Nach dem Lesen dieses Buchs kann ich den Hype darum, ehrlich gesagt, nicht so ganz nachvollziehen. Auch ich habe mir hier ein bisschen mehr erwartet.
Zu Beginn der Geschichte werden dem Leser erstmal unzählige Situationen, Orte und Personen vorgestellt, so dass die eigentliche Handlung auf den ersten 100 Seiten gleich Null beträgt. Das haben andere Autoren schon deutlich besser hinbekommen.
Nachdem die Handlung dann endlich Fahrt aufnimmt lässt sich die Geschichte gut lesen und es ist auch interessant zu verfolgen, wie Wade, die Hauptfigur aus dessen Sicht die gesamte Geschichte erzählt wird, auf die Lösung der einzelnen Rätsel kommt, andere Personen kennenlernt und mit diesen interagiert. Dabei werden viele Bezüge zu den 80er Jahren eingebaut, egal ob es um Videospiele, Filme, Musik oder Büchern aus dieser Zeit geht. Gerade was die Videospiel- und Computertechnik aus dieser Zeit betrifft, wurden für meinen Geschmack dann doch zu viele Fachbegriffe verwendet, die man zwar kennt, wenn man sich mit den 80ern auskennt, aber heutzutage schon lange nicht mehr Up to Date sind. So wirkt der Text manchmal unnötig kompliziert.
Im späteren Verlauf der Handlung bedient sich der Autor dann häufiger eines Kniffs, der mich wirklich geärgert hat. Wenn Wade mal in eine brenzlige Situation gerät, zaubert er plötzlich irgendeinen Kniff aus dem Ärmel, den er angeblich schon einige Zeit vor der Szene vorbereitet hatte, von der im Buch bis hierhin aber nie die Rede war. Das Verwenden einer solchen Deus ex Machina raubt der Geschichte jegliche Spannung. Leider wird dieser Kniff immer häufiger angewandt, umso mehr sich die Geschichte dem Ende nähert. Das wirkt so, als wenn dem Autor schließlich noch Dinge einfallen, die er besser schon vorher hätte einbauen sollen.
Was die Welt OASIS betrifft, so blieb mir die Beschreibung dieser auch zu wage. Da hat mir die Welt in Tad Williams' Otherland-Tetralogie deutlich besser gefallen. Auch die technischen Möglichkeiten einer solchen Welt konnte Williams deutlich realistischer und in sich logischer darstellen. Das war mir in diesem Buch zuviel Stückwerk.
Der Schreibstil ist sehr simpel gehalten und lässt sich bis auf die Nerdfachbegriffe sehr leicht verfolgen. Man merkt, dass der Autor selbst ein Nerd der 80er ist und dieses Buch sein Erstlingswerk.
Ich habe lange überlegt wie ich dieses Buch bewerten soll. Lange Zeit habe ich zu 3,5 Sternen tendiert. Aber da der Autor es geschafft hat, die Geschichte zu einem befriedigendem und logischen Ende zu bringen, habe ich mich doch noch dazu durchgerungen, trotz der vielen stilistischen Fehler, dem Buch knappe zu geben. Allerdings muss ich nochmal erwähnen, dass mir Geschichten, die sich auch um Computerspiele oder -welten drehen, wie z.B. das bereits erwähnte Otherland von Tad Williams oder auch Erebos von Ursula Poznanski, deutlich besser gefallen haben.