Derek Nikitas: Scheiterhaufen

  • Der Autor:
    Derek Nikitas, geboren 1974, wuchs in Rochester/New York auf. An der University of North Carolina in Wilmington machte er seinen Master in Creative Writing. Gegenwärtig unterrichtet er dieses Fach als Assistant Professor an der Eastern Kentucky University in Richmond. Seine Geschichten sind in zahlreichen Zeitschriften und Online-Publikationen erschienen. Für seine Kurzgeschichte "Wonder" wurde er von Joyce Carol Oates für den renommierten Pushcart Prize nominiert. "Scheiterhaufen" ist sein erster Roman. (Quelle: Verlagswebsite)


    Klappentext:
    Lucia ist eine rebellische Fünfzehnjährige, ein typischer Teenager. Hauptsächlich daran interessiert, ihre Haare zu färben, Einkaufen zu gehen, sich mit ihren Eltern zu streiten und ein wenig für den undurchsichtigen Nachbarssohn Quinn zu schwärmen. Doch ihre Jugend endet jäh, als ihr Vater, ein angesehener Literaturprofessor, bei einem missglückten Raubüberfall vor ihren Augen erschossen wird. Die Tat entfacht ein Inferno der Gewalt, das jeden zu verschlingen droht, der sich ihm in den Weg stellt ...
    »Eindrucksvoll und irrsinnig spannend erzählt.« Tobias Gohlis, KrimiZeit-Bestenliste


    Inhalt:
    Luc kann ihren Vater dazu überreden, mit ihr ins Einkaufszentrum zu fahren, wo sie einfach ein bisschen rumhängen und ein paar CDs “besorgen” will, während ihr Vater, ein angesehener Literaturprofessor, seine Zeit in einem Buchladen verbringt. Auf dem Rückweg dieses eigentlich doch recht harmlosen Einkaufsbummels geschieht dann aber das Unfassbare: auf dem Parkplatz tritt ein Mann an das Auto der Mobergs heran und fordert Oscar Moberg auf, ihm seine Brieftasche zu geben. Als Moberg sich weigert, erschießt der Fremde ihn einfach – und Luc sieht alles von der Rückbank des Autos aus mit an.
    Was für die Polizei erst so wirkt, als sei hier ein Raubüberfall außer Kontrolle geraten, entpuppt sich schon bald als ein gezielter Mord – und trotzdem können sich die Ermittler keinen Reim auf die Sache machen. Welches Motiv könnte der Mörder gehabt haben?
    Während die Ermittlungen weiterlaufen, glaubt Luc, verrückt werden zu müssen. Seit dem Tod ihres Vaters erscheinen ihr immer wieder kleine Geistergestalten aus der norwegischen Mythologie, die ihr irgendetwas zeigen wollen. Was hat es zum Beispiel mit den 5.000 Dollar auf sich, die in einem Umschlag versteckt unter dem Wäschetrockner liegen? Als Lucs Mutter dann auch noch versucht, sich das Leben zu nehmen und dabei keine Sekunde an ihre fünfzehnjährige Tochter denkt, die dann plötzlich völlig ohne Eltern dastehen würde, hat Luc das Gefühl, ihre Welt würde vollends zusammenbrechen. Zum Glück ist wenigstens Quinn, der Nachbarsjunge, für den sie schon länger heimlich schwärmt, für sie da…


    Meine Meinung:
    Zuerst fand ich “Scheiterhaufen” sehr spannend. Die Handlung wird einmal rund um Luc und ihre Familie erzählt, einmal stehen Tanya und Mason im Mittelpunkt, von denen man bald schon herausfindet, dass sie etwas mit dem Mord an Lucs Vater zu tun haben, auch wenn zunächst nicht klar ist, warum der Professor sterben musste. Diese beiden Erzählperspektiven und eine überarbeitete Kommissarin – und das Ganze schien stimmig. Ein ganz guter, etwas ungewöhnlicher Thriller, wobei ich die Erscheinungen der Geister auch richtig stimmig fand, da Luc von ihrem Vater immer sehr viel über norwegische Literatur gehört hatte.
    Nach der ersten guten und spannenden Hälfte des Thrillers kommt dann wohl langsam das auf, was im Klappentext des Buches als “Inferno der Gewalt” bezeichnet wird. Dies scheint zu bedeuten, dass die Handlung mehr und mehr auf die Darstellung von Gewalt reduziert wird und dass das Motiv für den Mord an Lucs Vaters wirklich ziemlich dürftig daherkommt. Bis zum Schluss habe ich darauf gewartet, dass die Geschichte dazu noch mehr ausgeführt würde, aber das geschah nicht. Man bekam die Gründe nahezu vor die Füße geworfen und das musste dann reichen. Der Autor hatte ja auch wenig Zeit, sich tiefgehender mit dem Motiv zu beschäftigen, weil ja schon wieder ein gewalttätiger Rocker um die Ecke kam oder irgendwer sonst gerade durchdrehte und mit einem Messer oder einer Schusswaffe hantierte.
    Spätestens auf den letzten sechzig Seiten ist dann – bis zum Epilog – an logischer Handlung nichts mehr zu erwarten – frei nach dem Motto “mit einer Axt im Rücken gehn wir noch lange nicht nach Hause” entwickeln hier alle übermenschliche Kräfte, vor allem Luc kann auf einen späteren Job als Superheldin hoffen. Hier wird vor keiner Gewaltbeschreibung Halt gemacht, auch die schwangere Tanya wird tätlich angegriffen – ich will hier nicht zu viel verraten, aber ich fand diese Szenen extrem geschmacklos.
    Der Epilog ist dann zwar gewaltfrei, wartet aber auch mit einer Lösung auf, die mich nur noch den Kopf hat schütteln lassen.
    Fazit: Eine durchaus spannende erste Hälfte des Thrillers reicht leider nicht, um darüber hinwegzutrösten, dass es im zweiten Teil immer abstruser und brutaler wird. Schade.
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