Mirjam Mous - Boy 7

  • Klappentext:
    Stell dir vor, du kommst auf einer glühend heißen kahlen Grasebene zu dir und weißt weder, wohin du unterwegs bist, noch, woher du kommst oder wie du heißt. Die einzige Nachricht auf deiner Mailbox stammt von dir selbst: „Was auch passiert, ruf auf keinen Fall die Polizei. “ Wer bist du? Wie bist du hierher geraten? Und wem kannst du vertrauen? – Faszinierende Fragen, denen sich der junge Schauspieler Julian Greis zusammen mit dem Hörer annähert. Die Geschichte von Boy7 thematisiert ein hochaktuelles Gebiet der Hirnforschung: Neuro-Implantate im menschlichen Gehirn könnten die Kontrolle des Menschen durch Computer und damit auch durch andere Menschen ermöglichen. Big Brother direkt im Gehirn – ein Albtraum, der wahr werden könnte?


    Meine Meinung:
    Der Sprecher, Julian Greis, hat mich schon bei der Hörprobe in den Bann der Geschichte gezogen. Diese Faszination hat auch das gesamte Hörbuch über gehalten. Er hat eine sehr angenehme Stimme, der man gerne zuhört. Außerdem schafft es Julian Greis mit guter Betonung und verschiedenen Stimmlagen die verschiedenen Charaktere gut darzustellen.


    Die Geschichte startet spannend. Man wird sofort an die Seite eines Jungen gestellt, der auf einer einsamen Grasebene erwacht und nicht weiß wer er ist oder wo er herkommt. Boy 7, wie er sich selbst nennt, erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive, so dass der Leser gut die Verwirrung, die den Jungen erfasst miterleben kann. Wie ist er auf diese Grasebene gekommen, wo kommt er her und warum kann er sich an nichts erinnern? Nach und nach werden immer mehr Fragmente der Geschichte aufgedeckt und Boy 7 erlangt auf diese Weise nach und nach sein Gedächtnis wieder. Wir erfahren auch, wie er zu diesem Namen, Boy 7, gekommen ist und was er durchgemacht hat. Da Boy 7 die Geschichte aus seinem Notizbuch vorliest weiß man schon, dass er seinen Aufenthalt in der Einrichtung überstehen wird. Dadurch ging ein wenig an Spannung verloren. Zum Ende hin wird es aber nochmal dramatisch und die Spannung kehrt zurück.


    Problematisch fand ich im Verlauf der Geschichte, dass manchmal nicht klar war, ob Boy 7 gerade aktuell denkt oder handelt, oder ob wir in der Vergangenheit sind. Die meiste Zeit liest Boy 7 in einem Notizbuch, so dass der Leser erfährt, was alles vor seinem Erwachen auf der Grasebene passiert ist. Zwischendurch werden aber Gedanken von Boy 7 in der Gegenwart eingestreut. Da Julian Greis hier nicht die Stimmlage wechselte war es manchmal schwierig nachzuvollziehen, ob wir nun in der Erinnerung aus dem Notizbuch sind oder in der Gegenwart.


    Schön dargestellt fand ich die Geschichte zwischen Boy 7 und Boy 6. Eine Freundschaft, die sich gut entwickelte und die den gemeinsamen Kampf gegen das System aufnahm. Immer wieder haben sich die beiden Jungen darin unterstützt sie selber zu bleiben und zu realisieren, was ihnen angetan wird. Dennoch bleiben beide Charaktere (wie auch alle anderen Charaktere in dem Buch) realtiv farblos. Vielleicht hätte es gut getan, wenn man als Leser etwas mehr über die Jungen erfahren hätte. Was treibt sie an, was mochten sie vor dem Aufenthalt in der Einrichtung, haben sie Familie? Dadurch, dass man so wenig über sie erfährt hat man manchmal auch relativ wenig Mitleid mit ihnen.


    Das Ende hielt nochmal eine Überraschung bereit mit der ich überhaupt nicht gerechnet hätte. Mir kam es fast vor wie ein Cliffhanger. Wenn ich allerdings richtig geschaut habe gibt es keinen zweiten Band.


    Fazit:
    Ein Hörbuch, welches sich gut hören lässt, aber wahrscheinlich als Buch besser zu verstehen ist. Das Hörbuch ist, vor allem durch den angenehmen Sprecher, ein netter Zeitvertreib für ein paar entspannte Stunden.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)