Paula McLain, Madame Hemingway

  • Org. Titel: The Paris Wife
    Seitenzahl: 456


    Inhalt (Klappentext):
    Chicago 1920: Hadley Richardson, eine ruhige junge Frau von 28 Jahren, wartet weder auf die Liebe noch auf das Glück, als sie auf Ernest Hemingway trifft und sofort von seinem guten Aussehen, seiner Gefühlstiefe und seiner Fähigkeit, mit Worten zu verführen, gefangengenommen wird. Nach einer turbulenten Zeit gegenseitigen Umwerbens heiraten die beiden und lassen sich in Paris nieder, wo sie Teil einer schillernden Gruppe Amerikaner werden, unter ihnen Gertrude Stein, Ezra Pound, F.Scott und Zelda Fitzgerald. Dich das Paris der goldenen 20er - fiebrig, glamourös, verwegen und noch vom 1. Weltkrieg traumatisiert - ist mit den traditionellen Vorstellungen von Familie und Treue unvereinbar. Während Hadley, inzwischen Mutter geworden, mit Eifersucht und Selbstzweifeln ringt und Ernests unermüdliche literarische Anstrengungen allmählich Früchte tragen, sieht sich das Paar mit einer Enttäuschung konfrontiert, die das Ende all dessen bedeuten könnte, was es in Paris gemeinsam erträumt hatte.


    Autorin:
    Paula McLain geboren 1965, studierte Kreatives Schreiben und lebte in den Künstlerkolonien Yaddo und McDowell. Ihr Roman über Hem und Hadley stürmte mit Erscheinen die "New York Times"-Bestsellerliste.


    Meine Meinung u. Bewertung:
    Hadley Richardson, die erste Ehefrau von Ernest Hemingway, wird in den meisten Hemingway-Biografien stiefmütterlich behandelt. Zu unrecht wie sich nun deutlich zeigt. Paula McLain widmet in diesem Buch ihre volle Aufmerksamkeit. Sie recherchiert in den bestehenden Biografien, Briefen, schafft eine Komposition aus Fakten und einfühlsamer Fiktion, erzählt aus Hadleys Sicht.
    Hem und Hadley - versprechen sich eine Ehe aus Vertrauen, Freundschaft und absoluter Ehrlichkeit, doch Hadley lernt auch mit der Einsamkeit und Ernests Demütigungen zu leben. Sie kümmert sich um die profanen Dinge des Alltags, hält ihm den Rücken frei, verleiht Ruhe, den Rückziehpunkt nach dem Schreiben zur Stärkung. Sie lobt, zeigt Begeisterung, baut auf und sorgt dafür, dass ihr unerschütterliche Glaube an sein Genie beim ihm stets zu neuer Energie überfließt. Sie ist klug, bescheiden und beansprucht nichts Eigenes. Alles konzentriert sich auf ihn. Drückende Geldsorgen, schäbige Wohnungen, wenig Platz, sie akzeptiert und ist glücklich an seiner Seite zu sein. Sie ist beliebt, aber nie gleichgestellt, begleitet ihn in Gertrud Steins Salon, wo sie in der Hausfrauenecke verharren muß, an den Strand von Antibes und in die Stierkampfarenen von Pamplona, lebt unter den Schönen und Reichen ohne mithalten zu können, unbefleckt und auch naiv. Sie meistert das unstete Leben als Mutter.
    Auch erkennen wir Seiten eines etwas anderen Hemingway. Noch ohne Erfolg, mit kleinen Errungenschaften, als Ernährer seiner kleinen Familie, ohne großes Machogehabe und stattdessen mit viel Unsicherheit, dem Zuspruch zugetan. Doch schon damals fließt Alkohol in Mengen und seine Begeisterung für Stierkämpfe reist manchen mit.
    Eine aufregende Zeit und zahlreiche Begegnungen mit Künstlern in ihren Anfängen sowie die Glitzerwelt der Reichen bis die Zweisamkeit zerbricht, ein Ultimatum ein letztes Aufbäumen gegen den Schmerz und die Trennung sein wird. Sie ist die erste von 4 Ehefrauen, die so wichtig für seinen weiteren Werdegang ist, ihn festigt und auch dann noch ruhig bleibt als alles verloren ist. Man muß sie einfach mögen.
    Im Anhang findet man Quellennachweis, Interview plus Zeittafel sowie eine Gegenüberstellung von Fiktion und Wahrheit.
    Ein schönes Buch, fast ein bißchen erhellend, sehr unterhaltsam und gewiß auch eine gute Empfehlung. :thumleft::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Adam Ross, Mister Peanut

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Vielen Dank für diese interessante Vorstellung, Wirbelwind!


    Mit diesen Themen (und mehr):


    Nach einer turbulenten Zeit gegenseitigen Umwerbens heiraten die beiden und lassen sich in Paris nieder, wo sie Teil einer schillernden Gruppe Amerikaner werden, unter ihnen Gertrude Stein, Ezra Pound, F.Scott und Zelda Fitzgerald. Dich das Paris der goldenen 20er - fiebrig, glamourös, verwegen und noch vom 1. Weltkrieg traumatisiert - (...)


    (...) Auch erkennen wir Seiten eines etwas anderen Hemingway. Noch ohne Erfolg, mit kleinen Errungenschaften, als Ernährer seiner kleinen Familie, ohne großes Machogehabe und stattdessen mit viel Unsicherheit, dem Zuspruch zugetan. Doch schon damals fließt Alkohol in Mengen und seine Begeisterung für Stierkämpfe reist manchen mit.
    Eine aufregende Zeit und zahlreiche Begegnungen mit Künstlern in ihren Anfängen sowie die Glitzerwelt der Reichen bis die Zweisamkeit zerbricht (...)


    ...hat Hemingway ja auch selber einige seiner Bücher autobiographisch geprägt, gestaltet. Ich dachte besonders an "Paris - ein Fest fürs Leben", ein Rückblick auf die 20iger Jahre und den Beginn der Schriftstellerei.


    Kurzbeschreibung bei Amazon:
    Als Hemingway, der Nobelpreisträger, 1956 mit seiner vierten Frau Mary nach Paris zurückkehrte, ließ er sich aus dem Keller des Hotels Ritz seine alten Koffer bringen. Sie enthielten Tagebücher und Aufzeichnungen aus den Zwanzigern, seiner Zeit als Auslandskorrespondent des Toronto Star.
    Hemingway nahm sich diese frühen Notizen vor und formte daraus den Roman seiner Pariser Jahre. Für ihn war es eine glückliche, prägende Zeit, als er an der Seine angelte, bescheidene Gewinne beim Pferderennen in Champagner umsetzte, mit Gertrude Stein, James Joyce, Ezra Pound und Scott F. Fitzgerald zusammenkam. Erst hier, in Gesellschaft der schon berühmten Kollegen, verschrieb er sich der Schriftstellerei.


    Hemingways letztes Buch führt zu seinen Anfängen zurück: «Paris, ein Fest fürs Leben» ist eine Feier des Lebens und des Schreibens, ein Erinnerungsbuch voll jugendlicher Kraft und melancholischem Humor, das nun, neu übersetzt, erstmals in der vom Autor hinterlassenen Fassung vorliegt. -- Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Gebundene Ausgabe .

  • Danke Tom leo für deine wertvolle Ergänzung.
    Um Anhang weist auch Paula McLain auf "Paris-ein Fest fürs Leben" hin, das ich auf jeden Fall noch lesen will.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Adam Ross, Mister Peanut

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich lese es auch gerade und ich muss sagen ein wirklich schönes Buch.


    Obwohl mich eine Sache irritiert, entweder bin ich uninformiert oder Frau McLain hat sich da eines Klischees bedient:
    "In Köln [...] und den Dörflern in Lederhosen [...] (S. 159)
    Meines Wissens wurden in Köln (zumindest zu der Zeit) KEINE Lederhosen getragen. Da wurde das wohl (durch Klischees) bekannteste Bundesland stellvertretend für ganz Deutschland und hier für Köln genommen... ](*,)


    Ansonsten kann ich mich aber nicht beklagen, mir gefällt das Buch bislang sehr gut. :thumleft:

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    Jean Paul


    Books are a uniquely portable magic. - Stephen King


  • Obwohl mich eine Sache irritiert, entweder bin ich uninformiert oder Frau McLain hat sich da eines Klischees bedient:
    "In Köln [...] und den Dörflern in Lederhosen [...] (S. 159)
    Meines Wissens wurden in Köln (zumindest zu der Zeit) KEINE Lederhosen getragen.


    Ich hoffe zu verstehen, was Du meinst. Es gab allerdings eine Art Lederhosen, die früher verbreitet waren. Als Kind hatte ich ebensolche, auch wenn ich in der Gegend von Kökn aufgewachsen bin. Ich glaube, dass das aber nichts mit Bayern zu tun hatte (?), sondern wirklich nur der Widerstandsfähigkeit zu verdanken war...?!

  • Ich habe das Buch inzwischen auch gelesen und finde es sehr schön. Natürlich ist alles fiktiv, denn es kann so gewesen sein, muss es aber nicht. Der Autorin gelingt es meines Erachtens aber gut, die Atmosphäre in Paris, das Leben Hadleys mit Hemingway und Hemingway selbst in seinen Gewohnheiten, Schattenseiten und Stärken zu erfassen und zu schildern. Zudem ist das Buch flüssig und sprachlich gut geschrieben, man hat Spaß beim Lesen.


    Der größte Pluspunkt für mich daran aber ist, dass es die Lust in mir geweckt hat, wieder einmal etwas von Hemingway und über ihn zu lesen. Ich hatte alle seine Bücher schon vor langer Zeit gelesen, mittlerweile ist aber viel davon in Vergessenheit geraten und die Eindrücke sind nur noch verschwommen und vereinzelt vorhanden.


    Insgesamt ist "Madame Hemingway" gute, unterhaltsame Lektüre, nicht sonderlich tiefgeistig, nicht weiter beeindruckend, aber lesenswert.