André Aciman ~ Ruf mich bei deinem Namen / Call Me by Your Name

  • Kurzbeschreibung Amazon:
    Völlig überraschend trifft Elio seine erste große Liebe: Der Harvard-Absolvent Oliver ist für sechs Wochen bei Elios Familie an der italienischen Riviera zu Gast, wo er ein Buch abschließen will. Oliver ist alles, was Elio will, vom ersten Moment an. Die Zuneigung ist gegenseitig, doch Schüchternheit und Unsicherheit veranlassen beide zur Zurückhaltung. Ein fast unerträgliches Spiel von Verführung und Zurückweisung beginnt. In einem kurzen Sommer zwischen Obsession und Angst, Verlangen und Verzweiflung suchen zwei Menschen nach dem Augenblick der absoluten Erfüllung.


    Meine Meinung:
    "Ruf mich bei deinem Namen" ist das erste Buch, das ich nach einer mehrmonatigen Leseflaute zur Hand genommen habe - und es hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Ruhig, unaufgeregt, gefühlvoll und ohne eine Spur von Pathos oder Bewertung einer erblühenden Liebe zwischen zwei jungen Männern, versteht es André Aciman, die Verwirrung und die Begierde des jugendlichen Ich-Erzählers in eine Geschichte zu verwandeln, die noch lange im Leser nachhallt. Besonders schön fand ich neben der poetischen Sprache und den verzweifelt-leidenschaftlichen Beschreibungen, dass keiner der beiden Protagonisten einen Stempel aufgedrückt bekommt, der sie für die Gesellschaft in den 1980er Jahren, in denen die Erzählung angesiedelt ist, brandmarken würde. Es gibt kein "schwul" oder "bi", sondern einzig die Emotionen zweier Menschen, die sich unwiderstehlich zueinander hingezogen fühlen und die darüber doch sehr unsicher sind.


    Oliver, der amerikanische Gast, gibt sich dem Professorensohn Elio zunächst spröde gegenüber, doch nach und nach entdeckt Elio Gemeinsamkeiten, von denen er glaubt, auch Oliver müsse sie bemerken. Beide lieben Gedichte, sind Außenseiter, unsicher und schüchtern, wenngleich der gut aussehende Oliver diese Eigenschaften mit Sarkasmus, zahllosen Affären in der Stadt und Lassier-Faire überspielt. In seiner Begierde nach dem sieben Jahre älteren Mann fühlt sich Elio verletzt und zugleich wertlos und "falsch". Er beginnt eine Affäre mit der Nachbarstochter, um Oliver zu vergessen und sich zu beweisen, dass er "nicht gegen die Natur" ist, doch Oliver bekommt er nicht aus dem Kopf. Als es ihm schließlich gelingt, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und mit ihm zu schlafen, verliert er sich in einem Strudel aus Selbsthass und Zerrissenheit. Für Oliver scheint es nicht mehr als ein Spiel zu sein, doch kurz vor seiner Abreise in die Staaten gesteht er Elio, ihn von Anfang an begehrt zu haben. Sehr lebendig geschildert sind die oft ein wenig kryptischen Gespräche zwischen den beiden und das, was sie miteinander verbindet. Erinnerungen an Kleinigkeiten und Orte, die nur für Liebende eine besondere Bedeutung haben.


    Ihre Wege trennen sich, doch ganz aus den Augen verlieren sie sich nie. Oliver heiratet, gründet eine Familie und kehrt irgendwann zu Elios Familie als Feriengast zurück, doch Elio lebt mittlerweile in den Staaten, so dass sich nur ein kurzes Telefongespräch ergibt. Als sie sich später wieder treffen, weigert sich Elio, Olivers Einladung anzunehmen, da die Begegnung mit seiner Frau zu schmerzhaft wäre. Doch es zeigt sich, dass auch Oliver den italienischen Jungen nie so recht vergessen konnte. Gänsehaut hatte ich beim Schluss, der zu schön und traurig ist, um ihn nicht wenigstens in einen Spoiler zu setzen:



    Fazit: Ein wirklich lesenswertes, wunderbares Buch, das nachdenklich stimmt und ganz sicher noch mehrmals von mir gelesen wird! Ich bin restlos begeistert von der Melancholie und dem Einfühlungsvermögen, das Aciman in dieses feine, nie vulgär wirkende Werk gesetzt hat.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Buch ist ja unter dem englischen Titel verfilmt worden und läuft gerade in den Kinos (Bei mir leider wieder nicht :evil: ). Er scheint ganz gute Kritiken bekommen zu haben, und sogar der Autor war des Lobes voll und fand die Umsetzung sogar besser als sein eigenes Werk. Hat den Film schon jemand gesehen? Ich würde mich sehr über Meinungen freuen.

  • Meine Meinung:


    Das Buch zu bewerten ist gar nicht so leicht, wenn man vorher den Film gesehen hat. Es lag zwar eine beträchtliche Zeit dazwischen, aber man kann schon sagen, dass eine Kombination aus beiden perfekt wäre, aber nicht möglich. Die poetische Schreibweise findet man nicht im Film und im Buch findet man nicht die Visualisierung des Augenblicks, da fehlt dem Buch dann doch die Magie. Persönlich mag ich das Buch, finde den Spagat zwischen Liebe, Poesie, Verlangen, Sex und Sehnsucht gefühlsmäßig nicht immer gelungen.

    Aber definitiv gefallen mir mehrere Stellen im Buch die sehr schön geschrieben sind und sich deswegen natürlich auch hervorragend für den Zitate - Thread eignen.


    Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „André Aciman ~ Ruf mich bei deinem Namen“ zu „André Aciman ~ Ruf mich bei deinem Namen / Call Me by Your Name“ geändert.