Holly-Jane Rahlens - Everlasting: Der Mann, der durch die Zeit fiel

  • Everlasting - Der Mann, der aus der Zeit fiel von Holly-Jane Rahlens



    Kurzbeschreibung von amazon.de
    Man schreibt das Jahr 2264. Gefühle sind unerwünscht, die Liebe ist ausgestorben. Die Geburtenrate ist gefährlich gesunken. Der junge Historiker und Sprachwissenschaftler Finn Nordstrom, Spezialist für die inzwischen tote Sprache Deutsch, erhält den Auftrag, die 250 Jahre alten Tagebücher eines jungen Mädchens aus dem Berlin des 21. Jahrhunderts zu übersetzen. Öde, findet er. Und albern. Doch dann ist er zunehmend fasziniert von dem Mädchen, das quasi vor seinen Augen erwachsen wird. Schließlich soll Finn in einem Virtual-Reality-Spiel in der Zeit zurückreisen, um das Mädchen zu treffen. Ohne es zu wissen, wird er damit zum Versuchskaninchen der Spieleentwickler. Warum schicken sie ausgerechnet ihn, den Fachmann für tote Sprachen, in die Zeit kurz vor Ausbruch der Großen Epidemie? Und was ist das für ein sonderbares Gefühl, das ihn überkommt, wenn er der jungen Frau begegnet? Bald muss Finn sich entscheiden – für die Liebe oder für die Zukunft ...



    Anmerkung zum Buch
    Zeitreise ist ein Thema, das schon oft behandelt wurde und wenn man mal ehrlich ist, hat sich der ein oder andere schon so einige Male gewünscht, selbst einmal in der Zeit zu reisen, um neugierig Mäuschen zu spielen, oder irgendwas in seiner eigenen Vergangenheit anders zu machen. Ob es nun Fluch oder Segen ist, dass die Wissenschaft bislang keine Möglichkeit gefunden hat, uns in der Zeit herumreisen zu lassen, weiß ich nicht, der Gedanke an die Möglichkeit, es zu tun, hat jedoch etwas Faszinierendes und so habe ich mich voller Neugierde in dieses Abenteuer gestürzt und mich von der Reise in der Zeit begeistern lassen. Und nun stellt sich mir die Frage, wie ich über dieses Buch schreiben soll, ohne dabei zu viel über die komplexe Handlung der Geschichte zu verraten.


    Hauptprotagonist und gleichzeitig Erzähler dieser Geschichte ist Finn. Allerdings hält er sich dabei nicht, wie in den meisten anderen Büchern üblich, an nur eine Erzählperspektive, sondern führt den Leser in die Geschichte ein, indem er von sich selbst in der dritten Person spricht und wechselt gegen Mitte des Buches in die Ich-Perspektive. Das mag sich nun vielleicht ein bisschen seltsam und verwirrend anhören, ist es aber nicht. Einmal in die Geschichte abgetaucht, hat man sich schnell daran gewöhnt und wenn man der Handlung folgt, ist die Wahl der Perspektive und der spätere Wechsel nur eine logische Schlussfolgerung.


    In Finn findet der Leser einen sympathischen, authentischen und glaubwürdigen Charakter. Mag seine Art, uns an seiner Geschichte teilhaben zu lassen, zunächst auch für eine gewisse Distanz zu ihm sorgen und sowohl ihm als auch seinen Mitmenschen einen Hauch von Kälte verleihen, so lernt man doch bald genau das zu schätzen und genießt es, Zeuge seiner Veränderung zu werden, seine Gedanken zu lesen und seinen Zwiespalt zwischen pragmatischer Welt und dem Ich mitzuerleben. Als Historiker hat er ein großes Interesse an den Geschehnissen der Vergangenheit und als ihm als Speziallist für die tote Sprache Deutsch das Angebot gemacht wird, einen Fund etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, ist sein Interesse schnell geweckt. Allerdings guckt er nicht selten blöd aus der Wäsche, als es sich bei diesem ominösen Fund um ein pinkes Tagebuch eines 13-jährigen Mädchens handelt, die ihre i gerne mit Herzchen schmückte und ihre O nur mit Smiliegesicht für vollkommen gehalten zu haben schien.
    So wenig der Lauf der Handlung auch für actionreiche Spannung sorgen und den Leser damit in Atem halten mag, so sehr bringt sie ihn zum Schmunzeln und entlockt ihm sogar hier und da einen herzhaften Lacher. Das ist dem Umstand zu verdanken, dass Finn als Historiker zwar durchaus nicht unwissend ist, was die Vergangenheit angeht, doch blieb ihm während seines Studiums dann doch einiges verborgen und so muss sich der junge Mann mit der Frage auseinandersetzen, was zum Teufel DSDS ist. Vielleicht eine Droge, wie sein Freund dank der Ähnlichkeit zu LSD und dergleichen vermutet? Und wer oder was sind Barbie, Ken und Hubba Bubba? Und was sich die armen Mädchen in der Vergangenheit doch mit Sorgen um ihre Brüste herumschlagen mussten, während sich in seiner Zeit jeder ein neues Paar im Bodyshop kaufen kann! Oh was habe ich gelacht während des Lesens! Finn ist einfach der perfekte Charakter für die Hauptrolle in diesem Buch. Männlich, Ende 20, lebt viele Jahre voraus in der Zukunft und glaubt nicht an die wahre Liebe. Und ausgerechnet ihm wird die ehrenvolle Aufgabe zuteil, ein pinkes Mädchentagebuch voller Herzchen und Smilies, überschäumenden Gefühlen, Schmachterei und Gemeckere zu lesen, zu übersetzen und daraus so viele Informationen wie möglich über die Verfasserin herauszufinden. Während des Lesens hatte ich ständig das Bild von ihm vor Augen, wie er pflichtbewusst seiner Arbeit nachkommt, hier und da über merkwürdige Begriffe stolpert, diese nachschlägt oder Freunde um Hilfe bittet bis er nach und nach einen immer stärkeren Draht zu der Verfasserin verspürt. Wie ein Elefant im Porzellanladen kam er mir manchmal vor und das ist keineswegs negativ gemeint, viel mehr hat genau das den Charme dieser Geschichte ausgemacht, seinen Charme.
    Eliana ist ein Charakter, den der Leser zunächst -ebenso wie Finn- nur durch ihre Tagebücher kennenlernt, was ich persönlich als sehr erfrischend empfunden habe. Das war ein kleines bisschen so, als wenn ich heute selbst in meinen Tagebüchern aus frühen Teenagerzeiten lesen und mir in Gedanken zurückholen würde, was damals, als 13-jährige, für mich noch die Welt bedeutet hat oder zu dessen Untergang führte. Mit jedem neuen Tagebuch der Protagonistin lernen wir sie ein bisschen besser kennen, werden Zeugen ihrer Entwicklung, teilen ihre Freude und ihren Schmerz bevor wir Eliana schließlich persönlich gegenüberstehen. Doch auch Charaktere wie Rouge und Doc-Doc haben diesem Buch ihren Stempel aufgedrückt, es zu dem gemacht, was es ist, dem Leser dabei geholfen, die neue Welt zu verstehen und ihn gleichzeitig sowohl zu amüsieren als auch zu verwirren.


    In der hier erschaffenen Welt hat der Fortschritt seinen Lauf genommen und die Welt, wie wir sie kennen, hat sich drastisch verändert. Das eigene Ego ist den Menschen fremd, gelebt wird nur noch für die Gemeinschaft, Krankheiten werden im Nu ausgemerzt, Körperteile, die beschädigt sind oder einfach nicht gefallen, können im Handumdrehen erneuert werden und selbst Raum und Zeit setzen den Menschen im Jahr 2264 keine Grenzen mehr. Doch auch, wenn sich die Bürger der Erde bester Gesundheit erfreuen können und das Leben als Teil des pragmatistischen Systems für Frieden und Zufriedenheit sorgt, so gibt es in dieser Welt doch ein Problem: die stetig sinkende Geburtenrate. Und genau das ist Ausgangspunkt für Manipulation und ein Spiel, bei dem nichts geringeres als Finns Herz der Einsatz ist. Dafür hat Autorin Holly-Jane Rahlens leise Töne gewählt, Töne, die scheinbar unbemerkt ihre Fäden durch das Buch ziehen und am Ende zu einem stimmigen Ganzen zusammenlaufen. Dabei habe ich es sehr begrüßt, dass das manipulative Spiel, welches in Finns Rücken stattgefunden hat und die damit zusammenhängende vollständige Rätsellösung nicht leicht vorhersehbar war und lange Zeit auf sich hat warten lassen.



    Fazit
    Everlasting – Der Mann, der aus der Zeit fiel ist eine gut durchdachte Zeitreisegeschichte voller Witz, Charme, Gefühlen und tollen Charakteren, die für meinen Geschmack viel zu schnell zu Ende ging. Eine Geschichte, die fernab von Kitsch und Schnulz über die Liebe erzählt, darüber, auf sein Herz zu hören und die Hoffnung nicht zu verlieren.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:



    Ürigens war ich mir nicht ganz sicher, wo ich diese Rezension posten sollte. Ein Kinder- und Jugendbuch ist es nicht wirklich, eine einfache Liebesgeschichte auch nicht und Fantasy/Science Fiction trifft ebenfalls nicht so ganz 100%ig zu. :-?

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; arm ist nur, wer nie geträumt hat
    (Marie v. Ebner-Eschenbach)


    :flower:

  • Danke für diese ausführliche Rezi, Jeroena. :thumleft: Das Buch steht schon ganz oben auf meiner Wunschliste und der "Muss-ich-haben"-Gedanke verstärkt sich durch deine Vorstellung nun noch. :shock:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Danke für die Rezi, das klingt wirklich interessant. Auch bei mir wandert das Buch auf die WuLi. :-, Die platzt mir wirklich noch irgendwann aus allen Nähten. O:-)

    :study: Die Shannara Chroniken - Elfensteine - Terry Brooks
    2016 gelesen: 20
    Aktueller SuB: 248




  • Schön, dass du das Buch vorgestellt hast, Jeroena!
    Danke!
    Um ehrlich zu sein, ohne deiner Rezi wäre ich auf das Buch nicht aufmerksam geworden. Wegen des Cover - ist gar nicht mein Geschmack.
    Aber deine Vorstellung hört sich sehr interessant an.

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Zitat:
    “Just wanted to let you know, that the I of my heart says hello to the you of yours.”
    Seite 301


    Meine Meinung:
    Auf dieses Buch bin ich durch die Lesung der Autorin auf der Leipziger Buchmesse aufmerksam geworden. Holly-Jane Rahlens hat so intensiv gelesen, dass ich unbedingt wissen wollte wie die Geschichte weitergeht.


    Zuerst hatte ich etwas Mühe mich in die Sprache hineinzufinden. Die Menschen in der Zukunft sprechen von sich in der 3. Person Singular. Finn sagte also z. B. “Dieser Historiker…” und ich habe mich immer gefragt “wen meint der?” bis ich wieder darauf kam, dass er von sich selber redet. In dieser Art des Redens hatte ich mich dann aber relativ schnell eingefunden und das Buch war einfach nur pures Lesevergnügen. Der Schreibstil, die Charaktere, einfach alles hat mich angezogen.


    Als Finn im Laufe des Buches sein Denken verändert und von sich in der 1. Person Singular redet ist diese Umkehr schlüssig. Sie wird über das halbe Buch aufgebaut und ist für die Entwicklung der Geschichte und vor allem des Charakters Finn total logisch. Trotzdem hatte ich zunächst Probleme mich hineinzufinden. Nach einem halben Buch ist man so daran gewöhnt, dass die Figuren von sich in der 3. Person reden, dass es einem ganz komisch vorkommt sie plötzlich “ich” sagen zu hören. Interessante Erfahrung.


    Gänsehaut gab es bei mir ganz massiv zu Beginn der Seite 353, warum kann ich an dieser Stelle nicht verraten, da ich dann zu viel erzählen würde. Lest selbst!


    Ich muss gestehen, dass ich gar nicht so eine ausführliche Rezension zu dem Buch schreiben kann, denn dieses Buch kann man nicht beschreiben, man muss es erleben. Es hat mich in seinen Bann gezogen, berührt, gefesselt… Everlasting bekommt von mir die seltene Ehre 5 Punkte zu erhalten. Für mich ein Meisterwerk, welches man einfach gelesen haben muss.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Danke für Deine tolle Rezi, Jeroena.
    Das Büchlein ist letzt auch in mein Blickfeld gehuscht. Und jetzt landet es ganz weit oben auf meiner Wunschliste.
    Hört sich nach sehr viel Humor und auch Tiefgang an. Eine tolle Kombi!

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Irgendwie hat mich „Everlasting“ aufgrund seines Klappentextes sofort angesprochen. Ich bin ja immer auf der Suche nach besonderen Geschichten, nach Ideen, die es so noch in keinem Buch gab. Nun gibt es ja schon einige Zeitreiseromane auf dem Büchermarkt, aber dennoch strahlte „Everlasting. Der Mann, der aus der Zeit fiel“ auf den ersten Blick etwas Besonderes aus und ich konnte dem Buch einfach nicht widerstehen. Und ich bin mehr als froh, es auch gelesen zu haben.


    In dem Buch steckt nämlich viel mehr als „nur“ ein Zeitreiseroman. Natürlich steht die Zeitreisegeschichte im Vordergrund, aber das Buch ist so detailreich und fantasievoll, dass man es kaum beschreiben kann. Das Buch spielt 250 Jahre in der Zukunft und der Autorin ist es gelungen, das Leben im Jahr 2264 auf eine sehr anschauliche und verständliche Weise zu beschreiben. Natürlich hat sich die Technik weiterentwickelt und es wurden rasante Fortbewegungsmittel erfunden. Begriffe wie „Space-Racer“, Moon Zoomer“ oder „Brain Button“ wirken am Anfang etwas befremdlich, aber ihre Bedeutung ergibt sich irgendwann von selbst und man gewöhnt sich einfach an diese technischen Fachbegriffe. Sie kommen auch nicht in übermäßiger Zahl vor, sondern sind wohl dosiert und werden nur an passenden Stellen erwähnt.


    Aber es gibt auch Entwicklungen, die nicht so erfreulich sind. Zum Beispiel ist die Liebe so gut wie ausgestorben, da sie in der Vergangenheit für gebrochene Herzen und Kriege geführt hat. Die Idee mag dem einen oder anderen von euch aus „Delirium“ von Lauren Oliver bekannt vorkommen. Deutsch ist inzwischen eine tote Sprache, kein Wunder, nachdem Europa in einem Großen Feuersturm so gut wie vernichtet wurde. Dazu ist das kleine Wörtchen und Pronomen „Ich“ total verpöhnt und wird nicht mehr verwendet. Gesprochen wird von sich selbst in der dritten Person. Ich würde von mir gerade als „diese Rezensions-Schreiberin“ reden. Klingt das nicht total abgefahren? Aber es passt perfekt zum Buch!


    Die Autorin hat sich einfach unheimlich viel Mühe damit gegeben, die Welt in der Zukunft zu beschreiben. Und dabei geht sie genügend ins Detail, um als Leser alles zu verstehen und der Handlung problemlos folgen zu können. Was die Zeitreisen betrifft, muss man schon ein gewisses Maß an Fantasie aufbringen, um nachvollziehen zu können, wie diese möglich sind. Aber man fühlt sich wirklich von der Autorin an die Hand genommen, so anschaulich beschreibt sie das Leben im Jahr 2264.


    Ein großer Teil des Buches spielt in Berlin und Leser, die diese Stadt schon einmal besichtigt haben, werden die Handlung besonders gut nachvollziehen können, da bekannte Straßennamen und Sehenswürdigkeiten erwähnt und beschrieben werden und Berlin selbst dadurch schon fast zu einer Hauptfigur des Buches wird. Leser, die Berlin noch nicht kennen, werden sicherlich neugierig auf diese Stadt gemacht. Ich selbst war schon mehrere Male in Berlin und es hat mir großen Spaß gemacht, die Stadt mittels dieses Buches erneut zu besuchen. Berlin hat einige Eigenheiten und Besonderheiten, welche die Autorin als Anlass für so manche interessante Begebenheit genommen hat.


    Es gibt viele tolle und interessante Anspielungen auf unsere heutige Zeit, die für die Charaktere des Buches natürlich weit, weit entfernte Vergangenheit ist. So wird zum Beispiel um den Hubba-Bubba-Kaugummi ein großes Phänomen aufgebaut, während die Bücher von J. K. Rowling als britische Klassiker im gleichen Atemzug mit denen von Charles Dickens genannt werden. Ein Quelle-Katalog spielt übrigens auch eine kleine Nebenrolle. Und es wird auch auf ernste Themen unserer Zeit Bezug genommen, nämlich zum Beispiel auf die Diskussion um die negativen Einflüsse von PC-Spielen. Auch in der Zukunft hat sich im Hinblick auf diese Problematik noch nicht viel getan... Und auch die Diskussion Buch – E.Book wird erwähnt. :wink:


    Die Handlung des Buches ist einfach total tiefgründig und vielschichtig und in ihr stecken so viele Details, die es zu entdecken gilt. Die Handlung macht einfach Spaß! Dazu kommt, dass die Autorin einige überraschende Wendungen eingebaut hat, die mich total verblüfft haben. Ich hatte während des Lesens ein paar Aha-Effekte und so manches Puzzleteil hat sich erst nach und nach in das Gesamtbild eingefügt. Die Handlung ist total logisch konstruiert und überzeugt problemlos. Das Buch ist fesselnd und spannend und – ich kann es nur noch einmal wiederholen – macht einfach Spaß!


    Besonders ist aber nicht nur die Handlung, sondern auch der Schreibstil der Autorin. Man merkt dem Buch an, dass Holly-Jane Rahlens es mit einem Augenzwinkern geschrieben haben muss. Denn es gibt so viele humorvolle oder ironische Szenen und Dialoge, die mich oft genug zum Lachen gebracht haben. Dabei wirken diese Lacher aber keinesfalls gestellt oder konstruiert, sondern passen einfach perfekt zur Handlung und den Charakteren. Man nimmt dem Buch seinen Humor mit Leichtigkeit ab. Dadurch war das Lesevergnügen natürlich ein ganz Besonderes und „Everlasting“ gehört auf alle Fälle zu den Büchern, die man immer wieder lesen kann und bei denen man mit jedem erneuten Lesen weitere Details entdeckt, die man vorher vielleicht überlesen hat. Und auch was die Erzählperspektive betrifft, hat sich die Autorin etwas ganz Besonderes einfallen lasse. Das habe ich so noch in keinem Buch gelesen und im ersten Moment war ich etwas verwirrt, aber dann sehr schnell einfach nur total begeistert! Großartig, wie kreativ dieses Buch insgesamt ist!


    Lasst euch übrigens nicht von dem in Rosa- und Pinktönen gehaltenen Cover abschrecken! Das Buch ist definitiv kein Buch für Mädchen! Im Gegenteil: Erwachsene Leser und auch solche des männlichen Geschlechts werden mit diesem Buch ihren Spaß haben. Natürlich deuten die Farben des Covers zusammen mit dem Klappentext aber auf etwas hin, wozu ich auch noch ein paar Worte verlieren möchte: Eine Liebesgeschichte! Ich verrate sicherlich nicht zu viel, wenn ich sage, dass eine solche in diesem Buch vorkommt. Ich muss ja nicht sagen, zwischen welchen Charakteren sie sich entwickelt! :wink: Auf jeden Fall ist diese Liebesgeschichte einfach nur schöööön! Zum Dahinschmelzen! Auch wenn sie natürlich nicht ganz einfach ist! Und: Sie ist völlig kitschfrei! Gefühlvoll und romantisch – ja! Kitschig – nein!


    Jetzt habe ich schon den Schreibstil und die Handlung gelobt, fehlen noch die Charaktere. Diese sind allesamt lebendig und greifbar beschrieben und jeder von ihnen hat liebenswerte Eigenheiten. Finn wächst dem Leser am schnellsten ans Herz. Als männliche Hauptfigur steht er natürlich im Vordergrund, aber auch alle anderen Figuren werden dem Leser schnell sympathisch. Einige von ihnen sind nicht leicht zu durchschauen, spielen dem Leser und Finn etwas vor. Und einige von ihnen durchschaut man auf Anhieb.


    Zusammen mit Finn lernt man als Leser die Tagebuch-Schreiberin kennen und das auf eine ganz besondere Art. Sie taucht am Anfang des Buches nur durch ihre Einträge auf und dennoch wirkt sie von Beginn an lebendig und greifbar und wird schnell zur besten Freundin. Sie charakterisiert sich im Prinzip selbst durch ihre Tagebucheinträge und gemeinsam mit Finn habe ich mich auf jeden weiteren Eintrag gefreut.


    Am Ende ziehe ich leider, leider einen halben Einstein in meiner Bewertung ab. Und zwar wegen der Auflösung des Buches! Gerade auf den letzten Seiten bietet die Handlung ein ziemlich hohes Konfliktpotential, aber irgendwie geht am Ende dann doch alles zu einfach und zu schnell. Hier hätte ich mir einfach ein paar mehr Seiten und ein paar mehr Informationen gewünscht.


    Mein Fazit:


    Ein ganz besonderes Buch, das viel mehr als nur ein Zeitreiseroman ist und einfach komplett begeistert!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Finn lebt im 23. Jahrhundert und ist Junghistoriker bei der Europäischen Universität. Sein Spezialgebiet ist die tote Sprache Deutsch in der Periode kurz vor dem Dark Winter. Diesem ist es zu verdanken, dass ein Großteil der Bevölkerung im 21. Jahrhundert dahingerafft worden ist. Der überlebende Teil hat sich mittlerweile wissenschaftlich weit entwickelt, emotional ist er jedoch arg zurückgeblieben. Mithilfe von Implantaten sind die Menschen in der Lage, jederzeit auf Datenbanken zuzugreifen und miteinander zu kommunizieren. Auch das Ersetzen von Körperteilen ist inzwischen Routine - der Mensch ist nahezu unsterblich. Da die Menschheit nach der Katastrophe nur als Einheit überleben konnte, ist die einzelne Person mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen immer mehr in der Hintergrund gerückt; nur das Wohl der Allgemeinheit zählt. Als Zeichen hierfür sind Wörter wie "ich", "mein" oder "mir" aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden. Leider auch die romantische Liebe, Leidenschaft und Co. Körperliche Liebe dient nur noch der notwendigen Fortpflanzung. Nur wenige Bevölkerungsgruppen haben sich von dieser Lebensweise distanziert.


    Nachdem Finns komplette Familie bei einem Raumflug ums Leben gekommen ist, zieht er sich immer mehr zurück. Dann überrascht ihn seine Freundin Rouge, eine junge Quantenphyiskerin, mit dem Fund mehrerer deutscher Tagebücher aus dem anfänglichen 21. Jahrhundert. Finn wird für die Übersetzung beauftragt und erhält Stück für Stück die Tagebücher. Unter Vortäuschung einer edukativen Spielentwicklung wird Finn in ein Zeitreiseprojekt geschleust, bei dem er ausgerechnet auf die Tagebuchschreiberin, Eliana, trifft. Als er dann letztendlich von dieser Begegnung in einem der Tagebücher liest, erkennt Finn, auf was er sich eingelassen hat. Da er bereits große Zuneigung für Eliana empfindet, will Finn trotz des Verrats an ihm weiter an dem Projekt teilnehmen. Aus Zuneigung wird mehr und Finn ist hin und hergerissen zwischen den Welten. Plötzlich häufen sich seltsame Zufälle und Finn beginnt an der Intention des Projekts und seiner Teilnehmer zu zweifeln. Was wird hier gespielt? Und wem kann er noch vertrauen? Wird Finn und Elianas Liebe am Ende siegen? Und wer ist Lucia?


    Ein toller Roman. Holly-Jane Rahlens schafft es, mich von Anfang an zu fesseln. Die Charaktere sind sympathisch und mit der nötigen Tiefe ausgestattet und man kommt beim Lesen nicht umhin, mit Finn mitzufiebern und zu hoffen, dass er sein Glück findet. Ein spannender Fantasyroman, der nicht nur überzeugen konnte, sondern den ich auch mit Freuden bereits weiterempfehle. Am Ende bleiben viele Fragen offen und ich hoffe sehr, dass Holly-Jane Rahlens eine Fortsetzung schreibt.

    "Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt." Arabisches Sprichwort :study::flower:

  • Der Originaltitel lautet: Infinitissimo - The Man Who Fell Through Time
    Wurde nicht veröffentlicht, dieses Buch gibt es nur deutsch.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Der Originaltitel lautet: Infinitissimo - The Man Who Fell Through Time


    Ich glaube, Originaltitel ist nicht ganz richtig, weil die Autorin das Buch im Original auf Deutsch geschrieben hat, wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege. :-k

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Über das Buch:



    Seiten: 422



    Inhaltsangabe:


    Man schreibt das Jahr 2264. Gefühle sind unerwünscht, die Liebe ist
    ausgestorben. Die Geburtenrate ist gefährlich gesunken. Der junge
    Historiker und Sprachwissenschaftler Finn Nordstrom, Spezialist für die
    inzwischen tote Sprache Deutsch, erhält den Auftrag, die 250 Jahre alten
    Tagebücher eines jungen Mädchens aus dem Berlin des 21. Jahrhunderts zu
    übersetzen. Öde, findet er. Und albern. Doch dann ist er zunehmend
    fasziniert von dem Mädchen, das quasi vor seinen Augen erwachsen wird.
    Schließlich soll Finn in einem Virtual-Reality-Spiel in der Zeit
    zurückreisen, um das Mädchen zu treffen. Ohne es zu wissen, wird er
    damit zum Versuchskaninchen der Spieleentwickler. Warum schicken sie
    ausgerechnet ihn, den Fachmann für tote Sprachen, in die Zeit kurz vor
    Ausbruch der Großen Epidemie? Und was ist das für ein sonderbares
    Gefühl, das ihn überkommt, wenn er der jungen Frau begegnet? Bald muss
    Finn sich entscheiden – für die Liebe oder für die Zukunft ...


    Das Cover:


    Also, ich finde das Cover wunderschön. Es passt richtig zu der romantischen Geschichte, die in diesem Roman ist!


    Die ersten 3 Sätze:


    Finn setzte den Moon Zoomer auf und schaute in den tiefen Nachthimmel.
    Zwischen den schwach glitzernden Sternen konnte er einen Space-Racer ausmachen, der Geologen zum Mars brachte.
    Oder waren sie auf dem Weg nach Hause?


    Aufbau & Schreibstil:


    Es fängt damit an, dass Finn, die Tagebücher einer 13-Jährigen aus dem Jahre 2003 übersetzen soll. Desto weiter die Geschichte geht, desto mehr Tagebücher kommen zum Vorschein und Eliana wird immer älter.
    Das Buch ist flüssig und leicht zu lesen! Ich hatte es innerhalb von 2 Tagen durch.
    Es ist in 2 Schriftarten gehalten! Einmal die normale Form und einmal in Kursiv. Die in Kursiv sind die Tagebucheinträge von Eliana.
    Alles wird aus der Sicht von Finn erzählt. Am Anfang erzählt er von sich in der Dritten Person, aber am Ende, in der Ersten Person, also in Ich-Form!
    Am Anfang fand ich es etwas verwirrend, das Finn nicht Ich sagt, sondern es Umschreibt!
    Ein Beispiel:
    Er sagt nicht: Ich bin bloß neugierig!, sondern: Der Spieler ist bloß neugierig!
    Aber man gewöhnt sich schnell daran!


    Die Protagonisten:


    Es spielen für mich 3 Personen eine wichtige Rolle, in dem Buch, nämlich Rouge, Finn und Eliana.
    Rouge und Finn leben im Jahr 2264 und gehen verschiedene Berufe nach. Rouge ist Physikerin und Finn ist Historiker und Sprachwissenschaftler.
    Rouge fand ich sehr sympathisch und hilfsbereit. Sie war immer für Finn da.
    Finn ist ein Romantiker, obwohl er es nicht weiß. Er ist auch sehr neugierig und möchte für alles eine Antwort wissen.
    Er ist mir in diesem Buch, richtig ans Herz gewachsen und ich musste die ganze Zeit denken, hoffentlich geht alles gut aus.
    Eliana ist die Person. die in den Tagebüchern beschrieben wird. Sie ist eine gute Freundin und Schwester. Sie kommt einen richtig lieb rüber!


    Meine Meinung:


    Ich fand diese Geschichte zwischen Finn und Eliana wunderschön!
    Es war einfach wunderschön zu lesen, wie sich alles aufgebaut hat und das nicht nur, weil die Protagonisten so sympathisch gewesen sind!
    Nein, ich fand es auch erfrischend zu lesen, was in Elianas Leben so vor sich ging! Man merkte richtig an den Tagebucheinträgen, das sie älter wurde!
    Was ich auch toll fand, waren die vielen alltäglichen Sachen, die wir heute für selbstverständlich nehmen, aber die es 2264 nicht mehr gab, wie zum Beispiel
    Hubba Bubba und DSDS.
    Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich immer wissen wollte, wie es in dem nächsten Kapitel weitergeht.
    Ich finde es total schön und es sprüht nur so von Romantik!


    Fazit:


    Eine schöne Liebesgeschichte, die einen sofort in den Bann zieht!


    Über die Autorin:


    Holly-Jane Rahlens kam nach ihrem Studium aus ihrer Heimatstadt New York nach Berlin. Mit Funkerzählungen, Hörspielen und Solo-Bühnenshows machte sie sich dort in den 1980- und 90er-Jahren
    einen Namen. Ihr Jugendbuch Prinz William, Maximilian Minsky und ich (2003 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet) kam 2007 in einer Drehbuchadaption der Autorin ins Kino. Sie lebt
    heute mit ihrer Familie in Berlin-Charlottenburg.


    Wieviel Sterne?


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17

  • Ich glaube, Originaltitel ist nicht ganz richtig, weil die Autorin das Buch im Original auf Deutsch geschrieben hat, wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege. :-k


    Und wozu braucht das Buch dan Übersetzer???
    Von Amazon:
    Holly-Jane Rahlens (Autor), Ulrike Wasel (Übersetzer), Klaus Timmermann (Übersetzer)
    Die Autorin ist New Yorkerin und lebt jetzt in Berlin, das bedeutet aber noch nicht, dass sie deutsch schreibt.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:


  • Und wozu braucht das Buch dan Übersetzer???
    Von Amazon:
    Holly-Jane Rahlens (Autor), Ulrike Wasel (Übersetzer), Klaus Timmermann (Übersetzer)
    Die Autorin ist New Yorkerin und lebt jetzt in Berlin, das bedeutet aber noch nicht, dass sie deutsch schreibt.


    Auf alle Fälle spricht sie aber fließend Deutsch und da das Buch ja wohl auch nur auf Deutsch erhältlich ist... Aber du weißt das bestimmt besser...

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de


  • Auf alle Fälle spricht sie aber fließend Deutsch und da das Buch ja wohl auch nur auf Deutsch erhältlich ist... Aber du weißt das bestimmt besser...

    Ich habe gelesen, dass die Autorin gebürtige New Yorkerin ist, die nun aber in Berlin lebt. Da Englisch ihre Muttersprache ist, hat sie das Buch auch auf Englisch geschrieben (deshalb auch die Übersetzer). Allerdings ist es direkt in einem deutschen Verlag veröffentlicht worden, so dass es keine englische "Originalausgabe" gibt.

  • Finn ist Sprachwissenschaftler und lebt im 23. Jahrhundert. Als Spezialist für die tote Sprache Deutsch, der sogar noch in der Lage ist, Handschriften zu lesen, kommt ihm die Aufgabe zu, die Tagebücher eines Teenagers aus dem frühen 21. Jahrhundert zu entziffern, die man in Norddeutschland gefunden hat. Für die Wissenschaft ist es höchst interessant, ein originales Zeitdokument zu untersuchen, das noch aus der Zeit vor dem "Dark Winter" stammt, bevor eine verheerende Epidemie einen Großteil der Menschen in Europa ausgelöscht hat.


    Die Aufzeichnungen dieser Eliana faszinieren Finn ungemein, sowohl die oft rätselhaften Verweise auf wohl damals alltägliche Phänomene als auch ihre trotz der kindlichen Schrift und der vielen Herzchen häufig tiefsinnigen Gedanken. Immer öfter ertappt er sich dabei, wie er über dieses Mädchen nachdenkt und sich wünscht, sie kennenlernen zu können.


    Und dann passiert das Unglaubliche: Finn und seine Mitbewohnerin Rouge werden als Teilnehmer eines Zeitreiseexperiments engagiert und dürfen in Elianas Heimatstadt Berlin und sogar in ihre Lebenszeit reisen! Nicht nur aus Forschersicht, sondern auch und vor allem auf der emotionalen Ebene ist das für Finn eine echte Offenbarung.


    Mit Zeitreisegeschichten kann man mich einfach immer wieder locken. Besonders mag ich die Momente, in denen da die Welten aufeinanderprallen und der Zeitreisende sich völlig verwirrt den ihm so fremden Lebensumständen gegenüber sieht. Allein schon Finns Eintreffen an einem nicht allzu stillen Örtchen im trubeligen Berlin der 2000er Jahre war ein herrlicher Schmunzelmoment, dem sich noch viele weitere hinzugesellt haben, wenn er durch seine Brille die merkwürdigen Gewohnheiten der Berliner im Jahr 2003 beschreibt.


    Es ist aber kein reiner Zeitreiseklamauk und, obwohl sich Finn natürlich unsterblich in Eliana verliebt, auch mehr als eine Liebesgeschichte. In Finns Welt ist nämlich alles geregelt und durchdacht, das Wort "ich" zu gebrauchen ist völlig verpönt (man redet von sich selbst in der dritten Person), und Gefühle spielen selbst bei der Fortpflanzung nur eine untergeordnete Rolle. Da Finn und seine Zeitgenossen das nie anders kennengelernt haben, bestand auch nie die Notwendigkeit, all das in Frage zu stellen, aber Elianas Tagebuch und die Zeitreisen öffnen ihm plötzlich die Augen für den Wert echter Emotionen und das Wundersame der Liebe.


    Die Mischung aus Ernst und Komik hat mich angesprochen; allerdings war ich von dem Buch unterm Strich nicht ganz so begeistert, wie ich nach den vielen enthusiastischen Rezensionen erwartet hätte, wobei ich nicht genau sagen kann, was mir eigentlich gefehlt hat an dem Buch. Vielleicht waren mir die Figuren einen Tick zu schablonenhaft, die "Moral" ein bisschen zu vordergründig, obwohl ich die Botschaft dahinter absolut unterschreiben konnte, dass nämlich das Leben nicht bis ins Kleinste reguliert werden kann, dass Individualismus etwas Gutes ist und Gefühle nicht die schlechtesten Ratgeber.


    Finns und Elianas plötzlich füreinander entbrannte Liebe schien von jetzt auf nachher vom Himmel zu fallen, und überhaupt gingen mir einige Entwicklungen etwas zu abrupt vonstatten. Wenn sich so manches langsam hätte entfalten können, hätte ich das überzeugender gefunden.


    Unterhaltsam und witzig war das Buch aber trotz dieser Kritikpunkte.