Tanja Weber: Sommersaat

  • Die Autorin:
    Tanja Weber, Jahrgang 1966, war im ersten Beruf Theaterdramaturgin, u. a. in Wuppertal, Bochum, Berlin und Hildesheim. Im zweiten Beruf, nach der Geburt zweier Kinder, arbeitete sie als Drehbuchautorin fürs Fernsehen, u. a. für »Verliebt in Berlin« und »Türkisch für Anfänger«. »Sommersaat« ist ihr erster Krimi, weitere Fälle von Thalmeier und Stifter werden folgen. Tanja Weber ist mit dem Schauspieler und Autor Gregor Weber verheiratet. (Quelle: Amazon.de)


    Klappentext:
    Eine grausam schöne Idylle Germerow ist ein harmloses Dorf vor den Toren Berlins. Dorthin hat sich Johannes Stifter zurückgezogen. An den Ufern eines klaren Sees sucht er Ruhe und Frieden. Er will über Foucault promovieren und ein unaufgeregtes Leben als Postbote führen. Doch ein bestialischer Mord sucht Germerow heim, und Stifter ist plötzlich Verdächtiger und Ermittler in einer Person. Er muss sich eingestehen, dass er sein Dorf nicht kennt und dass seine Bewohner alte Schuld und neue Geheimnisse vor ihm verbergen.


    Inhalt:
    Drückend heißer Sommer in der brandenburgischen Provinz. Alles läuft ein bisschen langsamer ab als sonst und das ist Johannes Stifter, dem Postboten des kleinen Dörfchens Germerow auch gar nicht so unrecht, denn so findet sich ganz bestimmt ein Vorwand, ein bisschen länger am Haus der alleinerziehenden Mutter Annika Strelski stehenzubleiben und vielleicht mit ihr ins Gespräch zu kommen oder so… als genau das passiert, hat das Ganze aber nichts Freundliches oder gar Verträumtes, denn der dreijährige Sohn der jungen Mutter ist verschwunden – und eigentlich läuft der kleine Junge mit dem Down-Syndrom nicht einfach weg. Wo kann er nur sein?
    Schließlich findet Stifter den Kleinen wirklich – und zwar im Wald, wo er ganz friedlich und in sich versunken neben einer Leiche sitzt. Stifter wird schlecht, als er erkennt, dass es sich bei der Leiche um den Vater des kleinen Jungen handelt, und noch schlechter wird ihm, als er die liebevolle Blumendekoration entdeckt, die das kleine Kind auf dem übel zugerichteten Kopf liebevoll drapiert hat. Wer hat diesen grausamen Mord begangen?
    Nicht nur die Polizei, allen voran Kommissar Thalmeier, dem die Hitze sichtlich zu schaffen macht, sondern auch Stifter selbst beginnen mit den Ermittlungen und schnell stellt sich heraus, dass im vordergründig so schönen und gutbürgerlichen Örtchen nicht alles so idyllisch ist, wie es scheint, und hinter der Fassade so manchen Einfamilienhausbesitzers tun sich ziemliche Abgründe auf. Auch das Mordopfer selbst ist nicht gerade ein Sympathieträger – aber warum er sterben musste, das lässt sich nur in sehr vielen Ermittlungsschritten und auf Umwegen letztlich ergründen.


    Meine Meinung:
    “Sommersaat” hat mich nicht unbedingt umgehauen, aber es ist auch kein schlechter Krimi.
    Positiv hervorzuheben ist, dass es auch in diesem Krimi unterschiedliche Perspektiven gibt, und dass diese sich zum Teil sprachlich auch unterscheiden. Die Gedanken der einzelnen Charaktere werden sprachlich gut unterschiedlich hervorgehoben und das fand ich sehr passend. Gerade bei dem neunjährigen Adam und bei seiner Mutter ist mir das aufgefallen; es bringt auf jeden Fall noch etwas für den Spannungsbogen und das fand ich richtig gut.
    Die Idee, wie sich mehr und mehr herausstellt, dass in dem beschaulichen Dörfchen, das ich anfangs noch als idyllisch empfunden hatte, die Wahrheit ans Licht spielt und Stifter hinter die Fassaden blickt, wird in diesem Krimi auch sehr gut umgesetzt. Hinterher sind wirklich sehr viele Menschen in einen Skandal verstrickt, der einen eigenen Krimi wert wäre.
    Sprachlich kann Tanja Weber gut erzählen, dies ist kein Fließbandkrimi wie jeder andere, die Charaktere sind stimmig und gut durchdacht, sie wirken zumeist auch glaubwürdig und handeln – nach ihren Möglichkeiten – nachvollziehbar.
    Jetzt kommt für mich dann aber noch ein Aber: Die Handlung zieht sich für meinen Geschmack manchmal ein ganz schönes Stück zu lang. Manche Erkenntnisse und Details wiederholen sich immer wieder und sind dann am Ende vielleicht doch gar nicht so wichtig. Es gibt einen Nebenhandlungsstrang, der sich für meinen Geschmack erst viel zu spät in die Handlung einbettet und dann auch nicht so richtig zu all den anderen Enthüllungen zu passen scheint. Auch wenn ich den Epilog recht gut fand, lässt mich das Ende mit einem Gefühl von “Und dafür die ganze Aufregung?” zurück. Hauptteil und Ende des Krimis sind für mich irgendwie nicht schlüssig, was ich ein bisschen enttäuschend finde.
    Ich kann mich bei diesem Buch am Ende einfach nicht entscheiden, ob ich es gut fand oder nicht, es lässt mich irgendwie unzufrieden zurück, obwohl ich mich beim Lesen (bis zum Ende) gut unterhalten gefühlt habe.
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