Halo von Alexandra Adornetto
Kurzbeschreibung von amazon.de
In dem verschlafenen Ort Venus Cove scheint die Welt noch in Ordnung. Doch dunkle Mächte sammeln sich, immer öfter kommt es zu unerklärlichen Todesfällen. Bis eines Nachts drei Engel auf der Erde landen, vom Himmel gesandt, um dem Bösen Einhalt zu gebieten. Fasziniert vom Leben der Menschen, mischt sich Bethany, die jüngste und unerfahrenste der drei himmlischen Geschwister, unter die Schüler der Highschool– und verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven Schulsprecher Xavier. Doch ihre Liebe bringt die Mission der Engel in Gefahr, denn niemand darf über ihre eigentliche Herkunft Bescheid wissen. Und schlimmer als der Zorn des Himmels ist die Bedrohung durch das Böse, das bereits ein Auge auf Bethany geworfen hat …
Anmerkung zum Buch
Der Himmel, ein absolutes Mysterium für uns Normalsterbliche. Was steckt hinter dem Blau und den Wolken, die jeden Tag aufs Neue unsere Blicke auf sich ziehen? Einige glauben, dass absolut nichts dahinter steckt, dass der Himmel nicht mehr ist, als wir sehen. Andere wiederum sind der festen Überzeugung, dass es für uns nach unserem Ableben im Himmel weitergeht und wieder andere glauben, dort seien Gott und seine Engel zu Hause. Für letztere Theorie würde Alexandra Adornettos Halo sprechen, denn hier spielen nicht nur drei Himmelsbewohner höchstpersönlich eine zentrale Rolle, sondern der Leser erfährt auch direkt aus dem Nähkästchen so einiges über das Leben hoch über den Wolken. Alles beginnt mit Himmlischem Licht, welches unsere drei Engel, natürlich als Menschen getarnt, auf die Erde schickt. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich bei der Beschreibung ihrer Ankunft ganz und gar nicht an Engel erinnert fühlte. Viel mehr schoss mir Scotty, beam me up in den Kopf, als ich von der Säule aus weißem Licht las, die die Ankunft der Drei mit sich brachte. Das sollte jedoch die einzige gedankliche Begegnung mit Scotty im Laufe des Buches bleiben, weswegen ich das leichte Gefühl in einer himmlischen Science Fiction Serie gelandet zu sein, auch schnell wieder hinter mir lassen und meine Aufmerksamkeit voll und ganz auf das Göttliche legen konnte.
Im Zentrum der Geschichte steht Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Bethany, die gemeinsam mit ihren Geschwistern, Erzengel Gabriel und Seraph Ivy, nach Venus Cove gezogen ist und den Auftrag hat, die Menschen wieder einander näher zu bringen, die Gemeinschaft zu festigen und ihnen den Glauben zurückzubringen. Als junger Engel ist Beth jedoch noch ziemlich unerfahren und so hat sie im Gegensatz zu ihren Geschwistern das ein oder andere Problem mit dem menschlichen Dasein, welches ihrer Mission im Wege steht. Fasziniert von dem Leben auf der Erde und neugierig ob all der Dinge, die ein solches Leben zu bieten hat, stürzt sich das Mädchen ins Abenteuer, will alle Erfahrungen sammeln, die sich ihr bieten und jeden Moment, der ihr auf der Erde geschenkt wurde, vollends auskosten und merkt dabei zunächst nicht, dass sie den Menschen um sie herum immer mehr zu ähneln beginnt. Dabei ist es der Autorin wunderbar gelungen, Beths Wahrnehmungen der neuen Umgebung, ihre Menschwerdung, die aufkeimenden Gefühle und den Zwiespalt zwischen Himmel und Liebe glaubhaft und authentisch zu beschreiben.
Die Rolle des männlichen Gegenparts übernimmt Xavier, der als Schulsprecher und Sportskanone so manches Mädchenherz höher schlagen lässt. Interesse jedoch hat er an keinem dieser Mädchen, sondern quält sich lieber mit dem Päckchen herum, welches er bereits seit geraumer Zeit schultert – bis Bethany auf den Plan tritt. Wenn man es genau nimmt, dann ist weder Xavier noch der Umstand, dass er sich in Bethany verbliebt, wo er doch vor ihrem Auftauchen jede nähere Beziehung zu einem Mädchen vermieden hat, nichts Neues und vielleicht sogar auch schon so etwas wie ein Klischee des typischen Jugendbuchhelden. Doch bereits zig Mal durchgekaut hin oder her: ich fand Xavier toll! Er wirkt authentisch, hat seine kleinen Ecken und Kanten und hinterlässt Spuren von Tiefe auf den Seiten, was ihm nicht nur Potenzial verleiht, sondern auch hoffen lässt, dass wir in den Folgebänden noch einiges mehr von ihm zu sehen bekommen, als den typischen Mädchenschwarm mit Herz. Gegenspieler in dieser Geschichte ist Jake Thorne und auch er kommt nicht umhin, das ein oder andere Klischee eines Bösewichts zu erfüllen. So präsentiert er sich uns nicht nur gutaussehend, sondern nennt auch einen gewissen unwiderstehlichen Charme sein Eigen, auf den er in seinem bösen Spiel nur schwerlich verzichten könnte.
Das Warmwerden mit Gabriel und Ivy hat für mich ein bisschen gedauert, was daran lag, dass sie auf mich anfangs etwas farblos gewirkt haben, ein wenig wie simple Spielfiguren. Erst nach und nach kam ihre Farbe mehr zum Vorschein und am Ende des Buches hin hatten sie sich zu liebgewonnenen Charakteren gemausert, die neben ihrem Pflichtgefühl auch Verständnis für Bethany haben, sich um sie sorgen und versuchen, ihr das zu geben, was sie braucht.
Auch, wenn die Liebesgeschichte rund um Bethany und Xavier, Beths Entdeckungsreise und ihre Menschwerdung im Vordergrund der Geschichte stehen, so gehen die unterschwelligen Botschaften, die man auf diesen Seiten finden kann, doch nicht unter. Leise und unaufdringlich behandelt die Autorin das Thema Nächstenliebe, zeigt auf, wie wichtig Hoffnung für jeden Menschen ist, erinnert uns daran, dass wir die Zeit nutzen sollten, die wir auf Erden haben und macht deutlich, wie intensiv und irreführend Gefühle sein können.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich mir von einem solch himmlischen Buch doch etwas mehr Himmel erwartet hatte, als ich schlussendlich bekam. Zwar erinnert Bethany den Leser immer wieder daran, dass sie eigentlich kein junges Mädchen, sondern ein Engel ist und dass sie auf Erden einen Auftrag zu erfüllen hat, doch es scheint, als hätte die Autorin ihr Augenmerk eher auf das Gefühlschaos und Zwischenmenschliche gelegt denn darauf, der Handlung eine göttlichere Note zu verleihen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den nicht erfüllten Erwartungen hinterher weinen soll, oder ob ich nicht doch vielleicht froh darum bin, dass sich hier nicht alles um das Engelsdasein gedreht hat, denn am Ende hat alles gestimmt: die Stimmung, die Charaktere, der Handlungsverlauf. Ich habe mich nicht gelangweilt, habe die Protagonisten in mein Herz geschlossen, gespannt verfolgt, wie die Hauptcharakterin die Menschwerdung wahrnimmt und die leisen Töne dieser Geschichte genossen.
Fazit
Mit seinen leisen Tönen, einer stimmigen Handlung und einer Liebesgeschichte, die das Potenzial hat, den Leser zu berühren, stellt Halo die Weichen für eine neue Trilogie, welche durch sympathische Charaktere, Gefühlschaos und Nächstenliebe abgerundet wird.