Zachary Mason - Die verlorenen Bücher der Odysee

  • Klappentext: Es könnte auch alles ganz anders gewesen sein: Odysseus entscheidet sich gegen den Bau des Trojanischen Pferdes; Polyphem, der bösartige Zyklop, ist ein sanftmütiger Riese; Penelope, des Wartens müde, hat längst einen anderen geheiratet oder aber: Als der Held endlich im heimatlichen Ithaka angekommen ist, langweilt er sich bald so sehr, daß er erneut die Segel hißt … In seinem hochgelobten Debütroman erfindet Zachary Mason Homers Epos vom listenreichen Odysseus und seinen Irrfahrten ganz neu. Spielerisch packt Mason den Klassiker, stellt ihn auf den Kopf und präsentiert einen frischen, zeitgenössischen Roman über die Reise eines Mannes zu sich selbst. Und schafft dabei mit leichter Hand die Illusion, daß dieses Buch der verlorengegangene Urtext von Homers Meisterwerk sein könnte. Mason ist ein wunderbar amüsantes, kluges und wagemutiges Buch gelungen, das den postmodernen Erzählungen von Jorge Luis Borges und Italo Calvino in nichts nachsteht.


    Inhalt: 44 Erzählungen, angeblich Übersetzungen eines präptolemäischen Papyrus, der 44 Variationen der Geschichte des Odysseus enthält. Die Erzählungen greifen Szenen aus der Odyssee auf und wandeln sie ab. Wobei wichtige Szenen, wie die Heimkehr des Odysseus immer wieder aus anderer Perspektive geschildert werden: Penelope ist alt und grau geworden und hat einen alten Kerl geheiratet, nachdem Odysseus über zehn Jahre nicht zurückgekehrt ist; Penelope ist mit einem Doppelgänger des Odysseus zusammen, der das Reich so gut regiert, dass man den echten Odysseus nicht braucht; Penelope ist gestorben, als Odysseus zurückkehrt, doch er sieht ihren Geist im Haus herumgehen, als lebe sie noch.
    Manches ist ganz witzig, etwa wenn Agamemnon auf Odysseus' Ruf eifersüchtig wird und den Befehl gibt, Odysseus zu ermorden. Die königliche Bürokratie reicht diesen Befehl schriftlich weiter bis zum kleinsten Beamten, der gar nicht mehr liest, wer da eigentlich getötet werden soll. Aufgabe dieses Beamten ist es, einen fähigen Attentäter zu beauftragen - und er beauftragt Odysseus. Und der gehorcht scheinbar und berichtet eines morgens schriftlich, er stehe mit einem blutigen Rasiermesser in der Hand vor dem Bett des Mannes, den er ermorden sollte. Vor dem Schnitt mit dem Rasiermesser habe er seinem Opfer noch einmal direkt ins Gesicht gesehen.


    Meine Meinung: Die Behauptung des Verlags, dies sein ein frischer, zeitgenössischer Roman, kann ich nicht teilen. Es sind Erzählungen, die sich alle um einige Szenen aus der Odyssee drehen und diese mal psychologisch ausdeuten, mal humoristisch verfremden, mal surrealistisch verzerren. Nach anfänglicher Faszination fiel mir das Weiterlesen nach dem ersten Drittel des Buches immer schwerer. Wenn ich Sterne vergeben könnte, würde dieses Buch nur 2 bekommen.

  • Danke für diese Vorstellung und Deine Meinung!


    Ja, ich kann verstehen, dass man dann irgendwann abschaltet: Variationen zu einem Thema sind schön und gut, doch wenn es hier dann also 44 zu werden scheinen, dann hat man doch irgendwann kapiert, wo der Hase langläuft, bzw. wieviele Möglichkeiten offen gestanden hätten. Dann wäre "weniger mehr" gewesen...