ich mochte die anderen Bücher von Ursula Poznanski sehr gerne (Erebos gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern) und das war für mich ein Grund, mich an die Eleria Trilogie zu machen.
    In gewohnt flüssiger Schreibweise baut die Autorin einen spannenden und für eine Dystopie wirklich noch einmal recht neuen Plot in einer toll konstruierten Welt auf, die mich echt fasziniert hat. Die verdienten :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: bekommt sie von mir, weil ich mir für die weiteren Bücher noch Platz nach oben lassen möchte, den ich hoffentlich benötige.

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Ich fand das Buch wie bei Poznanski gewohnt gut geschrieben, sie nimmt den Leser mit und hält ihn bei der Stange. Der Plot ist meines Erachtens aber nicht sehr originell. Eine Dystopie mit beeinträchtigter Umwelt, abgeschotteten Lebensräumen und neuen Gesellschaftsstrukturen, die Individualität unterdrücken - das gab es alles schon öfter, auch wenn Details natürlich abweichen. Den nächsten Teil werde ich mir trotzdem besorgen, mal sehen, wie es weitergeht.

  • Meine Meinung:


    Im Januar ist Frau Poznanski in meiner Nähe zu Besuch und da ich ihr neues Werk "Layers" gelesen hatte. Musste ich natürlich auch ihre anderen Bücher in Angriff nehmen, denn ihre Schreibweise sagt mir zu und ist spannend und genau deshalb liest sich der erste Band ihrer Trilogie auch sehr gut. 6 Studenten in einer "neuen" Welt, die nicht wirklich neu ist, aber verändert. Es gibt die Sphärenbewohner und die Bewohner außerhalb und die Art und Weise wie es beiden Welten zugeht beschreibt die Autorin sehr interessant. Das Buch ist spannend und man liest auch relativ zügig, weil es kurze Kapitel meist sind. Das einzig negative für mich bleibt diese neuartige Erscheinung, das man eine Geschichte in mehrere Bücher unterteilt. Das Buch endet im Prinzip nicht wirklich, sondern ist ein Cliffhanger. Allein deswegen kann ich dafür nicht volle Punktzahl geben, aber da ich schon bei Teil 2 bin ist das Prinzip ja auch aufgegangen, man will ja nun Wissen wie die Geschichte zuende geht und aufgelöst wird.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 14 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Klappentext Amazon:

    Vertraue niemandem.
    Denn jemand will deinen Tod.
    Es könnte jeder sein.

    Eine Welt, die perfekt und gerecht erscheint.
    Sechs Studenten, die dachten, sie kennen die Wahrheit.
    Doch plötzlich sind sie auf der Flucht, verraten, verfolgt und dem Schicksal ausgeliefert.



    Inhalt:

    Eleria lebt in einer Sphäre. Das sind große, durchsichtige Kuppeln, die die Bewohner von der Außenwelt schützen. Eleria studiert an der Akademie in Neu-Berlin und hat sich auf Kommunikation und Rhetorik spezialisiert, dadurch hat sie gelernt die Leute um sie herum einzuschätzen und hat ein besonderes Redetalent.

    In der Akademie gibt es eine Rangliste und nur die besten bekommen später hohe Positionen. Eleria gehört zu diesen besten Studenten, sie ist die Nr. 7. Außerdem ist sie eng mit Aureljo der Nr. 1 der Rangliste befreundet, dessen Platz die Nr. 2, Tudor, ergattern möchte.


    Eines Tages belauscht Eleria ein Gespräch hochrangiger Sphärenbewohner. Es geht um eine Verschwörung, in die 6 Studenten der Akademie verwickelt sein sollen und es soll gravierende Beweise geben. Eleria ist schockiert als sie hört, dass auch sie und Aureljo unter den Verschwörern sein sollen und sie bald getötet werden müssen. Eleria vertraut sich Aureljo an und findet auch heraus wer die anderen Verschwörer sein sollen. Eleria macht sich Gedanken, warum sie Verschwörer sein sollen und auch, ob evtl. Tudor und sein Mentor dies inszeniert haben um Aureljo loszuwerden, damit Tudor die Nr. 1 werden kann.


    Bei einer Versammlung soll sechs Studenten die Ehre zu Teil werden den Präsident der Sphäre Zukunft kennenzulernen. Eleria wird sogleich hellhörig und stellt fest, dass genau die sechs „Verschwörer“ diese Reise antreten sollen. Auf dem Weg mit einer Magnetbahn kommt es zu einem Zwischenfall und Eleria und die anderen müssen sich nun durch die ungewohnte Außenwelt kämpfen und sich verschiedenen Hindernissen stellen.



    Beurteilung:

    Ich bin ein großer Fan der Bücher von Ursula Poznanski. Ihr Schreibstil gefällt mir sehr gut und sie hat es raus, mich mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen. Mit dem erste Teil dieser Dystopie hat sie es wieder einmal geschafft.


    Das Cover finde ich eher langweilig und nichtssagend. Deshalb habe ich das Buch auch erst jetzt gelesen, nachdem ich die vielen guten Rezensionen hierzu gelesen habe und bin froh es getan zu haben.



    Man wird am Anfang einfach in die Geschichte reingeschmissen. Ich musste erst einmal reinkommen und mich mit den Charakteren und der Umgebung vertraut machen. Aber man findet hier ziemlich schnell Fuß. Die Sphären wirken wie ein behütetes Zuhause in dem es allen gut geht. Dafür werden die Bewohner hier durch Salvatoren (technische Geräte am Arm) überwacht. Es ist alles genau angepasst, Nahrung, Lerneinheiten und auch die Gesundheit des Einzelnen. Hierzu steht im Gegensatz die Außenwelt, die von den Prims (Primitiven) bevölkert wird, die in Clans leben. Es wird immer wieder berichtet, dass diese Clans immer wieder Sphärenbewohner umbringen die sich gerade in der Außenwelt befinden.


    Ich finde dieses Setting wirklich ganz toll. Die Autorin beschreibt die verschiedenen Lager sehr gut. Besonders die Technologie in den Sphären im Gegensatz zu der „höhlenmenschlichen“ Lebensart der Prims finde ich interessant. Ich habe mich auch immer gefragt, warum kann man nicht einfach alle in diese Sphären aufnehmen bzw. warum herrscht dieser Zwist zwischen diesen, wenn doch immer wieder Hilfspakte für die Außenbewohner gestellt werden. Jedoch trügt der Schein hier mächtig, wie man im weiteren Verlauf der Geschichte erfährt.


    Die Charaktere finde ich alle in sich stimmig. Natürlich hat man hier den ein oder anderen den man lieber hat.Vor allem die verschiedenen Begabungen der einzelnen sind toll herausgearbeitet und passen in den Verlauf der Geschichte.

    Eleria ist anfangs jemand der hinter dem Sphärenbund steht und diesen auch verteidigt. Ich finde ihre Wandlung in der Geschichte sehr gut gemacht und nicht zu abrupt. Sie ist eine tolle Protagonistin und ich konnte jeden ihrer Schritte nachvollziehen. Auch die anderen Charaktere waren immer authentisch.


    Ich bin begeistert von diesem ersten Teil der Reihe. Der Anfang war toll und die Autorin hat die Umgebung und die Gegebenheiten fantastisch geschildert. Auch die Gefühlslage von Eleria, als sie rausfindet, dass sie umgebracht werden sollen wurde wunderbar beschreiben und man hat mit Eleria mitgefiebert. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es war spannend bis zum Ende.



    Fazit:

    Ein großartiger Auftakt einer Dystopie mit tollem Setting, authentischen Charakteren und einem wie gewohnt flüssigen Schreibstil der Autorin. Ich würde dieses Buch jedem empfehlen der Endzeitgeschichten mag. Eine stimmige Geschichte, die bestimmt auch jeden anderen in seinen Bann ziehen kann.


    Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel. Und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen."
    (Walt Disney)









  • Ich habe das Buch nun auch beendet und möchte meine Vergabe von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: begründen. Ausführliche Rezensionen gibt es ja genug dazu8-[.


    Bei Dystopien bin ich immer erstmal vorsichtig. Häufig gefallen sie mir nicht, weil ich keinen guten Zugang zu der Welt habe. Das war bei diesem Buch nicht so. Die Sphären scheinen mir zwar unangenehme Orte zu sein, in denen ich mich von Anfang an nicht wohl fühlte, trotzdem konnte ich nachvollziehen, wie sie aufgebaut sind. Erinnert mich etwas an das Glashallensystem der Leipziger Buchmesse, nur in viel viel größer :lol: Die Geschichte war sehr abgerundet, viele Gedankengänge kann ich nachvollziehen, in einigen Situationen hätte ich jedoch vollkommen anders reagiert. Den :bewertung1von5: Abzug bekommt das Buch ausschließlich für seine Dicke. Meiner Meinung nach hätten es auch 100 Seiten weniger getan, um den Inhalt so wieder zu geben. Abgesehen davon bin ich begeistert und freue mich auf den nächsten Band. Es muss ja auch Vorteile haben, eine Reihe erst dann anzufangen, wenn alle Bände bereits erschienen sind.:-,:bounce:

    Viele Grüße :winken:
    kaffee_zum_mitnehmen
    _________________________________________________
    SuB im Profil


    Es gibt viele Wege zum Glück. Einer davon ist aufhören zu jammern.
    (Albert Einstein)

  • Klappentext


    Sie ist beliebt, privilegiert und talentiert. Sie ist Teil eines Systems, das sie schützt und versorgt. Und sie hat eine glänzende Zukunft vor sich – Rias Leben könnte nicht besser sein.

    Doch dann wendet sich das Blatt: Mit einem Mal sieht sich Ria einer ihr feindlich gesinnten Welt gegenüber und muss ums Überleben kämpfen. Es beginnt ein Versteckspiel und eine atemlose Flucht durch eine karge, verwaiste Landschaft.

    Verzweifelt sucht Ria nach einer Erklärung, warum ihre Existenz plötzlich in Trümmern liegt. Doch sie kann niemandem mehr vertrauen, sie ist ganz auf sich allein gestellt.


    Meine Meinung


    Ursula Poznanski wirft einen hier im ersten Band direkt in eine Szenerie, die nach und nach mit immer mehr Hintergrundinformationen aufwartet, die gekonnt und spannend in die Handlung mit eingeflochten werden.


    Die Zukunft, in der Eleria, "Ria" aufwächst, ist geprägt von Macht und Kontrolle. Sie lebt wie viele anderen auf der Erde in großen Kuppeln, Sphären genannt, da sich die eisigen Wetterverhältnisse in der Atmosphäre außerhalb der Kuppeln kaum zum Überleben eignen.

    Auch wenn es Menschen in den Kuppeln gibt, die auf natürlichem Weg geboren werden, gehört Ria zu den Vitros, die sozusagen im Reagenzglas gezüchtet wurden, und damit schon von vornherein eher zur Elite.


    "Von den eigenen Eltern aufgezogen zu werden mag schön sein,

    aber es bereitet einen nicht auf das Leben als Führungskraft vor." Seite 113


    Es gibt strikte Regeln, ein striktes System und Sicherheit durch Überwachung. Wie immer, wenn man darin aufwächst, fühlt es sich normal an und ein Stück weit geborgen. Doch durch den Gehorsam, der nichts hinterfrägt, kann man aber umso leichter manipuliert werden und für Ria, sowie fünf weitere Studenten, bedeutet das ein bitteres Erwachen.


    Die Spannung wurde hier sehr gut aufgebaut, weil man lange nicht wirklich weiß, wer genau dahintersteckt und zu welchem Zweck das ganze passiert. Vor allem auch die Figuren fand ich großartig, weil sie zeigen, wie tief der Glaube wurzelt an das, mit dem man aufwächst und wie erschüttert man ist, wenn plötzlich alles in Frage gestellt wird und man niemandem mehr vertraut.

    Was mir besonders gut gefallen hat in dem Zusammenhang: es gibt nicht diese mysteriösen Missverständnisse, die oft eingebaut werden, um neue Wendungen und Konflikte zu schaffen - was meist auf Naivität beruht oder eben der Handlung geschuldet ist und mich oft sehr nervt. Da Eleria aber gerade im "Lesen von Menschen" ausgebildet wurde, also im Erkennen von Mimik und Gestik und der damit verbundenen Gefühlswelt der anderen und dem Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen, sowie dem Manipulieren anderer durch perfekte Emotionskontrolle, fällt das hier komplett weg! Die Idee dieser Art "Ausbildung" finde ich übrigens auch einen sehr genialen Schachzug.

    Eleria selbst mag ich sehr, vor allem auch ihre Entwicklung, die nach und nach neue Formen annimmt und absolut glaubwürdig ist.


    In der Welt außerhalb der Kuppeln leben ebenfalls Menschen und diese müssen sich mit "primitiven" Mitteln der eisigen Kälte und dem ständigen Hunger stellen. Dass es in Kuppeln für sie zu wenig Platz gäbe und die Versorgung zu knapp wäre, ist nur eine Wahrheit, denn die Wirklichkeit ist eine ganz andere. Überaus deutlich zeigt Ursula Poznanski ein Problem, mit dem auch wir schon lange zu kämpfen haben: wie durch Falschinformationen manipuliert wird und sich dadurch zwei Lager bilden, deren Annäherung durch Angst und Hilflosigkeit kaum mehr möglich ist.


    Was ich auch faszinierend und gruselig fand war die akzeptierte Kontrolle in den Kuppeln durch elektronische Armbänder - etwas, das ja mittlerweile recht normal ist in Science-Fiction bzw. Dystopie Szenarien. Sie melden körperliche Schwächen, geben vor, welche Nahrung man wann zu sich nehmen sollte, wieviel Schlaf oder welche Atmung gerade besser wäre, um den Körper zu schonen und scheinen auf den ersten Blick ein nützlicher Indikator fürs Überleben zu sein.

    Zudem kommt aber noch die Kontrolle durch einen selbst - wie oben erwähnt ist Eleria ja hier besonders ausgebildet, aber auch die anderen Studenten sind darin geschult: Gefühlsregungen sind nur in Maßen erlaubt bzw. "angesehen" und es gibt jahrelange Unterrichtseinheiten in verschiedensten Fächern, die damit zusammenhängen. Gesichter werden sogar chirurgisch verändert, um optimistischer auszusehen oder Anführerqualitäten besser und freundlicher Ausdruck zu verleihen ... eine äußerst kranke Vorstellung, die aber gar nicht soweit hergeholt scheint.


    Für Ria jedenfalls stehen bald schwere Entscheidungen an, für die sie alles hinterfragen muss, was sie in ihrem bisherigen Leben geerdet hat - für mich war dieser erste Band ein absoluter Pageturner, den ich nicht aus der Hand legen konnte.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer