Florian Höltgen: Schattenfieber

  • Kurzbeschreibung (Amazon)
    Leon hat die Nase voll. Ausgerechnet der Freund seiner Mutter, lange Zeit selbst arbeitsscheu und eher der Flasche zugetan, will ihm erzählen, wie wichtig es ist, was aus seinem Leben zu machen! Und seine Mutter kommt immer wieder mit Mattes als Vorbild! Nicht auszuhalten! Dabei ist Mattes sein bester Freund. Nur, was bringt ihm sein bester Freund jetzt noch, da er für sein Studium weggezogen ist?
    Plötzlich hat Leon einen Plan, der gleich alle Probleme auf einen Schlag löst: Er zieht zu Mattes! Dessen Eltern haben genug Geld und ihm eine ordentliche Wohnung spendiert. Mattes wird bestimmt nichts dagegen haben. Leon freut sich schon auf das blöde Gesicht seiner Mutter und ihrem Freund, wenn er von heute auf morgen einfach auszieht. Und seiner Sehnsucht nach Mattes wird es auch helfen. Eine schöne Männer-WG ohne nervende Eltern und lästige Pflichten
    Doch die Realität sieht ganz anders aus: Mattes scheint gar nicht so begeistert zu sein und dessen Eltern sehen in Leon lediglich einen Schmarotzer. Die schreckliche Frage nach der Zukunft holt Leon auch immer wieder ein. Nur Henri, der Nachbar von gegenüber, wird plötzlich für Leon zur Lichtgestalt. Doch Henri hat eine Freundin. Das hindert Leon aber nicht, den smarten Typ auszuspionieren. Als schließlich Leons Bruder Dennis auftaucht, seines Zeichens Computerfreak, erschließen sich für Leon ganz neue Möglichkeiten der Überwachung. Wie lange aber kann er sein Spiel unentdeckt treiben? Und will er das überhaupt, unentdeckt bleiben?



    Meine Meinung
    Leon ist 19 Jahre alt, hat gerade sein Abi geschafft und hat absolut keine Ahnung, wie es in seinem Leben weiter gehen soll. Sein bester Freund hat mit dem Studium begonnen und Leon fühlt sich ohne Mattes einsam in der Provinz. Sein angespanntes Verhältnis zu seinen Eltern macht das ganze nicht gerade besser.
    Als die dann herausfinden, das Leon schwul ist, packt Leon kurzentschlossen seine Sachen und zieht zu Mattes nach Düsseldorf.


    Mattes scheint aber nicht so ganz glücklich zu sein, das Leon sich bei ihm einnistet. Er kann nur noch an Katja denken, seine Kommilitonin. Die ist zwar vergeben, aber in der Beziehung zwischen ihr und Henri kriselt es. Katja will Kinder und Henri bricht schon bei dem Gedanken daran der Schweiß aus. Als Leon dann zum ersten Mal einen Blick auf Henri wirft, dessen Wohnung gegenüber der von Mattes liegt, ist er sofort verliebt. Fortan spielt Leon völlig verrückt...


    Um das Buch bin ich längere Zeit herumgeschlichen, war dann aber doch zu neugierig. Die vier Hauptpersonen sind allesamt völlig unterschiedlich. Henri ist Bankkaufmann und eher der ruhige, gefestigte Typ. Aber Kinder will er nicht. Vielleicht in 10 Jahren, aber jetzt noch nicht. Katja sieht das ganze etwas anders. Sie ist zwar erst 20, will aber schon bald ein Kind. Mattes will Lehrer werden. Sehr zum Missmut seines reichen Vaters, der Bankier (und Henris Chef) ist. BWL wäre ein viel bessere Fach, findet sein Vater. Leon dagegen hat sich noch gar nicht entschieden, was er machen will. Bis dahin schnorrt er sich bei Mattes durch, aber so langsam dämmert ihm, das er so nicht auf Dauer weitermachen kann.


    Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von drei der Personen - Leon, Mattes und Henri. Jeweils in Ich-Form, wobei zu Glück bei jedem Wechsel der Erzählweise die Person vermerkt ist, die nun erzählt.


    Der Roman selbst hat mich echt umgehauen. Denn das war keine romantische Liebesgeschichte, eher die eines Stalkers. Leon glaubt, das er bei Henri sowieso keine Chancen hat, den der ist schließlich hetero und hat eine Freundin. Also legt er sich auf die Lauer und genießt jeden Moment, in dem er Henri von weitem sieht. Aber das reicht nicht aus. Er spioniert das Paar gegenüber aus, hackt sich in deren PC ein, kopiert den Wohnungsschlüssel und macht es sich in Henris Bett gemütlich, wenn die beiden nicht da sind. Da auch immer wieder aus der Sicht von Henri erzählt wird, bekommt man einen guten Eindruck davon, was das bei Henri und Katja auslöst. Denn natürlich schöpfen die beiden irgendwann Verdacht.
    Beim Lesen bin ich selber immer hin und her gerissen gewesen. Entsetzen über Leons Taten, die aber gleichzeitig auch so humorvoll geschildert waren, das ich trotzdem immer wieder laut auflachen musste. Irgendwie hat es mich aber auch schockiert, das ich überhaupt gelacht habe, denn eigentlich sind Leons Taten nicht lustig. Wenn dann aber aus der Sicht von Henri geschrieben wurde, dann blieb mir das Lachen im Halse stecken.


    Fazit: Ungewöhnlich, aber genial geschrieben. Eine etwas andere Gayromance.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: