Lars Neger - Areon Der Weg des Schwertes

  • Klappentext
    Sie könnten nicht unterschiedlicher sein: Saer Mikael Winbow, ein adliger Ordenskrieger, und der Schwertkämpfer Ayrik Areon, vermeintlicher Eidbrecher und Verräter, dessen Namen man in allen Winkeln des Königreichs von Anarien verflucht. Ihr Ziel ist die Stadt Rhynhaven, eintausend Meilen entfernt, wo man Ayrik als Hochverräter den Prozess machen wird. Eintausend Meilen bleiben ihm, Mikael von seiner Unschuld zu überzeugen. Nur eintausend Meilen, um die Geschichte zu erzählen: Von seinem Aufstieg und Fall im Zeichen des Wolfes.


    Meine Meinung
    Ayrik Areon, der Eidbrecher und Hochverräter. Viele kennen seinen Namen, doch niemand kennt seine wahre Geschichte.
    Wer ist dieser Mann? Welchen Verrat hat er begangen? Welchen Eid hat er gebrochen?
    Bei einem letzten Kampf um sein Leben, ist er schwer verletzt worden. Ausgerechnet einer der Männer, die ihn bekämpften, rettet ihn. Saer Mikael Winbow, ein Odenskrieger, will seinen Auftrag um jeden Preis beenden, weshalb er Ayrik als Gefangenen mit sich nimmt. Und so beschließt der Eidbrecher das erste und das letzte Mal seine wahre Geschichte zu erzählen. Seine Erzählung ist detailreich und ungelogen. Auch wenn es Mikael nicht gefallen mag was er zu sagen hat, beschließt dieser doch ein aufmerksamer Zuhörer zu sein.


    Lars Neger lässt Ayrik Areon gleich auf zwei Arten auf Reisen gehen. Die eine Reise beschreitet der 35 jährige Ayrik, während die andere sein 22 jähriges Ich macht. Es ist der Ältere, der sein jüngeres Ich erneut auf den Pfaden der Erinnerung wandern lässt, während er selbst an Mikaels Seite in seinen vermeidlichen Tod reitet.


    Zu Beginn beschreibt sich Ayrik selbst, als einen eingebildeten, verwöhnten und nutzlosen Jungen, der auf sein großes Schicksal wartet. Seit seiner Kindheit wurde er im Geheimen zum Schwertkämpfer ausgebildet, was eigentlich mit dem Tod bestraft wird. Als ein Biest das Dorf in Gefahr bringt, sieht er seine große Chance gekommen, doch sein Vater verwehrt ihm diese. In seinem Zorn macht er einen Fehler, der zu seiner Verbannung führt. Gezwungen sein bisheriges Leben aufzugeben, muss er einsehen, dass er viel mehr verliert als gedacht. Doch die Verbannung zwingt ihn auch zum Lernen. Er lernt zu überleben, sein Schwert zu benutzen und ein wenig über sich hinauszuwachsen. Seine Gelegenheit sich dem Biest zu stellen kommt schließlich und bringt ihm den Sieg. Für diesen Mut, ernennt ihn die Königin zu einem Saer, einem freien Schwertkämpfer in ihren Diensten. Von nun an untersteht er ihren Befehlen und ihr Schutz wird zu seiner Aufgabe. Doch so ruhmreich es auch klingen mag, Ayrik selbst bezeichnet dies als den Beginn seines Untergangs.


    Ayriks Aufstiegt ist mit viel Schmerz verbunden und dem Verlust seiner Heimat. Er muss erst alles aufgeben, eher er etwas neues gewinnen kann. Auf seinem langen Weg findet er treue Freunde, doch auch zahlreiche Feinde begegnen ihn immer wieder. Er findet Gelegenheiten zum Lachen und ebenso zum Weinen. Das faszinierende an diesem Charakter ist die Tatsache, dass er nie aufgibt. Scheint alles noch so aussichtslos und schlimm zu sein, versucht er doch einen Ausweg zu finden.


    Die ganze Geschichte selbst ist äußerst düster und trostlos gehalten worden. Beinahe das ganze Geschehen spielt sich im Winter an. Ich muss sagen, dass der Autor sich sehr darauf versteht diesen realistisch zu umschreiben. Das ist nämlich auch der Grund, weshalb ich mit dem Lesen nur so langsam voran kam. Jedes mal, wenn ich das Buch aufschlug und zu lesen begann, kam die Kälte. Als ich dann endlich die letzte Seite ausgelesen hatte, hatte ich beinahe das Gefühl mir einige Zähen abgefroren zu haben.


    Die Sprache, die hier verwendet wurde, ist gewöhnungsbedürftig. Es ist kein weiches und fließendes Erzählen, es ist hart und schwierig. Vor allem hätte ich nie gedacht, dass das Wort "Scheiße" so oft verwendet werden könnte.


    Lars Neger hat hier eine völlig realistisch wirkende Szenerie geschaffen, die auf eine gewisse Weise mittelalterlich angehaucht ist. Die Menschen leben in einer Ständegesellschaft, beherrscht von Regeln und Gesetzen. Das Land ist gespalten in zwei Glaubensrichtungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
    Doch dann ist da Ayrik. Er ist jemand, der schafft seinen Stand zu überwinden. Er beweist, dass es dazu die Möglichkeit gibt. Ayrik ist es auch, der zeigt, dass der Glaube an eine bestimmte Gottheit nicht wichtig ist. So lange man an sich selbst glauben kann, kann man alles erreichen.


    Fazit
    Die wahre Geschichte eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat. Bürden und Abenteuer, Liebe und Leid hat er in seinem Leben gesehen und ist nun bereit davon zu berichten. Der erste Teil seiner Reise ist nun vorbei, doch die Erzählung ist noch lange nicht beendet. Es ist sicherlich keins der üblichen Bücher, die ich sonst lese, doch es hat mich sehr beeindruckt, weshalb ich es sicherlich auch weiter lesen würde.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Danke für deine Rezi. Du hast mich echt neugierig gemacht.
    2 Fragen hätte ich noch:

    Der erste Teil seiner Reise ist nun vorbei, doch die Erzählung ist noch lange nicht beendet.

    Das klingt nach einem offenen Ende. Das mag ich ja nicht so sehr. :-k
    Und dann hast du das Buch unter "Romane/Erzählungen" eingeordnet, während es bei amazon unter Fantasy rangiert. Wie fantastisch ist denn das Ganze?

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ja, mit der Einordnung war ich mir nicht ganz sicher. Danke für die Änderung.
    Fantastisch würde ich hier höchstens die Namen, Titel und Götter nennen. Dann gibt es nur noch diesen Druiden, der angeblich Ayriks Schicksal als großen Kämpfer vorher gesehen hat und ab uns zu herumhüpft und irgendwelche rituellen Sprüche murmelt.


    Nun zu der anderen Frage. Ein völlig offenes Ende ist es nicht. In diesem Buch endet ein Abschnitt der Reise. Im realen Leben ist Ayrik noch immer mit Mikael unterwegs. Sie sind noch lange nicht am Ziel.
    In seiner Erzählung hat er noch keinen der Kriege gekämpft und eigentlich auch noch keinen Eid gebrochen. Es war der Anfang, wie alles begann. Hier ist er erstmal zum Saer geworden und hat das erste Mal seine Pflicht getan die Prinzessin zu verteidigen, mehr war bisher nicht. :-k

  • Vielen Dank für die tolle Rezi.


    Irgendwie klingt das ein bisschen nach Patrick Rothfuss. Ich weiß nicht, ob du die Bücher von ihm 'Der Name des Windes' und 'Die Furcht des Weisen 1 & 2' schon gelesen hast, aber die Bücher sind scheinbar ähnlich aufgebaut.


    Mich würde jetzt noch interessieren, ob in der 'realen Welt', also die, in der Ayrik bereits 35 ist und mit Mikael reist, ebenfalls eine Handlung stattfindet, oder ob das nur der Rahmen ist und sich die gesamte Handlung in den Erzählungen Ayriks abspielt?

    Unter dem Fell einer Katze

    lebt eine der freiesten Seelen der Welt.

    (Claudine Delville)

  • Ja, die Bücher kenn ich. =)


    Die Handlungen in der "realen Welt" kommen kurz, werden aber immer wieder erwähnt. Es beginnt ja damit, dass der 35 jährige Ayrik auf der Fluch vor seinen Verfolgern ist. Da ihn keine andere Möglichkeit bleibt, kämpft er und stirbt beinahe. Mikael war einer der Verfolger, rettet ihm aber das Leben. Da Ayrik eh sein Ende bald kommen sieht, beschließt er seine wahre Geschichte zu erzählen. Und so gibt es dann immer wieder Einschübe, noch vom Lager, wo er sich erholt. Dann machen sie sich auf dem Weg nach Rhynhaven. Es gibt einige Städte, an denen sie vorbei kommen und dort lagern, aber auch so Gespräche, bei denen Mikael einige Sachen hinterfragt oder seine Reaktionen auf das Erzählte beschrieben werden.

  • Aha, vielen Dank für die schnelle Antwort :)


    Also ist es wirklich so ähnlich gehalten, wie bei Patrick Rothfuss. In dessen Büchern findet ja neben dem Haupthandlungsstrang, nämlich Kvothes Vergangenheit, noch eine weitere Handlung statt, nämlich die Geschehnisse in der Taverne.


    Insgesamt muss ich aber sagen, dass das Buch mein Interesse geweckt hat. Ich werde es vorsichtshalber mal in meiner Wunschliste platzieren, damit ich es nicht aus den Augen verliere. Denn wenn hier die Handlungen ebenso geschickt miteinander verwoben sind, wie bei der Königsmörderchronik, kann das nur was Gutes sein :)

    Unter dem Fell einer Katze

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    (Claudine Delville)

  • Ich bin gerade auf der Suche nach einem Ich-Lese-gerade Thread der Königsmörderchronik auf dieses Buch gekommen und finde es auch interessant. Du schreibst ja, dass das Buch ein eher offeneres Ende hat, weißt du ob Fortsetzungen angekündigt sind, weil wenn es so im offenen Ende endet, weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll, wenn aber eine Fortsetzung folgen wird, könnte ich mir vorstellen es zu lesen.

    Living in Middle-earth always paying my debts.
    Bücherregal und Wunschliste momentan nicht aktuell/vollständig.
    2013: Start-SUB: 25 End-SUB: 5 Gelesene Bücher 90 Gelesene Seiten 36795 Punkte-Challenge: 670,95 Punkte (Stand 31.12.13)
    2014: Start-SUB: 5 Aktueller SUB: 5 Gelesene Bücher 15 Gelesene Seiten 6021 Punkte-Challenge: 91,21 Punkte (Stand 11.03.14)