Jaume Cabré, Das Schweigen des Sammlers / Jo confesso

  • Ich gebe zu dass ich dies natürlich ebenfalls nicht alles präsent hatte. Da ich jedoch dieses Buch auf meinem E-Reader habe ist es mit der Suchfunktion sehr einfach bestimmte Textstellen, Begriffe usw. zu ermitteln und kann diese dann womöglich interpretieren. :)
    Allenfalls wäre es sicher sehr interessant diesen Roman in einer Leserunde zu lesen, jedoch mir persönlich fehlt es im Moment einfach an der Zeit denn der Roman ist doch recht anspruchsvoll. :-k
    LG
    Serjena

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Also ich habe das Buch so gut es ging aufmerksam gelesen, aber Gertruds Rolle und ihren Bezug zu Adrià habe ich auch nicht gesehen. Vielleicht wird so etwas erst bei einem zweiten Lesedurchgang ersichtlich.



    Gegen eine Leserunde hätte ich auch nichts, das Buch bietet genug Diskussionsstoff, allerdings habe ich im Moment auch nicht die Zeit dafür und da ich es erst gelesen habe auch nicht die Lust dafür.
    Aber zu einem späteren Zeitpunkt bin ich gerne dabei. :)

  • Nun endlich meine Meinung dazu. Ich hoffe, dass es nicht zu konfus ist, aber hier hatte ich wirklich Schwierigkeit einigermaßen etwas hinzubekommen.



    Adrià Ardevols Faszination gehört der Sprache, der Kultur und der kostbaren Geige seines Vater, einer echten Storioni namens „Vial“.
    Heimlich tauscht er sie eines Tages gegen seine Übungsgeige aus um sie seinem besten Freund Bernat, ebenfalls ein passionierter Geiger, vorzuführen.
    Als er die Storioni später zurücklegen möchte, sind der Geigenkasten mit Adriàs Geige und der Vater verschwunden.
    Adrià plagen Schuldgefühle als er erfährt, dass sein Vater brutal ermordet wurde, denn in ihm keimt der Verdacht, dass das nur wegen der Geige geschah.
    Viele Jahre später versucht Adrià als Gelehrter und Sammler das Geheimnis von „Vial“ und deren Herkunft zu ergründen und stößt dabei auf eine dunkle Vergangenheit, zu der auch Adriàs Vater seinen Teil beigetragen hatte.
    Es fällt mir sehr schwer meine Meinung zu Jaume Cabrés neuestem Werk „Das Schweigen des Sammlers“ zu formulieren, da es mich einerseits begeisterte, andererseits aber schon fast in den Wahnsinn trieb.
    Cabrés Bücher erfordern zunächst einmal aufmerksames Lesen, da er, besonders in diesem Buch hier, die Perspektiven ohne Ankündigung wechselt, oftmals in einem einzigen Satz, so dass der Leser nicht mehr weiß von wem nun die Rede ist.
    „Das Schweigen des Sammlers“ umfasst dazu in seiner Fülle mehrere Jahrhunderte (angefangen im 14.) und erstreckt sich bis in die Gegenwart. Das erschwert zusätzlich das Lesen, denn so viele Geschichten und Facetten es enthält, so viele Protagonisten treten auf den Plan und trotz eines übersichtlichen Charakterverzeichnisses weiß man nicht immer gleich wer nun wer ist und was er mit Adrià und seiner Geige zu tun hat.
    Besonders am Anfang ist die Geschichte sehr verwirrend und beinahe hätte ich nach 100 Seiten aufgegeben, da viel vermeintlich unnötiges erzählt wird und Cabré oft sehr ausschweifend wird.
    Deswegen würde ich dieses Buch schon einmal nicht als Einstieg in Cabrés Werke empfehlen, denn wenn man den verwirrenden und scheinbar chaotischen Schreibstil des Autors nicht kennt, kann man in diesem Buch verloren gehen.
    Ich habe aber trotzdem weitergelesen, da Cabrés Erzählstil mich wieder gefangen genommen hat und die Geschichte auch mehr und mehr Fahrt aufnahm.
    Dennoch ist in dem Buch so viel Stoff enthalten, dass ich durchaus der Meinung war, das man ¼ hätte wegkürzen können. Diese Meinung habe ich am Ende hin revidiert, da diese Unmengen an Stoff durchaus seine Berechtigung und seinen Sinn hatten.
    Denn trotz der Verwirrung, der ärgerlichen Handlungssprünge und der Unmengen an Stoff hat mich „Das Schweigen des Sammlers“ dennoch in seinen Bann gezogen und emotional sehr berührt. Heikle Themen wie Auschwitz und die Judenverfolgung kommen zu Sprache und Cabré schildert schonungslos und berührend von diesen Grausamkeiten ohne jeglichen Kitsch.
    Eigentlich ist „Das Schweigen des Sammlers“ ein ungerechtes Buch und man würde sich einiges anders wünschen. Dann würde aber die Glaubwürdigkeit abhanden kommen und das wäre für mich schlimmer.
    Die Personen sind so facettenreich und tiefgründig wie die Handlung selbst. Man kann sie nicht wirklich in irgendwelche Schubladen stecken.
    Letztendlich kann ich nun aber auch nicht sagen, dass mir dieses Buch bisher am besten von Jaume Cabré gefallen hat, da mich „Die Stimmen des Flusses“ thematisch doch mehr ansprach.
    Dieses Buch fand ich aber anspruchsvoller, facettenreicher und berührender, wobei ich beide Bücher zum Vergleich natürlich noch einmal lesen muss und werde, denn eines wird hier auch klar, so genau und aufmerksam man das Buch auch liest, alle Details und Zusammenhänge kann man einfach nicht erfassen und deswegen passt Cabrés Ausdruck für dieses Buch auch ganz gut, nämlich, dass es „unvollendet“ ist.
    Somit bleibt wieder viel Raum für Spekulation und ein teils unbefriedigter Leser, der sich nun die Zähne ausbeißen darf :wink:


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :thumleft:

  • Vielen Dank für eure schönen Rezis!


    Ich habe "Das Schweigen des Sammlers" zu Weihnachten geschenkt bekommen und Anfang Februar damit zu lesen begonnen, doch jetzt, nach ca. 100 Seiten, habe ich beschlossen das Buch abzubrechen - nicht, weil es mir nicht gefällt, ganz im Gegenteil!
    Anfangs haben mich die vielen Szenenwechsel sehr verwirrt, da sie nicht durch Absätze gekennzeichnet sind, sondern einfach von dem einen auf den anderen Satz wechseln. Hat man sich aber in das Buch vertieft, kommt man recht gut damit klar, vor allem weil diese nie aus dem Zusammenhang gerissen wirken, sondern sich zu einer ganzen Geschichte ergänzen. Dafür ist dem Autor meine Bewunderung sicher! Allerdings ist es kein Roman, den man einfach mal so schnell wegliest. Der anspruchsvolle Schreibstil erfordert die ganze Aufmerksamkeit und Zeit des Lesers und genau darin liegt mein Problem: Es fällt mir schwer meine Gedanken auf die Geschichte zu konzentrieren, da momentan die Schule und der damit verbundene Stress im Hinblick auf die kommenden Prüfungen im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund habe ich jetzt das Buch abgebrochen um zu einem späteren Zeitpunkt wieder neu damit beginnen und so dem "Schweigen des Sammlers" gerecht werden zu können. Bis dahin bleibt mir immerhin die Vorfreude darauf :wink:

  • Bevor ich das Buch erst neulich hier unter diesem mehr als komischen und wieder einmal veränderten deutschen Titel, der nahezu einen Sinnzerfall bedeutet (ärgert mich sehr!) entdeckte, hatte ich schon viel davon hier im französischen Literaturbetrieb davon gehört. Wo es richtigerweise mit « Confiteor » übersetzt wird, bzw sogar der lateinische Begriff des « Schuldbekenntnisses » gebracht wird (und das im laizistischen Frankreich!): « Ich bekenne (Gott, dem Allmächtigen)... » Dieses Motiv durchzieht sich tatsächlich durch das Buch, soweit ich es gelesen habe, und findet sich in den verschiedensten Perioden und Geschichten wieder, so unterschiedlich und unzusammenhängend sie zunächst mal ausschauen mögen. Ja, wenn man doch… seine Schuld bekennen könnte, würde… ! Aaaber schreit man in die Leere mit seinem Durst? Alles ist verschlungen. Ein Schweigen und Abwinken baut auf ein anderes auf, verweist woanders hin.


    Aber ich gebe auch Euren ersten Eindrücken absolut Recht : Anfangs hatte ich den Eindruck, entweder vor einer komischen oder schlechten Übersetzung zu sein, oder aber überhaupt nichts zu verstehen. Da gibt es Perspektiv- und Zeitenwechsel innerhalb eines Satzes, unangekündigte Sprünge, die nirgendwo gekennzeichnet sind. Man muss sich wohl einlesen. Und die Bemerkung eines Freundes half mir : das erst einmal hinzunehmen während eines ersten Teiles des Buches. Danach würde langsam mehr Klarheit entstehen.


    Nun, ich machte mir erste Eindrücke, fand Freude an der Kreativität des Autors, doch war vor der Länge des Buches schier erschlagen. Ich war bei nicht mal einem Drittel angekommen nach dreieinhalb Wochen Lesen (oder so). Im Moment bin ich nicht bereit, in ein einziges Buch soviel Zeit zu investieren. Aber nicht um auf « mehr Bücher » zu kommen, sondern auch weil ich bemerkt habe, dass mir die kürzeren Formen entgegenkommen. Wer sich in einer gestrafften Form gut ausdrücken kann tut es mir im Moment mehr an.


    Mein Abbruch ist nicht eine Feststellung eines « dummen Buches », aber vielmehr eine eigene derzeitige Inkapazität mich auf einen solchen Umfang einzulassen, wenn meine Lesezeit arg begrenzt ist. Vielleicht also später?