Andreas Kieling - Ein deutscher Wandersommer - 1400 Kilometer durch unsere wilde Heimat

  • Original : Deutsch, 2011, zusammen mit Sabine Wünsch
    einschließlich: Karte der zurückgelegten Strecke, zahlreiche Schwarz-Weiß- und Farbphotos


    ZUM BUCH :
    Andreas Kieling bereiste die ganze Welt und kam exotischen Tieren so nahe wie sonst niemand. Die überraschendste Entdeckungstour aber wurde für ihn seine Deutschlandwanderung: mit seiner treuen Hündin Cleo entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Vom Dreiländereck bis an die Ostsee, 1400 Kilometer, acht Bundesländer in sieben Wochen. Er fand die Wildnis mitten in Deutschland und entdeckte unsere Heimat ganz neu: Flussperlmuscheln in der bayrischen Regnitz, Mufflons im Thüringer Wald, Luchse im Harz. Urwald und wilde Orchideen im Hainich, Wanderfalken im Eichsfeld und vom Aussterben bedrohte Birkhähne in Hessen. Nandus in Mecklenburg und seltene Seeadler auf dem Schaalsee…


    BEMERKUNGEN :
    Wo vermutet man das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet Deutschlands ? Im Bayrischen Wald oder am Wattenmeer ? Tatsächlich ist der ehemalige Grenz- und Todesstreifen, von 2-300 Meter Breite und 1400 km Länge und anliegendem Land – das so genannte « Grüne Band » - eine unglaubliche, teils wilde und bewahrte Landschaft, in der man Tierarten und Biotope zu Gesichte bekommt, wie woanders kaum.


    Unterstützt von seiner Coautorin plaudert Kieling von seinem Wanderweg, den Begegnungen, Beobachtungen. Das Buch ist in der Ich-Erzählperspektive geschrieben. Manchmal spricht er auch von seiner Vergangenheit, seiner eigenen Geschichte. Dabei kann es sehr persönlich werden, stammt er doch ursprünglich aus Gotha/DDR, und machte eine schwere Kindheit durch. Er floh als 17-Jaehriger (!) über die damalige CSSR und die Donau nach Österreich. So gibt es auch eine sozialpolitische (?), gesellschaftliche Komponente, da Kieling gut einige Besonderheiten des Lebens in der DDR oder an der Grenze etc darstellt. Für viele von uns, auch nur knappe zwanzig Jahre nach dem Mauerfall, schon eine Unendlichkeit weg.


    Seine Hündin und treue Begleiterin Cleo bietet viel Stoff zum Erzählen. Manchmal ermöglicht gerade sie waehrend der Wanderung neue Einblicke, erstöbert Unbekanntes, loest die Zungen. Für Hundefans sicherlich ein Stolz !


    Hier findet man eine gute Mischung an Abenteuern, Naturbeschreibungen, Erlaeuterungen zu gesellschaftlichen, geschichtlichen Gegebenheiten, die das Herz vieler hoeher schlagen laesst. Wer wie ich mit Costaud und Brehms Tierleben, Grzimek und Sielmann großgeworden ist und dazu noch Reiseliteratur schaetzt, kommt hier reichlichst auf seine Kosten.


    Ich finde es toll, wenn man sich wie Kieling so bereithält und -macht, um das « Wilde und Schöne » in unserer Nähe zu entdecken. Dieses liegt nicht nur in unerreichbarer exotischer Ferne, sondern eben auch ganz nahe bei uns.


    ÜBER DEN AUTOR :
    Andreas Kieling, 1959 in Gotha geboren, flüchtete 1976 aus der DDR über die Tschechoslowakei und Österreich nach Westdeutschland und wurde dabei beim Durchschwimmen der Donau von einem Grenzer beschossen. Er erlitt einen Steckschuss im Rücken. In Westdeutschland heuerte er von 1977 bis 1980 als Seemann für Überseefahrten auf deutschen Handelsschiffen an. Von 1980 bis 1983 absolvierte er Ausbildungen zum Forstwirt und Berufsjäger in verschiedenen norddeutschen Forstämtern und legte 1985 zudem noch die Prüfung zum Revierjagdmeister ab. Zwischen 1986 und 1990 unternahm Kieling längere berufliche Auslandsaufenthalte: 1988 ein Jahr als Forstberater in China und 1989 ein halbes Jahr in Indien und Pakistan.


    Er bereist seit 1990 als vielfach preisgekrönter Dokumentarfilmer die Welt und kam vor allem Wildtieren besonders nahe. Er lebt mit seiner Familie in der Eifel. Dem Publikum ist er durch vielfältige TV-Auftritte als Deutschlands Tierexperte Nr. 1 bekannt. Zuletzt wurde er mit dem Panda Award ausgezeichnet. (Quelle : amazon.de und wikipedia.de )


    Vom Autor wurde schon hier ein Buch vorgstellt: Wissenswertes rund um Deutschland - Eine Sammlung .Ich finde es schade, dass die Einordnung in einen Sammelfred solch einen Beitrag unsichtbarer und unfindbarer macht...


    Gebundene Ausgabe: 304 Seiten

  • Inhalt:


    Andreas Kieling läuft mit seiner Hündin Cleo, zum 20. Jahrestag des Mauerfalls, die ehemalige innerdeutsche Grenze ab. Vom Dreiländereck (Tschechei, DDR, BRD) bis hoch an die Ostsee - 1400 Kilometer. Eine Entfernung, wie von Bremen nach Florenz.
    Für ihn wird es eine sehr emotionale Erfahrung, da er in der DDR aufgewachsen und mit 16 Jahren alleine geflohen ist.


    Andreas Kieling ist einer der bekanntesten deutschen Tierfilmer und arbeitete früher als Förster und Jäger.
    So erfahren wir viel über die Natur und die Tiere. So gibt es auch in Deutschland Flussperlenmuscheln und er erklärt eindrücklich, was für Folgen die Pestizide auf die Umwelt und die Tiere haben. Wir lernen einiges über unsere Wald und was es (negatives) aussagt, wenn wir eine Wiese voller Pusteblumen sehen.


    Natürlich lernen wir auch einiges über die Grenze und die DDR.
    1 Kilometer Grenze soll die DDR eine Millionen DDR-Mark gekostet haben. 30.000 Soldaten hatten täglich Dienst, dazu 3000 "freiwillige Helfer". 872 Todesopfer.
    Im Ort Mödlareuth mit 40 Einwohnern führte die Mauer 41 Jahre mitten durch die Ortschaft.
    Kieling begegnet auch einem Mann, der 2 Jahre Knast bekommen hat, weil er 5 Flaschen Bier aus seiner Lieblingskneipe im Osten holen wollte.


    Er erzählt auch von seiner schwierigen Kindheit und wie ihm schließlich die Flucht gelang.


    In der Mitte des Buches sind einige Fotos von unterwegs abgebildet.


    Meine Meinung:


    Für mich war es eine sehr informative und unterhaltsame Reise.
    Wobei ich die erste Hälfte des Buches spannender fand als die zweite.
    In der ersten Hälfte haben sich die Naturerzählungen/-erklärungen stark mit den DDR-Geschichten abgewechselt. Ich würde auch sagen, der Schwerpunkt des Buches liegt auf der ersten Hälfte des Weges. Nachdem er in Niedersachsen angekommen ist, passiert nicht mehr ganz so viel.


    Spannend fand ich auch, mehr über Cleo als Schweißhund zu erfahren und wie die Ausbildung aussieht.
    Ich habe mich eh in Cleo verliebt. Cleo stellt immer wieder so einiges an und bringt dadurch Humor in die Geschichte. An einer Stelle habe ich mich vor Lachen gar nicht mehr eingekriegt.


    Ich habe schon "Bären, Lachs und wildes Wasser" von ihm gelesen, doch das hier hat mir noch viel besser gefallen.


    Fazit:
    Ein sehr lehrreiches Buch mit Unterhaltungswert.


    4,5 Sterne