John Fante – Ich: Arturo Bandini. / Ask the Dust

  • Der Autor:
    John Fante wurde 1909 in Colorado geboren. 1932 veröffentlichte er seine erste Erzählung, 1939 erschien sein Roman ›Ich – Arturo Bandini‹ dem im Laufe seines Lebens noch fünf weitere folgen sollten. Der literarische Erfolg blieb ihm jedoch versagt, er musste Drehbücher schreiben, um sich und seine Familie zu ernähren. Seit 1959 zuckerkrank, erblindete John Fante 1978 als Folge seiner Krankheit. Seinen letzten Roman konnte er seiner Frau nur noch diktieren. Er starb 1983. Heute zählt John Fante zu den renommiertesten amerikanischen Autoren. (amazon.de)


    Klappentext:
    Schöne Frauen und schneller Ruhm: Das ist es, was den jungen Arturo Bandini interessiert. Nur geht es mit beidem nicht so recht voran. Doch dann lernt Arturo die eigenwillige Kellnerin Camilla kennen - und zwischen den beiden entwickelt sich eine Hassliebe voller Wut und Leidenschaft ...


    Inhalt:
    Dem Leben der Kleinstadt entkommen, auf der Suche nach der Erfüllung, dem Leben als Schriftsteller, ist Arturo Bandini nach Los Angeles gekommen. Hier sieht er schon vor sich, wie er in teurer Kleidung teure Zigarren rauchend durch die Straßen laufen wird, die Frauen ihm zu Füßen liegen, die Ideen für neue Romane und Erzählungen an jeder Ecke. Ja, davon träumt Bandini, träumt davon, während er in einem schäbigen Hotel wohnt, für das er kaum die Miete aufbringen kann, er ernährt sich wochenlang nur von Orangen, dem einzigen Nahrungsmittel, das er sich leisten kann; seine Kleidung ist schäbig und einzig der Glaube daran, dass er irgendwann reich und berühmt sein wird, hält ihn und sein nicht unbeträchtliches Selbstbewusstsein aufrecht.
    Nur mit den Frauen will es nicht so richtig klappen. Zwar würde Bandini sich gern selbst als Frauenheld sehen, als einen, dem die Frauen nur so hinterherlaufen, aber in Wirklichkeit ist er vollkommen unerfahren und die einzige Frau, für die er sich wirklich interessiert, ist ausgerechnet die mexikanische Kellnerin in dem Café, in dem Bandini so oft sein letztes Geld für einen Kaffee ausgegeben hat. Camilla ist arm, aber sie ist stolz, und sie ist für Bandini vollkommen undurchschaubar. Es scheint, als könne er sie durch nichts beeindrucken, gleichzeitig aber lässt sie ihm auch keine Ruhe.
    So verläuft Bandinis Leben in Los Angeles – getrieben von der Frage, ob er es zu Erfolg bringen wird und ob es ihm am Ende vielleicht gelingen wird, Camillas Herz zu erobern…


    Meine Meinung:
    Der Roman ist 1939 erschienen und trotzdem wirkt er zu keiner Zeit nicht aktuell – wahrscheinlich ist es das, was einen Klassiker ausmacht. John Fante gelingt es, den Leser in diesem verhältnismäßig kurzen Roman mitzunehmen in das Los Angeles, wie Arturo Bandini es erlebt – es hat nichts Schillerndes oder Glamouröses, aber es ist eine Stadt, die ein Versprechen für Bandini zu enthalten scheint, ein Versprechen, dass er es schaffen kann.
    Bandini ist ein Protagonist, der alle Höhen und Tiefen eines Menschen erlebt, der von seinem Lebenstraum getrieben wird. Mal ist er von sich überzeugt, mal ist er verzweifelt. Mal kann er sich nicht vorstellen, wo er das Geld herbekommen soll, um am nächsten Tag zu essen, mal schmeißt er mit dem Geld, das Veröffentlichungen seiner Kurzgeschichten dann doch mal einbringen, um sich, als sei er wohlhabend. Arturo Bandini ist ein Getriebener, getrieben von seinem Traum und einem Bild von sich selbst, das er so gern leben möchte. Vielleicht ist es dabei gar nicht so verwunderlich, dass er sich ausgerechnet in die Kellnerin Camilla verliebt, die ihm in Sachen Stolz in nichts nachsteht und die sehr dafür kämpft, in Amerika als Amerikanerin und nicht als Mexikanerin gesehen zu werden.
    Der Erzählstil ist nüchtern, von den Gefühlsausbrüchen Bandinis einmal abgesehen, mit denen man beim Lesen immer wieder konfrontiert wird. Gerade dadurch werden die Episoden aus Bandinis Leben so eindringlich geschildert – manchmal ist alles klar und einfach, manchmal entführt der Erzähler den Leser tief in das Denken Bandinis.
    Bandini ist kein Sympathieträger und das sind auch die anderen Figuren des Romans nicht; und trotzdem gelingt es John Fante, dass man mit ihnen mitfühlt und ihnen eine bessere Zukunft wünscht, auch wenn sie – was natürlich auch sehr realistisch ist – an ihrem Unglück selbst Schuld tragen.
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