Sören Sieg: Superdaddy

  • Der Autor:
    Sören Sieg, geboren 1966, ist Autor und tourt mit dem A-cappella-Quartett LaLeLu. Er lebt mit seiner fünfköpfigen Familie in Hamburg. Bei List erscheint im Juni 2012 sein erster Roman Der Superdaddy. (Quelle: amazon.de)


    Kurzbeschreibung von amazon.de
    Superdaddy ist eine Extremsportart. Es ist die Steigerung von Zehnkampf und Ironman. Der Superdaddy kann gleichzeitig seine Tochter von der Polizei abholen, seinen großen Sohn nach Läusen absuchen, eine unbezahlte Kolumne schreiben, seine Schwiegereltern bekochen, seinen kleinen Sohn über einen Alptraum hinwegtrösten, eine neue Tagesmutter suchen und seine Frau oral befriedigen. Aber was ist eigentlich mit ihm? Auf seiner To-do-Liste steht er selbst an letzter Stelle. Das will er ändern. Nur wie?


    Inhalt:
    Eigentlich hat Philipp immer von einer Karriere als Comedian geträumt. Große Auftritte, große Shows, großes Publikum, viele Lacher, der große Erfolg. Doch es läuft eher mäßig bei ihm – was nicht zuletzt auch an Philipp selbst liegt. Denn während seine Agentin Ines immer alles daran setzt, ihn mal in eine größere Show zu bekommen, ist Philipp nicht immer ganz bei der Sache, denn es gibt etwas, das ihm noch viel wichtiger ist als sein Job – und das ist seine Familie.
    Auch wenn die rebellische Luna, der sportliche Linus und der kleine Lasse Philipp oft den letzten Nerv rauben, für sie lässt er alles stehen und liegen. Und das muss er auch oft genug, denn seine Ehefrau Charlotte strebt gerade eine Professur in Sachen Geschlechterrollen an, und da bleibt für Familie wirklich keine Zeit. Mama ist für die Kinder oft nicht präsent, sie arbeitet viel und ist eher mäßig interessiert am Alltag it dem Nachwuchs – Philipp aber klebt Pflaster und verteilt Kühlkissen, tröstet und erklärt und hilft. Er ist ein Superdaddy – aber er möchte trotzdem auch endlich als Comedian durchstarten.
    Mit einem Comedyprogramm zum Thema Kindererziehung gelingt Philipp dann auch ein Schritt in Richtung große Karriere. Und plötzlich verändert sich alles für ihn, nicht nur seine Arbeit. Auch in der Familie muss sich Einiges tun, damit ein Leben mit Philips Beruf vereinbar ist. Doch kann das so einfach gelingen, wo doch Philipps Kinder so daran gewöhnt sind, dass ihr Vater immer da ist? Und lässt sich ein berufstätiger Ehemann überhaupt mit Charlottes Lebensweise vereinbaren?


    Meine Meinung:
    Ich habe ehrlich gesagt keine hohen Erwartungen an “Superdaddy” gehabt und muss nun sagen, es hat mir dann doch ganz gut gefallen. Für einen sonnigen Nachmittag auf der Terrasse war es genau die richtige Unterhaltung. Sören Sieg erzählt sehr locker und humorvoll, es gibt viele sehr lustige Szenen, Wortwitz, Anspielungen und vieles mehr – ich fand es wirklich lustig, ohne dass es zu platt geworden wäre, und auch wenn einige der Figuren überzeichnet sind, wirkt es nicht zu übertrieben.
    Viele der Figuren könnten Bestandteil eines Comedyprogramms sein, was durchaus dazu passt, dass es um diese Branche eben ja – auch – geht. Sören Sieg selbst ist bis vor kurzer Zeit Mitglied einer A-cappella-Comedygruppe gewesen, was er jetzt zugunsten der Schriftstellerei aufgegeben hat. Dass Sieg Erfahrungen im Bereich Comedy und im Setzen von Pointen hat, wird schnell deutlich und es sorgt dafür, dass die Seiten zum Teil nur so dahinfliegen.
    Die Geschichte selbst ist schon ziemlich vorhersehbar, keine der Wendungen, mit denen die Handlung aufwarten kann, kommt überraschend. Zwei Figuren (Max und Alexa) tauchen auf, erscheinen wichtig und verschwinden dann ziemlich sang- und klanglos auf unterschiedliche Weise wieder. Aber das nur am Rande, denn ihren Zweck für die Geschichte erfüllen die beiden.
    Mich erinnert Siegs Stil an die Romane von Tommy Jaud, die ich auch gerne lese. Auch diese leben für mich mehr durch ihren Witz als durch die Handlung selbst, was ich bei Sieg auch so sagen würde. Lustige, unterhaltsame Lektüre, die sicherlich auch was für Leute ist, die Comedy und den Medien eher kritisch gegenüberstehen, denn auf beides gibt es hier auch ganz ordentliche Seitenhiebe. Ein Roman, der Spaß macht.
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  • Aufbau und Inhalt:
    Das Buch von Sören Sieg hat 299 Seiten. Es ist
    in drei Teile aufgeteilt, mit jeweils 11 bis 12 Kapiteln. Die Erzählung
    erfolgt aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Philipp. Teil 1:
    Philipp versucht sich im Spagat zwischen Familie und seiner halbherzig
    gestarteten Karriere als Comedian. Seine chaotische und egoistische
    Akademiker-Ehefrau ist ihm dabei keine große Hilfe. Teil 2: Philipp
    schafft seinen Durchbruch. Dieser Teil handelt vom Erfolg und seinen
    Schattenseiten. Teil 3: Hier geht es weiterhin um den Erfolg und seinen
    Preis bis hin zur entscheidenden Wendung. Viel mehr möchte ich vom
    Inhalt nicht verraten.


    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch an
    zwei Abenden durchgelesen, da es sich überraschend einfach und zügig
    lesen lässt. Der lockere und vor allem größtenteils sarkastische und
    ironische Erzählstil hat mir sehr gut gefallen.
    Trotz der Lockerheit
    behandelt das Buch jedoch ernste Themen, die mich stellenweise zum
    Nachdenken angeregt haben: Das unter einen Hut bringen von Familie und
    Karriere. Der Wandel von der altbekannten klassischen Familie hin zur
    Anpassung an heutige Gegebenheiten, in der man ohne vernünftiges Zeit-
    und Ressourcenmanagement einfach untergeht. Das dreckige und
    heuchlerische Show-Business. Die verzweifelte Suche nach Anerkennung und
    Verständnis vom eigenen Partner. Die Bereitschaft Kompromisse
    einzugehen. Das Verlangen danach, andere ändern zu wollen und doch zu
    wissen, dass man bei sich selbst anfangen muss. Seinen Selbstwert zu
    erkennen und für sich und seine Überzeugungen einzustehen wenn es darauf
    ankommt.


    Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was Philipp
    eigentlich für ein Mensch ist: Jammerlappen, Superdaddy, Fremdgeher, A…
    für Alles? An unterschiedlichen Stellen im Buch war er mir mal mehr, mal
    weniger sympathisch. Manchmal hätte ich ihn gerne angeschrien oder in
    den Hintern getreten!


    Fazit:
    Mich hat Sören Sieg für ein paar Stunden gut unterhalten!


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    "Jetzt galt es nur noch, die Furcht zu überwinden und ein Buch aufzuschlagen" Walter Moers



  • Huch, so kommen fast verschüttete Erinnerungen hoch...


    Ich habe die A-cappella-Gruppe LaLeLu vor ca. 5 Jahren im Admiralspalast live gesehen.
    Hatte mich schon auf einen typisch halbchaotischen Indie-Trsh eingestellt und wurde dann fies auf dem falschen Fuss erwischt - das waren 4 richtig gute Sängerinnen + Sänger und Performer, professionelle und charmante Entertainer und nix da: ich zeih´mich lustig an und mach einen drauf.


    Kann mich noch dunkel erinnern, dass der ganze Abend ein Thema hatte (Familie oder Partnerschaft, genau weiß ichs nicht mehr), durch das schmissig und auch gefühlvoll-kritisch musikalisch geführt wurde. Ob der Autor, Sören SIeg tatsächlich dabei war, scheint mir wahrscheinlich, kann ich aber nicht beschwören.


    Danke für die nette, sonst längst verflogene Erinnerung an einen prima unterhaltsamen Abend.

    Es gibt keine grössere Einsamkeit als die des Samurai. Es sei denn die des Tigers im Dschungel