Paolo Bacigalupi - Schiffsdiebe

  • Orig.: Ship Breaker, aus dem amerik. übersetzt von Hannes Riffel
    Heyne Verlag, März 2012, aus: Das junge Programm


    Inhalt


    Ein junger Held, eine gefährliche Welt, ein grosses Abenteuer


    Stahl. Kupferdraht. Elektronikschrott. Altöl. Das sind die Schätze, die der junge Nailer aus den gestrandeten Wracks herausholt. Es ist eine harte
    Welt, in der das Gesetz des Stärkeren und Schnelleren gilt. Doch dann findet er in einem Schiff einen ganz anderen Schatz – der sein Leben für
    immer verändern wird.


    In nicht allzu ferner Zukunft sind die Wracks der Öltanker, die entlang der amerikanischen Golfküste stranden, die Lebensgrundlage für den jungen Nailer und seine Freunde. Sie kriechen in das Innere der Schiffe und suchen nach Kupfer und anderen wertvollen Materialien. Es ist eine harte Welt, in der niemand auf den anderen Rücksicht nimmt und jeder versucht, der Schnellste zu sein.
    Eines Tages ist Nailer der Erste, der einen nach einem Hurrikan gekenterten Klipper erreicht – ein Glücksfall, der ihn und seine Familie
    auf einen Schlag aus der Armut befreien könnte. Aber im Bauch des Schiffes ist ein Mädchen gefangen. Und Nailer steht vor einer
    folgenschweren Entscheidung – denn wenn er sie rettet, ist der wertvolle Fund für ihn verloren …
    [Verlagstext]


    mehr


    Jahrzehnte nach der Katastrophe. Die Pole sind geschmolzen, die Meeresspiegel sind gestiegen und haben Städte und Küsten verwüstet. Akuter Rohstoffmangel herrscht und die Menschen sind aufgeteilt in einige handeltreibende reiche Klans und der grossen Masse hart arbeitender, aber am Existenzminimum lebender Menschen.


    Der 14 oder 15 Jahre alte Nailor lebt und arbeitet an einem öden Strand (der geografisch ca. 200 km westlich von New Orleans liegt), an dem angeschwemmte Schiffs- und Tankerwracks ausgeplündert werden. Noch ist er schmächtig genug, in den Schiffsrümpfen die endlosen Gänge entlangzukrauchen und dort Kupferkabel und anderes wiederverwertbares Material herauszureissen. Bald schon wird ihn sein Weg von dieser "leichten Kolonne" in die "schweren Kolonnen" führen, die mit grossem Gerät die Metalhaut der Schiffswracks zerlegt. Die Arbeit ist gefährlich und geprägt von Dunkelheit, Enge und Öl. Entsprechend wichtig ist der Zusammenhalt und der Mut in seiner "leichten Kolonne".


    Das Leben am Strand wird von Armut, extremer Härte und dem steten Kampf um Geld geprägt. Die Erwachsenen ergeben sich ihrer Hoffnungslosigkeit in Alkohol und Drogen. Auch Nailors Vater ist einer davon, dazu ein übler Schläger und Tyrann, der auch vor der Misshandlung Nailors nicht Halt macht. Nailor fürchtet und hasst ihn sogar, obwohl es sein Vater ist.


    Als er zusammen mit einer Freundin nach einem gigantischen Sturm, der den ganzen Strand verwüstet und viele Opfer gefordert hat, auf einer nahen Insel eine moderne Yacht gekentert vorfindet, voll mit Wertsachen, Geld und Silber, scheint ihm das ganze grosse Glück getroffen zu haben - ein Ausweg aus der ärmlichen und trostlosen Hoffnungslosigkeit. Doch im untergehenden Wrack finden sie auch ein junges, offensichtlich sehr reiches Mädchen. Gegen den Rat seiner Freundin und ohne recht zu wissen, warum, rettet Nailor das Mädchen und gerät damit in einen Strudel von Ereignissen, die ihm völlig unbekannt waren. Das Mädchen nämlich ist die Tochter eines ultra reichen Oberhaupts eines Handes-Klans, in dem gerade ein verräterischer Machtkampf tobt. Nailor wird in diesen Kampf verwickelt weil er dem Mädchen unerschütterlich die Treue hält. Und bald schon steht er seinem gewalttätigen Vater als Gegner gegenüber...


    weitere Infos


    Schiffsdiebe ist der erste Teil der Trilogie Ship Breaker, der zweite, "The Drowned Cities", erscheint dieser Tage im Original.
    Es ist ein all-age-Jugendbuch und dürfte sich dabei eher an männliche Leser richten.
    Vom Autor ist letztes Jahr auf deutsch sein mehrfach ausgezeichneter (und von mir hier positiv besprochener) Roman Biokrieg erschienen, der allerdings absolut kein Jugendbuch ist.


    eigene Meinung


    Erneut schafft es Bacigalupi wie in Biokrieg eine sehr anschauliche atmosphärische Postdoosday Welt zu erschaffen, angereichert mit verständlichen Technologien angesichts der Rohstoffknappheiten. Auch die Beschreibungen über das Ausweiden der gestrandeten Tankerwracks am Strand sind stimmungsvoll und spannend, genauso wie die morbide Trostlosigkeit, die über der ganzen Szerenie hängt.


    Beschreiben kann Bacigalupi also toll, er sollte es besser dabei belassen, denn Dialoge sind sein Metier nicht. Leider aber beginnt mit dem Auffinden und Retten des reichen Mädchens das Problem: GESCHWÄTZIGKEIT. Ellenlange Dialoge bremsen die Handlung seitenweise bis zum Stillstand aus. Und immer, wenn man meint, jetzt ists aber gut, folgen noch ein paar Seiten des für einen Jugendroman überraschend derben und unverblümten Geplappers.


    Von daher hinterlässt dieser Roman leider eher ein schales Gefühl. Vielleicht aber wirds ab dem nächsten Teil ja besser.
    **Ahoi**

    Es gibt keine grössere Einsamkeit als die des Samurai. Es sei denn die des Tigers im Dschungel

  • Danke für deine interessante Rezi, thraka.


    Ich habe schon vor einer Weile von dem Buch gehört, fand den Klappentext aber so undurchsichtig, dass ich einfach nicht entscheiden konnte, ob das Buch etwas für mich ist oder nicht. Jetzt setze ich es mal auf die Wunschliste. :wink:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de