Claire Beeken - Mein Körper, mein Feind

  • Klappentext
    Als ihr Großvater sie missbraucht, ist für Claire nichts mehr so wie vorher. Doch das Wichtigste für sie wird das Bestreben, sich unsichtbar zu machen - indem sie einfach nichts mehr isst und so schmal wird, dass kaum noch etwas übrigbleibt von ihrem Körper, den sie hasst. Ihre Eltern, die es nicht ertragen können, wie ihre Tochter vor ihren Augen fast verhungert, lassen sie erstmals im Alter von 10 Jahren in eine Klinik einweisen. Doch dem eigentlichen Grund für ihre Magersucht kommt niemand auf die Spur.
    Jahrelang bleibt sie gefangen in dem Teufelskreis von Hungern und dem Missbrauch von Abführmitteln. Doch als sie mit 23 Jahren einen Artikel über Caralina liest, einer 28jährigen magersüchtigen Frau, kommt es zu einer Wende in ihrem Leben. Ausgelöst duch die Fotos von der bis aufs Skelett abgemagerten Frau begreift sie, dass sie sich mit ihrem Hungern selbst straft für etwas, an dem sie keine Schuld trägt.


    Zum Inhalt
    Claire ist 9 Jahre alt und wächst behütet in einer intakten Familie auf. Sie liebt ihre Eltern und Großeltern und fühlt sich wohl. Doch eines Tages küsst ihr Großvater sie, berührt sie und will ihr etwas besonderes zeigen. Danach ändert sich Claires Leben schlagartig. Sie beginnt zu hungern. Niemand erfährt von dem, was passiert ist, denn Claire will ihre Familie nicht zerstören, hat Angst, dass sie auseinandergeht, worunter sie sehr leiden würde. Und so nimmt alles seinen Lauf. Claire wird immer wieder von ihrem Großvater missbraucht, selbst als sie schon 14 ist und erstmalig ihre Periode bekommt. Claire erkrankt im Laufe der Jahre schwer an Magersucht, wird immer wieder in Kliniken eingewiesen und schafft es doch nicht, zuzunehmen. Jahre später gerät sie in eine Phase, wo sie dann tatsäschlich Gewicht zunimmt, für ihre Außenwelt, genesen scheint, doch der Schein trügt und das Drama nimmt seinen Lauf...


    Meine Meinung
    Das Buch ist aus Claires Sicht geschrieben, was bei dieser Art Autobiographie sehr wichtig und nützlich ist für den Leser, weil man direkt in Claires Gedankenwelt hineinschauen kann, sich in sie hineinversetzen kann.
    Claire wird mit 9 Jahren zum ersten Mal von ihrem Großvater missbraucht. Dieser Missbraucht zieht sich über viele Jahre, bis Claire einmal mutig dagegen angeht und ihr Großvater schlagartig von ihr ablässt. Doch all das geschieht viel zu spät. Claires Leben ist zerstört, ihr Körper geschunden, ihre Selbstwahrnehmung gestört und ihr Lebenswille gebrochen. Sie leidet, jeden Tag und schweigt, aus Angst, dass das Geschehene ihre Familie zerstören könnte, was sie unter allen Umständen verhindern will.
    Claire durchlebt die Magersucht, die immer wieder mal von Bulimie durchkreuzt wird, als Geißel. Sie gibt sich ihr bedingungslos hin, ordnet sich ihr unter. Claire verliert den realistischen Bezug zu ihrem Körper und ihrem Gewicht. Sie wird immer dünner und kränker, kippt um, wird eingewiesen und fühlt sich immer noch viel zu dick. Sie steht völlig neben sich und schlussendlich würde sie am liebsten sterben. Sie verliert in dieser Zeit Freundinnen an die Magersucht und begreift immer noch nicht, wie nah sie selber dem Tod ist.
    Erst als Caraline in ihr Leben tritt, begreift Claire, wie es um sie steht und leider endet auch diese Freundschaft mit dem Tod...


    Mein Fazit
    Ein wunderbares Buch über die Geißel Magersucht. Offen und schonungslos. Dramatisch. Tragisch. Traurig. Aber immer realistisch. Claire driftet nie ab in Selbstmitleid und will auch kein Mitleid. Sie will unsichtbar werden und wenn es ihren Tod bedeutet. Ein Buch das sehr schön geschrieben ist, welches aber stellenweise auch sehr heftig ist, weil es offen und ehrlich geschrieben ist. Dem Leser bleibt keine Facette der Magersucht verborgen, nichts wird vorenthalten. Schön finde ich, dass das Ende nicht einfach nur abrupt mit der Wunderheilung endet, sondern Claire beschreibt, warum sie umdenkt, was sie dazu bewogen hat. Und auch erfährt der Leser, dass man eine solch extreme Krankheit nicht einfach wieder los wird, schon gar nicht von heute auf morgen. Man bleibt krank und kämpft, um jedes Kilo, sowohl nach oben als auch nach unten.


    Von mir gibt es: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Ich habe das Buch auch schon gelesen, genau wie viele andere Bücher aus der Erfahrungsreihe. Es ist allerdings schon ein paar Jahre her, ich erinnere mich deswegen eigentlich nur noch daran, dass ich das Buch auch als sehr lesenswert empfunden habe.

  • Hallo Gänseblümchen,


    meinst du jetzt mit Erfahrungsreihe, generell Bücher über Magersucht oder meinst du den Verlag damit? Ich habe inzwischen schon einige Bücher aus dem Bereich Magersucht gelesen und dieses hier war eines von den besten.


    LG Tanni

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Ich meine die Bücher, an denen an der Seite "Erfahrungen" steht. Obwohl ich auch aus anderen Verlagen schon Bücher über Magersucht gelesen habe, vor ein paar Jahren habe ich eigentlich fast nur Bücher über Schicksalsschläge gelesen. Habe sie mittlerweile aber größtenteils verschenkt und verkauft, weil sich mein Lesegeschmack verändert hat. "Alice im Hungerland" fand ich das beste Buch aus dem Bereich der Magersucht.

  • Ich lese auch gern Bücher über Erfahrungen und Schicksale. Früher habe ich viel über autistische Kinder gelesen und deren Therapie, heute lese ich aus persönlichen Gründen viel über Magersucht. Alice im Hungerland steht auch noch auf meiner Leseliste, ist als nächstes dran.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)