Stephen King - Die Arena (ab 05.10.2012)

  • Ich bin mal so frei und eröffne den Thread, damit es ab morgen dann losgehen kann. taliesin und ich haben gedacht, es wäre mal wieder Zeit für einen gemeinsamen King :wink: Mitleser sind natürlich herzlich willkommen - es wäre schön, wenn sich noch der eine oder die andere anschließen würde. :friends:


    Über das Pensum hab ich mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht. Aber aus den Erfahrungen der letzten Leserunden wird sich die Seitenzahl unter der Woche wohl eher in Grenzen halten. :wink: Ich werde auch erst morgen abend mit dem Lesen beginnen können und daher sicher erst am Samstag die ersten Eindrücke hier hinterlassen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich mach jetzt mal den Anfang, obwohl ich noch nicht viel gelesen habe und auch heute nicht mehr viel schaffen werde (Kopfschmerzen :( ).
    Zu allererst muss ich mal sagen, dass ich mich riesig freue, wieder so einen richtigen King-Wälzer zu lesen und dabei Unterstützung zu haben. Ich finde, King sollte man generell in Leserunden lesen :lol:


    Der Anfang ist so typisch King: er malt ein idyllisches Bild voller trügerischem Frieden, um es in der nächsten Szene oder sogar mit nur einem Satz ("Sie hatten noch 40 Sekunden zu leben.") sofort wieder zu zerstören. Und dass er ein putziges Murmeltier quasi gemeinsam mit einer Hightech-Maschine verunglücken lässt, zeigt gleich zu Beginn: vor dem Tod und dem Schicksal sind alle gleich - ein Grundsatz, der uns bei King ja oft genug begegnet.
    Und ich habe wohl mit "Barbie" auch schon jemanden gefunden, um den ich nun fürchten muss. King hat ja die unangenehme Eigenschaft, viele meiner Lieblinge früh sterben zu lassen und Dave Barbara ist mir ziemlich sympathisch. Aber für solche Gedanken ist es nach nicht mal 30 Seiten wohl noch zu früh.


    Der Einstieg ist vielversprechend und ich hoffe nun auf ein verregnetes Wochenende mit viel Zeit zum Lesen.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Der Anfang ist so typisch King: er malt ein idyllisches Bild voller trügerischem Frieden, um es in der nächsten Szene oder sogar mit nur einem Satz ("Sie hatten noch 40 Sekunden zu leben.") sofort wieder zu zerstören.

    King lässt dem Leser wenig Zeit sich einzugewöhnen. Die ersten drei Wesen die auftauchen (2 Menschen + 1 Murmeltier) haben gerade
    mal 4 Seiten zu leben. Dann treffen wir Herrn Dale Barbara genannt Barbie, der sich in Chester`s Mill nicht besonders wohl gefühlt hat.

    Zitat

    Zu viele Arschlöscher in The Mill.

    Barbie will schnellstens aus dieser friedliebenden Stadt heraus, aber dieses Glück wird ihm und auch dem ganzen Rest der Bewohner wohl
    verwehrt werden. Irgendetwas wölbt sich unsichtbar über der kleinen Stadt. Was es auch immer ist, es kostete bisher 3 Leben und wie es
    aussieht wird King uns nun im weiteren Verlauf die Auswirkungen dieser seltsamen Kraft im Detail darstellen.


    Entschuldigt die Wortwahl, aber wenden wir uns nun einem der "Arschlöcher" in Chester´s Mill zu. Und Junior Rennie gehört zur erstklassigen
    Sorte dieser Spezies...........


    Junior und Angie


    Junior Rennie hat Kopfschmerzen. Furchtbare Kopfschmerzen. Allerdings hat Junior auch einen Plan. Er ist unterwegs zu Angie McCain um ihr
    eine Lektion zu erteilen. Kursive Schrift bedeutet Herrn bei King meist nichts wirklich Gutes. Junior hört die Stimme seiner Mutter.........

    Zitat

    Junior war schon immer ein bisschen jähzornig, aber inzwischen kann er sich viel besser beherrschen. Nicht wahr, Junior?

    Wie wir schnell erfahren werden, kann Junior das nicht. Das Ziel seines Besuches, Angie, kommt gerade aus der Dusche und hat sich nur mit
    einem Bademantel bekleidet darauf vorbereitet Frankie zu empfangen, der gerade an der Tür klingelt. Viel Zeit überrascht zu sein bleibt ihr
    nicht, denn Junior schlägt ihr zur Begrüßung ins Gesicht.
    Was nun folgt ist eine äußerst brutale Beschreibung von Juniors kleiner Lektion. Das ist nichts für sensible Gemüter, zeigt aber direkt auf, dass
    Junior wohl noch den ein oder anderen wichtigen Teil dieser Geschichte ausmachen wird.
    Getrieben von seinen Wahnvorstellungen und den immer stärker werdenden Kopfschmerzen geht Junior zu weit um noch einen folgenlosen
    Rückzug einzuleiten. Jetzt muss er sie töten, denn bei seiner Vorgeschichte was brutale Übergriffe angeht, blüht ihm das Gefängnis.
    Er verlässt das Haus und darüber nachdenkend wie er aus dieser Sache heil herauskommt, wendet er sich der Peace Bridge zu um auf Schleichwegen
    nach Hause zu kommen. Junior braucht seine Medizin. Er braucht Schlaf..........


    Wie King hier die furchtbare Tat des Jungen beschreibt und dem Leser gleichzeitig Erklärungen zu Juniors Vergangenheit und dem Grund seiner
    brutalen Übergriffe vermittelt, ist schon sehr gut konstruiert. Man schwankt zwischen Abscheu und einer (ganz kleinen) Prise Mitleid. Die Tatsache,
    dass wir wisssen, das Junior einen Hirntumor hat und nicht Herr seiner Sinne ist, ändert zwar nichts an dem furchtbaren Mord, schafft aber doch
    eine andere Perspektive. Ich fürchte, wir werden uns mit Junior noch eine ganze Weile beschäftigen müssen.


    Ein sehr spannender Beginn und deshalb geht es jetzt auf die Couch. Was wird in diesem friedfertigen, netten Städtchen mit seinen symphatischen
    Bewohnern noch alles geschehen............. :mrgreen: :study:



    lg taliesin :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Was nun folgt ist eine äußerst brutale Beschreibung von Juniors kleiner Lektion. Das ist nichts für sensible Gemüter, zeigt aber direkt auf, dass
    Junior wohl noch den ein oder anderen wichtigen Teil dieser Geschichte ausmachen wird.

    Bei diesem Buch werden die Leser sehr schnell für sich entscheiden können, ob sie es lesen wollen oder nicht. Denn es geht auch im nächsten Kapitel munter so weiter :wink:


    Wie King hier die furchtbare Tat des Jungen beschreibt und dem Leser gleichzeitig Erklärungen zu Juniors Vergangenheit und dem Grund seiner
    brutalen Übergriffe vermittelt, ist schon sehr gut konstruiert. Man schwankt zwischen Abscheu und einer (ganz kleinen) Prise Mitleid. Die Tatsache,
    dass wir wisssen, das Junior einen Hirntumor hat und nicht Herr seiner Sinne ist, ändert zwar nichts an dem furchtbaren Mord, schafft aber doch
    eine andere Perspektive. Ich fürchte, wir werden uns mit Junior noch eine ganze Weile beschäftigen müssen.

    Ja - es ist ein interessanter Effekt, den King hier erzielt. Stößt einen Junior anfangs doch ziemlich ab mit seiner Brutalität und Unbeherrschtheit, so schleicht sich doch ein Funken Verständnis ein, als klar wird, dass es keine normale Migräne ist, die ihn quält (obwohl die ja auch schon schlimm genug sein kann). Dass er einen Hirntumor hat, lässt befürchten, dass er künftig - abgeschnitten von weiterführender ärtzlicher Hilfe - ziemlich außer Kontrolle geraten könnte. Unkontrollierte Handlungen in Verbindung mit seiner Angst, als Mörder entdeckt zu werden - das ist eine beängstigende Kombination.

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  • Was wird in diesem friedfertigen, netten Städtchen mit seinen symphatischen
    Bewohnern noch alles geschehen............. :mrgreen:

    Zum Glück hast du den :mrgreen: dahinter gesetzt...

    Zitat

    Chester's Mill sah nicht aus wie ein Stiefel, sondern wie eine Sportsocke, die so vor Dreck starrte, dass sie von alleine stehen konnte.

    Ein wirklich nettes Städchen scheint es zu sein, in das King uns hier geführt hat. Im Sommer Zehntausend Einwohner mehr, als im Winter - hmm, ich muss nicht lange überlegen, wann ich lieber dort wäre. Wenn überhaupt... Aber in diesem Jahr ist alles anders, denn wer jetzt - Ende Oktober - noch da ist, hat leider den Absprung verpasst.
    Die rund um die Stadt herabstürzenden Vögel machen das Ambiente auch nicht freundlicher. Ich stelle es mir schon grausig vor, den Verlauf der Barriere anhand toter Vögel, verunglückter Autos und Flugzeugteilen erkennen zu könnnen.


    Und King wird nicht müde, zu beschreiben, wie die Barriere mitten in die Kleinstadt-Idylle fällt (er sagt wirklich, dass sie herabgefallen ist - das verwundert mich ein bisschen. Aber andererseits: irgendwo muss sie ja herkommen).
    Erstaunlich ist für mich allerdings, dass diese Barriere offensichtlich nicht mit einer Glaskuppel vergleichbar ist. Denn Sea Docs und Dave Barbara können sich problemlos unterhalten, obwohl sie auf verschiedenen Seiten der Kuppel stehen. Faszinierend - das heißt, dass Kontakt zur Außenwelt möglich ist - allerdings eben nur verbal.


    Es spricht sehr für "Barbie" (ich mag ihn eigentlich gar nicht so nennen), dass er daran denkt, die Nationalgarde verständigen zu lassen, damit ein Flugverbot verhängt wird. Er denkt nicht nur an sich und hat eine ganz eigene Strategie entwickelt, um nicht den Verstand zu verlieren:

    Zitat

    Es ist ein Traum , sagte er sich. So lange du dir das immer wieder sagst, bleibst du handlungsfähig.

    Und schon hat mich Mr. King wieder im Griff - ich muss weiterlesen............... :study:

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  • Erstaunlich ist für mich allerdings, dass diese Barriere offensichtlich nicht mit einer Glaskuppel vergleichbar ist. Denn Sea Docs und Dave Barbara können sich problemlos unterhalten, obwohl sie auf verschiedenen Seiten der Kuppel stehen.

    Da hat sich King eine recht interessante Methode ausgedacht die Bewohner einer ganzen Kleinstadt in eine Ausnahmesituation zu versetzen
    und sich dann auszudenken wie sich eine solche Situation auf die Bewohner auswirkt. Die Kuppel betrachtete ich als eine Art Kraftfeld, aber
    frage mich auch wer sie wohl dort hinsetzte und warum. Aber das werden wir ja hoffentlich irgendwann erfahren.

    Er denkt nicht nur an sich und hat eine ganz eigene Strategie entwickelt, um nicht den Verstand zu verlieren:


    Zitat
    Es ist ein Traum , sagte er sich. So lange du dir das immer wieder sagst, bleibst du handlungsfähig.

    Barbara und Sea Dog sind bisher die einzig sachlich veranlagten Bürger unserer kleinen Sadt. Barbara selbst vergisst im Moment der Katastrophe
    sofort, das einige Bürger der Stadt ihn schlecht behandelt haben. Er sorgt sich und handelt entsprechend. Seine Methode das ganze zuerst einmal
    als Traum anzusehen, könnte aber schnell dazu führen in einem Albtraum zu leben. Keine schönen Aussichten.


    Massig tote Vögel


    Wir treffen den Polizeichef von The Mill der beim Hören eines religiösen Radioprogramms von den Sirenen einiger Polizeiwagen gestört wird.
    Als er dann noch einen Anruf über einen Zusammenstoß eines Flugzeuges mit einem LKW bekommt. Weiter auf den alten Chief einzugehen
    erübrigt sich, denn auch ihn lässt King sterben. Das gleiche Schicksal ereilt auch die beiden ständig streitenden Eheleute Debec und ein paar
    andere Bürger, die das Pech haben die Ortsgrenze von The Mill hinter sich lassen zu wollen.
    Die Gedanken von Howards Frau Bren, kurz bevor er in den Tod fährt, waren sehr schön beschrieben. Zeit ist halt ein Riese.........

    Zitat

    Noch immer mit dem Gefühl seiner Hand an ihrer Kehle, wo sie Haut streichelte, die noch gestern - so erschien es ihr - glatt und straff
    gewesen war. Oder vielleicht war das vorgestern gewesen, als sie statt des Jesusradios gemeinsam K.C and the Sunshine Band gehört hatten.

    Langsam häufen sich die Unfälle am Kraftfeld und natürlich sammeln sich mehr und mehr Menschen an den Unfallorten. So sind dort auch Sea Dog
    und Barbie (stimmt Hirilvorgul, dieser Spitzname passt nun überhaupt nicht zu ihm), die allerdings beschließen den Standort zu wechseln als sie
    den Wagen von Big Jim Rennie, dem Vater des irren Junior, näher kommen sehen. Hier erfahren wir, dass Barbie gute Gründe hat Big Jim und den
    Cops nicht begegnen zu wollen. Sae Dog ist auch dieser Meinung und so gehen sie nach Westen, immer an der Barriere entlang. Immer entlang an
    massig toten Vögeln......und Menschen.


    Schließlich gelangen sie an den nächsten Unfallort wo sich auch immer mehr Menschen einfinden. Allerdings nähert sich auch ein Hubschrauber.
    Sie sehen noch das CBS Logo auf dem Helikopter bevor er an der Barriere zerschellt.


    Währenddessen versucht Junior nach dem Mord ein wenig zu schlafen. Er döst vor sich hin, als die Feuerwehrsirenen ihn aufschrecken lassen.
    Alles kommt zurück. Wie soll er aus seiner Klemme herauskommen? Was soll er tun? Selbstmord scheint die beste Lösung.
    Ganz schnell aber quält ihn ein Gedanke. ist nicht der Grillkoch an seiner Situation schuld. Er darf ihn nicht gewinnen lassen. Mit diesem Gedanken
    schläft er schließlich ein. Barbie sollte aufpassen, denn Junior ist ein erbarmungsloser Feind.


    Es ist soweit. Es wird immer schwieriger das Buch wegzulegen. Jetzt wird trotzdem zuerst einmal etwas gekocht. Und dann weiter......


    lg taliesin

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    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Alles kommt zurück. Wie soll er aus seiner Klemme herauskommen? Was soll er tun? Selbstmord scheint die beste Lösung.
    Ganz schnell aber quält ihn ein Gedanke. ist nicht der Grillkoch an seiner Situation schuld. Er darf ihn nicht gewinnen lassen. Mit diesem Gedanken
    schläft er schließlich ein. Barbie sollte aufpassen, denn Junior ist ein erbarmungsloser Feind.

    Ja, Selbstmord wäre eine gute Lösung für alle Beteiligten. Aber dann würde mit Sicherheit ein entscheidender Charakter in diesem Buch fehlen.


    Es ist soweit. Es wird immer schwieriger das Buch wegzulegen. Jetzt wird trotzdem zuerst einmal etwas gekocht. Und dann weiter......

    Stimmt. Es ist wirklich schon wieder verdammt schwer. Aber ich habe jetzt auch erstmal ne Pause eingelegt, ein bisschen geräumt und so. Jetzt muss ich noch das Grundbedürfniss nach Nahrung stillen :koch: und dann stille ich mein Luxus-Bedürfnis nach bequemem Sofa und gutem Buch. :D

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Kuddelmuddel


    Hier bekommen wir nun einen kleinen aber durchaus erhellenden Einblick in den Charakter des Stadtverordneten Big Jim Rennie.
    Er erreicht die erste Unfallstelle und beginnt sofort damit seinen eigenen kleinen Plan durchzusetzen. Heißt, er ignoriert reale
    Gegebenheiten, wie etwa die Tatsache, dass das Flugzeug auf keinen Fall mit dem LKW zusammengestoßen ist, sondern das beide
    an der Barriere zerschellt sind. Er zerstört Barbies Idee den Heimatschutz anzurufen obwohl sogar seine Polizeibeamten diese
    Entscheidung als Fehler betrachten. Ein schönes Beispiel für die Ignoranz des Kleinstadtpolitikers vor völlig realen Tatsachen. Wie
    wir wissen, trifft dieses Beispiel auch auf die große Politik zu und nicht nur in Amerika.


    Dann taucht unser Polizeichef Duke auf und es ist einerseits schön zu erleben wie er Big Jim in die Schranken weist....

    Zitat

    >Gott segne sie, aber das ist mir scheißegal<, sagte Duke. Verschwinden sie von meinem Unfallort, Big Jim<.

    ...andererseits wissen wir ja, dass Duke leider in Kürze sein Leben verlieren wird und fragen uns beständig, wann das nun passiert.
    Alsa Duke dann auf die Barriere zugeht um sie zu berühren, ist es klar. Genau wie seine Frau sagte: >pass auf deinen Schrittmacher auf!<
    So stirbt Duke und damit ein potentieller Gegenspieler zu unserem Jesusjünger Big Jim.


    In den weiteren kleinen Kapiteln stellt King uns ein paar recht symphatische Bewohner von Chester´s Mill vor. Benny Drake (The Razors :loool: )
    der Arzthelfer Rusty Everett und der Sanitäter Twitch scheinen aus anderem Holz geschnitzt als Big Jims Truppe.
    Rusty und Twitch machen sich auf zur Unfallstelle und erleben noch den Absturz des CBS Helikopters. Höchste Zeit zu helfen.


    Sea Dog und Barbie suchen immer noch nach einem Ende oder einer Lücke in der Barriere. Als Sea Dog aufgrund seiner Verletzung aufgeben
    muss, setzt Barbie seine Suche alleine fort. Schleißlich trifft er auf einen jungen Mann der "draußen" sitzt und Kontakt mit Freunden hält.
    Jetzt scheint es klar zu sein. Die Barriere hat keinen Durchgang. Das Dorf ist komplett eingeschlossen.


    King nutzt hier geschickt die vielfältigen Handlungsorte um dem Leser erste Verbindungen der handelnden Personen und auch Eindrücke ihres
    Charakters nahezubringen. Ganz langsam setzen sich die ersten Mosaiksteine zusammen.


    lg taliesin :winken:

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    William Shakespeare


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  • Hier bekommen wir nun einen kleinen aber durchaus erhellenden Einblick in den Charakter des Stadtverordneten Big Jim Rennie.

    Es ist wohl klar, wer der Unsympath in dieser Story ist. Ich finde Big Jim noch viel unerträglicher als seinen Sohn. Der "Risikominimierungsquotient" beschreibt ihn perfekt: maximale Ausbeute bei minimalem Risiko. Lass andere die Drecksarbeit machen und heimse nur die Lorbeeren ein. Oh wie ich solche Leute :evil: (Sorry, für den kleinen Ausbruch - mein Chef ist auch so einer...)


    Und so richtet er in seiner selbstherrlichen, arroganten Art noch mehr Schaden an, als eh schon da ist. Wer weiß, ob sie noch einmal eine Verbindung zur Heimatschutzbehörde bekommen. Einzig gut ist, dass doch von einigen Seiten Kritik an ihm laut wird - ich hatte schon Angst, dass alle vor Rennie kuschen.


    Was mir noch aufgefallen war, war der Ausdruck "Bürokratensprech". Das lies mich sofort an "Neusprech" denken aus "1984". Zufall?


    Alsa Duke dann auf die Barriere zugeht um sie zu berühren, ist es klar. Genau wie seine Frau sagte: >pass auf deinen Schrittmacher auf!<
    So stirbt Duke und damit ein potentieller Gegenspieler zu unserem Jesusjünger Big Jim.

    Es ist so tragisch irgendwie. Der einzige, der die Lage überblickt und dem ich als einzigem zugetraut hätte, die Sache in den Griff zu bekommen, muss nun gleich wieder sterben. Der zweite Kandidat dafür wäre natürlich Barbie, aber auf den wird wohl (erstmal) niemand hören. Und vor allem, wie er sterben musste - ach Mr. King, das war nicht nett :|
    Und an wem wird Rennie nun seine aufgestauten Kränkungen abreagieren?

    In den weiteren kleinen Kapiteln stellt King uns ein paar recht symphatische Bewohner von Chester´s Mill vor.

    Es ist äußerst beruhigend, dass es in diesem Kaff auch ein paar vernünftige und beherzte Menschen gibt. Wenn sie vielleicht auch nicht die Superhirne sind, so haben sie - wie Twitch beispielsweise - doch das Herz auf dem richtigen Fleck. Ich fand es sehr rührend, wie er sich für seine Gedanken entschuldigt, als er den Hubschrauber abstürzen sieht.


    Und am Ende des Kapitels erfahren wir noch, dass Barbara (der übrigens Dale heißt und nicht Dave, wie ich am Anfang immer geschrieben habe #-o ) in der Army war. Scheint nicht das rühmlichste Kapitel seiner Vergangenheit zu sein (zumindest aus seiner eigenen Sicht), aber vielleicht wird das im Chester's Mill im Ausnahmezustand noch einmal wichtig.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Bevor ich dann doch mal was in meinem Haushalt tun muss, hab ich doch noch ein Kapitel gelesen - man muss Prioritäten setzen :wink:


    Barbie kehrt zurück in die Stadt, die er doch so gern verlassen wollte. Als er sich so umschaut und die hellerleuchteten Fenster sieht, schoss es mir durch den Kopf: "Strom sparen, Leute!"
    Das Sweetbriar Rose ist gut besetzt, aber die Stimmung ist gedrückt. Immerhin ist Chester's Mill schon eine Sondersendung bei CNN wert. Was dort so berichtet wird, trägt nicht gerade zur Beruhigung bei - ebenso wenig, wie die Einrichtung einer Sicherheitszone.
    Mitten in dieser aufgewühlten Lage gibt es aber auch Gutes:

    Zitat

    So fühlt man sich, wenn man heimkommt, dachte er. Gottverdammt, wenn es sich nicht so anfühlt.

    Es tut so gut, zu wissen, dass Dale nicht allein ist und jemand hat, bei dem er sich zurückziehen und Kraft sammeln kann. Sein Fingerknacken bevor er an den Grill geht, ist für mich mehr als symbolisch. Er ist wieder da, er hat etwas, für das sich das Leben lohnt und er packt es an.
    Und er packt es richtig an: fragt nach Vorräten, stellt Berechnungen an, macht Pläne. Mit mehr Leuten wie ihm, wäre eine Kastastrophe vielleicht abzuwenden. Aber wir ahnen, dass nicht alle so besonnen sein werden wie Dale und Rose. Denn es sind keine ermutigenden Ergebnisse, zu denen Dale da kommt.

    Zitat

    Wenn diese Stadt nach einem Monat nicht wieder offen ist, dürfte es ohnehin nichts mehr zu kochen geben.

    Was mich überrascht hat, war der Hinweis auf Maos "Worte des Vorsitzenden" - ich hätte nicht gedacht, über den auch mal was positives zu hören / lesen :wink: Aber das erwähnte Zitat ist durchaus sinnvoll.
    Und kurz danach fällt dann auch der Name "Derry" - ein Ort, ohne den ein King-Roman kaum auszukommen scheint. :clown: ( Sorry, der musste jetzt sein).


    Im weiteren Verlauf kehren wir zurück zu Junior. Wir (und auch er selbst kommt zu dieser Erkenntnis) stellen fest, dass er, wenn er nicht von Kopfschmerz geplagt ist, denken kann. Und es sind gar nicht so verquere Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen, wenn sie auch von Angst geprägt sind. Obwohl er feststellt, dass er Big Jim eigentlich gar nicht kennt, schätzt er seinen Vater doch ziemlich richtig ein

    Zitat

    Sogar in seiner Angst und Verzweiflung fand Junior noch die Zeit, sich zu fragen, ob Jesus irgendwelche Deals, die sein Vater heutzutage nebenher laufen hatte, billigen würde.

    Die Antwort dürfte ziemlich eindeutig ausfallen.
    Aber all das hilft Junior nicht, denn er muss eine Leiche und seine Spuren beseitigen. Das scheint auch alles gut zu funktionieren. Alles hätte einigermaßen gut werden können. Aber dann taucht Dodee Sanders zur falschen Zeit am falschen Ort auf. Dodee Sanders, die viele fragwürdige und ungesunde Hobbies hat, deren Mutter verunglückt ist und die nur Trost bei ihrer besten Freundin sucht ....... :study:

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  • Es tut so gut, zu wissen, dass Dale nicht allein ist und jemand hat, bei dem er sich zurückziehen und Kraft sammeln kann. Sein Fingerknacken bevor er an den Grill geht, ist für mich mehr als symbolisch. Er ist wieder da, er hat etwas, für das sich das Leben lohnt und er packt es an.
    Und er packt es richtig an: fragt nach Vorräten, stellt Berechnungen an, macht Pläne. Mit mehr Leuten wie ihm, wäre eine Kastastrophe vielleicht abzuwenden.

    Das ist wirklich eine sehr schöne Szene. Dale hat eine Aufgabe und zögert nicht lange diese auch anzupacken. Er sieht sofort die Ernsthaftigkeit der
    Situation und wendet sich den pragmatischen Dingen zu. Wie können wir am besten überleben. Gut, dass er nicht alleine ist und man kann nur hoffen,
    dass sich noch ein paar vernünftige Menschen zu ihnen gesellen.


    Was mich überrascht hat, war der Hinweis auf Maos "Worte des Vorsitzenden" - ich hätte nicht gedacht, über den auch mal was positives zu hören / lesen :wink: Aber das erwähnte Zitat ist durchaus sinnvoll.

    Das kleine rote Buch des großen Vorsitzenden enhält ein paar sehr einleuchtende Passagen. Es muss aber erwähnt werden, dass Mao einige Gedanken
    aus dem Werk des großen Strategen >Sun Tzu< übernommen und als seine eigenen verkauft hat. Aus Maos "Bibel" leuchtet halt Sun Tzus >Die Kunst des Krieges<
    in vielen Passagen mit.


    Aber dann taucht Dodee Sanders zur falschen Zeit am falschen Ort auf. Dodee Sanders, die viele fragwürdige und ungesunde Hobbies hat, deren Mutter verunglückt ist und die nur Trost bei ihrer besten Freundin sucht ....... :study:

    Sie mag ein klein wenig naiv sein, aber ich fand Dodee eigentlich recht nett. Schade, dass sie nun Junior in die Hände fällt. Das hat sie nun nicht verdient.


    Ich werde versuchen heute noch etwas zum nächsten Kapitel zu schreiben, weil erfahrungsgemäß die Zeit während der Woche eher knapp bemessen ist.
    Aber wir fahren ja auch kein Rennen um die schnellste MLR. Langsam und gründlich zu lesen ist sicher auch im Sinne von Herrn King.


    lg taliesin :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Ich werde versuchen heute noch etwas zum nächsten Kapitel zu schreiben, weil erfahrungsgemäß die Zeit während der Woche eher knapp bemessen ist.
    Aber wir fahren ja auch kein Rennen um die schnellste MLR. Langsam und gründlich zu lesen ist sicher auch im Sinne von Herrn King.


    Auf jeden Fall sollten wir uns Zeit nehmen. Aber du weißt ja selbst wie das ist: wenn man dann mal Zeit hat, kann man seine Bücher kaum aus der Hand legen. Ich werde unter der Woche bestimmt auch nicht jeden Tag ein ganzes Kapitel schaffen. Aber wie du schon sagst: kein Stress. Gut King will Weile haben :totlach:

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Zum Besten der Stadt. Zum Besten der Bürger.


    Die Kapitelüberschrift klingt wirklich wie Hohn, wenn man erfährt, wer sich hier zum Besten der Bürger zusammenrauft.
    Zuerst aber treffen wir Andy Sanders, der den Tod seiner Frau betrauert und noch nicht weiß, dass auch seine Tochter
    nicht mehr unter den Lebenden weilt. Tief in sienem Inneren weiß Andy, dass sein Boss Big Jim ein kalter und rücksichts-
    loser Mensch ist. Durch Andy erfahren wir einiges von den Machenschaften des zweiten Vorsitzenden und das erschafft
    ganz wunderbar ein perfektes Bild des machtgierigen, korrupten Politikers.
    Da kann dem Leser schon schlecht werden, wenn Big Jim dann auf seine heuchlerische, schleimige Art Andy wieder ins
    Boot holt. Da hat Jim sich eine perfekte Marionette erschaffen.


    Julia Sanders, Herausgeberin der örtlichen Zeitung macht sich Sorgen. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht
    weiter um Dodee gekümmert hat, die Situation in der Stadt ist ungeklärt und dann bekommt sie auch noch den Anruf eines
    Captain der unbedingt Barbara sprechen möchte. Die drei verabreden sich schließlich zur Klärung der Lage. Es passieret eine
    Menge in Chester`s Mill und die Parteien scheinen sich langsam zu formen.


    Höhepunkt des Kapitels und auch Höhepunkt des Irrsinns ist aber ganz klar die Versammlung der "Honoratioren" der Stadt.
    Unter der Führung Big Jims werden Maßnahmen getroffen, die sicher noch viele Schwierigkeiten nach sich ziehen.
    Als dann Big Jim seine Polizeitruppe ausgerechnet durch den gestörten Junior und seine netten Schlägerfreunde erweitert,
    weiß man, dass sich hier eine ganz üble Truppe bilden wird.


    Junior, mittlerweile zum Doppelmörder geworden, kann sein Glück kaum fassen. Sein Daddy macht ihn und seine Freunde zu
    Hilfspolizisten und seine Taten sind vorläufig sicher verstaut. Welch ein Glück für Junior. Welch ein Unglück für die Stadt!


    Das das nächste Kapitel Gebete heißt, ist folgerichtig, denn Gebete kann diese Stadt jetzt brauchen..............


    lg taliesin

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  • Zuerst aber treffen wir Andy Sanders, der den Tod seiner Frau betrauert und noch nicht weiß, dass auch seine Tochter
    nicht mehr unter den Lebenden weilt.

    Es ist erschreckend, dass Andy seine Tochter eigentlich komplett vergessen hat. Das ist auch mit seiner Trauer nicht zu entschuldigen. Dabei ist er doch eigentlich ein mitfühlender Mensch, der bei jedem Todesfall eine Beleidskarte schreibt. Aber er ist total verwirrt und man ahnt, dass er allein irgendwie nicht selbständig lebensfähig sein wird und jemand braucht, der ihm sagt, wo es lang geht. Wer dieser jemand sein wird, ist leicht zu erahnen...

    Durch Andy erfahren wir einiges von den Machenschaften des zweiten Vorsitzenden und das erschafft
    ganz wunderbar ein perfektes Bild des machtgierigen, korrupten Politikers.

    Ja, er macht sich so seine Gedanken über Big Jim Aber am meisten erschreckt hat mich dieser Gedanke über seine Frau:

    Zitat

    Die Wahrheit über Claudette Sanders lautete: Sie war eine hübschere Version von Jim Rennie gewesen, eine liebenswürdigere Version, eine, mit der er schlafen und der er seine Geheimnisse erzählen konnte [...]

    Und mit der war er verheiratet :shock: das spricht nicht unbedingt für ihn. Aber er ist der Typ Mensch, dem man die Richtung geben muss.


    Meine Meinung zu der Versammlung der Honoratioren kann ich eigentlich am besten von King selbst wiedergeben lassen :wink:

    Zitat

    Sie knieten nieder, und Big Jim betete lange und inbrünstig für Claudette Sanders Seele. (Im Arbeitsraum unter ihnen hörte Stewart Bowie ihn, sah zur Decke auf und bemerkte: "Bei dem kommt die Scheiße vorn und hinten raus.".)

    Es ist alles so lächerlich, so zum :puker: und so tragisch für The Mill... und wie immer merken es einige der Anwesenden zwar, aber sie sind zu faul, zu schwach oder zu feige, um etwas zu unternehmen.


    Julia Sanders, Herausgeberin der örtlichen Zeitung macht sich Sorgen. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht
    weiter um Dodee gekümmert hat, die Situation in der Stadt ist ungeklärt und dann bekommt sie auch noch den Anruf eines
    Captain der unbedingt Barbara sprechen möchte.

    Julia scheint mir auch ein typischer Mills Einwohner zu sein. Nicht böse oder gemein, aber oberflächlich und ziemlich egozentrisch. Ja, sie macht sich Sorgen und sie beschließt sogar, nochmal nach Dodee zu schauen. Aber erst, wenn sie ihren Hund rausgelassen und gefüttert hat und ihre Fotos im Kasten sind. Bei ihr besteht jedoch die berechtigte Hoffnung, dass ihr journalistischer Ehrgeiz sie zum Handeln treibt. Und da sie mit Barbie unterwegs ist, sollte sie sich auf die richtige Seite schlagen. Du hast Recht, taliesin - die Truppen formieren sich. Bleibt abzuwarten, inwiefern da von außen noch Einfluss genommen werden kann.


    Als dann Big Jim seine Polizeitruppe ausgerechnet durch den gestörten Junior und seine netten Schlägerfreunde erweitert,
    weiß man, dass sich hier eine ganz üble Truppe bilden wird.

    Dumm, gewalttätig und mit Macht ausgestattet - das kann nicht gut gehen :-?


    Ja - Chester's Mill wird Gebete dringend nötig haben. Mal schauen, was uns im nächsten Kapitel angeboten wird..... :study:

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Julia scheint mir auch ein typischer Mills Einwohner zu sein. Nicht böse oder gemein, aber oberflächlich und ziemlich egozentrisch.


    Da bin ich mir nicht sicher. Zwar ist ihr journalistischer Ehrgeiz eine treibende Kraft, aber mit ein bisschen Einfluss der richtigen Seite
    ist sie sicher auch ein verlässlicher Partner. Auf jeden Fall ist sie ein Glücksfall für Barbie, weil sie die Stadt und ihre Bewohner sehr genau
    kennt und so wichtige Informationen weitergeben kann.


    So geht es dann auch im nächsten Kapitel mit Barbie und Julia weiter, die sich an den Rand der Kuppel begeben und dort natürlich auf die
    Herren vom Militär treffen.


    Gebete


    Von den Marines an der Kuppel ist nichts zu erfahren, außer das sie Befehlen gehorchen. Aufgrund dieser "Neuigkeit" macht Julia den Marines
    einen schönen Vorschlag:

    Zitat

    >Marine<, sagte sie, >nehmen sie ihren Befehl, rollen sie ihn eng zusammen, bücken sie sich und stecken ihn dort rein wo die
    Luftqualität zweifelhaft ist<.

    Ansonsten kommen die ersten wichtigen Informationen telefonisch von Colonel Cox. Die Kuppel geht tief in die Erde und ca 14.000 Km in die luftige
    Höhe, ist also kaum zu durchbrechen. Der Colonel hat die Vermutung, dass ein generator innerhalb der Stadt diese Kuppel erzeugt haben könnte.
    Barbie soll diesen Generator finden, ist sich aber nicht so sicher das diese Lösung realistisch ist. Da muss man ihm zustimmen, denn von den Leuten
    die wir bis jetzt kennenlernen durften, ist wohl kaum jemand imstande ein solches Kraftfeld zu erzeugen.


    Wir erfahren interessantes über die beiden Vertreter der protestantischen Variante des Christentums in Chester´s Mill. Reverend Piper Libby glaubt
    nicht mehr an Gott. Sie hat ein paar nette Namen für den Herrn den sie vertreten soll. (Wenn es ihn denn gäbe, würde ihm das kaum gefallen)
    Trotzdem spricht sie mit ihm und das möchte ich dem Leser nicht vorenthalten:

    Zitat

    >Hallo, Nichtvorhandener<, sagte Piper. Nichtvorhandener war in letzter Zeit ihr heimlicher Name für Gott. Zu Herbstanfang war er das
    Große Vielleicht gewesen, im Sommer das Allmächtige Womöglich. Dieser Name hatte ihr gefallen, er besaß einen gewissen Klang.

    Trotz ihrer Zweifel betet sie zu dem Großen Womöglichen (ich mag diese Bezeichnung) weil sie ahnt, dass Chester´s Mill in naher Zukunft jede Hilfe
    brauchen wird, auch wenn sie noch so unwahrscheinlich ist.
    Ganz anders aber Lester Coggins. Der gehört zu den fanatischen und damit zu den gefährlichen Gottesmännern. Er geißelt sich, weil er sich über Sünden
    grämt, die er wohl unter dem Einfluss von Big Jim begangen hat. Ereilt ihn jetzt die Strafe Gottes? Nun eröffnet sich eine interessante Paralelle zu
    Junior. Denn so wie Junior macht auch Lester nun jemand anderes zum Schuldigen. Die Verantwortung für die eigenen Taten wird bequem auf einen
    Sündenbock übertragen.
    Wie King in den folgenden Passagen die Suche des Reverend nach Zeichen Gottes für sein weiteres Handeln beschreibt, ist entlarvend und beängstigend
    zugleich. "Halte Ausschau nach dem Geblendeten der wahnsinnig geworden ist" Ich bin mir sicher, dass der Reverend sehr gründlich Ausschau halten wird.


    Zwischenzeitlich findet Brenda Preston im Laptop ihres verstorbenen Mannes einige entlarvende Informationen über Big Jim. Schade nur, dass Big Jims
    Sündenbock (davon gibt es in dieser Stadt recht viele) Andy Summers der Leidtragende sein wird.


    Den letzten Teil des kapitels bestreitet die Familie von Rusty und Linda. Hauptperson (und auch Retter) ist der Golden Retriever >Audrey<. Der Hund benimmt
    sich sehr seltsam. Er winselt dauernd und an diesem Abend ist es ganz schlimm. Es stellt sich heraus, dass eine seiner Töchter einen schlimmen epileptischen
    Anfall hat. Durch Audreys Verhalten kommt Rusty noch rechtzeitig zu seiner Tochter.
    Da fällt mir ein, dass ein fanatischer Gotteskrieger wie Lester einen solchen Anfall sehr gut auch für das Zeichen des Wahnsinns halten könnte. Vielleicht
    übertreibe ich da, aber ich traue solchen Menschen halt jeden Schwachsinn zu..........


    Ach ja, hier eine nette kleine Bemerkung Kings, die ich nicht zurückhalten möchte..........

    Zitat

    Frauen erstehen bei Ausverkäufen Dinge aus demselben Grund aus dem Männer Berge besteigen - weil sie da sind.

    schnell wegschleich.......... :pale:


    lg taliesin :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Ach ja, hier eine nette kleine Bemerkung Kings, die ich nicht zurückhalten möchte..........


    Zitat Frauen erstehen bei Ausverkäufen Dinge aus demselben Grund aus dem Männer Berge besteigen - weil sie da sind.


    schnell wegschleich..........


    Das Zitat mit dem Berg stammt übrigens von Captain Kirk. Überhaupt wirft King in diesem Buch mit Star Trek und Star Wars Anspielungen fröhlich um sich :lol:


    Alles andere kommentiere ich heute abend, wenn ich mein Buch in Reichweite hab. Und wenn du mir nen Tag Zeit gibst, kann ich auch mal wieder ein Kapitel zusammenfassen :wink: . Es ist halt wie immer unter der Woche...

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  • Und wenn du mir nen Tag Zeit gibst, kann ich auch mal wieder ein Kapitel zusammenfassen :wink: . Es ist halt wie immer unter der Woche...


    Oh, sorry Hirilvorgul. Ich habe unerwartet ein paar Tage frei und viel Zeit. Halte mich ab jetzt vornehm zurück. Fällt schwer, weil es so spannend ist. :uups:

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  • Tu dir keinen Zwang an :wink: Musst dann halt damit leben, dass meine Antworten etwas verspätet kommen. Ich hab im Geschäft grad landunter, d.h. ich bin meist erst gegen 18 Uhr zu Hause, dann hier noch das eine oder andere erledigen und dann noch so lästige Dinge wie Vorstandssitzungen - bin gerade erst zur Tür rein. Jetzt gönn ich mir ein Glas Wein und werde das letzte Kapitel mal kommentieren. Und dann bin ich hoffentlich noch nicht zu müde, um nachher noch weiter zu lesen. Aber wie gesagt - wenn es dir nichts ausmachst, darfst du gern fröhlich vor dich hin posten :lol:

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  • aber mit ein bisschen Einfluss der richtigen Seite
    ist sie sicher auch ein verlässlicher Partner. Auf jeden Fall ist sie ein Glücksfall für Barbie, weil sie die Stadt und ihre Bewohner sehr genau
    kennt und so wichtige Informationen weitergeben kann.

    Auf jeden Fall! Das mit der Oberflächlichkeit war halt so der erste Eindruck, aber schon im nächsten Kapitel zeigt sie ja, was in ihr steckt. Und es zeigt sich auch, dass sie sehr gut mit Barbie kann.


    Aufgrund dieser "Neuigkeit" macht Julia den Marines
    einen schönen Vorschlag:

    Diesen Vorschlag fand ich auch sehr schön formuliert :mrgreen: Wobei es schon beängstigend ist, dass die Marines vor der Barriere stehen und nicht "normale" Soldaten. Barbie ahnt wohl auch, dass die Lage schlimmer ist, als er befürchtet hat. Die Lage wird wirklich ernst. An die ganze Umweltproblematik (Abgase, Russ, kein Wind ...) hatte ich noch gar nicht gedacht.
    Und so ist es nicht verwunderlich, dass er ziemlich Klartext mit Captain Cox redet. Dabei ist für ihn schon von Vorteil, dass er weiß, wie sein Gegenüber tickt. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er den Auftrag nur widerwillig annimmt.

    Zitat

    Ich bin jetzt auf dieser Seite.

    Was für eine Klasse eindeutig zweideutige Formulierung, Aber ihm ist klar, dass außer ihm niemand diesen Auftrag übernehmen kann und vor allem, dass er den Generator, wenn es ihn denn gibt, auf jeden Fall finden und abschalten muss, bevor Big Jim Wind davon bekommt.


    Aber nun wenden wir uns mal den Vertretern der Religion zu, mit denen King ja oft ziemlich hart ins Gericht geht.

    Trotz ihrer Zweifel betet sie zu dem Großen Womöglichen (ich mag diese Bezeichnung) weil sie ahnt, dass Chester´s Mill in naher Zukunft jede Hilfe
    brauchen wird, auch wenn sie noch so unwahrscheinlich ist.

    Dieses Gebet von Piper Libby ist mir 100 x lieber und kommt viel ehrlicher daher, als Coggins Geißelung. Gerade die Tatsache, dass sie die Existenz Gottes bezweifelt, sich aber in ihrer Not doch an ihn wendet - quasi für alle Fälle - ist anrührend. Und wenn es denn einen Gott geben sollte, dann würde ich mir wünschen, dass er ihre Gebete erhört und nicht die ihres "Gegenparts"(irgendwie hab ich das Gefühl, dass es darauf hinauslaufen wird).


    Ganz anders aber Lester Coggins. Der gehört zu den fanatischen und damit zu den gefährlichen Gottesmännern. Er geißelt sich, weil er sich über Sünden
    grämt, die er wohl unter dem Einfluss von Big Jim begangen hat.

    Oh wie ich diese Fanatiker hasse. Und vor allem diese Scheinheiligen. Da weiß er ganz genau, dass er gesündigt hat, aber er braucht erstmal ein Zeichen, ob er jetzt auspacken soll und sich von Rennie abwenden, oder nicht. Lachhaft!

    Wie King in den folgenden Passagen die Suche des Reverend nach Zeichen Gottes für sein weiteres Handeln beschreibt, ist entlarvend und beängstigend
    zugleich. "Halte Ausschau nach dem Geblendeten der wahnsinnig geworden ist" Ich bin mir sicher, dass der Reverend sehr gründlich Ausschau halten wird.

    das denke ich auch. Und bis dahin kann er sich ja noch ein bisschen geißeln... Nun ja - meine Sympathien sind hier ganz klar verteilt.


    Brenda bittet Gott darum, dass ihr Mann noch einmal zu ihr spricht. Wenn man so will, wird ihr Gebet erhört, denn sie findet das Belastungsmaterial und so spricht er quasi zu ihr. Schön, dass Howie Big Jim VADER nennt. Obwohl - eigentlich tut er dem armen Sith Lord damit fast ein bisschen unrecht. Der brauchte keine Sündenböcke

    Schade nur, dass Big Jims
    Sündenbock (davon gibt es in dieser Stadt recht viele) Andy Summers der Leidtragende sein wird.

    Rennies Arm ist wirklich verdammt lang und er kennt viele Leichen in den Kellern anderer. Nun könnten einige seiner Leichen offenbar werden, aber ich fürchte, dasss sich Brenda hier in große Gefahr begibt.


    Durch Audreys Verhalten kommt Rusty noch rechtzeitig zu seiner Tochter.
    Da fällt mir ein, dass ein fanatischer Gotteskrieger wie Lester einen solchen Anfall sehr gut auch für das Zeichen des Wahnsinns halten könnte. Vielleicht
    übertreibe ich da, aber ich traue solchen Menschen halt jeden Schwachsinn zu..........

    Das war auch mein erster Gedanken: der Wahnsinnige ist schon gefunden. Aber sie ist nicht blind... obwohl sie während des Anfalls fast so wirkt. Aber was hat es mit dem Ausspruch auf sich

    Zitat

    Du musst den Großen Kürbis stoppen! [...] Stopp Halloween, Daddy!

    Nun, ich fürchte, wir werden es früher erfahren , als uns lieb ist. So lange hin ist es nicht mehr bis Halloween....

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Da ich das Buch verständlicher Weise nicht mit im Büro hab, schreib ich den Inhalt mal aus dem Kopf und nach ein paar Stichpunkten zusammen :) Deshalb keine Zitate...




    Wir lernen einen weiteren interessanten Einwohner von The Mill kennen: Joseph McClatchey, 13 Jahre alt und quasi ein Wunderkind. Er ist der Typ, der alles kann, aber alles nur solange tut, bis er eine gewisse Fertigkeit erlangt hat. Dann beginnen ihn Fußball, Basketball und Klavier zu langweilen. Nur das Internet vermag es, ihn immer noch und immer wieder zu fesseln. So ist es auch kein Wunder, dass er noch bevor der erste Tag nach dem Dome Day zu Ende ist, schon mal alle möglichen Verschwörungtheorien verfolgt hat. Es herrschen 2 Versionen vor: entweder ist ein Experiment (beabsichtigt oder fehlgeschlagen) oder die Regierung will hier eine neue Waffe präsentieren. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich noch ziemlich ratlos bin, was hier passiert ist. Nach Absicht sieht mir das irgendwie alles noch nicht aus.
    Auf jeden Fall sieht Joe hier seine Chance, mal so richtig gegen die Regierung zu wettern (schließlich will er eines Tages Präsident werden, da muss man rechtzeitig dran arbeiten) und so organisiert er für den nächsten Tag eine Demo. Schon sehr mutig, wenn man weiß, dass die Marines ja nicht rein können, um die Demonstranten zu verhaften :wink:


    Schauplatzwechsel: Wir kommen zu einer Szene, die mir Gänsehaut bereitet hat. Und zwar nicht, weil sie so ergreifend war, sondern weil sie großes Unheil prophezeit… Die Vereidigung der neuen Polizisten. Und es kommt wie es kommen muss. Ausgestattet mit neuer Macht, müssen sie gleich mal ein Exempel statuieren. Klar, dass sie sich dafür einen schwachen aussuchen. Der Penner Sam „Sloppy“ Verdreux wird ihr Opfer.


    Da Sonntag ist, sind beide Kirchen voll. Wir können uns nach den vorabendlichen Gebeten vorstellen, wie unterschiedlich die beiden Gottesdienste ausfallen. In Piper Libbys Gemeinde wird Hoffnung und Liebe gepredigt. Lester Coggins dagegen heizt die Stimmung mit seinen inbrünstigen Gebeten eher auf. Und dann hat er noch die „Göttliche Eingebung“ zu einem gemeinsamen Gebet an der Barriere aufzurufen. Das könnte interessant werden, wenn Demonstranten und Betende auf einander treffen.


    Um den ganzen Rummel zu vervollständigen, plant der geschäftstüchtige Romeo Burpee die Verkaufsorgie seines Lebens: er wird eine Grillpartie organisieren, bei der er seine gehorteten und längst abgelaufenen Lebensmittel für ordentlich Geld unters Volk bringen will. Übelkeit und Magenbeschwerden schon mal eingeplant.
    Was für ein idyllisches Städtchen…


    Im Großen und Ganzen verläuft ja alles ganz friedlich. Die Demonstranten laufen im Kreis herum und rufen mehr oder weniger sinnvolle Sprüche, die Gläubigen singen mehr oder weniger melodisch fromme Lieder. Romeo verkauft seine Würstchen. Aber dann kommt es zu einer Katastrophe:
    Der Farmersjunge Rory Dinsmore fährt vor. Er, der als einziger in der Familie über Intelligenz verfügt, hat sich während der eintönigen Arbeit auf dem Hof so seine Gedanken gemacht, was es mit der Kuppel wohl auf sich hat. Und er hat eine geniale Idee, die ihn zum Held von Chester’s Mill machen soll: er will ein Loch in die Kuppel schießen, die daraufhin in sich zusammnenfällt. Klingt alles ganz logisch, was er sich so überlegt. Also auf zur 119 und aus nächster Nähe auf die Kuppel schießen. Es ist ein perfekter Schuss. Aber die Kugel prallt, wie wir erwarten konnten, von der Kuppel ab und trifft Rory genau ins Auge.


    Da hat Pater Coggins seinen Blinden dem offensichtlich auch ein gewisser Wahnsinn nicht abzusprechen ist...... :study:


    Du hast Recht: es ist unheimlich spannend zu erleben, wie die Dinge ihren Lauf nehmen. Man spürt förmlich, dass aufziehende Unheil und wie sich alles zuspitzt. Und dabei sind wir noch im ersten Viertel unterwegs...

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark