Therese Bohman - Die Ertrunkene

  • Klappentext:
    Über Schweden liegt brütende Hitze. Die Kunststudentin Marina ist bei ihrer Schwester Stella und deren Ehemann Gabriel zu Besuch auf dem Land. Doch nicht nur die Hitze lastet auf dem Haus im üppigen Garten, sondern auch eine merkwürdige Beklemmung. Die beneidenswert schöne Stella wirkt seltsam bedrückt, doch sie öffnet sich Marina nicht. Der berühmte Schriftsteller Gabriel dagegen sucht immer wieder Stellas Nähe (Druckfehler: Er sucht Marinas Nähe, Anm.d.R.). Er interessiert sich für die Kunst der Präraffaeliten, vor allem für das Motiv der Ertrunkenen. Marina fühlt sich von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt und hat seiner Verführung nur wenig entgegenzusetzen. Da bemerkt sie beim Baden im See am Körper ihrer Schwester kleine Brandwunden. Es irritiert sie, dass die Nachbarn regelmäßig nach dem Rechten zu sehen scheinen. Geht von Gabriel eine Gefahr aus? (von der Verlagsseite kopiert)


    Über die Autorin:
    Therese Bohmann, 33, ist in Schweden eine bekannte Kulturjournalistin. Sie ist als Redakteurin bei der Zeitschrift Axess angestellt und schreibt außerdem Kolumnen für Expressen und Tidningen Vi. «Die Ertrunkene» wurde von den schwedischen Bibliothekaren zum besten Roman 2010 gewählt und bereits in vier Sprachen übersetzt. (von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Den drunknade
    Erstmals erschienen 2010 bei Norstedts, Stockholm
    aus dem Schwedischen übersetzt von Ursel Allenstein
    221 Seiten, Teil 1 Seite 9-113, Teil 2 ab Seite 115.
    Ich-Erzählung aus Marinas Perspektive. Im Präsens geschrieben.


    Inhalt:
    Marina besucht ihre ältere Schwester Stella in deren Haus auf dem Land. Stella ist als Gärtnerin bei der Kommune angestellt und verheiratet mit Gabriel, einem Schriftsteller, dessen erstes Buch ein Erfolg war, und der sich mit dem zweiten etwas schwer tut. Eigentlich sollte Marina eine Hausarbeit für ihr Kunstgeschichte-Studium schreiben, doch sie schiebt sie ständig auf, um ihre Zeit mit Stella oder noch lieber mit Gabriel zu verbringen. Seine Annäherungsversuche lehnt sie nicht ab, im Gegenteil, sie fühlt sich geschmeichelt und provoziert ihn dazu.
    Im Herbst kehrt Marina in das Haus zurück. Aber inzwischen ist etwas passiert, und alles ist verändert.


    Eigene Meinung / Beurteilung:
    Eine klassische Dreiecksgeschichte aus der Sicht der Frau, die mit dem Ehemann der Schwester eine Affäre beginnt. Von Liebe ist nicht die Rede; es ist die körperliche Anziehungskraft, die Marina zu Gabriel treibt, das Spiel mit dem Feuer. Sie genießt es, umworben zu werden, und gibt gerne nach. Gabriel fährt zweigleisig; Marina hört in ihrem Zimmer die Geräusche aus dem Ehebett der Schwester.
    Gleichzeitig sucht Marina die alte Nähe zu ihrer Schwester wiederzufinden, die sie als Kinder hatten. Es gelingt anfänglich, aber Stella öffnet sich nie ganz. Marina bleibt auf Vermutungen und Indizien angewiesen.


    Es leben also drei Menschen während des brütend heißen Sommers in dem kleinen Haus, die alle vor den anderen ein Geheimnis verbergen. Ein Zustand, wie man ihn sich bedrückender kaum vorstellen kann.
    Wer allerdings eine mit Problemen beladene, zermürbende Geschichte erwartet, sieht sich getäuscht. Die Autorin, bzw. Marina, erzählt, der Rest bleibt der Vorstellung des Lesers überlassen. Auch Gabriels ambivalentes Verhalten wird nicht unmissverständlich erklärt, auch hier ist wieder der Kopf des Lesers gefragt und seine Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Man könnte das Buch eine Ferien- oder Sommergeschichte nennen; einen großen Teil nimmt nicht die Affäre ein, sondern die Alltäglichkeit des Lebens in der heißen Jahreszeit, Kochen, Essen, Gartenarbeit, Ausflüge, Schwimmen, Faulenzen.


    Warum tut Gabriel das, was er tut? Woher kommt die Beschäftigung mit den Gemälden Ertrunkener? Auch über die Motive schweigt sich das Buch aus.
    Während man einerseits erleichtert ist, sich nicht mit psychologischer Ursachenforschung zu beschäftigen, hätte man andererseits gern etwas mehr gewusst – gerade, was die versprochene Faszination für die erwähnten Gemälde angeht, die nur in wenigen Szenen gestreift wird und eigentlich, bezogen auf den zweiten Teil des Buches, eine stärkeres Augenmerk verdienen würde.


    „Die Ertrunkene“ ist ein Buch der leisen Töne, das eher von innerer Spannung und dem Interesse an den Figuren lebt und erst auf den letzten Seiten durch seine Handlung fesselt. Davon hätte man auch gern mehr gelesen.


    Fazit:
    Eine kleine ruhige, gut lesbare Erzählung, der man passagenweise mehr Schwung wünscht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)