Janina Ebert - Geisterzeilen


  • Zum Inhalt (Klappentext):
    Manchmal sind die Menschen, die einen am meisten prägen, bereits tot.


    Es ist tiefe Nacht, als Helena zum ersten Mal vom Drang zu schreiben erfasst wird. Ihre Hand saust förmlich über das Papier und hinterlässt eine berührende Geschichte.
    Helena weiß, dass jemand von ihr Besitz ergriffen hat, beschließt aber, vorerst niemanden davon zu erzählen. Auch weil sie in der Schule dank ihrer neuen >>Gabe<< nun eine gute Note nach der anderen abstaubt.
    Erst als ein fremder Name auf ihrer Geschichtsarbeit erscheint, bekommt die 16-Jährige Angst. Wer ist dieser Oskar Schiller, der ihre Hand führt, und was will er von ihr? Helena beginnt nachzuforschen und schon bald taucht ein weiterer Geist auf, der ihr Herz höherschlagen lässt. . .



    Meine Meinung zum Buch:
    Ich bin von der jungen Autorin und ihrem Buch >Geisterzeilen< überwältigt. Es ist länger her, dass ich ein Buch in Händen halten durfte, das so wunderschön geschrieben worden ist. Man liest es und denkt nicht weiter darüber nach, sondern fliegt nur so über die Seiten und beendet ein Kapitel nach dem anderen, ohne es zu merken.


    Was Janina Ebert mit den Charakteren gemacht hat, war ein Traum. Es gab nur wenige Ausnahmen die mir nicht gefallen haben. Die Menschen waren authentisch und hatten ihre kleinen und großen Macken. Wenn wir uns alleine die Hauptperson Helena ansehen, sehen wir ein 16 jähriges Mädchen, das verstört ihren Ex-Freund nachtrauert, in der Hoffnung dass er sich doch noch erbarmt und zurückkehrt. Kaum jemand wird diese Situation nicht schon einmal selber durchlebt haben, was mich der Person sehr nahe gebracht hat. Alleine durch ihre Natürlichkeit hat sich Pluspunkte bei mir ergattern können. Ihre Schwäche war, dass sie mit verschiedenen Geistern kommunizieren kann, was aber gleichzeitig eine Stärke war.


    Die Geister die sich mit ihr über das Internet oder Stift und Papier unterhielten waren genauso eine Bereicherung wie alle anderen Charaktere. Der erste Geist der sich in ihr Leben gedrängt hatte war Oskar Schiller. Ein netter älterer Herr, der sehr höflich war und hatte immer ein Ohr für Helena. Er stand ihr mit seiner Erfahrung zur Seite, aber trotzdem überließ er ihr die endgültigen Entscheidungen.
    Der zweite Geist und mein absoluter Liebling war . . . (?) Er hatte keinen Namen. Erst zum Ende hin bekam er einen von Helena, aber den möchte ich euch nicht verraten.
    Der Namenlose hatte dieselben Eigenschaften wie Oskar auch, nur hatte er die Gabe mit seiner bloßen Anwesenheit ein Lächeln auf Helenas Gesicht zu zaubern. Seine Geschichten und seine Ausdrucksweise haben sogar mich schwärmen lassen.
    Der dritte Geist im Buch war eine Frau. Sie wirkt sehr seltsam und unheimlich. Ihr Aussehen ist anders und versetzt die Hauptperson in Angst und Schrecken wenn sie auftaucht. Aber, man sollte nicht nach dem Aussehen gehen, sondern mehr darauf achten was diese Person uns versucht zu sagen.
    Wenn ihr euch jetzt wundert, dass ich weiß wie die Geister aussahen ist das schnell erklärt. Man kann sie sehen, wenn sie es wollen. Möglich ist es aber nicht immer, weil das ihnen viel Energie raubt.


    Die Liebesgeschichte die >Geisterzeilen< beinhaltet war so traurig und in der nächsten Minute so schön, dass es schwer war einzuordnen was man von dieser außergewöhnlichen Liebe halten soll. Mich konnte sie fesseln und war ein Zeichen, was alles möglich ist wenn man den Wunsch hat seiner großen Liebe nahe zu sein, auch wenn einen Welten trennen.


    Es gibt eine Sache die mir nicht gefallen hat. Und zwar ist Helena mit ihrer besten Freundin nach Berlin um Oskars Familie zu finden. Und da fängt es schon an. Die Eltern haben nichts dagegen, wenn ihre Tochter das Geld für die Reise aufbringt?! Fand ich sehr seltsam, aber was sich dann in Berlin abspielt setzt dem die Krone auf. Helena sucht die Stadt nach den Schillers ab und findet keinen der mit Oskar Schiller verwandt ist. Und dann passiert so ein seltsamer Zufall, dass sich wohl jeder Leser an den Kopf packt und sich fragt was das soll.
    Das waren die beiden einzigen Situationen die mir gar nicht gepasst haben, ansonsten konnten mich die Geschichte und ihre einzigartige Wortwahl bezaubern.



    Mein Fazit:
    Auch wenn ich dem Buch “nur“ 4 Punkte gebe, kann ich euch zu dem raten. Das Buch ist so erfrischend, dass es Wert ist gelesen zu werden.


    Von mir bekommt das Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne

  • Manchmal sind die Menschen, die einen am meisten prägen, bereits tot: Es ist tiefe Nacht, als Helena zum ersten Mal vom Drang zu schreiben erfasst wird. Ihre Hand saust förmlich über das Papier und hinterlässt einen stilistisch ausgefeilten Text. Helena spürt, dass jemand von ihr Besitz ergriffen hat, beschließt aber, niemandem davon zu erzählen. Fortan verlässt sich die bisher durchschnittliche Schülerin bei Hausaufgaben und Tests auf ihre "Gabe" und staubt eine gute Note nach der anderen ab.
    Erst als ein fremder Name auf ihrer Geschichtsarbeit erscheint, bekommt es die 16-Jährige mit der Angst zu tun. Wer ist dieser Oskar Schiller, der ihre Hand führt, und was will er von ihr? Helena beginnt nachzuforschen und schon bald taucht ein weiterer Geist auf, der ihr Herz höher schlagen lässt ...



    "Geisterzeilen" ist das eindrucksvolle Debüt der deutschen Jungautorin Janina Ebert. Für eine Autorin dieses Alters (Jahrgang 1992) beweist sie ungeheures Geschick im Erschaffen von Geschichten, die unter die Haut gehen und dabei nie platt und ohne Tiefgang gestaltet werden und von großer emotionaler Reife zeugen.
    "Geisterzeilen" ist ein paranormaler Liebesroman und da Janina Ebert keine Geschichten ohne Happy End mag, wird wohl jedem klar, dass dieses Buch ein Ende aufweist, das ein fulminantes solches besitzt, wie es jedem Romantiker gefallen wird.
    In diesem Debüt wird so einiges miteinander vereint; Romantik, Herzschmerz, Paranormales und eine authentische Ausgangssituation.
    Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre und behandelt sozialrelevante Themen, die nicht nur Oberflächlich angekratzt werden, sondern sich angemessen in "Geisterzeilen" einfügen.
    Tiefgründig erzählt und mit viel Poesie lernt der Leser etwas über das Leben und wie wichtig es ist im Hier und Jetzt zu verweilen.
    Natürlich gibt es auch eine spannende Handlung, die ein gekonntes Zusammenspiel mit der Romantik bezeugt. Dabei ist diese Romantik stets wunderschön und niemals zu kitschig.
    "Geisterzeilen" ist definitiv ein Buch, das jeden Young Adult Fan zu begeistern weiß, sowie all jene in seinen Bann zieht, die im Herzen jung geblieben und romantischen Geschichten mit Happy End nicht abgeneigt sind.



    Helena durchlebt in der Zeitspanne, in der "Geisterzeilen" spielt, einiges an Höhen und Tiefen, die sie letztendlich zu der Person machten, die sie am Ende geworden ist. Anfangs der naive, verträumte Teenager, so wird sie nach und nach zu einer starken Frau, die bereit ist für ihre Liebe zu kämpfen und dabei die Grenzen zwischen Leben und Tod aufbricht.
    Alle weiteren Charaktere haben ihren eigenen, speziellen Hintergrund, der bei der ein oder anderen Person sehr emotional gestaltet wurde. So wirft die Autorin das Thema des Kindesmissbrauches auf, sowie des Rechtsradikalismus'. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und setzt sich äußerst kritisch damit auseinander.
    Diese Punkte haben den Charakter Helenas reifen lassen und das auf eine sehr authentische Art und Weise.



    "Geisterzeilen" ist mit viel Poesie und Lebendigkeit ausgestattet. Es besitzt viel Feingefühl im Bezug auf wichtige Themen ohne dabei den Fokus des Buches aus den Augen zu lassen. Die Autorin schreibt sehr flüssig und mit Tiefgang. Ihre Liebe zum Detail lässt die Emotionen noch realistischer erscheinen und weiß mit Kleinigkeiten zu überzeugen.

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Ein ganz normales 16-jähriges Mädchen wird unverhofft zur Muse und zum Sprachrohr verschiedener Geister, die ihre Hand führen und so ihre literarischen Werke zu Papier bringen. Das hat seine Vorteile (in Deutsch und Geschichte waren ihre Noten noch nie so gut), macht ihr aber auch manchmal Angst - aber dann bringt einer der Geister ihr Herz aus ganz anderen Gründen zum Klopfen...


    "Geisterzeilen" ist in meinen Augen eine originelle, frische, unterhaltsame Mischung aus Geistergeschichte und Jugendbuch. Oft witzig, manchmal gruselig, immer wieder rührend...


    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Helena, und die ist ein typischer Teenager - himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt erlebt sie alles ganz intensiv. Mit der Schule hat sie nichts am Hut und ihre Noten sind eher unterer Durchschnitt, denn alles ist wichtiger: am Anfang vor allen, dass ihr Freund sie verlassen hat. Sie leidet unendlich, und das mit viel Melodrama, denn sie will, dass jeder weiß, wie sehr ihr Herz blutet... Aber als sie dann beschließt, ihr Herz nie wieder zu verschenken, macht sie damit Platz in ihrem Herzen für die Geister.


    Janina Ebert beschreibt Helenas Abenteuer mit viel Humor und hat mich öfter zum Lachen gebracht.


    Zitat:
    Warum wollte meine Mutter auch immer alles so genau wissen? Konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass ihre 16-jährige Tochter ein Bild in ihrer Handtasche hatte? War das so ein abscheuliches Verbrechen? Andere Töchter rauchten, tranken oder nahmen Drogen, aber ich, ich missratenes Ding, trug Fotos mit mir herum! Ungeheuerlich!


    Aber auch die Romantik kommt in diesem Buch nicht zu kurz! Tatsächlich ist es manchmal schon ein bisschen kitschig, aber ich fand das verzeihlich, denn die Liebesgeschichte ist einfach süß geschrieben.


    Mir war Helena direkt sympathisch und ich fand sie sehr glaubhaft, gerade weil sie auch ihre Fehler und Schwächen hat. Im Laufe der Geschichte macht sie dann auch eine große Entwicklung durch, lernt viel über das Leben und wächst an ihren Erfahrungen, was mir gut gefallen hat.


    Über die drei Geister will ich noch nicht zu viel verraten, nur soviel:


    Da wäre einmal Oskar, ein Schriftsteller aus den 30er Jahren, mit dem Helena bald eine wunderschöne Freundschaft verbindet. Er wird für sie eine Art väterlicher Mentor. Als nächstes begegnet sie einem Geist, der ihr seinen Namen nicht nennen will - sie weiß nur, dass er jung gestorben ist und ebenfalls Schriftsteller war, seine Werke allerdings vor seinem verfrühten Tod nicht mehr veröffentlichen konnte. Sie spürt von der ersten Begegnung an, dass sie etwas ganz Besonderes mit diesem Namenlosen verbindet. Als letztes wäre da noch die Geisterfrau, die Helena fürchterliche Angst macht, denn sie bringt grausame Gedichte voller Schmerz und Selbsthass zu Papier.


    Zitat:
    Setze die Klingen ans Gesicht,
    Schneide tief mit scharfen Messern,
    Will mein Antlitz so verbessern,
    Auf das der Spiegel von alleine bricht.


    Ich fand sehr interessant, wie stark sich der Schreibstil verändert, wenn die unterschiedlichen Geister zu Wort kommen! Überhaupt hat mir der Schreibstil sehr gut gefallen.


    Im Laufe der Geschichte passieren ein paar unglaubliche Zufälle, ohne die Helena in ihrer Suche nicht weiter gekommen wäre, was mich ein bisschen gestört hat - aber vielleicht kann man es auch damit erklären, dass hier das Schicksal am Werke ist, um Helenas Bestimmung zu erfüllen? Was mich allerdings wirklich ein wenig enttäuscht hat, war das Ende, denn das kam mir doch sehr erzwungen vor... Nicht so sehr die Auflösung, sondern die Art und Weise, wie sie erreicht wird.


    Aber dennoch hat mir das Buch sehr viel Spaß gemacht und ich würde es auf jeden Fall weiter empfehlen, wenn man romantische Fantasy für junge Leser gerne mag.


    Fazit:
    Eines Nachts bringt die 16-jährige Helena im Halbschlaf eine perfekte Gedichtinterpretation zu Papier - und dabei scheint ihre Hand ganz von selber zu schreiben... Schnell stellt sie fest, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes drei Ghostwriter hat: zu früh verstorbene Schriftsteller, die sie auserwählt haben, ihre Werke aufzuschreiben, und ihr daher als Geister erscheinen und ihre Hand führen. Und bald schon muss sie sich fragen: kann es eine Zukunft haben, wenn man einen Geist liebt?


    Ich fand die Geschichte sehr originell und abwechslungsreich: Liebe und Herzschmerz, Grusel, viel Humor, und ganz nebenher ist es auch ein wunderbares Jugendbuch, bei dem man der jungen Heldin quasi dabei zusehen kann, wie sie erwachsen wird. Es hat die ein oder andere Schwäche (so fand ich das Ende nicht ganz so glaubhaft), aber dennoch hat es mir sehr gut gefallen.