Meine Erwartungen waren wohl zu hoch
Lange hatte ich schon keinen Thriller mehr, der direkt in den höchsten Kreisen der katholischen Kirche spielte und mit einer richtig schönen Verschwörung aufwartete. Ja, ich gebe zu, dass ich mir, als ich mir aus dem Amazon Vine Sortiment die gerade erschienene Taschenbuchausgabe "Apocalypsis I" von Mario Giordano bestellte, wieder mal ein ähnlich aufregendes Leseerlebnis erhoffe, wie vor ein paar Jahren bei "Illuminati" und "Sakrileg" von Dan Brown.
Die Kurzbeschreibung:
"Papst Johannes Paul III. ist zurückgetreten und spurlos verschwunden. Der Journalist Peter Adam stellt Nachforschungen an. Er stößt auf einen Orden, der seit Jahrhunderten gegen die Kirche arbeitet: Die Träger des Lichts. Die Verschwörer wollen den Weltuntergang herbeiführen. Sie stützen sich auf die Prophezeiung des Malachias: Der letzte Papst wird sich den Namen "Petrus II." geben. Mit ihm soll das Ende aller Tage kommen. Der vorletzte Name auf der Liste des Malachias ist der Name des verschwunden Papstes - Johannes Paul III.
Peter stößt auf ein weiteres Geheimnis: Seine leiblichen Eltern sollen bei einem Unfall ums Leben gekommen sein. Doch tatsächlich gehörten sie einst zu den Trägern des Lichts. Peters eigene Vergangenheit ist eng mit den dunklen Mächten verbunden: Für die Verschwörer ist offenbar er selbst der Schlüssel zur Apokalypse ..."
suggerierte mir das jedenfalls. Und als das Buch dann bei mir eingetroffen war, trug es auf der Rückseite mit der Meinung von dem von mir gern gelesenen Autor Sebastian Fitzek "Apocalypsis ist bis zur letzten Seite eine Sensation. Das Werk eines Profis - teuflisch gut!" eine Referenz, die meine Erwartungen noch mal in die Höhe schnellen ließ.
Da scheint tatsächlich ein Profi am Werk zu sein
Mario Giordano, bislang ist mir dieser Autorenname zumindest nicht bewusst unter gekommen, klingt irgendwie italienisch. Doch er ist ein deutscher Schriftsteller und wurde 1963 in München geboren. An der Universität Düsseldorf studierte er Psychologie und Philosophie. Heute lebt er in Köln. Seit 1992 schreibt er Romane, Kurzgeschichten, Kinder- und Jugendbücher, Hörspiele, Drehbücher und wurde auch schon mehrfach ausgezeichnet. (Quellen: Wikipedia, Autorenwebsite). Auf der Autorenwebsite erfuhr ich dann noch, dass "APOCALYPSIS I" zuerst als 13-teiliger digitaler, multimedialer Serienroman erschien.
Erwartungsvoll
nahm ich mir also das Buch zur Hand und fand mich gleich im Prolog an zwei unterschiedlichen Schauplätzen wieder. Die sehr spannungsvoll geschriebenen kurzen Episoden endeten für die Nonne und den Jesuiten zwar tödlich, doch im Hinterkopf warf es bereits die bohrende Frage "Warum?" auf.
Dann lerne ich nach und nach die Hauptprotagonisten kennen und erfahre anfangs gerade so wenige Details über ihre Hintergründe, dass ich unbedingt weiter lesen möchte, mir aber von ihnen und ihren Motivationen noch keinerlei Bild im Großen und Ganzen machen kann. Die Schauplätze wechseln, teilweise gibt es auch Rückblicke über Ereignisse in der Vergangenheit. Damit ich als Leser nicht durcheinander komme, erfahre ich in der jeweiligen Kapitelüberschrift immer Datum und Ort des jeweiligen Handlungsstranges.
Zu Beginn des Buches lässt sich die in Erzählperspektive verfasste Geschichte leicht und flüssig lesen. Durch die Bildhaftigkeit kann ich mich als Zuschauer in die jeweilige Umgebung versetzen. Allerdings ist es mir da kaum möglich, eine Beziehung zu einem der Protagonisten aufzubauen, da diese, kaum dass ich sie mir richtig vorstellen kann, auch schon wieder getötet werden oder erst einmal verschwinden.
Überhaupt gibt es sehr viele Tote in diesem Buch und diese sterben meist auf extrem brutale Art und Weise. Derjenige, der in den meisten Fällen für dieses Gemetzel verantwortlich ist, kommt auch sehr zeitig zu Wort. Seine Hörigkeit und krankhafte Motivation habe ich jedoch schon beim ersten Mal verstanden. Die Mantra-artigen Wiederholungen seiner Gedanken in folgenden Szenen mit ihm, empfand ich später als etwas nervig.
Auch beim Hauptprotagonisten Peter Adam dauerte es bei mir geraume Zeit, ehe ich mit ihm warm werden konnte. Lange Zeit konnte ich ihn nicht richtig einschätzen. Die Informationen über ihn und seine Familienverhältnisse ließ der Autor nur tröpfchenweise heraus, um später in geballter Form Erklärungen abzugeben, die ich zugegebener Weise zwar interessant, teils aber auch ein bisschen langatmig fand. Ebenso ging es mir mit seiner Mitstreiterin, der Ordensschwester Maria.
Mit den Symbolen, katholischen Riten und Gebräuchen kenne ich mich in der Realität nun nicht unbedingt gut aus. Ich selbst gehöre keiner Religion an, respektiere aber den Glauben jedes Menschen, wenn er denn nicht zu eigennützigen Zwecken und gegen das Gemeinwohl der Menschheit ausgenutzt wird. In dieser Geschichte gingen mir die Darstellungen der Visionen, Dämonenaustreibungen und Erscheinungen manchmal aber doch zu sehr ins Fantastische. Obwohl ich durchaus ein großer Fan von Fantasyliteratur bin, in der Realität und sie wurden als realistisch aber geheim deklariert, kann ich dies so nicht recht glauben. Da diese Stellen dann auch immer wieder besonders ausgeschmückt wurden, empfand ich auch hier Längen.
Auf der anderen Seite, gab es auch immer wieder Situationen, die ich mir auch in der Realität durchaus vorstellen könnte. Trotz der empfunden Längen und Unglaubwürdigkeiten gelang es dem Autor damit und mit diversen Überraschungen immer wieder, mein Interesse am Ausgang der Handlung wach zu halten. Kurz vor Schluss gab es dann auch noch einen packenden Showdown und ein Ende, welches nach einer Fortsetzung schreit. Dazu fand ich auf der hinteren Umschlagklappe meines Buches auch den Hinweis, dass sie in digitaler Form bereits erhältlich ist. Lesen möchte ich die schon irgendwann, aber nicht gleich.
Resümee
Mit der Bewertung des Buches tue ich mich auch wieder ein bisschen schwer. Ich fand die Gesamtgeschichte interessant und alles was wissenschaftlich beweisbar ist, sehr gut recherchiert. Andererseits kann ich für mich die unerfüllt gebliebenen Erwartungen in Sachen Hochspannung genauso wenig ignorieren, wie die anderen bereits erwähnten Kritikpunkte. So vergebe ich 3 Sterne und spreche eine bedingte Empfehlung für Genreliebhaber aus.