Inhalt:
Dieser Thriller erzählt gleich zwei Geschichten, eine längst vergangene und eine, dessen Ende noch offen ist.
Damals: Vier Freunde, Heinrich, Thomas, Kathrin und Amelie, schleifen ihren Freund Erik durch die Straßen Berlins. Fasst könnte man meinen, Erik sei zu betrunken, um noch selbst gehen zu können. Doch Erik ist nicht betrunken, er ist tot. Seine Freunde machen auf der Warschauer Brücke halt, warten. Warten, bis der nächste Zug sich auf den Gleisen unter ihnen nähert und werfen Erik hinab in die Dunkelheit. Später wird man von ihm nur noch Einzelteile finden, die bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind.
Heute: Dr. Kathrin Voss ist ein rational denkender Mensch, der mit dem esoterischen Faible ihrer Freundin Amanda nichts anfangen kann, bis zu jenem Tag X, als plötzlich Dinge an falschen Plätzen liegen oder ganz und gar verschwinden, eben bis zu jenem Tag, an dem sich Kathrin eingestehen muss, dass ihre Tochter Mia keine Schuld am Verschwinden trägt. Als sich die Situation zuspitzt und Kathrins Vergangenheit sie einzuholen droht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Bewertung:
Idee:
Die Verknüpfung verschiedener Lebensabschnitte und die damit verbundene Einteilung der Kapitel in Vergangenheit und Gegenwart erzeugen eine eigentümliche Spannung beim Lesen. Nur langsam und aus der Sicht verschiedener Blickwinkel erfährt der Leser, wie es zu Eriks Tod kommen konnte und welche Beziehung die Freunde zueinander hatten. Aber besonders die gegenwärtigen Vorkommnisse in Kathrins Wohnung erzeugen beim Leser Gänsehaut. Die Zuspitzung und die Intensivierung der Ereignisse werden dabei zu einem echten Page-Turner. Immer mehr möchte man über die Vergangenheit, aber auch über die teilweise parallel verlaufenden Ereignisse erfahren.
Charaktere:
Auch wenn für meinen Geschmack die Charaktere etwas zu stereotypisch gezeichnet sind, kann man sich doch gut in ihre jetzige Situation und Lage versetzen. Besonders die Lebensgeschichten, die sich im Laufe der Zeit eröffnen, bleiben dem Leser in Erinnerung. Im Zentrum des ganzen Geschehens steht dabei Kathrin, die für mich auch den stärksten und facettenreichsten Charakter darstellt, die weiteren Charaktere erscheinen eher als “Mitspieler”.
Sprache und Stil:
Langer bedient sich eines soliden Sprachstils. Besonders gut gelingen ihm die sogenannten Cliffhanger am Ende der einzelnen Kapitel. Dem Leser ist es so beinahe unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, da die eben erhaltenen Informationen den Durst nach weiteren Details nur noch verstärken. Ein kleines sprachliches Manko sind für mich die noch etwas holprig anmutenden Dialoge.
Ende:
Da der Prolog ja die Entführung ihrer Tochter bereits andeutet, wartet der Leser die ganze Zeit gespannt auf das offensichtlich zentrale Ereignis. Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob der Prolog zu viel vorwegnimmt, somit Spannungselemente verschenkt und dadurch das Ende dann für meinen Geschmack doch zu offensichtlich ist.
Fazit:
Ein spannender Thriller, dessen Stärke die besonderere Verknüpfung zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist. Ich empfehle ihn gerne weiter.