Richard Harland: Worldshaker

  • Kurzbeschreibung (Amazon)
    Steampunk at its best! Richard Harland entführt den Leser in eine viktorianisch geprägte Alternativ-Gegenwart, in eine Welt enger Standesgrenzen, die bestimmt wird von der Macht der Maschinen und rigiden Regeln. Worldshaker beeindruckt mit einer erstklassigen Riege außergewöhnlicher Charaktere, die den Leser mal humorvoll unterhalten, mal schockieren und stets faszinieren.Der Juggernaut Worldshaker, das Weltschiff des britischen Königreichs unter Queen Victoria II., durchquert Kontinente und Ozeane im Wettstreit mit den Juggernauts der anderen Großmächte. Seine Rollen werden angetrieben von der elementaren Kraft des Dampfes, der aus riesigen Dampfkesseln kommt. Ein mobiler Staat, riesig wie ein Berg, ein Koloss, ein mechanisches Ungetüm. Der Worldshaker beherbergt eine Gesellschaft, die klar in Oben und Unten eingeteilt ist. Oben lebt die britische Elite mit ihrem Gesinde, unten hausen die "Dreckigen", die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass der Worldshaker immer weiter über Wasser und Land fährt. Der 16-jährige Col Porpentine, der glaubt, alles über die Dreckigen auf den unteren Decks zu wissen, ist dazu bestimmt, seinem Großvater als Oberbefehlshaber zu folgen. Doch dann stürzt Riff in sein Zimmer, stürzt in sein Leben. Sie ist eine Dreckige auf der Flucht und ja: Sie kann sprechen, sie ist klug, sie beeindruckt ihn. Sie bringt sein Weltbild zum Wanken, so wie die Welt draußen unter dem Worldshaker wankt. Ein Kuss verändert ihr Leben. Ihre Liebe verändert die Welt. Das Gespenst der Revolution geht um ...



    Meine Meinung
    Willkommen auf dem Worldshaker! Der Worldshaker, das ist das riesige Weltenschiff des britischen Empire - der Alten Heimat, wie die Bewohner sie nennen. Regiert wird das Schiff von Queen Victoria II. und ihrem Gatten Albert. Doch der eigentliche Herrscher ist der Oberbefehlshaber Sir Mormus Porpentine.


    Col Porpentine ist der Enkel von Sir Mormus und sein Nachfolger. Mit seinen 16 Jahren glaubt er, alles über die Welt des Worldshaker zu wissen, doch dann trifft er auf Riff, einer Dreckigen. Und diese Begegnung verändert das Leben aller Menschen auf den Worldshaker.


    Der Roman spielt in einer Parallelwelt. Ziemlich am Anfang erfährt man, das der Worldshaker 1845 erbaut wurde und das der Bau nun schon 150 Jahre her ist. Doch die Bevölkerung hat sich nicht weiterentwickelt. Die Emanzipation hat praktisch nicht stattgefunden und die ganze Gesellschaft ist viktorianisch geprägt. Es herscht ein extremes Klassenbewußtsein. Da gibt es die oberen Familien, gefolgt von Handwerker. Ganz unten im Schiff leben die Dreckigen, die von den Bewohnern der oberen Decks gar nicht als Menschen angesehen werden, sondern als Tiere. Dazu kommen noch die Gesindlinge - schlurfende Kreaturen, die stumm und gehorsam dienen, aber über keinerlei Intelligenz verfügen.
    Von der Oberschicht des Schiffes, das eigentlich ein reisender Staat ist, wird nichts in Frage gestellt. Alles war schon immer so, alles bleibt so. Nur sehr wenige Menschen können überhaupt die Welt draußen sehen - nur die besten Familien können sich einen Urlaub auf dem Gartendeck leisten, wo verschiedene Vegetationszonen nachgestellt wurden. Aber auch da kann man lediglich ein kleines Stückchen Himmel erkennen.
    Nur auf der Brücke gibt es einen vollen Überblick. Nur da erkennt man, das der Worldshaker auf seiner Reise durch die Welt nicht nur übers Meer fährt, sondern auch über Kontinente und dabei rücksichtslos auch Dörfer plattwalzt. Angetrieben wird das Schiff dabei von der Kohle, mit der die Dreckigen im Bauch des Schiffes die riesigen Dampfkessel füttern.


    Col beginnt durch die Begegnung mit Riff vieles zu hinterfragen. Er nimmt nicht mehr alles als gegeben hin, obwohl das auch für ihn ein langer Prozess ist. Er bekommt Riff, die ihn sogar noch einen Kuss gegeben hat, einfach nicht mehr aus den Kopf. Obwohl er sich zwischendurch fast ekelt - er, Col Porpentine, mit einer Dreckigen?
    Riff ist ganz anders. Sie ist zwar erst 14, aber in der Welt der Dreckigen muss man schnell erwachsen werden. So ist sie eine der Anführerinnen der Dreckigen und plant eine Revolution. Col soll ihr dabei helfen.


    Insgesamt hat mir das Buch richtig gut gefallen. Die einzelnen Kapitel sind kurz, die Sprache eher einfach und dadurch auch sehr schnell zu lesen. Und eigentlich konnte ich auch nur noch schwer Pausen einlegen. Allerdings fand ich es zeitweise etwas zäh. Es dauert doch etwas, bis Riff und Col sich wiedersehen.
    Erschreckend fand ich den Umgang der Oberklasse mit den Gesindlingen und den Dreckigen. Gerade der Gedanke an die Gesindlinge ist meiner Meinung nach extrem gruselig.
    Die Nebencharaktere waren für mich ein bisschen zu blass, da gab es für mich eher wenige Überraschungen. Bei den meisten konnte ich mir vorstellen, in welche Richtung es gehen würde.


    Am Ende des Buches gibt es zwei Übersichtspläne, auf denen jeweils ein Querschnitt durch das Schiff gezeigt wird. Leider habe ich diese Pläne erst nach dem Lesen entdeckt - ich hätte es besser gefunden, wenn sich die Abbildungen vorne im Buch befunden hätten.


    Fazit: Ein ganzes Empire in einem Schiff. Brutal, düster, tragisch, dabei auch sozialkritisch. Gut, das die Fortsetzung "Liberator" bereits erhältlich ist. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: