Thomas Brussig - Am kürzeren Ende der Sonnenallee

  • Klappentext:
    Am kürzeren Ende der Sonnenallee wohnt Micha Kuppisch - gleich neben der Mauer. Wenn er aus der Haustür tritt, hört er die Rufe westlicher Schulklassen vom Aussichtspodest. "Guckt mal, 'n echter Zoni!" Doch Micha macht sich nichts draus, er hat andere Sorgen: Miriam. Sie ist das schönste Mädchen weit und breit, doch leider schon vergeben. Und so grübelt Micha tageinund tagaus, wie er es anstellen könnte, in Miriams Nähe zu sein.


    Über den Autor:
    Thomas Brussig wurde 1965 in Berlin geboren und wuchs im Ostteil der Stadt auf. Nach einigen Nebenjobs und einem Studium brachte der 1991 den Roman "Wasserfarben" heraus. Bekannt wurde er vor allem durch seine späteren Werke wie u.a. "Helden wie wir". 1999 erhielt er mit Leander Haußmann den Drehbuchpreis der Bundesregierung für "Sonnenallee".


    Meine Meinung:
    Es sind nur 157 Seiten auf denen der Leser Micha und einen Teil seiner Welt kennenlernt. Dieser Teil spielt sich vor allem in der Sonnenallee ab - an dem Ende, das zur DDR gehört und das durch eine Mauer vom Westen getrennt ist. Passkontrollen, Kontakte zu Grenzbeamten und Schikanen durch diejenigen, die es in der DDR zu etwas gebracht haben, gehören für Micha und seine Freunde zum Alltag. Doch Micha will sich im Gegensatz zu seinen Eltern nicht allem ergeben. Er träumt von einem Leben in Freiheit - am liebsten mit Miriam.
    Michas Versuche, Miriam nahe zu kommen, spielen in Brussigs Roman eine große Rolle, doch es gibt auch einige Nebenschauplätze, die andeuten, wie es für Jugendliche in der DDR gewesen sein muss. Der Leser taucht ein in diese Welt, leidet und freut sich mit Micha und seinen Freunden, nimmt kurz an deren Alltag teil - und dann ist das Buch auch schon wieder vorbei.


    Kurz und erfrischend habe ich das Buch und Brussigs Schreibstil empfunden. Der Autor verzichtet in seinem Roman auf große Ereignisse, vielmehr gelingt es ihm durch viele kleine Szenen, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Mir hat das Buch viel Freude gemacht und ich würde es immer weiter empfehlen. Vor allem denjenigen, die sich fragen, "Wie war das damals in der DDR?", sei dieses Buch ans Herz gelegt.

    Da es der Gesundheit förderlich ist, habe ich beschlossen, ab heute glücklich zu sein (Voltaire)

  • Eine Handlung ist für gute Bücher oft zweitrangig und nette Bücher brauchen oft auch praktisch gar keine. Und das vorliegende ist definitiv ein nettes Buch, ein sehr nettes sogar. Und es hat wenig Handlung. Aber es hat sehr viel Atmosphäre und Zauber. Die Protagonisten hat man ganz schnell lieb, die kleinen Abenteuer, die sie erleben, sind einem so nah. Die DDR, die hier beschrieben wird, ist auf eine sehr erfrischende Art echt; sie ist ein Land, in dem Leute leben, Leute mit Träumen, Wünschen, Problemen, Macken und Talenten. Brussig lässt uns ein kleines bisschen mit ihnen leben und an ihrem Leben teilhaben. Und er tut das auf eine unaufgeregte, etwas lakonische Art in der oft ein herzlicher Humor aufleuchtet. Das ist schön.
    Meine größte Kritik am Buch ist, dass es so kurz ist. Ich hätte gern noch mehr erfahren von Micha, Brille und Wuschel. - Ein Wohlfühlbuch.