Mikael Niemi - Der Mann, der starb wie ein Lachs

  • Originaltitel: Mannen som dog som en lax
    Originalverlag: Norstedts 2006, dt. Ausgabe bei btb 2009
    Aus dem Schwedischen von Christel Hildebrandt
    gelesen als eBook


    Inhalt
    Kriminalroman, Liebesgeschichte, Landschaftsbeschreibung


    Martin Udde ist tot. Er wurde brutal ermordet. Mit einer Fischgabel regelrecht aufgespießt. Ein seltener Ausbruch von Gewalt in einer der nördlichsten Regionen Schwedens, in denen keiner seine Tür abschließt und
    Gastfreundlichkeit auch Fremden gegenüber die Regel ist. Hatte hier jemand eine alte Rechnung zu begleichen? Die junge Stockholmer Polizistin Therese ist nicht begeistert, als sie damit beauftragt wird, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Menschen im hohen Norden kommen ihr merkwürdig vor. Doch bald erkennt sie, dass dieser seltsame Landstrich ihr mehr zu bieten hat als gedacht … [Verlags-Klappentext]


    weiteres
    Anfangs scheint die Stockholmer Kommissarin Therese einen schnellen Erfolg zu verzeichnen und mit Hilfe des örtlichen Polizisten sowie seines Anwärters aufgrund ihrer Kenntnisse von Land und Leuten einen schwer Tatverdächtigen festzumachen. Nach forensischen Untersuchungen aber stellt sich heraus: Esias, der zurückgezogene Taugenichts ist es nicht. Therese geht zurück nach Stocholm und der Krimi endet quasi.


    Was nämlich anfángt wie ein Krimi entwickelt sich zu einer Geschichte über die historisch unglúckliche Entwicklung des Tornedalen-finnisch, dem Meänkielei und eine kaum verhohlene Schwärmerei über die Landschaft an der schwedisch-finnischen Grenze. Ausserdem knüpfen Therese und Esias zarte Bande.


    Zu guter letzt "löst" sich dann doch der Kriminalfall und so schmutzige alte Geschichten wie Pädopholie, Inzest und Rache werden dabei bemüht.


    eigene Meinung
    Mein drittes Niemi-Buch nach dem grossartigen Populärmusik aus Vittula (2002) und der Hommage an "Per Anhalter..." und Lems "Ion Tichy" Das Loch in der Schwarte (2006).
    Hatte mit Populärmusik noch ausserordentlich gut gefallen hatte mich der Zweitling, ein wilder SciFi-Mix, reichlich verwirrt zurückgelassen. Weil Der Mann, der starb wie ein Lachs aber wieder in Pajala, der Heimatstadt von Niemi und Schauort von Populärmusik, spielt, war ich voller Vorfreude. Und einen guten, eventuell skurrilen Krimi lese ich auch mal gerne.


    Von Krimi kann hier aber kaum die Rede sein. Ein schwacher und beinahe gelangweilt runtergespulter Plot ohne Spannung und überraschung. Als Krimi, zumal am Ende auch noch eine doof konstruierte Lösung präsentiert wird
    ,taugt der Roman meiner Meinung eher sehr wenig.


    Die Liebesgeschichte zwischen der Grossstadt-Zicke Therese und dem naturverbundenen Nordmann Esias (ja, genau dererst unschuldig verdächtigte) ist angesichts der Charaktere völlig unglaubwürdig und erinnert eher an sowas wie "Salz auf deiner Haut".


    Interessanter sind die historischen Fakten und Gedankenspiele zur Entwicklung dieses eigentümlichen schwedisch-finnischen Sprachgemischs an der Grenzregion im Norden, die Niemi einschiebt. Und darum und um die Trauer, dass dieser spezielle Dialekt (oder eben eigenständige Sprachduktus) wohl bald aussterben wird.
    Warum der Autor aber dazu einen eher lustlos geschilderten Kriminalplotwählt, bleibt wohl sein Geheimnis, zumal es wohl sein einziger bleiben wird (siehe dieses Interview ).


    Fazit
    Nach dem herzerfrischenden Schelmenstück mit Populärmusik und dem merkwürdigen SciFi Loch in Schwarte nun also vordergründig ein Krimi. Vielseitig ist dieser Autor, das muss man feststellen.
    Leider aber haben mich werder der SciFi noch dieser Krimi überzeugt, geschweige denn interessiert.
    Andere aber mögen das ganz anders sehen und ihren Gefallen finden.


    Eine Chance bekommt er jetzt noch:
    Erschiess die Apfelsine heisst sein vierter auf deutsch erschienener Band, denn ich lesen werde.


    ** takk **

    Es gibt keine grössere Einsamkeit als die des Samurai. Es sei denn die des Tigers im Dschungel