Oliver Pötzsch - Die Henkerstochter und der König der Bettler

  • Autor:


    Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitet seit Jahren als Filmautor für den Bayerischen Rundfunk, vor allem für die Kultsendung "quer". Er ist selbst ein Nachfahre der Kuisls, die 300 Jahre lang die berühmteste Henker-Dynastie Bayerns waren.
    (Quelle: Ullstein-Verlag)



    Die vollständige Reihe im Überblick:


    Die Henkerstochter (2008 )
    Die Henkerstochter und der schwarze Mönch (2009)
    Die Henkerstochter und der König der Bettler (2010)
    Der Hexer und die Henkerstochter (April 2012)



    Zum Inhalt:


    Der Schongauer Henker Jakob Kuisl ist in eine Falle getappt: Bei einem Besuch in Regensburg findet er seine Schwester und den Schwager tot in der Badestube.
    Die Stadtwache verhaftet ihn als Verdächtigen und wirft ihn in den Kerker. Nun drohen ihm, dem Henker, selbst Folter und Hinrichtung. Fieberhaft suchen seine Tochter Magdalena und der Medicus Simon Fronwieser nach dem wahren Täter und stoßen dabei auf ein Komplott, bei dem die Zukunft des Kaiserreichs auf dem Spiel steht.
    (Quelle: Verlagsinfo)




    Eigene Meinung:


    Inhalt in eigenen Worten:


    Der Prolog zeigt eine typische Szene des dreißigjährigen Krieges im Jahre 1637: Eine Gruppe marodierender Söldner überfällt ein Dorf, tötet alles, was sich in den Weg stellt, zündet die Häuser an und vergewaltigt Frauen.


    Das erste Kapitel setzt 25 Jahre später ein, im August 1662. Der Schongauer Henker Jakob Kuisl ist unterwegs von seinem Wohnort Schongau nach Regensburg, wo er seine schwer erkrankte Schwester besuchen möchte. Kuisl ist neben seiner Tätigkeit als Scharfrichter auch Heilkundiger und hat Tinkturen und Heilkräuter im Gepäck, um damit seine kranke Schwester Liesbeth, die mit dem Bader Hofmann verheiratet ist, gesund zu pflegen. Die Reise verläuft nicht ohne Zwischenfälle: Als Kuisl durch das Stadttor treten möchte, wird er ohne Grund festgenommen und muss die Nacht in einer Zelle verbringen. Am nächsten Morgen wir er auf freien Fuß gesetzt und macht sich auf den Weg zu seiner Schwester. Als er das Haus des Baders Hofmann betritt, macht er eine schreckliche Entdeckung. Liesbeth und ihr Mann sitzen mit aufgeschlitzter Kehle in einem Badezuber. Kurz nach ihm stürmen Büttel das Haus und verhaften ihn. Er wird des Mordes am Baderehepaar verdächtigt und in den Turm gesperrt. Da Jakob seine Unschuld beteuert, wird er einer peinlichen Befragung unterzogen, wo er immer grausamere Foltermethoden aushalten muss.


    In einem anderen Erzählstrang lernt der Leser Magdalena Kuisl kennen, Jakobs Tochter. Der Beruf des Henkers gilt als unehrenhaft und deshalb wird die ganze Familie von der Bevölkerung gemieden. Magdalena muss sehr viele Demütigungen über sich ergehen lassen und leidet ganz besonders darunter, weil sie in Simon, den Sohn des Medicus verliebt ist. Als sie die Schmach nicht mehr aushalten kann, flieht sie mit Simon aus Schongau nach Regensburg, wo sie sich bei ihrer Tante Liesbeth, der es vor vielen Jahren genau gleich ergangen ist, Unterschlupf erhofft.


    Simon und Magdalena erfahren in Regensburg von der Ermordung der Tante und der Verhaftung des Vaters. Sie stoßen auf Nathan, den König der Bettler, der ihnen mit seinem Netzwerk aus Bettlern und wichtigen Leuten behilflich ist, einem unheimlichen Verbrechen auf die Spur zu kommen, dessen Ursachen weit zurück, bis in den dreißigjährigen Krieg reichen.



    Meine Gedanken zum Buch:


    Oliver Pötzsch vermag es meisterhaft, mit wenigen Worten eine farbenfrohe Szenerie vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. Die Personen werden sowohl vom Charakter als auch vom Aussehen her sehr genau beschrieben. Man sieht förmlich die goldenen Zähne aus dem Mund des Bettlerkönigs Nathan blitzen. Die Kleidung der Protagonisten entspricht ihrem gesellschaftlichen und beruflichen Stand, sodass man schon bei der Erwähnung eines bestimmten Accessoires auf die Person schließen kann, bevor sie noch benannt wird. Ebenso sind die städtebaulichen Besonderheiten von Regensburg sehr anschaulich herausgearbeitet.


    Dieser historische Krimi ist ausgesprochen abwechslungsreich geschrieben. Das Spannungsniveau ist durch verschiedene Erzählperspektiven und Rückblenden durchwegs hoch und man gewinnt interessante Einblicke in das Leben und die Politik einer sehr wichtigen Stadt im Vorfeld des sehr entscheidenden Reichtags von 1654.


    „Die Henkerstocher und der König der Bettler“ ist der dritte Teil der Reihe um den Schongauer Henker, der tatsächlich gelebt hat und als Vorfahr des Autors, Oliver Pötzsch gilt.


    Für mich was dieses Buch der erste Kontakt mit der Reihe um den Henker Kuisl. Ich hatte aber überhaupt keine Verständnisschwierigkeiten, die Personen sind alle ausführlich genug eingeführt und erwachen förmlich zum Leben. Selbstverständlich ist es für den optimalen Genuss immer von Vorteil, wenn man eine Reihe in der vorgesehenen Reihenfolge liest.
    Ich habe bereits jetzt den Henker Kuisl und seine Familie ins Herz geschlossen und freue mich auf den 4. Teil der Serie, der noch im Frühling 2012 mit dem Titel „Der Hexer und die Henkerstochter“ erscheinen wird.



    Zum Hörbuch:


    Von historischen Romanen lese ich eigentlich immer das Buch. Aber in letzter Zeit stöbere ich in der Bücherei immer öfter auch bei den Hörbüchern. Es besteht aus 6 CDs mit gekürzter Lesung. Ich kann leider nichts darüber sagen, wo die Auslassungen zu finden sind. Für mich war der Inhalt durchgehend leicht verständlich und ich habe nichts vermisst.


    Das Hörbuch wird gelesen von Michael Fitz. Seine leicht dialektgefärbte Sprache passt wunderbar zu Jakob Kuisl und seinen Leuten und ist genau die richtige Art, diese Bücher fürs Ohr zu präsentieren. Die Kapitel werden durch eine Ansage von Zeit und Ort zur Orientierung sowie durch stimmungsvolle Musik oder eine passende Geräuschkulisse eingeleitet, was diesem Hörbuch eine ganz besondere Note verleiht.



    Ich vergebe diesem Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!