Chris Schlicht: Maschinengeist

  • Kurzbeschreibung (Amazon)
    1899. Die Städte Frankfurt und Wiesbaden sind zu einem riesigen Komplex verschmolzen, in dem die Unterschicht wenig mehr als die Verfügungsmasse der Reichen ist. Riesige Fabrikschlote hüllen die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit in schwarzen Rauch und lassen die Probleme der versklavten Massen bedeutungslos erscheinen.
    Inmitten riesiger Fabrikkomplexe kann Privatermittler Peter Langendorf sich über einen Mangel an Arbeit nicht beklagen. Nicht nur, dass er für Baron von Wallenfels die Machenschaften einer technikfeindlichen Sekte ausloten soll, die das neuste Spielzeug des Industriellen, ein gewaltiges Luftschiff, zerstören wollen. Zusätzlich soll er noch die Halbschwester des Künstlers de Cassard finden, die in die schlimmsten Kreise abgerutscht zu sein scheint. Als dazu noch Peters Bruder Paul auftaucht und ihm von üblen Machenschaften auf den Baustellen und dem Auftauchen entsetzlich mutierter Ratten berichtet, ist das Chaos komplett.
    Doch alle drei Fälle führen zu ein und derselben Person.



    Meine Meinung
    Die Welt, in der das Buch spielt ist dreckig. Umweltverschmutzung spielt eine erhebliche Rolle. Die Flüsse sind verschmutzt und stinken bestialisch, sämtliche Fabriken leiten ihre Giftstoffe ungefiltert in die Luft bzw. Wasser. Die ganze Stadt ist eigentlich nur ein hochgiftiger Industriekomplex.
    Die Reichen im Stadt kümmern sich darum nicht weiter. Die Armen leben in Slums, in die sich kein Polizist mehr reintraut. Ihre Leben sind in den Augen der Reichen nichts wert, sie sind absolut austauschar.
    Noch gibt es eine Mittelschicht, aber die wird immer weniger. Immer mehr Stadtteile verkommen.


    Auf "Maschinengeist" habe ich mich eigentlich sehr gefreut. Steampunk in deutscher Großstadt, das klang einfach zu verführerisch. Leider habe ich doch einiges daran auszusetzen.


    Die Charaktere fand ich ziemlich farblos. Die guten sind extrem gut, die bösen extrem böse. Dazwischen gibt es nichts.
    Was mir auch nicht gefallen hat, das waren die beiden Liebesgeschichten. Die von Paul war ja noch ok - zwar recht süßlich, aber ok.
    Was mir jedoch gar nicht gefallen hat, das war die zwischen Peter und seiner Herzensdame. Da findet er sie im dreckigsten Bordell der Stadt, nur durch einen dünnen Vorhang von ihren Kolleginnen getrennt. Völlig benebelt von den ganze Drogen, die man ihr gegeben hat und dann schläft er mit ihr? Das ist mir zu hoch.
    Das sie sich blitzschnell von der Tortur erholt und anscheinend keinerlei psychischen Schäden davon trägt fand ich genauso seltsam.


    Schade. Eigentlich wollte ich das Buch gut finden, aber letzten Endes hat mich doch einiges an der Geschichte gestört.


    Fazit: Eine interessante, düstere Welt, aber ohne die unglaubwürdige Liebesgeschichten hätte es mir besser gefallen.

  • Mir stießen genau die selben Punkte sauer auf, die auch Hermia schon angeführt hat. Die beiden Liebesgeschichten waren unnötig, unstimmig und unglaubwürdig. Vor allem das letzte Kapitel hätte es nicht mehr gebraucht, da konnte ich nur noch mit den Augen rollen.

    Auch der Anteil an sexueller Gewalt war für meinen Geschmack zu groß.


    Lässt man diesen Aspekt jedoch außer Acht, so hat man eine wunderbare Geschichte in der Hand. Die Krimi-Handlung mit den drei unterschiedlichen Fällen, die alle auf einen gemeinsamen Täter zurückgehen, waren gut ausgearbeitet und spannend erzählt. Auch wenn rasch feststand, wer für die Untaten verantwortlich ist, bereitete es mir viel Vergnügen, die Nachforschungen und Ermittlungen zu verfolgen. Jeder Fall wird für sich auf befriedigende Weise gelöst. Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist einerseits vertraut; es gibt andererseits aber auch genug, geschickt eingeflochtene Elemente, in denen sie von der Wirklichkeit abweicht. So werden Maschinen mit Dampf betrieben und Elektrizität wird mit Misstrauen beäugt (vermutlich verwenden die Bösewichte deshalb vermehrt Strom :wink: ), die Menschen müssen sich mit selbstgebauten Schutzmasken und -anzügen vor der Umweltverschmutzung schützen, und riesige mutierte Ratten bevölkern die Kanalisation. Manchmal war mir die Beschreibung der Lebensumstände in den Slums, der Dreck und das ganze hoffnungslose Elend allerdings zu viel. Das wurde jedoch durch die gut durchdachte Handlung und die akribische Ermittlungsarbeit wieder wettgemacht.


    Alles in allem kann ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: vergeben.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!