Klappentext:
Wieder wurde in Stockholm eine Frau ermordet, es ist bereits das dritte Opfer. Auch sie trug ein hellblaues Nachthemd, wurde brutal vergewaltigt, ihre Kehle aufgeschlitzt.
Kommissar Höglund und seine Kollegen stehen unter großem Druck, denn die Abstände zwischen den Taten werden kürzer. Und die Handschrift deutet auf einen berüchtigten Serienmörder: Edward Hinde, manipulativ, grausam, hochintelligent. Doch Hinde sitzt seit Jahren im Hochsicherheitstrakt.
Höglund bleibt nichts anderes übrig, als jenen Mann ins Team zu holen, der Hinde einst hinter Gitter brachte - Kriminalpsychologe Sebastian Bergman. Für den Kommissar und sein Team ist der arrogante Einzelgänger eine Zumutung, für Bergman wird der Fall zum Albtraum: Denn der Name des vierten Opfers ist ihm nicht unbekannt....
Die Autoren:
Michael Hjorth, geboren 1963, ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.
Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, schreibt ebenfalls Drehbücher, zuletzt für die ZDF-Koproduktion "The Bridge", und ist in Schweden ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator.
"Die Frauen, die er kannte" ist der zweite Band in der Reihe um den Stockholmer Kriminalpsychologen Sebastian Bergman, die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird.
Thriller, 730 Seiten
Meine Meinung:
Dieses Schriftsteller-Duo gehört jetzt auch zu meinen Lieblingsautoren! Was mich fasziniert, ist die unglaubliche Dichte und Detailgenauigkeit in der Beschreibung von Personen und Handlungen. Und ein weiterer Pluspunkt: Es ist nicht erforderlich, die Reihenfolge in der Serie einzuhalten. Die Autoren streuen sporadisch Hintergrundwissen zu den handelnden Protagonisten ein, so dass man gut über die Hauptfiguren informiert wird, auch über die Beziehungen untereinander im Ermittlerteam. Es kommt zur Sprache, dass schon einmal eine Zusammenarbeit mit dem Kriminalpsychologen Sebastian Bergman erfolgte und auch damals gab es bereits Reibereien, denn Sebastian eckt gern überall an. Es gibt zwar Andeutungen auf eine frühere Zusammenarbeit, aber keine Informantionen (die sind auch für diesen aktuellen Fall nicht notwendig) zum damals behandelten Fall, so dass der Leser, wenn ihm dieses Buch gefällt, ohne weiteres den Vorgängerroman (bestimmt mit ebenso viel Genuss) auch noch lesen kann, falls er ihn nicht schon kennt.
In diesem vorliegenden Buch geht es um die Taten eines Serientäters. Es scheinen genaue Kopien der Morde eines bereits verurteilten und einsitzenden Verbreches zu sein. Dieser hochintelligente und sehr manipulative Mörder Hinde trägt die Züge eines Hannibal Lecter. Und genau wie diesem gelingt es ihm, die Mitmenschen um ihn herum zu seinen Marionetten zu machen. Auch das Ermittlerteam der Reichsmordkommission muss schließlich einen Weg finden, Informationen von ihm zu erhalten. Denn bald scheint es so gut wie sicher, dass Hinde irgendwie selbst in den Fall involviert ist. Das herauszufinden, darauf dringt auch der Kriminalpsychololge Sebastian Bergman. Er hat sich wieder einmal ins Team eingebracht. Denn er ist schon wieder seelisch ganz unten und braucht Arbeit. Dringend. Und der Leiter der Mordkommission Torkel Höglund kann mal wieder nicht nein sagen. Und dass ist auch gut so, denn bald wird klar, dass die ermordeten Frauen ehemalige One-Night-Stands Sebastians sind. Und davon gibt es jede Menge. Denn Sebastian braucht seine Affären, um mit dem Verlust seiner Familie (Frau und Tochter wurden Opfer des verheerenden Tsunamis) fertig zu werden. Nun versucht Sebastian Zugang zu Hinde zu finden und hat außerdem noch das Problem seiner unehelichen Tochter (die aber nichts von ihm wissen darf!). Diese ist ebenfalls im Ermittlerteam und gerät ganz besonders ins Visier Hindes, der auf unheimliche Art und Weise viel mehr über Sebastian zu wissen scheint, als diesem lieb sein kann.
Das schon bald klar wird, wer der Mörder ist, tut aber der Spannung keinen Abbruch. Es ist zwar nicht Hinde selbst, aber dieser scheint doch irgendwie seine Marionetten außerhalb und innerhalb des Hochsicherheitstraktes zu haben. Ganz besonders gerne treibt er seine Spielchen mit dem neuen Anstaltsleiter Haraldson. Dieser ehemalige Polizist ist auch dem Ermittlerteam nicht unbekannt und sein Ehrgeiz, der ihm bei der Polizei zum Verhängnis wurde, bringt ihn auch hier wieder in Schwierigkeiten.
Sehr gut gefallen haben mir die Detailgenauigkeit und die gut ausgearbeiteten Lebensläufe der handelnden Personen. Hinde und der Täter, sowie die Mitglieder der Mordkommission erhalten dadurch eine Pastizität, durch die eine Oberflächlichkeit vermieden wird. Das Ermittlerteam hat auch untereinander mit Beziehungsproblemen, Kompetenzgerangel und Neid zu kämpfen. Das macht die Figuren richtig lebendig. Das auch die Mörder einen Hintergrund erhalten, lässt die Motivation hinter ihren Taten deutlich werden. Aber das darf man ja schließlich von einem guten Krimi auch verlangen: das einleuchtende Motiv. Man muss hier ja kein Verständnis haben, aber es darf eben nicht total unsinnig sein. Das hier auch noch ein Hannibal Lecter-Verschnitt (Hinde) seinen Auftritt hat, gibt der Sache noch einmal einen besonderen Reiz. Ich hatte nicht den Eindruck, dass hier nur einfach abgekupfert wurde und habe die Story mit Interesse gelesen.
Und auch der Schluss hat mir sehr gut gefallen. Es gibt zwar ein befriedigendes Ende, aber ein kleiner Ausblick, der neugierig auf eine Fortsetzung macht, fehlt dennoch nicht. Schließlich hatte Sebastian während der Geschichte noch eine Stalkerin am Hals. Diese hat sich schließlich bei ihm einquartiert und findet nun in seiner Wohnung einige Unterlagen (Recherchematerial, das den Stiefvater von Sebastians unehelicher Tochter belasten könnte und das Sebastian eigentlich nicht mehr verwenden wollte), mit dem sie ihm oder ein paar anderen Leuten noch Schaden zufügen kann. Sofern sie sich aus reiner Liebe vieleicht einmischt. Bleibt abzuwarten. Ich werde auf jeden Fall diese Serie weiterverfolgen.
Mein Fazit: Ein tolles Autorenteam, das zu schreiben versteht. Ein gut ausgearbeiteter Psycho-Thriller, der seinem Figurenensemble durch Detailgenauigkeit und Hintergrundwissen Leben einhaucht. Das aber ohne Längen und immer spannend. Der intelligente und gut lesbare Schreibtstil der Autoren haben mich überzeugen können. Ein tolles Team und ein toller Serienheld, der zwar nicht immer sympathisch ist, aber für den man trotzdem Verständnis aufbringt und den man auch irgendwie mag. Weiter so.
Meine Bewertung: