Ruth Dugdall: Die leere Wiege

  • Die Autorin:
    Ruth Dugdall, studierte Englisch und Theaterwissenschaften an der Warwick University und Sozialarbeit an der University of East Anglia. Danach arbeitete sie viele Jahre als Bewährungshelferin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern in Felixstowe, Suffolk. (amazon.de)


    Klappentext:
    Alles ist friedlich, als Rose gegen vier Uhr morgens das Haus ihrer Freundin verlässt und sich eine Zigarette ansteckt. Die Küchenuhr tickt leise, Emma, die junge Mutter, liegt wie ein blonder Engel schlafend im Bett, und Baby Luke schlummert sanft in seiner Wiege. Wenige Stunden später steht das Haus in Flammen. Der kleine Luke erstickt im Rauch. Auf dem Boden neben seiner Wiege: eine Zigarettenkippe …


    Inhalt:
    Hat Rose Wilks wirklich die Schuld am Tod des Babys ihrer besten Freundin zu tragen? Das Gericht hat die junge Frau schuldig gesprochen, aber irgendwie sind immer Zweifel geblieben. Fest steht: Rose war in der Nacht heimlich im Haus ihrer Freundin Emma, sie hat das Baby im Arm gehalten, und sie raucht die Zigaretten der Marke, die am Tatort gefunden wurden – und die Auslöser des Brandes waren, in dem der kleine Luke an einer Rauchvergiftung starb. Aber was ist in der Nacht wirklich passiert? Und bereut Rose, was vor vier Jahren geschehen ist?
    Cate Austin soll nun ein Gutachten über die Strafgefangene schreiben und feststellen, ob man verantworten kann, dass Rose vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird. Als sie der Frau das erste Mal gegenübertritt, hat sie Mitleid mit der stillen und ausgemergelten Erscheinung, doch manches Mal bei späteren Treffen ist Rose ihr nahezu unheimlich. Cate kann Rose nicht durchschauen. Und manchmal ist es ihr unheimlich, was die fremde Frau alles über sie herausfinden kann…
    Rose hofft hingegen natürlich sehr auf ihre Freilassung, und das mit gutem Grund. In ihr kleines schwarzes Tagebuch schreibt sie auf, was ihr durch den Kopf geht. Sie will ihrem Freund Jason alles sagen – alles darüber, wer sie ist, und alles darüber, was sie bewegt. Diese Aufzeichnungen enthüllen Roses Geschichte und führen letzten Endes zu dem, was in der Nacht des Brandes wirklich geschehen ist…


    Meine Meinung:
    “Die leere Wiege” ist kein actionreicher Thriller und ehrlich gesagt auch keiner, bei dem mir der Atem stockte. Natürlich ist Roses Perspektive interessant, zum Teil schon auch unheimlich, wenn sie Eingriffe in die Privatsphäre anderer Menschen als ganz natürlich darstellt und wie sie mit Emmas Baby umgeht, als wäre es ihr eigenes. Die Gründe dafür erfährt man nach und nach, und es wird klar, dass Rose wirklich gestört ist. Trotzdem war das Ganze einfach nicht so spannend wie erwartet. Rose ist als Erzählerin recht nüchern, und da ihre Geschichte irgendwie keine ist, die ihre Leser unheimlich überrascht und durch unerwartete Wendungen den Bann zieht, kam der Gruselfaktor dabei zu kurz.
    Die Geschichte ist insgesamt eigentlich gut erzählt, liest sich flüssig, die Handlung ist gut aufgebaut und ich habe mit diesem Buch ein paar entspannte Stunden verbracht. Der Anfang war dann doch kurz etwas zäh, denn Roses schwere Kindheit war derer nicht unähnlich, die Figuren in Thrillern einfach haben (ein Elternteil wird vom anderen betrogen, Verlust eines Elternteils, keine Liebe fürs Kind, wir kennen das…), und das hat mich einfach nicht umgehauen.
    Es gelingt der Autorin, Rose gut darzustellen und ihren Lesern nahezubringen. Was der Handlungsstrang um Cate Austin sollte, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Natürlich brauchte man ihn zum Teil, weil das Gutachten, das sie schreiben soll, Anlass dafür ist, dass Roses Geschichte erzählt wird, aber einige Aspekte ihrer Geschichte laufen am Ende ins Nichts und das hat mir nicht gefallen.
    “Die leere Wiege” ist insgesamt nicht schlecht, aber er ist für meinen Geschmack weder “ungewöhnlich spannend”, noch “verstörend”, wie es Pressestimmen auf dem Buchrücken zu entnehmen ist. Eine ganz glaubwürdige und durchaus düstere Geschichte, aber für mich kein Lesehighlight.
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