Roland Preuß, Tanjev Schultz, Guttenbergs Fall


  • Die Öffentlichkeit vergisst schnell. Seit der ehemalige Verteidigungsminister Guttenberg wegen seines Umgangs mit den gegen ihn erhobenen Plagiatsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Erstellen seiner Dissertation zurücktreten musste, haben sich schon zig andere Skandale und Krisen durch die Zeitungen und über die Bildschirme gequält.

    Dennoch ist es sinnvoll, den ganzen Fall, „Guttenbergs Fall“, noch einmal genau anzuschauen, vom allerersten leisen Verdacht, über die verschiedenen Stadien der Leugnung bis hin zum schlussendlichen Rücktritt, der von Guttenberg noch sauber und stilgerecht inszeniert wurde. Die beiden Autoren des vorliegenden Buches, die beiden Journalisten Roland Preuß und Tanjev Schultz, waren maßgeblich an der systematischen Aufdeckung des Betrugs beteiligt, deren Geschichte sie noch einmal ausführlich beschreiben. Das hat mich stellenweise gelangweilt, und ist dennoch wichtig, um zu begreifen, in welchem Klima ein solcher Betrug gedeihen konnte.

    Wichtiger fand ich die Stellen, wo es darum geht, warum ein Mann, der nicht nur eine kleine Schlamperei gegangen hat, weil er großen familiären Stress hatte, wie er zu seiner Rechtfertigung einmal vorbrachte, sondern der die Wissenschaft und die Öffentlichkeit wissentlich getäuscht hat. Eine Wissenschaft und eine Öffentlichkeit, die sie aber auch täuschen lassen wollte, und die lange, viel zu lange bereit war ( einige sind es bis heute) dies als Lappalie durchgehen zu lassen einem Menschen, dessen zunehmende Verehrung etwas absolut Irrationales hatte.

    Nun ist Guttenberg hierzulande kein Thema mehr, er ist Mitglied in einem wichtigen amerikanischen Think-Tank. Dort, so prophezeie ich, wird er in den nächsten Jahren eine große, absolut wasserdichte Dissertation schreiben und, geläutert und mit neuen wissenschaftlichen Weihen versehen, irgendwann zurückkehren in die deutsche Politik. Eine Politik und eine Öffentlichkeit, die gerne Menschen krönt. Die gegenwärtige Hype um Peer Steinbrück, der sich unter der Hilfestellung von Helmut Schmidt „Zug um Zug“ als zukünftiger Kanzler ins Rennen wirft, hat Züge, die mit rationaler Politik nichts mehr zu tun haben,

    Aber vielleicht geht es ja darum schon seit langem nicht mehr, und das Volk ist mehr daran beteiligt als es selbst denkt.

  • Die gegenwärtige Hype um Peer Steinbrück, der sich unter der Hilfestellung von Helmut Schmidt „Zug um Zug“ als zukünftiger Kanzler ins Rennen wirft, hat Züge, die mit rationaler Politik nichts mehr zu tun haben,


    Mal abgesehen davon, dass ich bei Steinbrück keinen Hype ausmachen kann, ist es doch das gute Recht von Altkanzler Schmidt einen für ihn fähigen und möglichen Kanzler zu "bewerben". Gerade hier würde ich schon von rationaler Politik sprechen wollen, denn die SPD wird einen Kanditaten aufstellen müssen, Steinbrück, Steinmeier oder Gabriel. Ich finde es durchaus legitim, dass Schmidt deutlich macht, wohin seine Sympathien gehen werden...