Wibke Bruhns, Nachrichtenzeit. Meine unfertigen Erinnerungen


  • Sie war die erste Nachrichtensprecherin des ZDF, damals 1971 eine Sensation, für Wibke Bruhns, die hier nach den Erinnerungen an ihren Vater Georg Klapproth („Meines Vaters Land“) ihre eigenen „unfertigen Erinnerungen“ vorlegt, schon bald ein eher langweiliger Job. Hatte sie schon zuvor eine hervorragende journalistische Fähigkeit entwickelt, kritische Fragen zu stellen, war sie nun auf das Ablesen vorgefertigter fremder Texte reduziert. So wunderte es nicht, dass sie schon drei Jahre später das ZDF verließ und zum STERN wechselte, für den sie ab 1979 aus Jerusalem und ab 1984 aus Washington berichtete. Auch ihre weiteren beruflichen Stationen zeigten Wibke Bruhns immer als eine hervorragende und unabhängige Kennerin aktueller weltgeschichtlicher Vorgänge genauso wie deren historischer Wurzeln.

    So sind auch für mich die Teile des Buches am wichtigsten gewesen, in denen sie über den israelisch-palästinensischen Konflikt schreibt, seine Geschichte und seine Lösungsmöglichkeiten.

    Die Teile über ihre angebliche Liason mit Willy Brandt habe ich überschlagen. Solcher Klatsch interessiert mich nicht. Gebannt aber habe ich gelesen ihre Beschreibungen von Höhepunkten der bundsrepublikanischen Geschichte, von den Studentenprotesten 1968 ff., dem Misstrauensvotum gegen Brandt, der Ära Kohl und der Karriere von Angela Merkel.

    „Nachrichtenzeit“ ist nicht nur die interessante Autobiographie einer außergewöhnlichen Frau und Journalistin, sondern auch eine kurzweilige Lektüre mit viel Informationen und Einblicken in die Politik der Bonner Republik und die Zeit danach.