Als Emma erfährt, dass sie eine eineiige Zwillingsschwester hat, will sie diese unbedingt treffen. Sie macht sich auf den Weg nach Arizona, nichts ahnend, dass Sutton bereits tot ist und der Mörder sie zwingend wird in Suttons Rolle zu schlüpfen. Emma muss sich schnell an Suttons Charakter, ihr Leben und ihren Freundeskreis gewöhnen, denn nur der Mörder weiß, dass Emma sich als Sutton ausgibt. Alle anderen müssen sie für ihre Zwillingsschwester halten, denn sollte sie die Rolle nicht perfekt spielen, wird er auch sie umbringen.
"Und raus bist du" ist der Auftaktroman zur Lying-Game-Serie aus der Feder von Sara Shepard, die bereits durch ihre erste Buchreihe "Pretty Little Liars" bekannt und erfolgreich wurde. Die Kurzbeschreibung zu der neuen Serie konnte mich sofort begeistert und ich war unheimlich gespannt darauf, wie die Autorin ihre Idee umsetzen würde. Als Emma erfährt, dass sie eine Zwillingsschwester hat, mach sie sich Hals über Kopf auf den Weg und verlässt ihr "Zuhause", wobei ihr dieses nicht schwer fällt, denn seit Jahren wird sie von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht und hat somit nie wirklich erfahren, was es heißt ein Zuhause zu haben. Sie hofft darauf, eventuell eins bei der Familie ihrer Schwester zu finden, jedoch kommt alles anders. Sutton wurde ermordet und der Mörder zwingt nun Emma Suttons altes Leben weiter zu leben.
Emma war mir von Anfang an sympathisch. Ihre Empfindungen und ihr Verhalten wirken authentisch und nachvollziehbar. Man durchlebt mit ihr die Hoffnung auf eine neue Familie, ihre Verunsicherung über die angebliche Ermordung Suttons und ihr Gefühlschaos, welches in ihr aufkommt, als sie versucht sich in Suttons Lebens zurecht zu finden. Als sie einigermaßen Fuß gefasst hat, will sie herausfinden, wer Sutton ermordet hat. Dieses gestaltet sich jedoch ziemlich schwierig, denn wie sich herausstellt, war Sutton kein netter Mensch und es gibt genügend Personen in ihrem Umfeld, die einen Groll gegen sie gehegt haben.
Zitat"Die Kamera blieb auf das Mädchen mit der Augenbinde gerichtet. Sie bewegte sich nicht. [...] Jemand ging zu dem Mädchen und zog ihr die Augenbinde vom Gesicht. [...] Emma starrte auf die großen, blauen Augen des Mädchens, auf ihre Stupsnase und das runde Gesicht. Das Mädchen sah genauso aus wie sie." (Seite 23)
Die Idee der Autorin wurde gut umgesetzt, lediglich zwei Dinge haben mich etwas gestört. Zum einen wird das Geschehen aus zwei Perspektiven geschildert. Emmas Perspektive wird dem Leser von einem allwissenden Erzähler näher gebracht, während Sutton als Geist an Emma hängt und ihre Sicht als Ich-Erzähler präsentiert wird. Der größte Teil des Buches wird aus Emmas Perspektive geschildert, daher erhält man als Leser den Eindruck, dass Emma die Geschichte erzählt. Dann tauchen jedoch Suttons Eindrücke auf, die man zunächst ebenfalls als Emmas Schilderungen aufnimmt und dann im Kontext erst merkt, dass jemand anderes redet, da es nicht zu Emma passt. Ich hätte mir gewünscht, dass Suttons Schilderungen kursiv geschrieben oder durch eine andere Art und Weise vom anderem Text offensichtlich abgesetzt worden wären, damit die zwei Perspektiven nicht ständig verschwimmen würden.
Des Weiteren hätte ich mir für Suttons Charakter mehr Tiefe erhofft. Sie hat durch den Mord fast alles von ihrem bisherigen Leben vergessen und ist daher sehr daran interessiert, dass Emma ihr Leben entschlüsselt, damit sie selbst wieder weiß, wie ihr Leben aussah und warum sie sterben musste. Leider bleibt ihre Geisterscheinung ziemlich unsichtbar und vor allem verhält sie sich nicht annährend mehr so, wie sie sich als Mensch gegeben hat. Sie hat also scheinbar nicht nur ihr Leben vergessen, sondern auch ihr Charakter wurde zurückgesetzt. Das wirkt irgendwie nicht richtig stimmig.
Ansonsten hat mir der Roman gut gefallen. Er lässt sich bis auf die verschwimmenden Perspektiven gut lesen und Emma ist eine interessante Protagonistin. Ich hatte mich von Anfang an gefragt, wie die Autorin aus dieser Thematik einer Serie kreieren wollte, da nach dem Auflösen des Mordes doch sicherlich alles geklärt sein würde und so musste ich leider feststellen, dass eben dieses in diesem Roman noch nicht stattfindet. Der Auftaktband hinterlässt viele offene Fragen, von denen hoffentlich ein paar im zweiten Band "Weg bist du noch lange nicht", der voraussichtlich im Januar 2013 erscheinen wird, geklärt werden können.
Fazit: Ein interessanter Auftakt, mit kleineren Schwächen, aber auch viel Potential. Ich habe den zweiten Band schon auf meine Wunschliste gesetzt und bin gespannt, wie es mit Emma und Suttons Geist weitergehen wird. 4/5 Sterne.
[list=][*]Broschiert: 320 Seiten[*]Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre[*]Originaltitel: The Lying Game 1[*]