Hans Koppel: Entführt

  • Der Autor:
    Hans Koppel wurde 1964 in Helsingborg geboren. Er hat lange als Journalist gearbeitet, bevor er sich gänzlich dem Schreiben zuwandte. Hans Koppel lebt heute mit seiner Frau und seiner Tochter in Stockholm. (Quelle: Amazon.de)


    Klappentext:
    Bis sie verstummt - Psychologische Hochspannung aus Skandinavien!
    Als Ylva ihr Büro verlässt, ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben in Kürze für immer verändern wird. Sie verabschiedet sich von ihren Kollegen, wünscht allen einen schönen Abend und macht sich auf den Heimweg. Nach wenigen Minuten hält ein Auto neben ihr. Alte Bekannte, wie es scheint. Sie bieten Ylva an, sie ein Stück mitzunehmen. Ylva fühlt sich unbehaglich, doch sie will nicht unhöflich sein, nimmt das Angebot an und steigt ein. Eine Entscheidung, die sie für immer bereuen wird.


    Inhalt:
    Endlich will sie sich mal ein bisschen mehr auf ihre Familie konzentrieren; und deswegen verlässt Ylva das Zusammensein mit ihren Kollegen früher und macht sich auf den Heimweg. Sie verabschiedet sich, will gerade zur Bushaltestelle gehen und da hält ein Auto neben ihr. Sie kennt die beiden Leute, die in diesem Auto sitzen – und auch wenn sie ein ungutes Gefühl damit hat, zu ihnen ins Auto zu steigen, findet sie keinen Grund um nein zu sagen.
    Die beiden Leute sind Menschen aus Ylvas Vergangenheit. Und während Ylva noch denkt, dass es schon ein sehr merkwürdiger Zufall ist, dass sie die beiden wiedersieht, wird sie schon mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt und kurze Zeit später ist die junge Mutter in einem Kellerraum eingesperrt – abgeschottet von der Außenwelt, und das Ganze nur wenige Meter von ihrem eigenen Haus entfernt, in dem ihr Mann und ihre kleine Tochter darauf warten, dass sie nach Hause kommt.
    Aber sie warten vergebens. Und während die kleine Sanna einfach nur traurig ist, dass ihre Mama nicht auftaucht, ist Mike hin- und hergerissen zwischen Trauer, Angst und Wut. Wo ist seine Frau? Betrügt sie ihn? Wieder? Mike weiß einfach nicht, was er glauben soll. Der Schmerz ist kaum zu ertragen, zumal er in der Presse plötzlich so dargestellt wird, als habe er etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun. Umgebracht haben soll er sie. Mike ist verzweifelt und sucht professionelle Hilfe. Schließlich muss sein Leben weitergehen, auch wenn Ylva sonstwo ist und er vielleicht nie erfahren wird, was mit ihr passiert ist. Wenn Mike nur wüsste, dass Ylva auf einem Monitor in ihrem Verlies ganz genau sehen kann, was in ihrem Zuhause geschieht…


    Meine Meinung:
    Was für eine grausame Vorstellung – entführt und gefangengehalten zu werden, ständig in Angst zu leben und all das. Gleichzeitig noch zu sehen, wie das Leben der eigenen Familie weitergeht und wie diese leidet, das ist unerträglich. Und genau deswegen leidet man mit Ylva und will wissen, wie sie dieses Martyrium überstehen wird – und ob sie es überhaupt schaffen wird, irgendwie freizukommen. Hans Koppel beleuchtet Ylvas Leiden sehr deutlich, gleichzeitig legt er aber auch einen ebenso starken Akzent auf Mike und das, was er nach dem Verschwinden seiner Frau ertragen muss.
    In einem weiteren Handlungsstrang erfährt man als Leser puzzlestückchenweise, was Ylva in ihrer Vergangenheit getan hat, um den Hass ihrer beiden Entführer auf sich zu ziehen. Auch das war sehr unheimlich und spannend erzählt.
    In den ersten beiden Dritteln konnte ich das Buch überhaupt nicht aus der Hand legen, es hat mich so sehr gefesselt – Wahnsinn. Ein ungewöhnlicher, gut aufgezogener Thriller, bei dem man als Leser gerade dadurch, dass Ylva und Mike so nah beieinander sind und trotzdem unerreichbar für den anderen, absolut mitgerissen wird. Es hat mich überhaupt nicht mehr losgelassen. Am Ende fand ich dann manchmal, dass es zu wenig voranging, und das ganz richtige Ende war mir dann ein wenig zu glatt. Das Problem “löst” sich zu einfach, und eine Frage in der Beziehung zwischen Mike und Ylva wird dadurch geschickt umschifft. Gerade das fand ich aber schade, denn ein Thriller, der sich eigentlich so sehr mit der Psyche der Protagonisten beschäftigt, hätte noch einen extra Pluspunkt bekommen, wenn er das am Ende durchgehalten hätte.
    Dennoch: ein ungewöhnlicher, mitreißender Thriller, der mich sehr beschäftigt und auch nachhaltig nicht losgelassen hat. Empfehlenswert.

  • Das war wieder eine ganz tolle Rezi, Strandläuferin und ein erneuter Zuwachs für meine Wunschliste. :thumleft:
    Der Handlung nach müsste das ein Einzelband sein, oder? Oder siehst Du Potenzial für eine Fortsetzung? Bei diesem Namen wäre ich übrigens im Leben nicht drauf gekommen, dass das ein schwedischer Schriftsteller sein könnte.

  • Großartige Rezi, Strandläuferin!
    Und auch auf meiner Wunschliste hat dieses Buch direkt Einzug gefunden. Ich schließe mich Kapos Frage an: wird dies endlich mal ein Buch sein, bei dem ich keine Fortsetzung einplanen muss? :wink:

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Der Handlung nach müsste das ein Einzelband sein, oder? Oder siehst Du Potenzial für eine Fortsetzung? Bei diesem Namen wäre ich übrigens im Leben nicht drauf gekommen, dass das ein schwedischer Schriftsteller sein könnte.

    Das Buch müsste ein Einzelband sein, denke ich. Die Polizisten sind einfach nicht sympathisch genug oder irgendwie darauf angelegt, dass man von ihnen mehr lesen wollte, und die Geschichte ist ansonsten in sich abgeschlossen. Von Hans Koppel (ich hatte aber auch auf einen deutschen Autor getippt) würde ich aber schon gern wieder was lesen. :) Ich bin auf eure Meinungen gespannt - zumal der Thriller bei Amazon nicht immer nur gut wegkommt. :wink:

  • Mir hat das Buch nicht sooo gut gefallen...


    Zum Inhalt:

    Ylva macht sich vom Büro aus auf den Heimweg, da wird sie von einem Paar in einem Auto angesprochen. Da sie die beiden von früher kennt, nimmt sie das Angebot, sie mitzunehmen, an und steigt in das Auto ein. Keine gute Entscheidung, denn die beiden haben eine offene Rechnung mit Ylva. Das Ehepaar sperrt Ylva in seinen geräuschisolierten Keller und misshandelt sie grausam. Ihre einzige Verbindung zur Außenwelt ist eine Kamera, die auf den Eingang ihres eigenen Hauses gerichtet ist, so dass sie ihren Mann Mike und ihre Tochter Sanna beim Betreten und Verlassen des Hauses sehen kann, was den Psychoterror noch verstärkt, denn sie wird nur wenige Häuser weiter gefangen gehalten


    Ihr Mann Mike ist nicht unbedingt der aktive, handelnde Typ. Als seine Frau abends nicht nach Hause kommt, fürchtet er zuerst, dass sie ihn wieder betrügen könnte, wie vor einiger Zeit bereits vorgekommen. Als er dann doch die Polizei informiert, nehmen diese die Vermisstenanzeige nicht sonderlich ernst, am ehesten verdächtigen sie noch Mike selber.


    Zwischendrin erfahren wir Leser von weiteren grausigen Morden und kommen daher dem Motiv der Täter sehr schnell auf die Spur.


    Meine Meinung:

    Zu Beginn des Buches war ich richtig begeistert, das schien ein toller grausiger Thriller zu werden.


    Aber die Spannung flachte dann leider sehr schnell ab. Das Motiv der Täter war, wie gesagt, sehr schnell klar, auch deren Identität wurde früh aufgeklärt.


    Die Hauptcharaktere waren keine Personen zum Mitfühlen, Mike heulte die halbe Zeit nur rum und ging mir als Weichei ziemlich auf die Nerven, selbst Ylva in ihrem fürchterlichen Gefängnis hat bei mir kein wirkliches Mitgefühl erregt, auch wenn die Beschreibungen ihrer Misshandlung ziemlich heftig waren.


    Dann gab es da noch zwei Nebencharaktere, deren Funktion sich mir nicht so recht erschlossen hat. Eigentlich haben diese beiden die Rolle der Ermittler übernommen, da die Polizei nicht wirklich etwas getan hat. Aber das war für mich zu sehr zufällig und an den Haaren herbeigezogen.


    Fazit: ein neuer Autor, den ich sicher im Auge behalten werde, auch wenn mich dieser Erstling nicht völlig überzeugen konnte.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch gestern gesehen und gekauft. Wenn ich mit MamaPapa fertig bin werde ich es lesen.
    Klingt spannend!Danke für die Rezi Strandläuferin! :huhu:

  • Eins vorweg:
    Ich habe die englische Übersetzung (zur Hälfte des Preises, den die deutsche Ausgabe kostet!) gelesen.
    Gleich auf Seite 1 fand ich:
    "Hans Koppel is a pseudonym for an established Swedish author who was born in 1964 and lives in Stockholm."


    Mit ein bisschen Google-Glück (die meisten Seiten, die zum Thema Pseudonym dazu auftauchen, sind auf Schwedisch) konnte ich herausfinden, dass der Autor Petter Lindbeck heißt und ein renommierter Schriftsteller von Kinderbüchern ist. Kein Wunder, dass er sich für dieses Buch einen anderen Namen gesucht hat. :wink:


    Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, auch durch die kurzen Kapitel, die sich schnell lesen ließen.
    Klar war das Ende zu "locker gelöst", vielleicht auch etwas enttäuschend. Aber so, wie sich die Geschichte entwickelte, musste das wohl so geregelt werden.
    Die Polizisten fand ich auch total unsympathisch, gefühlskalt.


    Insgesamt gesehen kann ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: vergeben.

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it is too dark to read."
    - Groucho Marx

  • Danke für die Rezi, Strandläuferin!


    Und schon wieder Zuwachs für meine Wunschliste. *seufz*

    :study: Die Shannara Chroniken - Elfensteine - Terry Brooks
    2016 gelesen: 20
    Aktueller SuB: 248




  • Ich habe soeben das Buch zu Ende gelesen. Ich muss sagen der Klappentext und die Aufmachung des Buches habe ich mir mehr erwartet, als was es im Endeffekt war. Die Charaktere waren alle gut dargestellt. Die Polizisten hätte man anders darstellen können meiner Meinung nach. Die waren noch höflich ausgedrückt richtige Deppen (Verzeihung die Wortwahl).
    Was mir das ganze Buch gefehlt hat war die Spannung? Zwischendrin der Nervenkitzel, wo war der? Die kurzen Kapitel haben dies zwar versucht rüber zu bringen aber haben dies nicht ganz geschafft. Das richtige Finale auf 2 Kapitel aufzubauen.....was soll das???? Kann sein das ich zu "verwöhnt" bin von Chris Carter oder Cody Mc Fadyen aber das ist einfach zu wenig.
    Was ich nicht fand ist das Mike eine Heulsuse ist/war, möchte gerne jeden mal in der selben Situation sehen?!?!
    Nichts desto trotz für mich ein schwacher Thriller. Gewalt ist nicht schön aber für einen Thriller doch sehr "harmlos" gehalten.



    Mein Fazit des Buches: Es ist schön flüssig zu lesen, der kurz angehaltene Schreibstil war gewöhnungsbedürftig aber habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Jedoch das mir Gewisse Akzente für einen Thriller gefehlt haben wie ein Gewisses Maß eher höheres Maß an Spannung, ein sympatischeres Polizeiduo und zu guter letzt was für mich zu einem Thriller gehört (er ist ja nicht als Psychothriller betitelt) die auschmücken der Szenen bzw Gewalt (nein ich verherrliche sie nicht!). Daher bekommt dieses Buch von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    VG Bartman1860 :winken:

    :montag: Anne Freytag - Aus schwarzem Wasser

    :study: Gelesene Bücher 2020: 11

    [-X Seiten gesamt 2020: 4196



    "Es sind nicht unsere Fähigkeiten, die zeigen wer wir sind, sondern unsere Entscheidungen."

    Albus Dumbledore

  • zu guter letzt was für mich zu einem Thriller gehört (er ist ja nicht als Psychothriller betitelt) die auschmücken der Szenen bzw Gewalt (nein ich verherrliche sie nicht!)

    Als so "harmlos" habe ich das Buch gar nicht in Erinnerung, zumal ich die Situation an sich aber auch sehr beängstigend und bedrückend fand. Aber da haben wir eben alle ein anderes Beuteschema. :wink:

  • Als so "harmlos" habe ich das Buch gar nicht in Erinnerung, zumal ich die Situation an sich aber auch sehr beängstigend und bedrückend fand. Aber da haben wir eben alle ein anderes Beuteschema. :wink:

    Bedrückend ist die Situation/Szenen die er beschreibt. Das ganz klar das wollte ich auch nicht schmälern. Jedoch hat mir das Tickchen mehr das zu einem Thriller gehört gefehlt. Ich glaub wenn er als "Psychothriller" betitelt gewesen wäre ich auch kein Problem damit gehabt hätte. Er geht für mich eher in diese Schiene.

    :montag: Anne Freytag - Aus schwarzem Wasser

    :study: Gelesene Bücher 2020: 11

    [-X Seiten gesamt 2020: 4196



    "Es sind nicht unsere Fähigkeiten, die zeigen wer wir sind, sondern unsere Entscheidungen."

    Albus Dumbledore

  • Mir ist es so ergangen, dass ich das Buch bis zur Hälfte wahnsinnig spannend fand. Es ging mir sehr nah als Ylva entführt worden ist und wie dann der etwas unbeholfene Mike mit seiner kleinen Tochter alleine klar kommen musste. Auch was das Ehepaar mit ihr vorhatte, fand ich am Anfang ziemlich krass. Aber irgendwann war mir fast klar, dass da nicht mehr viel an Geheimnissen oder neuen Kenntnissen kommen würde. Der Grund, warum sie entführt wurde, war ziemlich bald offenbart und es stand eigentlich nur noch die Frage im Raum: Kommt sie nun irgendwann noch frei oder nicht und das hat nicht mehr wirklich gereicht um mich zu fesseln wie es ein Thriller eigentlich tun sollte. Zumal ja Ylva auch nicht unbedingt als sympathische Person dargestellt wurde, sondern eher als Schlampe, die ihren armen Mann betrogen hat. Die "Nebengeschichte" mit den eher nervigen Calle und Jörgen fand ich im Übrigen ziemlich nichtssagend und ich war froh wenn Hans Koppel wieder ins Entführerhaus oder zu Mike und seiner goldigen Tochter geschwenkt hat.

    Die Polizisten hätte man anders darstellen können meiner Meinung nach. Die waren noch höflich ausgedrückt richtige Deppen (Verzeihung die Wortwahl).

    Ich denke, das war Absicht. Die Polizei wurde in diesem Buch als völlig inkompetente, emotionslose und faule Truppe hingestellt.


    Was noch störend war, waren die beiden schon etwas seltsamen Zufälle:



    Fazit:
    Anfangs fesselnder und sehr nahe gehender, aber leider zu schnell ins Belanglose abdriftender Psychothriller. Somit bleibt Mittelmaß.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Autor:
    Hans Koppel ist das Pseudonym des erfolgreichen schwedischen Kinderbuchautors Peter Lidbeck. Er wurde 1964 in Helsingborg geboren. Nach seinem Literaturstudium hat er lange als Journalist gearbeitet, bevor er sich gänzlich dem Schreiben zuwandte. Er lebt heute mit seiner Frau und seiner Tochter in Stockholm. Unter diesem Namen hat er bis jetzt 3 Thriller verfasst, die alle im Raum Helsingborg spielen, in sich aber abgeschlossene Einzelfälle beschreiben!



    Inhalt:
    Ylva möchte am Freitagabend von der Arbeit nach Hause zu Mann Mike und der siebenjährigen Tochter Sanna. Sie lehnt daher auch das Angebot ihrer Arbeitskollegin Nour ab noch etwas trinken zu gehen. Ylva geht zum Bus als auf einmal ein Wagen hält, und ein nettes älteres Ehepaar, das sie von früher kennt, ihr anbietet sie mitzunehmen. Ylva fällt kein Grund ein dieses Angebot abzulehnen auch wenn sie von Beginn an ein schlechtes Gefühl dabei hat. Denn ja, sie kennt die Beiden aus der Vergangenheit aber es sind keine angenehmen Erinnerungen die sie an die Beiden hat. Und ihre böse Vorahnung wird bestätigt als sie plötzlich mit einem Elektroschocker ausgeschaltet wird. Ylva findet sich später im Schalldichten Keller der Beiden wieder! Über einen Bildschirm kann sie zudem sehen was bei ihr zuhause passiert, denn ihre Entführer wohnen direkt neben Ihr im Nachbarhaus. Ylva ist der Rettung und der Heimat so nahe und doch so weit entfernt! Zudem haben ihre Entführer ihre eigenen Pläne mit Ylva sie wollen sie brechen und demütigen, und damit beginnen sie schon direkt, als sie am ersten Tag bereits von Beiden gemeinsam vergewaltigt wird… nur der Beginn ihres Martyriums!


    Mike wundert sich natürlich warum seine Frau nicht nach Hause kommt, hat sie etwa wieder eine Affäre, wie vor einem Jahr mit diesem arroganten Restaurantbesitzer? Daher scheut er sich auch sie sofort anzurufen da er nicht wieder wie der Schwächling aussehen will, als den er sich selbst ansieht. Erst als sie auch am nächsten Morgen nicht da ist und sich auch nicht gemeldet hat, ruft er Nour an, aber auch sie hat keine Ahnung was mit Ylva ist. Mike denkt immer noch dass sie vermutlich nur wieder im Bett eines neuen Liebhabers ist, und kann nicht so Recht an ein Verbrechen denken. Als sie aber nach 24 Stunden immer noch nicht wieder aufgetaucht ist, verständigt er die Polizei. Doch bald gerät er selbst dort ins Visier der Ermittlungen und natürlich haben auch die Nachbarn ihre eigenen Vermutungen was mit Ylva ist! Und mitten während alledem muss er versuchen das Leben alleine auf die Reihe zu bekommen, ohne zu wissen dass die netten freundlichen Nachbarn sehr genau wissen was mit Ylva geschehen ist!


    Calle Collin ist eigentlich nur genervt von seinem alten Schulkameraden Jörgen, der ihm mit den alten Geschichten an die ominöse Viererbande, die an ihrer Schule in der Mittelstufe alles terrorisiert haben, in den Ohren liegt. Als wenn ein Millionär sich keine anderen Hobbys suchen kann, zudem hat Calle seine eigenen Probleme, unter anderem sucht der Reporter endlich ein erträgliches festes Einkommen. Doch auch er kann sich langsam den Verschwörungstheorien seines Freundes nicht entziehen, vor allem nachdem er erfährt dass 3 der 4 in kurzer Zeit nacheinander gestorben sind, einer davon in Schweden ermordet, ein anderer mit einem Autounfall in Afrika. Aber erst als er später dann noch erfährt das die vierte aus der Reihe, Ylva, etwa seit dieser Zeit auch vermisst ist, beginnt er an die Theorie seines Freundes zu glauben und forscht nach ob es da einen Zusammenhang geben könnte!



    Meinung:
    Vorneweg, ich finde Hans Koppel hat hier ein wirklich grandioses Buch, einen spannenden Thriller verfasst! Daher bekommt er von mir auch eine absolute Top-Bewertung!


    Das Buch hat mehr oder weniger 3 Erzählebenen, zum einen natürlich Ylva. Man leidet mit ihr und erfährt von ihrem Martyrium, ihren Gedanken und Hoffnungen aber auch wie ihre Entführer sie dann doch langsam brechen! Die zweite Ebene ist dann Mike, der fast mehr Platz einnimmt als Ylva selbst. Hier erleben wir was passiert nachdem seine Frau auf einmal verschwunden ist. Eine erschreckende Beschreibung da man sich durchaus vorstellen kann, wie es bei einem selbst wäre, wenn auf einmal ein geliebter Mensch nicht mehr nach Hause kommt. Natürlich ist dies eine besondere Situation da er ja nie weiß was mit Ylva passiert ist. Man erfährt so aber auch, durch seine Betrachtung, das Ylva nicht gerade eine treue oder gute Ehefrau gewesen ist, was ihn die ganze Sache dann auch aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten lässt. Dennoch, sie ist weg, und vor allem für die gemeinsame Tochter Sanna ist dies natürlich etwas das diese nicht verstehen kann. Man erlebt also wie Mike damit umgeht, wie er es langsam verarbeitet, wie er ins Visier der Polizei gerät und natürlich wie die Nachbarn in der Kleinstadt tratschen. Die dritte Erzählebene, die zuerst wie deplatziert wirkt, ist die des Reporters Calle Collin der von seinem alten Mitschüler Jörgen von den alten Geschichten an die Schulrowdies belästigt wird.


    Natürlich, wie es kaum anders sein könnte, hängt auch dieser Erzählstrang mit der Geschichte zusammen. Es gibt dann noch kleinere, nur kurz auftretende Ebenen, wo man mal ganz kurz alles aus der Sicht der Entführer sieht, oder auch aus Sicht der ermittelnden Polizisten, und auch Nour bekommt mal kurz ihre Sichtweise wie auch ein paar Nachbarn. Dies dient aber in erster Linie dazu um das Gesamtbild zeichnen zu können. Der Autor schafft es auf alle Fälle alle einzelnen Fäden gut zu verweben.


    Der Leser weiß dabei natürlich immer mehr als die Hauptakteure, denn durch den Erzählstrang im Calle Collin kann man sich ja schon recht früh denken, auch wenn der Name erst später erwähnt wird, das Ylva etwas mit den Geschehnissen der Viererbande zu tun hat. Für den erfahrenen Thriller-Leser ist es also nicht schwer schnell Zusammenhänge herzustellen, aber darum geht es auch nicht. Es gibt ja 2 Arten von Thrillern. Die eine Sorte die eher in Richtung Krimi geht, wo es eben die spannende Frage ist „Wer ist der Killer und warum?“, da dies hier recht schnell klar ist, geht dieser Roman eben in die andere Richtung, die des Psycho-Thrillers, wo man sich fragt, was muss das Opfer erdulden und vor allem wie geht es aus! Daher ist es nicht schlimm wenn der Leser früh ahnt um was es geht. Was aber damals genau, in Ylva´s Schulzeit passiert ist, warum das alte Ehepaar so einen Hass auf sie hat, erfährt man erst im Prolog, was auch eine spannende Erzählart ist. Das Besondere hier ist vor allem die räumliche Nähe. Ylva sitzt im Keller des Nachbarhauses, keine 10 Meter von ihrer Familie entfernt und doch könnte sie auch auf dem Mond sitzen, sie wäre nicht weiter weg!


    Interessant ist auch die Charakterzeichnung von Koppel. Ylva hat eine dunkle Vergangenheit, ebenso wie ihre ehemaligen Schulfreunde, noch dazu ist sie nicht gerade die Bilderbuch-Ehefrau. Sie betrügt ihren Mann, flirtet offen mit anderen Männern und sie interessiert es wenig was er davon hält. Also eher eine Frau wo man sagt, die hat mal eine Abreibung verdient! Mike dagegen ist nicht der typische Mann wie man ihn aus solchen Büchern kennt. Er ist eher der schwache in der Beziehung, lässt sich von Ylva auf der Nase rumtanzen, und ist auch oft mit den Nerven am Ende. Im Grunde kann man sagen dass die normale klassische Geschlechterrolle umgedreht ist. Finde ich aber ganz interessant, da es in den meisten Büchern und Filmen sonst ja umgekehrt ist! Zudem kann man sich Mike und Ylva damit auch leicht als normale Menschen vorstellen die man auf der Straße trifft, da sie keine übermenschlichen Eigenschaften besitzen. Sie sind schwach, jeder auf seine Art, und lange nicht perfekt. Man erlebt den Hauptteil der Geschichte vor allem auch aus der Sicht von Mike, lebt mit wie er versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, mit Ylva abschließt, auch wenn er nie wirklich weiß was passiert ist, und sogar eine neue Beziehung beginnt, alles von Ylva über Monitor beobachtet. Gegen Ende der Geschichte rückt dann Calle Collin mehr in den Mittelpunkt da er die klassische Rolle des Aufklärers übernimmt, der beginnt den Fall zu lösen!


    Hans Koppel beschreibt das Ganze jedenfalls sehr plastisch, man kann sich Ganze sehr gut vorstellen. Das Buch spielt über einen Zeitraum von gut 18 Monaten, wobei keine strikten Trennungen vorhanden sind, so das über dem Kapitel ein Datum oder so steht. Aber im Text erfährt man schnell wo man sich befindet, zudem spielen genaue Tage oder Wochen auch nicht wirklich eine Rolle für diese Geschichte. Es wäre natürlich noch mehr möglich gewesen, damit meine ich dass es möglich gewesen wäre die Geschichte um 100 bis 150 Seiten auszubauen. Zum Beispiel mit längeren Passagen zur Gefangenschaft von Ylva, wo die größeren Zeitsprünge am meisten auffallen in ihrer Einstellung zu ihren Entführern, hier hätte man sicherlich etwas mehr investieren können um ihr Brechen zu beschreiben. Auf der anderen Seite erfährt der Leser alles was dort passiert, und ich sehe auch keinen Grund warum man 10 sexuelle Übergriffe mehr beschreiben soll nur um zu zeigen wie jeder sie mehr und mehr verändert? Hier wäre wie gesagt Beides möglich gewesen. Ebenso wäre es möglich gewesen mehr aus der Sicht der Täter zu schreiben, aber da der Fokus hier eben auf dem Schicksal des Opfers lag, ist dies ebenso nicht schlimm und kann jeder Autor für sich entscheiden. Trotzdem schafft es Koppel dass man als Leser Sympathien für die Motive der Täter entwickelt, auch wenn man sicherlich mit deren Taten nicht einverstanden ist. Die größte Sympathie bekommt sicherlich Mike, jedenfalls war dies meine persönliche Betrachtungsweise. Man fiebert vor allem bei Ihm mit und hofft das es für Ihn am Ende ein gutes Ende nimmt.


    Die Geschichte ist flüßig zu lesen, fast zu schnell vorbei, man hätte sicherlich als Leser gerne noch mehr gelesen, von dieser spannenden Geschichte, auf der anderen Seite wäre dann die Gefahr bestanden alles in die Länge zu ziehen. Jedenfalls liest man gerne von Seite 1 bis zum Ende und will erfahren wie es weitergeht. Gerade die eigentliche Nähe zwischen Ylva und Mike, die dann doch so weit von einander entfernt sind, ist verstörend aber eine tolle Idee. Die Geschichte kommt zudem ohne große Schießereien oder Action-Szenen aus, lebt von der Psyche und dem Martyrium der Hauptdarsteller, sie beweist dass eben nicht immer Action für eine gute Geschichte braucht. Es ist daher eher ein ruhiger, aber dennoch verdammt spannender Thriller.


    Große Diskussionen gab es ja um das Ende, wobei ich sagen muss dass ich durchaus zufrieden damit bin. Klar, es wären auch andere Enden möglich gewesen, die sind immer möglich, aber das entscheidet ja der Autor. Jedenfalls finde ich dass dieses Ende durchaus nicht unpassend ist. Es schließt auf alle Fälle die Geschichte ab und unrealistisch finde ich es auch nicht. Natürlich wäre bei anderen Enden noch „mehr“ möglich gewesen, aber das weiß man ja nie. Jedenfalls werden alle Fragen beantwortet, die Geschichte wird vollständig aufgeklärt, so dass keine Fragezeichen beim Leser zurückbleiben.


    Zu guter Letzt: Gerne mehr von Hans Koppel!!