Susanne Staun - Totenzimmer / Doderummet

  • Originaltitel: Doderummet

    Kurzbeschreibung bei amazon


    Die Rechtsmedizinerin Maria Krause steht vor einem Rätsel: Vor ihr liegt die geschändete Leiche einer jungen Frau, und die einzige Spur, die der
    Täter hinterlassen hat, ist ein Abdruck rot gefärbten Schweißes. Eine Spurensuche beginnt, die einige Abgründe aufreißt... Maria Krause braucht nicht lange, um herauszufinden, dass die merkwürdige Rotfärbung am Hals der Leiche von der Einnahme eines Lepra-Medikaments herrührt. Doch in Dänemark gab es seit 1911 keinen Fall von Lepra mehr. Wer also verschreibt ein solches Medikament? Und wer nimmt es ein? Auf der Suche nach dem mysteriösen Mörder gerät Maria Krause an ihre Grenzen. Denn sie trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum: Vor Jahren hat sie ein Kind
    abgetrieben, und das belastet sie schwer. Bei der Obduktion der Leiche meint sie nun zu erkennen, dass es sich um ihre Tochter handelt. Seltsam nur, da sie keine Kinder hat. Bald kann ihr selbst ihre beste Freundin nicht mehr dabei helfen, zwischen Realität und Wahnsinn zu unterscheiden. Der Roman bildet den Auftakt einer neuen Krimiserie um die psychisch labile Rechtsmedizinerin Maria Krause. Susanne Staun, eine neue Bestsellerautorin aus Dänemark, bietet dem Leser psychologische Hochspannung - an der Grenze zwischen Realität und Wahnsinn.



    Autoreninfo (amazon)


    Susanne Staun, 1957 geboren, studierte Englisch und Literatur an der Universität von Kopenhagen und Journalistik in den USA. »Totenzimmer«
    wurde u. a. mit dem wichtigsten dänischen Krimipreis, dem Harald Mogensen Pris, ausgezeichnet und war für den renommierten skandinavischen Krimipreis nominiert.



    Persönliche Beurteilung


    Zwischen Abscheu und Faszination bewegt sich die Bandbreite der Emotionen bei der Lektüre dieses Romans. Die Hauptfigur dieses Debütromans einer dänischen Krimiserie ist die Ich-Erzählerin Maria Krause. Sie ist Gerichtsmedizinerin und in ihrem Beruf ebenso engagiert und kompetent wie exzentrisch und gestört in ihrem Privatleben. Ihr ist durchaus bewusst, dass sie "eine Schraube locker hat".
    Soziale Kontakte sind nicht ihre starke Seite, sie hat nur eine Freundin: ihre nigerianische Kollegin Nkem, der sie von Kopenhagen, wo die beiden zuvor am Rechtsmedizinischen Institut gearbeitet haben, nach Odense gefolgt ist. In ihrer fast schon steril (un)eingerichteten Wohnung haust sie allein mit ihrer Katze, das Wohnzimmer gleicht ihrer eigenen Einschätzung nach einem Totenzimmer. Maria bekämpft ihre Schlafprobleme mit Wein und Schlaftabletten und sie pflegt ein außergewöhnliches Sexualleben: seitdem sie vor 20 Jahren von einem attraktiven Mann vergewaltigt wurde und das genoss, bestellt sie in gewissen Abständen bei einer SM-Agentur einen "Vergewaltiger", der sie in einem Park überfallen soll. Auch zu ihrem neuen Chef, einem sehr von sich selbst eingenommenen, jedoch unattraktiven Schürzenjäger, hat sie ein zwiegespaltenes Verhältnis, sie verabscheut und begehrt ihn gleichzeitig. Für einen psychisch gesunden Leser ist es nicht einfach, sich in Marias Persönlichkeit hineinzuversetzen.
    Die Gerichtsmedizinerin ist allerdings ein Waisenknabe im Vergleich zu dem Sadisten, der in Odense auf bestialische Weise junge Mädchen abschlachtet. In dessen kranke Psyche erhält der Leser durch sein Tagebuch einen wahrhaft abgründigen Einblick. Ausschnitte des Tagebuchs beschreiben in selbstgefälliger Manier die Fehlentwicklung eines intelligenten und völlig skrupellosen Jungen aus privilegierter, aber dysfunktionaler Familie. Die einander abwechselnden Kapitel, in denen die beiden Ich-Erzähler Maria und der Tagebuchschreiber auftreten, bewegen sich aufeinander zu, bis dem Leser die Zusammenhänge klarwerden. Dass man dem Täter überhaupt auf die Spur kommt, verdankt man nicht der Polizei, die in diesem Krimi eine untergeordnete Rolle spielt, sondern der Gerichtsmedizinerin Maria, die mit Hilfe der Chemikerin Nkem unermüdlich eigene Ermittlungen betreibt und dabei am Rande der Legalität entlang strauchelt. Das außergewöhnliche Engagement von Maria geht auch auf ihre Fantasievorstellung einer eigenen Tochter zurück. Maria hatte nach der (ersten) Vergewaltigung abgetrieben, in ihrer abnormen Fantasiewelt hat sie jedoch eine Tochter geboren, die sie heranwachsen sieht. Die Mordopfer sind im Alter ihrer imaginären Tochter...


    "Totenzimmer" ist - vor allem in der zweiten Hälfte - ungemein spannend und bewirkt durch die extremen Charaktere eine große Faszination, andererseits ist das Buch jedoch auch Abscheu erregend, da es neben der in Thrillern schon üblichen Brutalität der Mordmethoden Tabuthemen wie Inzest anschneidet und auch Tierquälerei präsentiert. Diese Themen sind sicher nicht für jeden Krimifan leicht verdaulich.


    :arrow: Sehr sensible Leser, die ruhigere Krimis bevorzugen, sollten sich gut überlegen, ob sie dieses Buch lesen möchten. Für Liebhaber härterer Thriller kann man eine Leseempfehlung aussprechen, da "Totenzimmer" sowohl sehr spannend als auch mit der ungewöhnlichen Besetzung der Hauptfigur originell ist.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

    Einmal editiert, zuletzt von €nigma ()

  • Inhalt (Klappentext)
    Die Rechtsmedizinerin Maria Krause steht vor einem Rätsel: Vor ihr liegt die geschändete Leiche einer jungen Frau, und die einzige Spur, die der Täter hinterlassen hat, ist ein Abdruck rot gefärbten Schweißes. Eine Spurensuche beginnt, die einige Abgründe aufreißt... Maria Krause braucht nicht lange, um herauszufinden, dass die merkwürdige Rotfärbung am Hals der Leiche von der Einnahme eines Lepra-Medikaments herrührt. Doch in Dänemark gab es seit 1911 keinen Fall von Lepra mehr. Wer also verschreibt ein solches Medikament? Und wer nimmt es ein? Auf der Suche nach dem mysteriösen Mörder gerät Maria Krause an ihre Grenzen. Denn sie trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum: Vor Jahren hat sie ein Kind abgetrieben, und das belastet sie schwer. Bei der Obduktion der Leiche meint sie nun zu erkennen, dass es sich um ihre Tochter handelt. Seltsam nur, da sie keine Kinder hat. Bald kann ihr selbst ihre beste Freundin nicht mehr dabei helfen, zwischen Realität und Wahnsinn zu unterscheiden.


    Der Roman bildet den Auftakt einer neuen Krimiserie um die psychisch labile Rechtsmedizinerin Maria Krause. Susanne Staun, eine neue Bestsellerautorin aus Dänemark, bietet dem Leser psychologische Hochspannung - an der Grenze zwischen Realität und Wahnsinn.

    Meine Meinung

    In „Totenzimmer“ geht die etwas andere Rechtsmedizinerin Dr. Maria Krause auf Verbrecherjagd. Sie arbeitet im rechtsmedzinischen Institut von Odense, zusammen mit ihrer besten Freundin Nkem. Seit einer Abtreibung vor 18 Jahren sind bei ihr „ein paar Schrauben locker“, was sie selbst im Buch auch mmer wieder zugibt. Auch ihre sexuellen Gewohnheiten/Bedürfnisse haben sich damals verändert und nehmen einen recht großen Teil des Buches ein. Im eigentlichen Kriminalfall geht es um mehrere grausam getötete junge Mädchen, an deren Körper übereinstimmende rote Flecken gefunden werden. Parallel zu den Polizeiermittlungen stellt Maria zusammen mit Nkem ihre eigenen Untersuchungen an.


    Zwischen den eigentlichen Kapiteln, in denen der Fall und das persönliche Leben von Maria Krause aus der Ich-Perspektive geschildert werden, gibt es immer wieder kurze Tagebuchkapitel, die sich auch durch eine andere Schriftart vom anderen Text abheben. Das Tagebuch wird von einem Mann verfasst und schildert Tierquälerei und Morde, die er begangen hat – und das bereits als Jugendlicher!! Insbesondere diese Kapitel sind nichts für schwache Nerven, da der Schreiber einem wirklich als sehr unmenschlich erscheint. Ich musste ein paar Mal tief Luft holen beim Lesen.


    Die Idee einer psychisch labilen Protagonistin fand ich an sich recht interessant, doch trotz der Erzählung aus der Ich-Perspektive bin ich leider nicht richtig mit Maria warm geworden. Leider hat mich auch der Kriminalfall hat nicht wirklich gepackt. Mit dem im Klappentext erwähnten Lepra-Medikament wird bereits eine der Hauptentdeckung des Buches vorweggenommen und auch die Auflösung des Falles kommt mit etwas kurz und abrupt vor. Plötzlich ergibt jeder Hinweis einen Sinn und zack, ist der Fall gelöst. Ich denke, ein paar mehr Seiten hätten der Krimihandlung nicht geschadet.


    Fazit
    Neben der reinen Kriminalgeschichte nimmt in diesem Buch vor allem das persönliche Leben der labilen Protagonistin einen Hauptteil ein, so dass der eigentliche Kriminalfall leider etwas zu kurz kommt. In der Hoffnung, dass dies sich im nächsten Teil vielleicht bessert, werde ich Frau Dr. Krause im nächsten Roman noch eine Chance geben, kann dieses Buch aber nur mit 3 Sternen bewerten: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Inhalt:
    In Odense geht ein Mörder um. Ein grausamer Mörder, der junge Mädchen tötet, bestialisch verstümmelt und dann ausgeblutet wie auf dem Präsentierteller ablegt. Zu eben so einem Fund wird Maria gerufen. Maria ist Rechtsmedizinerin und sollte eigentlich gelassener an diesen Job herangehen. Doch sie hat ein Geheimnis, von dem niemand wissen soll. Doch ist das wirklich der Fall? Oder gibt es jemanden, der sie ganz persönlich damit in den Wahnsinn treiben will, indem die Mädchen so aussehen wie….


    Also ob das nicht ausreicht, ist auf den toten Mädchen keine einzige Spur zum Täter zu finden. Es gibt nur äußerst merkwürdige rote Spuren, die in der Konsequenz auf einen Täter hindeuten, der ein Medikament gegen Lepra einnimmt, welches den Schweiß rot färbt. Maria hat immer mehr das Gefühl, dass die ganze Welt verrückt spielt, gab es nach ihren Erkenntnissen seit 1911 doch keine Leprakranken mehr in Dänemark.


    Maria hat mehr als ein Problem und diese Probleme und auch sich selbst im Allgemeinen versucht sie zu betäuben, indem sie ein merkwürdiges Mittel gefunden hat, ihre Sexualität auszuleben. Sie lässt sich arrangiert vergewaltigen, es ist alles eine große Show. Doch eines Tages wird aus so einem kleinen Ausflug in die merkwürdige Sado-Maso-Welt bitterer Ernst und Maria wird schwer verletzt. Sie glaubt, dass auch das gewollt war, dass ihr jemand ans Leder wollte.


    Und dann ist da noch die Tatsache, dass ihr Chef, ein echter Widerling, sich an sie rangeschmissen hat, sie im Büro sexuell angegangen hat und das Schlimmste an dieser Tatsache ist: Es hat ihr so gut gefallen. Noch ein Punkt, der sie an ihrer eigenen geistigen Gesundheit sehr zweifeln lässt.


    Auch ihre Freundin kann sie nicht aus dem ganzen Wahnsinn, der sich immer mehr zu entfalten scheint, retten. Denn Maria hört nicht mal ansatzweise auf ihre Freundin und spielt bewusst immer und immer wieder mit dem Feuer, um der Wahrheit nahe zu kommen.


    Meine Meinung:


    Völlig abgedreht, aber gut!
    Ich wusste es schon beim Lesen der Leseprobe, Maria und ich, wir verstehen uns! Dieses Buch hat alles für mich bereit gehalten. Ich habe gelacht, über Marias Ausdrucksweise, manchmal war ich aus dem gleichen Grund auch schockiert, weil ich an dieser Stelle oder in dem Buch jetzt nicht damit gerechnet hatte. Und dann war ich neugierig, was alles ans Tageslicht kommt und ob sich Marias Ängste bewahrheiten.


    Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass so mancher sich denkt, nein, das ist nichts für mich, die derbe Sprache, das doch manchmal sehr sexualisierte Verhalten, die Gedanken in einer Tour an Sex in allen Lebenslagen, das kann auch verstören. Ich finde, darauf sollte man potentielle Leser hinweisen. Sofern also jemand sich dem Buch zuwenden mag, bitte seid Euch im Klaren, dass es hier ziemlich hart zur Sache geht, kein Blatt vor den Mund genommen wird. Wer damit klar kommt oder so was auch mal ganz gern liest, der findet eine echt coole (Anti-)Heldin in Maria vor, die genug Potential für noch mehr Fälle hat, da bin ich sicher. Ich für meinen Teil möchte sie gern noch mehr ermitteln sehen und vielleicht ihre ganz persönlichen Probleme aufarbeiten, vielleicht auch das private Liebesglück finden, um dem Wahnsinn, dem sie sich da selbst permanent aussetzt und wo sie ziemlich heftig mit dem Feuer spielt, zu entgehen und das alles zu beenden.


    Mir hat die völlig abgedrehte Maria auf jeden Fall supergut gefallen, ich hab sie ins Herz geschlossen, genauso, wie ihre Freundin, Nkem, die Chemikerin, die ihr auch ansonsten helfend zur Seite steht und auch schon mal versucht, Maria auf den Boden der Tatsachen zu holen!


    Der Titel „Totenzimmer“ erweist sich als ziemlich zweideutig, denn es geht nicht ausschließlich um einen Raum, in dem ein toter Mensch liegt, also gern in der Rechtsmedizin, sondern auch um etwas ganz anderes. Maria wird es dem Leser selbst erzählen, wenn er sich auf sie und ihre Geschichte einlässt!


    Fazit:
    „Totenzimmer“ ist ein Thriller, blutig an manchen Stellen, brutal alle mal und das nicht nur in dem, was beschrieben wird, sondern auch wie es beschrieben wird. Die Sprache ist nichts für zarte Gemüter und auch nicht für Leute, die mit sexualisierter Sprache es nicht so haben. Aber wer auf hartes „Zeug“ steht –so wie ich- der ist hier bestens bedient und wird seinen Spaß haben!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebste Grüße
    Die Bine
    Nilis Bücherregal


    Ich lese gerade: Alexa Hennig von Lange "Der Atem der Angst"/Aileen P. Roberts "Elvancor 1"/Gabriela Gwisdek "Nachts kommt die Angst"
    Mein RuB JETZT: 385

  • Totenzimmer - Susanne Staun



    Eine Rechtsmedizinerin außerhalb der Norm


    Im dänischen Städtchen Odense geht ein Mörder um. Er hat es auf junge Mädchen abgesehen. Als die Rechtsmedizinerin Maria Krause an den Fundort einer Leiche gerufen wird, fallen ihr rotgefärbte Abdrücke am Körper der Toten auf, die wahrscheinlich vom Täter stammen. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass es sich um rot gefärbten Schweiß handelt. Maria beginnt zu recherchieren. Sie entdeckt, dass diese Nebenwirkung von der Einnahme eines Arzneimittels gegen Lepra ausgelöst werden kann. Da es in Dänemark seit vielen Jahren keinen Fall von Lepra gegeben hat, müsste es doch leicht sein, den Arzt ausfindig zu machen, der das Medikament verordnet hat. Dadurch könnte man dem Täter auf die Spur kommen. Maria beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Ein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit führt allerdings dazu, dass sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gerät und gelegentlich den Blick für die Realität verliert. Schon bald wird klar, dass dieser Fall Maria nicht mehr loslassen wird....



    Meine Meinung



    Die Handlung startet im Jahr 2009 in Freiburg und wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der Rechtsmedizinerin Maria Krause, erzählt. Man schlüpft in Marias Haut und befindet sich anscheinend verletzt in einem Krankenbett. Maria denkt darüber nach, wie sie in diese Situation geraten ist und was nun zu tun ist. Um die Zusammenhänge zu verstehen, springt die Handlung zurück in das Jahr 2008. Nach und nach erfährt man, was passiert ist. Marias Erinnerungen werden gelegentlich von Tagebucheintragungen unterbrochen, die ebenfalls in der Ich-Form geschrieben sind. Doch beim Lesen wird schnell klar, dass es sich hier um einen männlichen Verfasser handelt, der anscheinend etwas mit der Mordserie zu tun hat.


    Obwohl Maria Rechtsmedizinerin ist, unterscheidet sich dieser Thriller deutlich von anderen Genrevertretern aus dem forensischem Bereich. Denn die Kollegen dort wirken meist allwissend und ausgeglichen. Maria jedoch schleppt einen riesigen Berg Probleme mit sich herum, scheint innerlich zerrissen und depressiv. Durch die verwendete Erzählperspektive betrachtet man die Ereignisse ja aus ihrem Blickwinkel und das wirkt sich ziemlich auf die Atmosphäre dieses Thrillers aus. Obwohl der Schreibstil recht flüssig und angenehm lesbar ist, hemmt die düstere und schwermütige Stimmung stellenweise den Lesefluss. Denn Maria gerät durch ihre Ermittlungen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und verliert gelegentlich den Überblick zwischen Realität und Wahnvorstellung. Das mag auch daran liegen, dass sie, trotz Dienstbereitschaft, zu Schlaftabletten greift, die sie gern mit Alkohol kombiniert. Es fällt schwer, sich mit dieser Hauptprotagonistin zu identifizieren und deshalb verfolgt man die Handlung eher distanziert.


    Die Spannung hält sich bei Marias Ermittlungen leider auch ziemlich in Grenzen, denn die Handlung plätschert meist, ohne große Höhen und Tiefen, vor sich hin. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse zwar, doch Hochspannung und Nervenkitzel sucht man leider vergeblich.


    Meine Bewertung fällt deshalb auch wenig euphorisch aus, denn insgesamt gesehen konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Gerade bei einer Erzählung in der Ich-Perspektive ist es für mich wichtig, dass ich die Handlungen und Gedanken der Hauptfigur nachvollziehen kann. Doch das war bei diesem Buch selten der Fall. Spannung, Nervenkitzel und überraschende Wendungen kamen für meinen Geschmack ebenfalls deutlich zu kurz und deshalb werde ich definitiv keinen weiteren Fall dieser nicht alltäglichen Rechtsmedizinerin verfolgen.



    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Danke für die Rezis. Das hat ja sehr lange gedauert, bis da ein neues Buch herausgekommen ist. Obwohl es eine neue Protagonistin ist, dürfte die genauso abgefahren sein, wie die in "Die Signatur des Bösen", siehe HIER. Werde "Totenzimmer" gleich auf meine Liste setzen. :winken:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Inhalt:
    ******
    Die Rechtsmedizinerin Dr. Maria Krause folgt ihrer besten Freundin Nkem nach Odensee und nimmt dort eine Stelle an der Männer dominierenden Medizinfakulät an. Mitten in der Nacht wird sie zu einem Mordfall beordert. Es handelt sich um ein junges Mädchen, das verstümmelt wurde und seltsame rote Punkte aufweist. Maria wird an einen alten Fall erinnert und versucht auf eigene Faust zu recherchieren. Dabei hat Maria selbst mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen.
    Meine Meinung:
    *********
    Ungewöhnlich. Das war mein erster Gedanke zu dem Buch. Maria ist definitiv eine interessante Romanfigur, da sie so fern ab jeglichen Klischees ist. Schlichtweg kann man einfach sagen, dass Maria einen an der Klatsche hat und wenn man glaubt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, belehrt sie mich eines Besseren. Maria agiert unerwartet und verkörpert nicht das Bild einer perfekten Singlefrau, viel zu abgedreht sind ihre Vorlieben. Irgendwie hat es mich gefesselt, obwohl ich vehement den Kopf zu mancher Situation geschüttelt habe. Aber das macht irgendwie den Reiz aus, denn man kann Maria einfach nicht richtig einschätzen und sie überrascht ganz einfach. Es ist irgendwie wie mit einem Unfall, man will nicht hinsehen, aber man kann auch nicht wegsehen.
    Für mich ist Maria erfrischend und dabei überhaupt nicht vorhersehbar. Gut fand ich auch, dass der Mörder auch aus der Ich-Perspektive zu Wort gekommen ist und von seinem Leben erzählt hat. Die Texteinschübe in Form einer Tagebucherzählung fand ich gut und lieferten etwas Spannung.
    Ein paar Fragen, die den Fall betrafen, blieben aber leider offen und der Schluss war vielleicht einen Ticken zuviel. Sogar für die abgedrehte Maria. Alles in allem bin ich aber selbst erstaunt, dass ich mich so gut mit Maria amüsiert habe. Ich glaube ganz einfach, weil mich die Autorin so überraschen konnte, dass ich gar keine Zeit zum Nachdenken hatte, ob so jetzt alles überhaupt sein kann.
    Der Stil ist manchmal etwas derber, jedoch fügt sich dies gut in die Geschichte ein. Ich kann mir vorstellen ein weiteres Buch über Dr. Maria Krause zu lesen, da ihre Geschichte sicher noch nicht abgeschlossen ist. Mir hat es bis auf ein paar Mankos aber gut gefallen. Wie gesagt, das Buch ist halt wie ein Unfall!

  • Die Rechtsmedizinerin Maria Krause wird zu einer Leiche gerufen. Das junge Mädchen wurde misshandelt und ermordet, zunächst ein Fall wie jeder andere, doch schnell erkennt Maria, dass dieser Fall für sie unerwartet persönlich ist.


    Als Rechtsmedizinerin hat Maria eigentlich keine Befugnisse zu ermitteln, in diesem Fall tut sie es dennoch und verstrickt sich immer mehr darin.


    Der Täter hat merkwürdige Spuren hinterlassen, Verfärbungen auf der Haut des Opfers, die offenbar Rückstände vom Täter sind. Wie sich herausstellt, wurden sie durch die Einnahme eines Medikamentes verursacht, das gegen Lepra entwickelt wurde. Doch in Dänemark ist das Medikament gar nicht zugelassen und den letzten Leprafall gab es 1911. Trotzdem scheint dies die einzige Spur zu sein, die zum Mörder führt.


    Maria hat so ihre Probleme mit ihrem sozialen Umfeld, außer der aus Nigeria stammenden Nkem, der sie von Kopenhagen nach Odense gefolgt ist, um nicht ihre einzige Freundin zu verlieren, sind ihre näheren Kontakte ausschließlich beruflicher Natur. Beliebt ist sie jedoch nicht.


    Skandinavische Ermittler sind meist vom Leben gezeichnete, oft recht düstere Charaktere, doch bei Maria Krause geht das noch ein ganzes Stück weiter. Ich will nicht zu viel verraten, aber Maria ist ernsthaft psychisch krank. Da die Autorin sie selbst in Ich-Form erzählen lässt, ist es zunächst nicht einfach, sich in Marias Gedankenwelt hineinzuversetzen, bis zum Ende versteht man längst nicht jede ihrer Handlungen und sicher gibt es Leser, die von ihr abgestoßen sind. Ich empfand den Roman aber gerade deswegen als besonders und wenn man sich mit Marias „Eigenheiten“ abgefunden hat, entpuppt sich der Roman als durchaus spannend und interessant – aber sicher nichts für zarte Gemüter.


    Nicht nur Maria darf selbst erzählen, sondern auch der Täter, der Leser darf dessen Tagebuch lesen und dieses ist sicher noch erschreckender als das, was man über Maria erfährt. Es handelt sich hier um einen Psychopath in Reinform, intelligent, überheblich, nach außen aber sympathisch wirkend und beliebt.


    Nkem gefällt mit gut, zupackend, manchmal zwar Grenzen überschreitend (sie verletzt gerne die Privatsphäre Anderer), loyal und verständnisvoll. Ihr gelingt es hin und wieder Maria zu erden.


    Wirklich tiefgehend lernt man die wenigsten der Charaktere kennen. Manche Personen werden mit nur einem Charakterzug charakterisiert, wie die krankhaft eifersüchtige Sekretärin Helle, nehmen aber im Geschehen dennoch wichtige Rollen ein. Im Grunde ist kein Charakter zu viel, fast jeder ist für das Gesamtgeschehen wichtig.


    Der Fall ist schon durch die besondere Spur interessant, der Fokus liegt aber weniger auf den Ermittlungen – schließlich ist es kein Kriminalroman, sondern ein Thriller. Den Fortschritt der polizeilichen Ermittlungen erfährt man immer nur am Rande. Die Erzählung schreitet durch Marias Handeln voran, das sich irgendwann mit dem des Täters kreuzt. Hier könnte man ein paar Zufälle zu viel erkennen, andererseits, das Leben besteht aus Zufällen und aus ihnen entstehen Geschichten. Marias handelt wie bereits erwähnt nicht immer nachvollziehbar, teilweise regelrecht töricht, dies ist aber durch ihre kranke Psyche im Grunde erklärbar. Mich hatte die Geschichte nach einigen Seiten in ihrem Bann und ich war gespannt auf das Ende. Und dieses hatte es noch einmal in sich und ein paar Überraschungen auf Lager.


    Insgesamt ein Thriller, der für einigen Nervenkitzel sorgt, mit einer gewöhnungsbedürftigen Ermittlerin, auf die man sich einlassen muss. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Thriller-Fans, die auch vor Charakteren, in die man sich schwer hineinversetzen kann, nicht zurückschrecken. Ich werde sicher noch einen weiteren Roman mit Maria Krause lesen, ein weiterer ist bereits auf Deutsch erschienen.