Tess Gerritsen - Die Chirurgin / The Surgeon

  • Inhalt (Amazon.de)
    In Boston dringt ein Unbekannter nachts in die Wohnungen von allein stehenden Frauen ein, unterzieht sie einem gynäkologischen Eingriff und tötet sie. Die einzige Spur führt Detective Thomas Moore und Inspector Jane Rizzoli zu der jungen Chirurgin Catherine Cordell, die drei Jahre zuvor nach ähnlichem Muster überfallen wurde, den Täter aber in Notwehr erschoss. Und bald wird klar, dass Catherine erneut zur Zielscheibe eines psychopathischen Mörders geworden ist ...


    Meinung:
    Eins vorweg: Für alle die es unblutig mögen ist die Chirurgin nichts. Im Hörbuch gibt es viel Blut! Einiges um die Medizinische Erklärungen zu erklären, aber auch einiges um die grausamkeit des Mörders zu unterstreichen (also böse gesagt zur Effekthascherei ;-) ) Dazu hat der Mörder noch ein mächtig krankes Muster nach er sich seine Opfer sucht. Dadurch und durch die Tatsache das der Mörder immer mindestens einen Schritt voraus ist schafft es das Buch bei mir eine von Anfang bis Ende beklemmende Athmosphäre hervorzurufen.
    Das Ermittlerteam ist meistens sachlich nüchtern und arbeitet nachvollziehbar. Tess Gerritsen scheint eine Vorliebe für sperrige oder schicksalhafte Charaktere zu haben. Leiternder Ermittler ist Thomas Moore. Vor kurzen hat er seine Frau verlohren und stürzt sich deshalb in die Arbeit. Er ist sympatisch und der ruhende Pool der Ermittlungen. Ganz anders Jane Rizolli. Sie ist die einziege Frau der Bostoner Mordkomission und will der Männerwelt zeigen das auch eine Frau einen solchen Job machen kann. Vieleicht liegt es daran das ich ein Mann bin, mit Jane Rizolli bin ich absolut nicht warm geworden. Trotzdem, irgendwie passt sie in die Handlung, und auch der feministische Unterton den sie mmmer weider an den Tag legt ist bei dieser Mordserie durchaus ok... Nur eine (für die Handlung völlig irrelevante) Szene in der sie einfach nur in einer Bar sitzt und beschreibt wie die Männer, die Löwen, sich auf die Frauen, die Beutetiere, stürzen fand ich doch arg eindimensional und ärgerlich. Das ist aber auch die einzige Szene die mir in der konstant spannenden Handlung negativ im Gedächtniss geblieben ist.



    Teil einer Serie:
    Die Chirurgin ist der Erste Teil der Maura Isles / Jane Rizolli Serie . Der Name der Serie verwirrt hier allerdings da Maura Isles erst im zweiten Band in einer Nebenrolle in die Serie einsteigt und im dritten Serienteil dann die Hauptrolle übernimmt. Die Chirurgin ist in sich geschlossen, man kann es also lesen ohne die Folgebände zu kennen. Band 2, "Der Meister" baut allerdings komplett auf Band 1 auf.



    Das Hörbuch:
    Es gibt mehrere Hörbuchversionen. Ich selbst habe die gekürzte Version mit 6 CD's, gelesen von Michael Hansonis, gehört. Diese hat eine Laufzeit von 7,5 Stunden was absolut OK ist. Die Handlung ist immer rund und hat genug Atmosphäre. Soweit also alles gut. Leider macht Michaels Hansonis als Hörbuchsprecher keine gute Figur. Bis auf wenige Ausnahmen klingen alle Personen gleich. Außerdem, auch ohne es zu googeln ist mir klar: Hansonis ist Kölner - Ich weis nicht ob nur ich das sofort raushöre, und er bemüht sich auch das zu unterdrücken, aber irgendwie ist da immer so ein leichter Köllscher Singsang in der Stimme, was ich zwar im Privatleben total mag, aber so gar nicht nach Boston passt...


    Andere Versionen:
    Leider ist das von mir Rezensierte Exemplar scheinbar schwer zu kriegen. Auf Audible gibt es gibt es eine unekürzte Version mit 14 Stunden Laufzeit, welche ebenfalls von Hansonis gelesen wird. Weiter Verbreitet ist die "Brigitte Edition" (ISBN 3837100820). Diese wird von Claudia Michelsen gelsen (was vermutlich eher ein Vorteil ist), ist aber nur 5 Stunden lang (Was vermutlich eher ein Nachteil ist)...


    Fazit:
    Die Chirurgin hat eine mir unsympatische, feministische Hauptdarstellerin, ist teilweise unnötig Blutig und vor allem unterdurchschnittlich Vertont. Und trotzdem: Ich kann es wirklich nur jedem Krimi Fan ans Herz legen!
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    Originaltitel: The Suregon

  • Ich habe die gekürzte Brigitte-Edition gehört, gelesen von Claudia Michelsen. Dass die Story gekürzt war, habe ich allerdings erst hinterher gelesen. Die Kürzungen sind so geschickt gemacht, dass sie mir nicht weiter aufgefallen sind. Aber ich kenne auch das Buch nicht und kann deshalb nicht sagen, ob wirklich etwas wesentliches fehlt.


    Claudia Michelsen liest ganz hervorragend. Zwar haben auch bei ihr alle Figuren nahezu die gleiche Stimme, aber sie versteht es, der wörtlichen Rede die passende Betonung und - ganz wichtig - die passenden Gefühle mitzugeben. Es ist also so, als höre man wirklich jemanden reden. Dadurch werden Dialoge sehr lebendig, und man weiß immer, wer gerade spricht.
    Aber auch aufwühlende und spannende Szenen liest sie mit viel Einfühlungsvermögen, so dass man richtig mitleidet bzw. mitfiebert. Frau Michelsens Lesung macht das Buch zu einem richtigen Hörerlebnis.


    Leider war mir aber der Inhalt zu blutig. Bei der detaillierten Beschreibung einer Operation wurde mir richtig schlecht, und die Szenen, in denen der Täter mit seinen Opfern seine kranken Spielchen abzieht, habe ich kaum ertragen. Trotzdem fand ich die Handlung gut strukturiert und logisch aufgebaut. Die Suche nach dem Täter war spannend, nur den Showdown am Schluss fand ich ein wenig übertrieben.


    Wer's gerne blutigtriefend mag, dem sei das Hörbuch empfohlen.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!