Petr Ginz - Prager Tagebuch 1941-1942 / Denik Meho Bratra

  • Hallo, nachdem meine Computerprobleme behoben sind und ich mich wieder der Anmeldung hier erinnert habe, nun meine erste Buchrezension. Ich versuch mich mal und bin gespannt auf eure Meinung, Kritik und Verbesserungsvorschläge, aber auch, was ihr von den vorgestellten Buch haltet.


    Inhalt: Tagebücher geben uns einen ungefärbten und unverfälschten Blick in das Leben von Personen wieder, zumal diese oft nicht im Traum daran denken würden, dass jemals andere ihre Zeilen zu lesen bekommen. Auch Petr Ginz schrieb Tagebuch, in der Zeit als die Deutschen seine Heimatstadt Prag besetzt hielten und die jüdische Bevölkerung immer mehr an den Rand der Gesellschaft drängten, in Lager schickten und schließlich millionenfach ermordeten. Petr, nach grausamer Nazi-Definizion Halb-Jude, ist ein fröhlicher und aufgeweckter intelligenter Junge, der seinen Alltag um ihn herum akribisch festhält und nüchtern registriert, wie Verwandte, Freunde und Lehrer verschwinden, wohl wissend, dass er selbst bald an der Reihe sein wird. Trotzdem lässt sich Petr seine Lebenslust und Wissensdurst nicht nehmen, doch 1942 führt sein Schicksal ihn ebenfalls nach Theresienstadt und nur ein Jahr vor Kriegsende nach Auschwitz.


    Rezension: Petr Ginz' Tagebuch ist außergewöhnlich, ist es nicht nur eine Sammlung alltäglicher Einträge, nach Tagen natürlich geordnet, sondern auch immer wieder mit selbst kollorierten Bildern und von ihm geschriebenen Gedichten und Kurzgeschichten ergänzt. Diese sind für einen zwölf- bis vierzehnjährigen Jungen außerordentlich anspruchsvoll geschrieben und stehen so im Gegensatz zu den Tagebucheinträgen, die vollkommen nüchtern, fast gefühlsfrei gehalten sind. Petr wollte alles neutral und journalistisch festhalten. Eingerahmt ist das Tagebuch von einen Vorwort und Nachwort seiner Schwester (Chava Pressburger), die die Tagebücher ihres ermodeten Bruders gefunden und veröffentlicht hat, sowie mit weiteren Zeichnungen von Petr und Fotos der Familie und einer historischen Einordnung zu den Bemerkungen, die Petr Ginz schrieb.


    Eigene Meinung: Wer das Tagebuch der Anne Frank gelesen hat und das haben wohl die meisten, für den ist dieses Buch Pflichtlektüre, die ich nur jeden empfehlen kann. Zum einen, weil es aus Perspektive einer halbjüdischen Familie ist, die sich nicht versteckt hat und auch nicht verstecken wollte/konnte, zum anderen, weil sie ein ziemlich genaues Bild des "Alltags" Prager Juden zeigt. Interessant finde ich, die schon in der Rezension beschriebene nüchterne Schreibweise des Jungen, der nicht den Anspruch hatte, literarisch schön zu schreiben, geschweige denn über seine Gefühle. Eben typisch Junge oder Journalist würde man sagen. Seine Gefühle blitzen aber doch durch, vor allem in den Kurzgeschichten und Zeichnungen, die das Buch ergänzen. Interessant ist auch, wie seine Schwester Jahrzehnte nach seinen Tod das Tagebuch von ihm gefunden hat, allein dies ist schon eine Geschichte wert und auch das wird erzählt. Wer also etwas Ergänzendes zu Anne Frank und zahlreichen anderen veröffentlichten Tagebüchern lesen will, sei dieses wärmstens empfohlen. Achtung, Taschentücher daneben legen.


    Euer pico.


    P.s. Bitte euch um eure Meinung zu diesen Buch, zu meiner Rezension und falls ihr Lesetipps in dieser Richtung habt, immer her damit.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Petr Ginz - Prager Tagebuch 1941-1942“ zu „Petr Ginz - Prager Tagebuch 1941-1942 / Denik Meho Bratra“ geändert.