Doris Bezler: Schlaf still, mein Mädchen

  • Die Autorin:
    Doris Bezler ist seit mehr als 20 Jahren mit Leib und Seele Lehrerin und heute als stellvertretende Schulleiterin tätig. Sie schreibt seit vielen Jahren, oft auch Geschichten für ihren eigenen Unterricht. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei erwachsenen Kindern in Bad Soden/Taunus. "Schlaf still, mein Mädchen" ist ihr erster Kriminalroman.


    Klappentext:
    Das kindliche Flehen, das aus allen Richtungen zu kommen schien, verebbte nur langsam und ließ sie wie gelähmt vor Angst zurück.
    Nach ihrer Scheidung wohnt Maren mit ihrer siebenjährigen Tochter Julia in einem abgelegenen Dorf im Hintertaunus. Überfordert von den neuen Lebensumständen, hat Maren immer öfter einen Alptraum, in dem ein Kind um Hilfe schreit. Als sie zufällig erfährt, dass in dem Ort vor einigen Jahren ein kleines Mädchen spurlos verschwand, stellt sie mit wachsender Unruhe selbst Nachforschungen an. Doch da hat Julia schon längst die Bekanntschaft eines freundlichen Mannes gemacht …


    Inhalt:
    Die Trennung von ihrem Mann Rolf ist Maren alles andere als leicht gefallen. Und dass sie nun allein mit ihrer kleinen Tochter Julia in dem riesigen Haus in dem winzigen Taunusdörfchen wohnt, anstatt dass sie eine schöne Stadtwohnung hat und in der Nähe all ihrer Freunde ist, macht es auch nicht einfacher. Richtig schlimm wird es aber, als Maren immer wieder von der schlimmen Geschichte hört, die hier vor drei Jahren passiert ist. Die kleine Melanie verschwand eines Tages plötzlich und obwohl alles darauf hindeutet, dass sie einem Verbrechen zum Opfer fiel, konnte der Fall nie gelöst und das Mädchen nie gefunden werden. Unwillkürlich macht Maren sich immer öfter Sorgen um Julia, die für ihr Alter ziemlich keck ist und es auch mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau nimmt. Hier und da erzählt das Mädchen schon mal Geschichten, die nicht ganz der Wahrheit entsprechen, und sie findet im Dorf tatsächlich auch einen Freund, von dessen Freundschaft sie ihrer Mutter lieber nichts erzählen möchte – schließlich soll es ein Geheimnis bleiben…
    Maren selbst lernt auf einer ihrer Joggingrunden dann auch jemanden kennen – Thorsten Steiner ist Journalist und obwohl Maren anfangs ein komisches Gefühl bei ihm hat, sieht sie ihn öfter und beginnt, ihn immer mehr zu mögen, vor allem auch deswegen, weil er sich von Anfang an richtig gut mit Julia versteht, die ihn am liebsten gar nicht mehr gehen lassen würde. Doch es wird auch schnell klar, dass mit Thorsten irgendetwas nicht stimmt – und Maren weiß nicht, ob sie ihm wirklich trauen kann.


    Meine Meinung:
    “Schlaf still, mein Mädchen” ist ein guter Krimi, den ich innerhalb kurzer Zeit gelesen habe, was natürlich schon mal für das Buch an sich spricht. Marens neues Leben in dem kleinen Dorf, der ewige Dorftratsch um die verschwundene Melanie, das alles wird gut erzählt und trägt dazu bei, dass man sich von Anfang an darüber im Klaren ist, dass der Täter noch da ist und dass er es auf Julia abgesehen hat. Sehr selten, aber sehr effektiv nimmt Doris Bezler auch die Täterperspektive ein und lässt ihre Leser in der Gedankenwelt des Unbekannten umherstreifen. Hinsichtlich seiner Motive begegnet einem zwar nichts, was man nicht auch aus anderen Krimis schon kennt, aber “Schlaf still, mein Mädchen” ist ohnehin kein Thriller, der Effekthascherei betreibt oder das ganz große Neue heraufbeschwört.
    Man kann das Buch eigentlich auch sehr gut als Buch über Beziehungen lesen. Maren, die tief verunsichert ist und sich nicht wieder verletzen lassen will, hat zu ihrem Exmann ein angespanntes Verhältnis, bei dem man aber anfangs noch sicher ist, dass sie ihn trotz allem zurücknehmen würde. Im Verlaufe des Buches zeigt sich, dass deutlich mehr dahintersteckt und dass die Autorin sich viele Gedanken zu den beiden Figuren gemacht hat. Darüber hinaus gibt es noch Thorsten, zu dem Maren auch ein Verhältnis hat, das nur als kompliziert bezeichnet werden kann. Im Hinblick auf diese Konstellation hat mir das Ende sehr gut gefallen, weil es unerwartet und überhaupt nicht abgedroschen war.
    Der Fall um die vermisste Melanie wird natürlich im Verlauf der Handlung auch noch gelöst, wenn auch etwas plötzlich, nachdem die Geschichte lange etwas in den Hintergrund getreten war. Mit der Krimihandlung war ich manchmal etwas unzufrieden, weil es da durchaus hätte schneller vorangehen können, zumindest an einigen Stellen.
    Wenn “Schlaf still, mein Mädchen” sicherlich auch nicht das beste Buch des Jahres in meiner Hitliste wird, steht in jedem Fall fest, dass es ein richtig guter und gut erzählter Krimi ist, der die Menschen und ihre Geschichten gut abbildet und der spannend ist, obwohl einige Wendungen schnell vorhersehbar sind. Meine Amazon-Recherchen haben ergeben, dass dies das einzige Buch ist, das Doris Bezler veröffentlicht hat – ich hoffe, dass das nicht so bleibt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vielen Dank für die Rezi, Strandläuferin.
    Da ich nicht allzu weit vom Taunus entfernt wohne und mich immer freue, wenn ich Krimis aus der Frankfurter Umgebung finde, wandert das Buch sofort auf meine WuLi.

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    2016 gelesen: 20
    Aktueller SuB: 248




  • Ich muss gestehen, ich kenne mich im Taunus überhaupt nicht aus. :-, Wie es ja oft so ist: was vor der Haustür liegt kennt man kaum. :uups: Ich finde es halt nur immer sehr schön, wenn man die ganzen Ortsnamen kennt und zumindest grob weiß wo die Orte liegen.

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