Marc-Uwe Kling - Das Känguru Manifest

  • Kurzmeinung

    Hirilvorgul
    Einfach großartig - konnte gar nicht aufhören, zu hören. Ich mag klugen, schwarzen Humor.
  • Das Känguru ist kritisch, zynisch, unbequem. Und so legt es seine Tatze direkt in die blutenden Wunden von Gesellschaft und Politik. Am liebsten schimpft es über den Kapitalismus und Ämter, doch auch Nazis, Jugendliche und Eintrittspreise bleiben nicht verschont. Wenn Marc-Uwe Kling, Autor, Mitbewohner und Arbeitgeber des Beuteltiers, mit selbigem durch die Stadt läuft, kann es passieren, dass er ganz schnell wegrennen muss, ein Praktikum bei Glatzen sucht oder sich auf seltsamen Zusammenkünften der Bundeswehr wiederfindet. Mit dem Känguru wird es nicht langweilig, so viel steht fest.


    Den Tipp hatte ich von einem Bekannten bekommen und war skeptisch, weil er in manchen Dingen erheblich kompromissloser und zynischer denkt als ich. Doch bereits der mitgeschickte Youtube-Link überzeugte mich, dass sich Das Känguru Manifest lohnt. Mit viel Charme und noch mehr schwarzem Humor hüpft das Tierchen durch unsere Welt und treibt seine Mitmenschen in den Wahnsinn. Es klaut Touristen Kameras und gibt diese dann anderen Touristen, die verwirrt zurückbleiben, wenn es eilig davonrennt. Das Pelztier korrigiert mit Vorliebe Graffiti, denn es geht einfach nicht, dass Fehler an öffentlichen Gebäuden gesprayt stehen. Außerdem braucht es einen Job, der genauso toll ist, wie die letzten. Also etwa Würstlverkäufer im Stadion oder Bierverkäufer auf einem Festival – auch wenn es danach Bauchschmerzen und einen schrecklichen Kater hatte. Seitdem war es gar nicht mehr so einfach, einen Job zu bekommen.


    Ach, und da ist ja auch noch der Pinguin von nebenan. Ein seltsamer Typ, der früh aufsteht, regelmäßig zur Arbeit geht und ordentlich ist! Wer
    macht denn so was? Außerdem legt er die Mülltüten, die seit mehreren Tagen im Treppenhaus liegen, vor die Tür von Kling und K. Das gibt
    Müllkrieg! Dieser Südpolbewohner ist der Antagonist des Kängurus, den Kling nur erschaffen habe, weil ein Lektor dies gewünscht hätte – oder weil er sadistisch ist, was auf das gleiche hinausläuft.
    Überhaupt mischt sich das Plüschtier viel in das Leben des Autors ein und schimpft ihn ständig Kleinkünstler, was dieser nicht auf sich sitzen
    lassen möchte.


    Das Buch macht riesen Spaß. Ich musste immer wieder unterbrechen, weil ich vor Lachen nicht mehr der Geschichte folgen konnte. Gesellschaftskritisch schaut Kai-Uwe Kling, ach nee, Marc-Uwe, aber das ist egal, jedenfalls schaut er den Leuten auf die Finger und zeigt damit auf die Missstände und unlogischen Handlungen, die wir Tag für Tag selbst vollziehen. Man muss einiges abkönnen und selbstkritisch genug sein, um nicht beleidigt zu reagieren, wenn man sich dann doch an der einen oder anderen Stelle wiedererkennt.
    Außerdem hat Kling ein neues Spiel eingeführt und zieht dieses von Beginn an durch: Zitate vertauschen. Das heißt, die Sentenzen werden
    einfach einer anderen Person zugeschrieben und das kann bisweilen schon sehr amüsant und vor allem zynisch sein. So steht hinter „Du sollst
    deinen Nächsten lieben, wie dich selbst!“ Kurt Cobain (siehe Kapitel 36 -Kreuzverhör).
    Wisst ihr eigentlich, was passiert, wenn man andauernd zu spät kommt, so wie das Känguru? Nein? Das müsst ihr auch selbst nachlesen. Aber mit K. ist Religion total lustig – noch lustiger als ohnehin schon. Außerdem ist das Tier der Meinung, dass gefährliche Leute immer beschäftigt
    werden sollen, damit sie keinen Schaden anrichten können. Als gefährlich gelten die Mitarbeiter vom Arbeitsamt, Finanzbeamte oder auch die
    Kontrolleure in der U-Bahn. Einfach mal mit einem gültigen Fahrschein weglaufen, rät es!


    Ein guter Tipp: Nicht selbst lesen, vorlesen lassen! Das Känguru Manifest gibt es als ungekürzte Autorenlesung als Hörbuch. Kling liest mit
    voller Emotionslosigkeit und verleiht dem Känguru eine besserwisserische Stimme, die sehr gut passt. Nur manchmal geht es auch mit dem Autor durch, da muss er selbst über das Geschriebene lachen.


    Das Buch ist die Fortsetzung der Känguru-Chroniken, die 2009 erschienen sind und knüpft gekonnt an den Wortwitz aus dem ersten Band
    an. Satire in Höchstform, unterhaltsam, zynisch und mit allem, was ein gutes Buch braucht: Charme und ein Känguru zum Knuddeln, das ganz oben auf der Niedlichkeitsskala steht – hinter dem Koalabären.

    Ein Stift kann Dich überall hin entführen, wenn Du ihm die Chance gibst, zu tanzen!

  • kann mich da nur anschließen......
    Geniales Buch, Geniales Känguru... Manchmal hab ich das Gefühl, das es tätsächlich vor mir steht und spricht....
    Ist Marc-Uwe vielleicht das Kunstwesen?
    Wirklich super... Unbedingt lesen...