Andrea Camilleri - Das Ritual der Rache

  • Kurzmeinung

    Farast
    Abgebrochen, leider habe ich kein Interesse mehr an der Reihe
  • Kurzmeinung

    lazar
    Die 12 Teile davor hätte ich lesen sollen dann wär mir vieles klarer gewesen - so hat mir dieses Buch dann nicht so gut
  • Klappentext:
    Im Umland von Vigàta liegt ein Toter in einem Plastiksack. Wenig später taucht eine Frau im Kommissariat auf, die ihren Ehemann als vermisst meldet.
    Commissario Montalbano fühlt sich an eine Geschichte aus der Bibel erinnert, an den Verrat des Judas. Denn: Der Leichnam wurde in dreißig Teile zerstückelt, im sogenannten Töpferland verscharrt, der Schuss in den Nacken deutet auf Rache wegen Verrats hin, und bei dem Toten handelt sich offensichtlich um einen Fremden.
    Die Tat eines bibelkundigen Mafioso? Oder nur die blühende Fantasie eines Commissario? Eines weiß Montalbano jedenfalls genau: Sein Vize Augello verhält sich derzeit ziemlich merkwürdig und ist ihm nicht gerade eine Hilfe. Wie gut, dass manchmal auch Bücher inspirierend wirken. Zum Beispiel DER ZWEITE KUSS DES JUDAS – von Andrea Camilleri.
    (von der Verlagsseite kopiert)


    Zum Autor:
    Andrea Camilleri, 1925 in dem sizilianischen Küstenstädtchen Porto Empedocle (Provinz Agrigento) geboren, arbeitete lange Jahre als Essayist, Drehbuchautor und Regisseur sowie als Dozent an der Accademia d’arte drammatica Silvio D’Amico in Rom. Dort lebt er mit seiner Frau Rosetta in dem Stadtteil Trastevere im Obergeschoss eines schmucken Palazzo, wobei er seinen Zweitwohnsitz in Porto Empedocle in Sizilien nie aufgegeben hat. Sein literarisches Werk, in dem er sich vornehmlich mit seiner Heimat Sizilien auseinandersetzt, umfasst mehrere historische Romane, darunter „La stagione della caccia”, 1992, „Il birraio di Preston”, 1995, und „La concessione del telefono”, 1998, sowie Kriminalromane. In seinem Heimatland Italien bricht er seit Jahren alle Verkaufsrekorde und hat auch bei uns ein begeistertes Publikum gefunden. Mit den Romanen um den Commissario Salvo Montalbano eroberte er auch die deutschen Leser im Sturm, und seine Hauptfigur gilt inzwischen weltweit als Inbegriff für sizilianische Lebensart, einfallsreiche Kriminalistik und südländischen Charme und Humor. (von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeines:
    Originaltitel: Il Campo del Vasaio
    Erstmals erschienen 2008 bei Sellerio Editione, Palermo
    18 Kapitel auf 282 Seiten
    Wie alle Krimis der Reihe wird auch dieser Band aus der Sicht Monalbanos in der dritten Person erzählt. Die Besetzung bleibt die gleiche, die Kollegen auf der Polizeiwache Vigàta, Freundin Livia in Fernbeziehung, die Pathologen, die Chefs und sein Lieblingsgegner von der Presse.


    Inhalt:
    Montalbano fühlt sich nicht mehr wohl in seiner Haut, weder im privaten, noch im beruflichen Leben: Jedes Telefongespräch mit Livia endet im Streit, und Mimi Augello verhält sich aggressiv und distanziert und gibt ihm, Montalbano, die Schuld daran. Überdies merkt er, wie sein jugendlicher Elan schwindet und sich das Alter mit den ersten Zipperlein meldet. Nur noch die lukullischen Genüsse trösten, und sein Verstand arbeitet unverdrossen mit glasklarer Logik und abenteuerlichen, aber richtigen Schlussfolgerungen. Wenn also eine Leiche mit Genickschuss gefunden wird, deutet dies auf einen Racheakt der Mafia hin. Oder einen Mörder, der seine Tat der Mafia in die Schuhe schieben will. Auf krummen Wegen, mit Mauscheleien und Hinterlist begibt sich Montalbano an die Ausklärung des Verbrechens.


    Eigene Meinung / Beurteilung:
    Ein Camilleri-Krimi, in dem nichts mehr so richtig prickelt. Nicht für den Protagonisten, dessen Verhältnis zu Livia auf alltägliche Telefon-Distanz abgekühlt ist und der sich mit sich selbst und Mimi per Brief auseinandersetzt. Und nicht für den Leser, dessen Interesse für die Aufklärung des Mordfalls nur häppchenweise bis zum letzten Drittel gefüttert wird. Auch sein leiblicher Appetit wird vernachlässigt: Erhielt man in den ersten Bänden im Anhang die Rezepte zu den Köstlichkeiten, die Montalbano sich in seiner Lieblingstrattoria auftischen oder von seiner Haushälterin in den Kühlschrank stellen lässt, muss man sich hier mit der Bezeichnung der Speisen begnügen.
    Was wieder einmal überzeugt und amüsiert: Die zum Teil überzeichneten Figuren und die Dialoge. Und die Beziehung zwischen Autor und Hauptfigur. Rief Montalbano in einer der Erzählungen aus „Die Nacht des einsamen Träumers“ seinen Schöpfer an, um sein Missfallen an einer Geschichte auszudrücken, greift er diesmal zu einem von dessen Büchern und holt sich dort Rat.
    Dass sich scheinbar belanglose Vorkommnisse mit dem Mordfall im Mittelpunkt verknüpfen, ist ein beliebtes Stilmittel vieler Krimis, auch des vorliegenden: Eine Frau, die beinahe von einem Auto überfahren und anschließend von dessen Fahrer beschimpft wird, ein 20 Jahre alter Rachemord des Paten, Augellos permanent schlechte Laune – zunächst kann sich Montalbano (und mit ihm der Leser) keinen Reim darauf machen, bis seine Geistesblitze die Teilchen zusammensetzen.
    Am Ende überrascht nicht die Person des Täters, sondern Montalbanos Strippenzieherei im Hintergrund, durch die er den Fall quasi lösen lässt.


    Fazit:
    Ein kniffliger Krimi, der erst im letzten Drittel Spannung aufbaut.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)




  • Es ist wirklich erstaunlich, wie der mittlerweile hoch betagte Andrea Camilleri ein gutes Buch nach dem anderen schreibt. Denn es sind ja nicht nur die vielen Bände über den Commissario Salvo Montalbano aus Vigata, die eine große Lesergemeinde erfreuen, sondern auch seine teilweise kleinen Romane, zuletzt etwa sein bei Kindler 2012 erschienener Roman „Der Bahnwärter“ sind literarisch anspruchsvolle Bücher.

    Der hier vorliegende neue Montalbano-Roman ist in Italien schon 2008 erschienen, und das lässt hoffen, dass Andrea Camilleri trotz hohem Alter uns noch etliche weitere dieser unvergleichlichen Krimis schenken wird. Während viele andere Reihen nach etlichen Jahren unter einer ausgezehrten Langeweile leiden, hier sei insbesondere Donna Leons Reihe um den Venezianer Brunetti genannt, bleibt Camilleri auf seinem gewohnt hohen Niveau. Ein seit etlichen Bänden älter werdender Montalbano setzt sich nicht nur immer wieder mit dieser Tatsache auseinander und tritt nicht nur in seinem Beruf etwas kürzer, sondern er wird weiser, philosophischer, selbstkritischer. Seine unvergleichliche Art, seine Fälle zu lösen, werden immer tiefsinniger und gleichzeitig unspektakulärer.

    Hatte man in den vergangenen Jahren immer mal wieder den Eindruck, seine Fernbeziehung zu seiner auf dem italienischen Festland lebenden Freundin könnte in ein verbindlicheres Fahrwasser geraten, glaube ich mittlerweile, dass Salvo sich auch in den nächsten Büchern auf keine wirkliche feste Beziehung einlassen wird und kann.

    Er ist mit seiner Heimat verwachsen; aber auch mit den Menschen, mit denen er seit Jahren zusammenarbeitet und von denen einer im vorliegenden Buch in ganz ernsthafte persönliche und berufliche Zwickmühlen gerät.

    Der Fall selbst ist ein Meisterstück. Camilleri gelingt es ganz hervorragend, die Methoden der klassischen alten Mafia zusammenzubringen mit einem seiner eigenen Werke „Der zweite Kuss des Judas“, das Montalbano gelesen hat, und dessen Semiologie ihn schlussendlich zur Lösung eines spannenden Falles führt, von dem hier nichts weiter verraten werden soll.

    Lesen Sie selbst ein wirklich empfehlenswertes Buch, auf weiter sehr hohem Camilleri`schem Niveau.