Ernest Cline - Ready Player One

  • Nach dem Lesen dieses Buchs kann ich den Hype darum, ehrlich gesagt, nicht so ganz nachvollziehen. Auch ich habe mir hier ein bisschen mehr erwartet.

    Zu Beginn der Geschichte werden dem Leser erstmal unzählige Situationen, Orte und Personen vorgestellt, so dass die eigentliche Handlung auf den ersten 100 Seiten gleich Null beträgt. Das haben andere Autoren schon deutlich besser hinbekommen.


    Nachdem die Handlung dann endlich Fahrt aufnimmt lässt sich die Geschichte gut lesen und es ist auch interessant zu verfolgen, wie Wade, die Hauptfigur aus dessen Sicht die gesamte Geschichte erzählt wird, auf die Lösung der einzelnen Rätsel kommt, andere Personen kennenlernt und mit diesen interagiert. Dabei werden viele Bezüge zu den 80er Jahren eingebaut, egal ob es um Videospiele, Filme, Musik oder Büchern aus dieser Zeit geht. Gerade was die Videospiel- und Computertechnik aus dieser Zeit betrifft, wurden für meinen Geschmack dann doch zu viele Fachbegriffe verwendet, die man zwar kennt, wenn man sich mit den 80ern auskennt, aber heutzutage schon lange nicht mehr Up to Date sind. So wirkt der Text manchmal unnötig kompliziert.


    Im späteren Verlauf der Handlung bedient sich der Autor dann häufiger eines Kniffs, der mich wirklich geärgert hat. Wenn Wade mal in eine brenzlige Situation gerät, zaubert er plötzlich irgendeinen Kniff aus dem Ärmel, den er angeblich schon einige Zeit vor der Szene vorbereitet hatte, von der im Buch bis hierhin aber nie die Rede war. Das Verwenden einer solchen Deus ex Machina raubt der Geschichte jegliche Spannung. Leider wird dieser Kniff immer häufiger angewandt, umso mehr sich die Geschichte dem Ende nähert. Das wirkt so, als wenn dem Autor schließlich noch Dinge einfallen, die er besser schon vorher hätte einbauen sollen.


    Was die Welt OASIS betrifft, so blieb mir die Beschreibung dieser auch zu wage. Da hat mir die Welt in Tad Williams' Otherland-Tetralogie deutlich besser gefallen. Auch die technischen Möglichkeiten einer solchen Welt konnte Williams deutlich realistischer und in sich logischer darstellen. Das war mir in diesem Buch zuviel Stückwerk.


    Der Schreibstil ist sehr simpel gehalten und lässt sich bis auf die Nerdfachbegriffe sehr leicht verfolgen. Man merkt, dass der Autor selbst ein Nerd der 80er ist und dieses Buch sein Erstlingswerk.


    Ich habe lange überlegt wie ich dieses Buch bewerten soll. Lange Zeit habe ich zu 3,5 Sternen tendiert. Aber da der Autor es geschafft hat, die Geschichte zu einem befriedigendem und logischen Ende zu bringen, habe ich mich doch noch dazu durchgerungen, trotz der vielen stilistischen Fehler, dem Buch knappe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: zu geben. Allerdings muss ich nochmal erwähnen, dass mir Geschichten, die sich auch um Computerspiele oder -welten drehen, wie z.B. das bereits erwähnte Otherland von Tad Williams oder auch Erebos von Ursula Poznanski, deutlich besser gefallen haben.

  • Mir hat das Buch generell sehr gut gefallen und ich bin richtig gerne in die Spielewelt eingetaucht, aber mit dem Deus ex machina hast Du recht, den fand ich auch etwas überstrapaziert. Spannend fand ich es persönlich trotzdem.


    Otherland ist ein ganz anderes Kaliber, alleine schon vom Umfang her - wobei ich das manchmal fast ein bisschen zuuuu ausschweifend empfunden habe.

  • Mir hat das Buch unter dem Strich ja auch gefallen. Vier Sterne, wenn auch nur knapp, sind ja nicht so schlecht. Was einem halt schnell im Gedächtnis hängenbleibt sind die negativen Dinge. Das ist mir selbst aufgefallen, als ich einen Tag später meine Rezi nochmal gelesen habe. :wink: Dabei fällt mir noch ein Punkt ein, der mich ebenso gewundert hatte. Für das Alter der Protagonisten haben sie erstaunlich viele Spiele gezockt, Filme geschaut und generell Wissen angesammelt. Diese Menge ist bis zu diesem Alter kaum zu schaffen, selbst wenn sie von klein auf in der OASIS eingeloggt waren. Es sei denn ihr Tag hat 48 Stunden oder mehr. Das schien mir auch noch etwas übertrieben zu sein. Aber im Großen und Ganzen war es schon ein nette Geschichte, aus der man meiner Meinung noch etwas mehr hätte machen können.


    Natürlich ist Otherland ein ganz anderes Kaliber. Hier hat sich der Autor eben auch die Zeit und den Platz genommen, um diese Welt in sich logisch und nachvollziehbar darzustellen. Allerdings hat er dies in die Geschichte besser eingebunden. Aber ich gebe dir Recht, dass es, vor allem im vierten und letzten Band, manchmal etwas zu ausführlich war. So sind es ja auch am Ende vier Bände geworden. Aber die haben mir unter dem Strich wirklich ausgesprochen gut gefallen.

  • Ich hatte auch großen Spaß an Otherland, ich habe nur blöderweise einen oder zwei Bände in einer unglücklich lesezeitarmen Phase gelesen, da wurde es dann irgendwann mal nervig. Aber für Otherland spricht, dass ich mich an einige Charaktere noch blendend erinnern kann.


    Ready Player One hat mich einfach super unterhalten, meine nostalgische Ader angesprochen und mich ziemlich gefessselt. Aber ja, ich sehe durchaus auch Deine Kritikpunkte ... und manchmal geht es mir auch so, dass ich in der Rezension mehr auf das eingehe, was mich genervt hat, weil das leichter zu beschreiben ist als das, was ich gut fand.


    Und 3,5 bzw. 4 Punkte ist ja auch wahrlich nicht schlecht als Bewertung.

  • Ich habe RPO vor ca. einem halben Jahr gelesen. Ich finde es von der Thematik als auch von der Story im speziellen sehr außergewöhnlich (im positive Sinne). Sehr gute Unterhaltung! Das ist jedenfalls ein Buch, dass ich noch sehr lange im Gedächnis behalten werde. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    P.S. Ich mag besonders Bücher, die von der Story her einzigartig sind. Findet man nicht so oft. Daher kann ich leider auch nicht mehr so oft Krimis oder Thriller lessen, da ich immer das Gefühl habe, dass ich das schon mal gelesen habe.

  • Hatte mich wirklich auf das Buch und den Film gefreut, doch muss ich sagen ich wurde sowas von enttäuscht. Das ganze Buch liest sich immer wieder wie eine Aufzählung von Dingen aus den 80ern ohne dass in der Story dann wirklich etwas passiert. Leider fühlt es sich an als wollte der Autor einfach schnell auf den aktuellen "Retro Hype" aufspringen und dass ist ihm ja auch gelungen da es hierfür reicht eben die Dinge mit ihren Namen zu nennen und der Leser fühlt sich sofort gut da er sich an seine Jugend/Kindheit erinnert fühlt. Ich habe die meisten Spiele, Bücher &Filme die hier immer wieder in einer langen Liste aufgezählt werden selbst alle gesehen ich brauche keine Liste um mich zu erinnern!


    Ein wenig mehr Story hätte dem Buch gut getan, den es war ja alles dafür da und wurde einfach ungenutzt liegen gelassen.

  • ### Inhalt ###

    Erde, irgendwann Mitte des 21. Jahrhunderts. Alle Schreckensszenarien der vergangenen Jahrzehnte sind eingetreten: Kriege, Hunger, Arbeitslosigkeit, Klimakatastrophe. Viele Menschen leben in Armut. Die meisten verleben ihr desolates Leben in der OASIS, einer von dem Milliardär James Halliday geschaffenen virtuellen Realität. Auf seiner Website hat er schon vor vielen Jahren verkündet, dass derjenige sein gesamtes Vermögen von 300 Milliarden Dollar erhalten soll, der das Easteregg findet, das man nur finden kann, wenn man drei Schlüssel in der OASIS entdeckt hat. Einer von den OASIS-Gängern ist Wade Watts, ein armer Junge, der in den Stacks lebt, verwahrlosten Wohnwagensiedlungen am Rande der großen Städte. Ihm gelingt, woran schon niemand mehr geglaubt hat: Er findet den Kupferschlüssel, den ersten Schlüssel zum Easteregg.



    ### Meinung ###

    Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Halliday hat in seiner OASIS-Simulation einen besonderen Fokus auf die Welt der 80er Jahre gelegt, in denen er selber aufgewachsen ist. Halliday hat in der OASIS selber einen Char namens Anorak und es existiert ein sogenannter "Anoraks Almanach", in dem dieser in loser Reihenfolge über alles, was er in seinem Leben geliebt hat spricht: Filme, Musik, Computerspiele, auch Brettspiele wie D&D. Für die OASIS-Gänger und die Jäger nach dem Ei ist es eine Bibel, die die meisten von ihnen auswendig kennen. Wer selbst aus dieser Zeit kommt wird seine Freude mit dem Buch haben. Ich selber bin Jahrgang 76 und ich bin mit vielen 80er Jahre Filmen groß geworden, die ich auch heute noch zu den besten überhaupt zähle wie "Zurück in die Zukunft", "Terminator", "Conan, der Barbar" etc. Auch habe ich gerne und viel auf meinem Commodore 64 Sachen gespielt wie Wonderboy, Boulderdash, Bubble Bubble usw. usf. In dem Roman gibt es viele weitere Referenzen auf Filme, Spiele, aber auch auf die damalige Comuter- und Hardwaretechnik. Zwei Referenzen, die ich noch nicht kannte, habe ich mir beim Lesen des Romans auch zu Gemüte geführt, nämlich "War Games" und "Der blaue Kristall". Dabei ist mir aufgefallen wie naiv liebenswert auf zwischenmenschlicher Ebene die Filme damals waren, nicht so stakkatohaft schnell und stahlcool wie heute.

    Die Idee einer Onlinesimulation, in der sich Menschen nur mit ihren virtuellen Avataren treffen, sich aber selbst nie in der Realität sehen, bietet Raum für viele interessante Gedanken. Im Roman gewinnt Wade ja auch einige Freunde, mit denen er zusammen auf die Suche nach dem Ei geht. Irgendwann trifft er sie auch in Realität und die Erfahrung, die er dabei macht ist ein Eyeopener für ihn. Ich selber habe eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht und sie war für mich auch einschneidend.

    Teilweise ist das Buch schon etwas superlativ: Wade als großer Fan von Halliday und allem aus seiner Zeit hat ja geradezu ALLES gelesen und geschaut. Er hat die Filme, Bücher und Spiele nicht einmal, nicht zehnmal, nein oft hunderte Male geschaut und gelesen und gespielt, sodass er Filme, Bücher und Spiele oft im Schlaf rückwärts flöten kann, übermenschlich würde ich sagen^^ Nichtsdestotrotz eine klare Leseempfehlung von mir.



    ### Fazit ###

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:


    Ein Roman über die Kultur der 80er, der Filme, der Musik, der Brett-, Computer- und Onlinespiele. Aber auch eine interessante Anregung über das Leben in virtuellen Welten und deren Folgen.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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