Hélène Grémillon - Das geheime Prinzip der Liebe

  • Inhalt:


    Buecher.de



    Paris, 1975. Camilles Mutter ist bei einem Autounfall gestorben. Unter den Beileidsschreiben findet Camille einen rätselhaften Brief von einem Unbekannten, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt: von Annie, der großen Liebe des Verfassers. Camille glaubt an eine Verwechslung, doch in den nächsten Tagen kommen weitere Briefe. Sie erzählen von der jungen Malerin Annie und ihrer wohlhabenden Gönnerin, die seit langem vergeblich versucht, schwanger zu werden. Aus Dankbarkeit erklärt sich Annie bereit, ein Kind für sie zu empfangen und zur Welt zu bringen. Doch was gut gemeint war, wird bald zur Quelle von Eifersucht, Misstrauen und Hass, und irgendwann ist Annie spurlos verschwunden ... Camille begreift allmählich, dass diese Geschichte aus den Briefen weit mehr mit ihr zu tun hat, als ihr lieb ist.




    Meine Meinung:


    Paris 1975. Nach dem Unfalltod von Camilles Mutter bekommt Camille neben den ganzen Beileidsschreiben einen seltsamen Brief von einem Unbekannten, der ihr darin die Geschichte von Annie erzählt, seiner großen Liebe.
    Camille glaubt zuerst, dass es sich dabei um eine Verwechslung handeln muss, doch bald kommen weitere Briefe an sie.
    Annie, ein junges mittelloses Mädchen aus der Champagne mit der Liebe zur Malerei, trifft auf ihre wohlhabende Gönnerin aus Paris, deren größter Wunsch es ist ein Kind zu bekommen. Jahrelang versuchten ihr Mann und sie es, jedoch ohne Erfolg bis Annie aus Dankbarkeit ihrer Gönnerin gegenüber sich dazu bereit erklärt das Kind für sie auszutragen.
    Diese Entscheidung wird aber immer schwieriger und komplizierter je näher der Geburtstermin rückt und Annies Gönnerin zeigt bald von Eifersucht zerfressen eine andere erschütternde Seite, die für Annie und das Kind weitreichende Folgen hat.
    „Das geheime Prinzip der Liebe“ von Hélène Grémillon erzählt eine Geschichte in die viele unterschiedliche Menschen verwickelt sind und die sowohl berührend als auch erschütternd ist.
    Camille erfährt von einer Wahrheit, die auf verschiedene Briefe aufgeteilt ist und diese Briefe werden aus den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten erzählt.
    Mir gefiel Grémillons leichte und poetisch angehauchte Sprache sehr und auch Spannung und Interesse meinerseits über die wahren Hintergründe der Briefe waren ausreichend vorhanden.
    Dennoch fand ich eine Sympathisierung mit den Personen sehr schwierig.
    Über Camille, die genau so unwissend ist wie der Leser, erfährt man nur wenig und das was man über sie erfährt ist nicht ausreichend um sie richtig als Charakter wahrzunehmen.
    Annie dagegen fand ich dann sehr greifbar, ihre Art und Naivität behagten mir aber überhaupt nicht. Ihre Passivität war dann einfach nur unerträglich und sie gehört zu denjenigen, die man am liebsten wachrütteln würde.
    Alle anderen Figuren waren mir dann in ihrer egoistischen Art entweder zu selbstgerecht und abstoßend oder einfach nur farblos. Es gab für mich somit keine Figur, die mir irgendwie zugesagt hätte.
    Ab einem gewissen Punkt waren die Geschichte und das Ende für mich dann sehr vorhersehbar und das Ende wurde dann zusätzlich noch sehr kitschig und etwas abrupt.
    Letztendlich hat mir „Das geheime Prinzip der Liebe“ aber vor allem wegen der schönen bildhaften Sprache und der berührenden Geschichte gut gefallen, war dann aber auch kein Highlight, da das Zwischenmenschliche etwas kurz kam.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Da ich anfangs mit dem Klappertext nich so klarkam (soviel personen) habe ich mir mal wieder ein rezensions-video gesucht und habe dabei ein sehr schönes video bei youtube entdeckt:


    http://www.youtube.com/watch?v=htyi9ETIuOM


    So wird einem die Struktur dieses Buches sehr schön erklärt, und der, der die Geschichte in einer Geschichte liebt, sollte das Buch unbedingt lesen.

    „Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist.“
    Elias Canetti



    mein Profil auf LOVELYBOOKS.de

  • Titel und Cover des Buches "Das geheime Prinzip der Liebe" von Hélène Grémillon haben vorrangig den Ausschlag gegeben, mich für diesen Roman zu entscheiden. Ich bin kein Fan von kitschigen Liebesgeschichten, und deshalb war ich, was den Inhalt betrifft, zunächst eher skeptisch. Meine Befürchtungen legten sich aber schnell. Bereits nach ein paar Seiten bin ich vollkommen in die Geschichte versunken, um erst am Schluss wieder aufzutauchen.


    Die Geschichte dreht sich zum einen um Camille, die 1975 nach dem Tod ihrer Mutter geheimnisvolle Briefe erhält, und zum anderen um Louis, der Camille besagte Briefe schreibt. Louis schreibt über seine große Liebe Annie, die für ihre enge Freundin Elisabeth zur Zeit des 2. Weltkrieges ein Kind austrägt.
    Ob und welche Zusammenhänge zwischen Camille und den von Louis berichteten Ereignissen bestehen, erfährt der Leser nach und nach, wenn auch auf verschlungenen Pfaden.


    Da es Hélène Grémillon auf perfekte Art und Weise versteht, Wendungen und Überraschungen ins Geschehen einzubauen, werden jegliche Vermutungen des Lesers ständig über Bord geworfen, und somit bleibt die Spannung durchgängig erhalten.
    Die Autorin benutzt Zeitsprünge und wechselt den Ich-Erzähler dermaßen geschickt, dass die gesamte Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet wird und sich die Auflösung langsam zu einem kompletten Bild zusammensetzt.
    Freundschaft, Liebe, Hass, Verrat, Rache und andere durchaus menschliche Eigenschaften sind zentrale Themen des Romans, die dem Leser in einer anspruchsvollen, gefühlvollen und zugleich direkten Sprache nahe gebracht werden.
    Ebenso nahe ist der Leser den Figuren, die detailliert und wirklichkeitsnah gezeichnet sind, ausgestattet mit wahren Emotionen und nicht übertriebener Dramatik.
    Besonders gelungen empfand ich die Schilderungen aus der Zeit des 2. Weltkrieges sowie dessen Auswirkungen auf die französische Bevölkerung. Dahingegen hat mir die atmosphärische Dichte in der Gegenwart zum Teil etwas gefehlt. Außerdem wird meiner Meinung nach Camille's Situation zum Ende hin zu schnell und lückenhaft abgehandelt.
    Mit dem Ende hatte ich allerdings in der Form nicht gerechnet. Es setzt dem beeindruckendem Roman jedenfalls ein Sahnehäubchen auf und rundet ihn ab.


    "Das Prinzip der Liebe" hat mir packende und bewegende Lesestunden beschert. Das Buch wird zu den wenigen Büchern gehören, das ich bestimmt ein zweites Mal lesen werde.

  • Als die Ich-Erzählerin des vorliegenden Romans im Paris des Jahres 1975 die schreckliche Nachricht vom tödlichen Autounfall ihrer Mutter erhält, ist sie natürlich erschüttert. Camille weiß seit einigen Wochen, dass sie schwanger ist, und möchte im Gegensatz zu ihrem Partner das Kind sehr gerne behalten. Als sie die eintreffenden Beileidsschreiben beginnt durchzusehen, ahnt sie noch nicht, dass ein anonymes Schreiben darunter ist, dem in den folgenden Wochen und Monaten weitere folgen werden. Briefe, in denen es unter anderem auch um Schwangerschaften geht. Durch Unfruchtbarkeit unmögliche Schwangerschaften und geliehene Schwangerschaften.

    Schon der ersten Brief, in dem der offensichtlich männliche Autor von seiner Freundschaft und Liebe zu einem Mädchen namens Annie berichtet, weckt in Camille eine leise Ahnung davon, dass die Geschichte, die hier erzählt wird, etwas mit ihr selbst zu tun haben könnte.

    Mit jedem neuen Brief, die ganz regelmäßig ankommen, wird diese Vermutung zu einer immer sichereren Gewissheit. Die Briefe erzählen die Geschichte des armen Mädchens Annie, die in einem Dorf in der Champagne aufwächst und die zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die Bekanntschaft einer sehr wohlhabenden Frau aus Paris macht, die vorübergehend mit ihrem Mann, einem Journalisten, aufs Land gezogen ist. Bald wird auch klar, warum. Sie hat über viele Jahre vergeblich versucht, schwanger zu werden und möchte auf dem Land Abstand bekommen.

    Annie ist bald jeden Tag im Haus der reichen Frau und entfremdet sich so ihrem Freund seit Kindertagen, der bald als der Autor der Briefe sich entpuppt. Eines Tages erzählt die Frau Annie von ihrem Leid und die macht ihr einen verhängnisvollen Vorschlag. Weil sie so dankbar ist für die Fürsorge der Frau aus Paris, erklärt Annie sich von sich aus bereit, ein Kind für sie zu empfangen und es zur Welt zu bringen.

    Der Leser ahnt schon früh, dass so etwas nicht gut gehen kann, und tatsächlich wird die ganze Sache zu einer Quelle von Eifersucht, Verrat und Hass. Atemlos und die geschickt eingesetzte Spannung kaum ertragend, liest man sich von Seite zu Seite durch eine Geschichte, die immer verwickelter wird. Denn jeder neue Brief, den Camille erhält, bringt neue Informationen. Und irgendwann begibt sie sich selbst auf die Suche nach ihrer, so wird ihr immer klarer, eigenen Geschichte.

    Besonders nachdem sie erfahren hat, dass Annie nach der Geburt ihres Kindes spurlos verschwunden ist, beginnt Camille den verborgenen Hinweisen in den vielen Briefen, die sie erhalten hat, auf die Spur zu kommen.

    Immer mehr bislang verdeckte oder unbekannte Einzelheiten kommen ans Licht bis zu einem wahrlich überraschenden Ende, das der Leser niemals für möglich gehalten hätte. Mit großer erzählerischer Meisterschaft hat Helene Gremillon einen Roman mit einem außergewöhnlichen Sinn für Spannung geschrieben, der sich liest wie ein Thriller, aber auch einfühlsam erzählt von dem Drama kinderloser Frauen, einer geliehenen Schwangerschaft und der Suche nach den eigenen Wurzeln.

    Ein Buch, das man bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legt, bis man atemlos mit einem Ende konfrontiert wird, das tief berührt.



  • "Eine bedingungslose Liebe, die sich in den Wirren des Zweiten
    Weltkriegs verliert. Eine junge Malerin, die für ihre Gönnerin ein Kind
    bekommt. Eine Frauenfreundschaft, die in Hass umschlägt."


    Nach
    dem Tod ihrer Mutter 1975 erhält Camille zahlreiche Kondolenzbriefe.
    Unter diesen ist ein Brief ohne Absender in welchem die Geschichte von
    Annie und Louis erzählt wird.
    Zuerst vermutet Camille, dass der
    Absender sich in der Person geirrt hat, danach hält sie den Brief für
    das Werk eines Autors der sein Buch von ihr veröfftlichen lassen möchte.
    Doch um so mehr Briefe sie erhält und um so tiefer sie in die
    Geschichte von Louis und Annie eintaucht lässt sie die Vermutung nicht
    mehr los, dass sie mit den Briefen doch mehr zu tun haben könnte als sie
    zu Beginn vermutet hatte.


    Das Buch ist kein kitschiger Liebesroman sondern ein Roman welchen man vor lauter Spannung nicht mehr aus der Hand legen möchte.
    Es ist zu keiner Zeit langweilig und bietet jede Menge Wendungen und neue Ereignisse.
    Die Übersetzung von Claudia Steinnitz ist sehr gelungen.
    Das
    Einzige was ich anfangs als minimal "störend" empfand war, dass die
    Briefe der Geschichte von Annie und Louis normal gedruckt waren, während
    die Zeit von Camille kursiv gedruckt ist. Normalerwiese kennt man das
    ja andersrum und somit war es zu Beginn etwas ungewohnt ;)


    Meiner Meinung nach ist die Geschichte für Jung und Alt, für Frauen aber auch für Männer fesselnd.
    Ich werde diese Autorin nach diesem Debüt nicht mehr aus den Augen lassen ;)

  • Vor ein paar Tagen habe ich das Buch beendet und es hat mir sehr gut gefallen! :thumleft: Da kann ich Coco90 in allen Punkten zustimmen. Anfangs hatte ich erst ein wenig Bedenken, aber die haben sich komplett in Luft aufgelöst. Die Personen fand ich sehr gut gezeichnet und vor allem haben mir die unterschiedlichen Sichtweisen der Ereignisse gefallen, was gut gezeigt hat, dass jeder so seine eigene Wahrheit hat. Aber trotzdem kann man die Beweggründe der Personen bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dann wird es natürlich schwer sich so eine Situation vorzustellen. Das Ende hat auch gut dazu gepasst und hat sich teilweise schon etwas angedeutet. Insgesamt war es für mich eine sehr spannende und bewegende Geschichte! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Viele Grüße
    Aventurin


    :study:Rebecca Gablé - Hiobs Brüder


    SuB: 92 / Gelesen 2016: 7

  • Bei Camille, Mitte 30, ist gerade viel im Umbruch. Gerade hat sie ihre Mutter verloren, und sie ist schwanger, doch der Kindsvater ist nicht sehr begeistert darüber. Und dann tauchen auch noch diese Briefe in ihrer Post auf, ohne Absender, ohne Unterschrift, eine Art Lebensbeichte in Episoden, verfasst von einem gewissen Louis.


    Camille hat keine Ahnung, wer das sein könnte. Sie weiß nur, was sie aus den Briefen erfährt: dass er von Kindheit an in Annie, eine begeisterte Malerin, die an schwerem Asthma litt, verliebt war, dass er zu Beginn des 2. Weltkrieges gerade erwachsen geworden war und dass Annie zu diesem Zeitpunkt bei einer reichen Gönnerin wohnte und sich mit ihr auf einen fragwürdigen Handel einließ - sie sollte für die stets nur Madame M. genannte Frau, die sich seit Jahren nichts sehnlicher wünschte als ein Kind, ein Baby austragen.


    Wider Willen ist Camille gebannt von Louis' Schilderungen und liest mit Entsetzen, wie das einst gute Verhältnis zwischen Annie und Madame M. in brennende Eifersucht und bitteren Hass umschlägt, während sie sich immer noch fragt, wieso ausgerechnet sie diese Briefe bekommt.


    Was sich anhört wie ein typischer Plot für einen leichten Unterhaltungsroman, bietet sich hier in einem lakonischen, fast etwas spröden Tonfall dar, wie man ihn oft bei französischen Autoren findet. Dadurch bleiben die Figuren, insbesondere Camille, zunächst auf Distanz zum Leser, es dauert eine Weile, bis man in die Geschichte hineinfindet, und manche Details wirken anfangs gewollt oder aber übermäßig geheimnistuerisch, wie etwa die abgekürzten Orts- oder Nachnamen.


    Im weiteren Verlauf der Handlung wirkt dann einiges weniger aufgesetzt, weil man merkt, dass es für diese Art der Darstellung gute Gründe gibt. Die Distanz zu den Protagonisten bleibt jedoch durch das ganze Buch hindurch erhalten. Insbesondere Madame M. fällt durch ihre extremen und in diesem Ausmaß schwer nachvollziehbaren Gefühlslagen auf. Ihr fanatischer Kinderwunsch ist Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens und fördert erschreckend heftige Emotionen zutage, die in ihrer Kompromisslosigkeit schwer zu ertragen sind.


    Der Weg zur Auflösung des Geheimnisses um die Briefe ist spannend, wirkt aber manchmal ein wenig konstruiert und die Bewertung der "Indizien" nicht immer schlüssig. Der kühle, sachliche Erzählstil weckt eher wenig Sympathie für die Figuren, doch die verstörend-aufwühlende Geschichte von Madame M., Annie und ihrem "gemeinsamen" Kind bleibt schon durch die Heftigkeit der geschilderten Gefühle dennoch im Gedächtnis.


    Den deutschen Titel finde ich übrigens mal wieder fürchterlich. Das Original heißt ganz schlicht "Le confident", "Der Vertraute".