Elizabeth Kostova - Die Schwanendiebe

  • Der Psychiater Andrew Marlow teilt seine Arbeitszeit zwischen seiner Privatpraxis und einer psychiatrischen Klinik auf. In diese Klinik wird eines Tages der Maler Robert Oliver eingeliefert, nachdem er in der Washingtoner National Gallery ein Gemälde mit einem Messer attackieren wollte. Der Versuch, Oliver die Beweggründe für seine Tat zu entlocken, gestaltet sich äußerst schwierig, da der Maler seit dem Tag seiner Einlieferung kein Wort mehr spricht. Seine Tage verbringt er mit Malen - wobei so gut wie alle Bilder dieselbe Frau zeigen.


    Marlow spürt, dass es mit dieser Frau eine besondere Bewandtnis hat. Da aus Robert Oliver selbst nichts herauszubringen ist, wendet er sich an die beiden Frauen, die in Roberts Leben eine große Rolle spiel(t)en, und setzt aus deren Berichten und den rätselhaften französischen Briefen, die Oliver mit in die Klinik gebracht hat, das Bild einer faszinierenden , aber auch schwierigen und geradezu fanatischen Persönlichkeit zusammen.


    Auf einer zweiten Handlungsebene dreht sich das Buch um die französische Malerin Béatrice de Clerval, die den Impressionisten sehr nahe stand, ihre Werke aber Ende des 19. Jahrhunderts als Frau nicht veröffentlichen konnte, ohne ihren Ruf zu schädigen.


    Ein charismatischer Maler, komplizierte Liebesbeziehungen, ein Psychiater, der alles daransetzt, hinter die Geschichte seines schwierigsten Patienten zu kommen und vor allem in der Vergangenheitshandlung wunderschöne Schauplätze wie das malerische Étretat in der Normandie - wunderbare Zutaten für einen Roman.


    Leider wurde es nicht so geheimnisvoll und aufregend, wie ich mir erhofft hatte. Während Kostova in ihrem Erstling "Der Historiker" ausschweifend zu beschreiben verstand, ohne darüber den Spannungsbogen zu vernachlässigen, gerät sie hier über weite Strecken mächtig ins Schwafeln, ohne wirklich Interesse und Empathie für die handelnden Personen zu wecken. Insbesondere die Figuren um Béatrice de Clerval bleiben für meine Begriffe trotz der Einblicke in ihre Gedankenwelt recht blass.


    Robert Oliver ist gut gelungen, seine widersprüchlichen Charakterzüge und sein nachlässiges Äußeres sind so lebendig eingefangen, dass nachvollziehbar wird, wie er auf Frauen anziehend und abstoßend zugleich wirken kann. Die Frauenfiguren in seinem Leben sind ebenfalls recht gut gezeichnet. Schön auch gelegentlich die Beschreibungen von Gemälden oder Landschaften.


    Schade, dass sich die Handlung trotz aller durchaus dramatischen Ereignisse eher träge dahinschleppt. Auch wenn der Ansatz des Buches nicht uninteressant ist, konnte mich das Buch nur wenig fesseln, und die Auflösung des "Geheimnisses" um Béatrice hat mich nicht überzeugen können. Eine straffere Erzählweise hätte dem Buch definitiv gutgetan.


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